Willensschwäche
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Willensschwäche

Eine handlungstheoretische und moralphilosophische Untersuchung

  1. 327 Seiten
  2. German
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Willensschwäche

Eine handlungstheoretische und moralphilosophische Untersuchung

Über dieses Buch

Die aus dem Alltag bekannte Charaktereigenschaft stellt die Handlungstheorie und Moralphilosophie seit der Antike an vor zahlreiche Rätsel. Von verschiedener Seite wurde bezweifelt, dass eine kohärente Konzeption von Willensschwäche, die sowohl dem alltäglichen Begriff als auch reflektierten handlungstheoretischen wie moralphilosophischen Grundsätzen gerecht wird, überhaupt möglich ist. Dabei taucht das Phänomen in unterschiedlicher Gestalt in verschiedenen Wissenschaften auf: als Problem irrationaler Weisen der Diskontierung (Ökonomie), als mangelnde motivationale Kraft (Psychologie) und schließlich in seiner Reinform als Handeln wider das eigene, bessere Urteil (Philosophie). Hauptsächliches Ziel dieser systematischen Untersuchung ist daher die Entwicklung einer solchen kohärenten Konzeption von Willensschwäche sowie ein besseres Verständnis derselben hinsichtlich grundlegender Theorien des Handelns und Urteilens von Personen.

In Kapitel I werden verschiedene Weisen der Begriffsbestimmung von Willensschwäche verglichen und diskutiert. In Kapitel II wird in die zentralen philosophischen Probleme mit Willensschwäche anhand von Aristoteles und Donald Davidson, eingeführt. Schließlich wird das Phänomen der Willensschwäche in vier philosophischen Problemfeldern diskutiert: das Verhältnis von Evaluation und Motivation; die Intentionalität von willensschwachen Handlungen und die Frage, ob solche Handlungen aus Gründen erfolgen und wie diese beschaffen sind; die Verantwortung für willensschwache Handlungen und ob eine solche überhaupt gerechtfertigt ist; schließlich die Frage nach der Normativität von Willensschwäche, also weshalb wir vermeiden sollten, willensschwach zu sein, sowie Fragen zur Natur von praktischer Irrationalität. Als Ergebnis der Untersuchung stellt sich heraus, dass Willensschwäche möglich ist, da neben rationalen Akten der Selbstbestimmung auch präreflexive Strebungen auf unser Handeln Einfluss nehmen können.

Der methodologische Ansatz der Untersuchung, die Kombination aus handlungstheoretischen und moralphilosophischen Fragestellungen unter Berücksichtigung ähnlicher Debatten in Psychologie und Ökonomie, erschließt umfassend und systematisch die vielfältigen Aspekte von Willensschwäche. Die Analyse dieser Form von praktischer Irrationalität erlaubt zudem produktive Rückschlüsse auf zahlreiche andere philosophische Problemfelder und erweitert unsere Auffassung der Struktur unseres rationalen Denkens und Handelns.

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Information

Fußnoten

Einleitung

1 Zu Platons Position vgl. Kap. III.2. Zu beachten ist, dass Platons eigene Position zu unterscheiden ist von der Position des Sokrates im Protagoras.
2 „A dominant role in nearly all recent inquiries into the free-will problem has been played by a principle which I shall call ‚the principle of alternate possibilities.‘ This principle states that a person is morally responsible for what he has done only if he could have done otherwise.“ (Frankfurt 1969, S. 1)
3 „To take seriously the possibility of acting contrary to one’s better judgment is at the same time to raise problems about the distinction between weakness and compulsion. I have argued that the common view, according to which the differentiating feature is that the weak are able to conform their behavior to their practical judgments, is unjustified. Instead, I have proposed that weakness of will involves the failure to develop certain normal capacities of self-control, whereas compulsion involves desires which even the possession of such capacities would not enable one to resist.“ (Watson 1977, S. 339)

Chapter 1

4 Ich verwende hier einen naiven Begriff von ‚Phänomen‘ im Sinne von „etwas, das sich in der Erfahrung zeigt“ und nicht einen spezifischen Phänomenbegriff einer der diversen phänomenologischen Schulen.
5 Vgl. Rachlin 2000; Baumeister/Vohs 2004.
6 Vgl. Mele 2002; Radoilska 2013; Watson 1999.
7 Vgl. Frederick et al. 2002.
8 „It seems to me that one should rather argue contrapositively here. It is so notorious a fact about human agents that they are often subject to acrasia that any ethical position that makes this seem queer or paradoxical or impossible is automatically suspect for just this reason.“ (Lemmon 1962, S. 144)
9 Vgl. Kap. I.3.
10 Vgl. Hare 1952; Kap. III.3.1.
11 Vgl. Kap. I.5.3.a.
12 „One of the conditions for akrasia is that the agent be capable of recognizing that he has violated his preferences.“ (Rorty 1980a, S. 244)
13 „Someone capable of akrasia ofaparticular kind is capable of voluntary action in that domain: this means that he is in principle the sort of personwho could have done otherwise.“ (Rorty 1980a, S. 245)
14 „If he were incapable of recognizing that his action violates his preferred judgment, then he would not be the sort of person for whom that action is properly voluntary. This condition is a reflexive one. Not only does the akratic agent have preferences, but he must also be capable of recognizing them as his preferences. If the akratic action is voluntary, the agent must be capable of avoiding it, not just accidentally avoiding it, but avoiding it because he takes it to be a violation of his preference.“ (Rorty 1980a, S. 245)
15 Vgl. Rorty 1980a, S. 237f.
16 „Option generation could be dysfunctional because of the form of the process (the number of options generated) or the content of the process (the nature of the generated options).“ (Kalis et al. 2008, S. 407)
17 „The idea is that sometimes people just do not care about translating their general values into concrete options for action.“ (Kalis et al. 2008, S. 407)
18 Vgl. Kap. II.1.
19 Vgl. hier die Studien von George Ainslie (2004) über hyperbolische Diskontierung. Vgl. Kap. III.2.2.
20 Vgl. Bratman 1987.
21 Vgl. Mele 2010a; Mele 2012, Kap. 2.
22 Mele unterscheidet dementsprechend auch zwischen evaluativen und exekutiven praktischen Selbstverpflichtungen (evaluative and executive practical commitments).Vgl. Mele 2010a, S. 394.
23 Vgl. David Owens 2002; Ribeiro 2011.
24 Dagegen ist der doxastische Voluntarismus eine Theorie, die von einem starken Anteil des Willens an der Bildung von Überzeugungen ausgeht. Für eine Kritik an diesem vgl. Williams 1970.
25 ,F‘ und ,G‘ stehenfür Handlungen wie z. B. „einkaufen gehen“, „die Rechnung bezahlen“, „das Dach reparieren“ usw. Der Zusatz „-en“ dient der besseren Lesbarkeit.
26 Vgl. Mele 2012 und seine Definition von ,core acratic/weak willed action‘ : „I call it core acratic action and define it as free, sane, intentional action that, as the nondepressed agent consciously recognizes at the time of action, is contrary to his better judgment, a judgment based on practical reasoning.“ (Mele 2012, S. 8)
27 Vgl. Müller 2009, S. 18ff.
28 Der Begriff ,normativ‘ ist zweideutig: einerseits als genereller Begriff für alles Normative im Unterschied zum Deskriptiven, andererseits als Bezeichnung für einen ausgezeichneten normativen Bereich, den Bereich moralischer und anderer Normen, von dem wiederum der Bereich des Evaluativen, moralische oder andere Werte betreffend, unterschieden werden kann.
29 Vgl. Mele 1987c; Beier 2010.
30 Vgl. Kap. III.1.
31 Ich halte die beiden Begriffe ,Versuchung‘ und ,Verführung‘ für im Grunde synonym und werde sie in Folge so verwenden. ,Verführung‘ wird vielleicht nur in interpersonalen Fällen gebraucht – ,sich selbst verführen‘ klingt zumindest für meine Ohren nicht richtig, im Gegensatz zu ,sich selbst versuchen bzw. in Versuchung führen‘ – und ist stärker sexuell konnotiert.
32 „One sense of temptation is used casually to refer to garden variety desires and attractions, and another, the main moral sense, connotes a desire for what one thinks is in some way...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Imressum
  4. Vorwort
  5. Inhalt
  6. Einleitung
  7. I Phänomen und Begriff der Willensschwäche
  8. II Willensschwäche als philosophisches Problem
  9. III Problemfeld Evaluation und Motivation
  10. IV Problemfeld Intentionalität
  11. V Problemfeld Verantwortung
  12. VI Problemfeld Normativität
  13. VII Willensschwäche als Kehrseite reflexiver Selbstbestimmung
  14. Fußnoten
  15. Bibliographie
  16. Index