Deutsche Grammatik in Kontakt
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Deutsche Grammatik in Kontakt

Deutsch als Zweitsprache in Schule und Unterricht

  1. 351 Seiten
  2. German
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Deutsche Grammatik in Kontakt

Deutsch als Zweitsprache in Schule und Unterricht

Über dieses Buch

Die Thematik Deutsch als Zweitsprache (DaZ) ist zum alltäglichen Gegenstand in allen Schulformen und -stufen geworden. Die hohe Anzahl mehrsprachig aufwachsender Kinder und Jugendlichen im deutschsprachigen Raum und die sprachlichen Besonderheiten, die diese heterogene Gruppe mit sich bringt, stellen sowohl Schulen als auch Universitäten vor Herausforderungen, die lange unbeachtet blieben. Trotz einiger Studien bleiben Fragen zu spezifischen Erwerbsverläufen grammatischer Strukturen und zu Besonderheiten und Unterschieden des Zweitspracherwerbs im Deutschen im Vergleich zum Erstspracherwerb ungeklärt. Vor diesem Hintergrund diskutiert der Band unterschiedliche Perspektiven auf den Phänomenbereich Deutsche Grammatik in Kontakt in Schule und Unterricht in Bezug auf ihre potentielle Relevanz für einen Grammatikunterricht in multilingualen Zusammenhängen. Ziel ist es, aktuelle Ansätze, Forschungsergebnisse und Konzeptionen zusammenzuführen, sie im Hinblick auf ihre mögliche Anwendung im schulischen oder universitären Grammatik-Alltag kritisch zu hinterfragen und damit neue Impulse für eine sowohl empirisch als auch theoretisch fundierte Reflexion von grammatischen Diskursen im Bereich Deutsch als Zweitsprache zu bieten.

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Information

Mathilde Hennig

Grammatisches Wissen und literale Kompetenz

Abstract: This chapter discusses the controversial question whether form focused instruction has a positive influence on language learning, suggesting to take grammatical phenomena of more elaborated written communication (like in academic writing) into consideration. Therefore, the paper focuses on relations between competence in advanced written communication and grammatical phenomena. The underlying hypothesis is that metaknowledge of the grammatical phenomena is useful for handling more complex grammatical structures in advanced written communication. This hypothesis is tested on the basis of an empirical study, in which students were asked to correct complex sentences that are grammatically deficient. Students who were provided with a set of grammatical terms (such as case, adjective, coordination) not only tended to give more appropriate explanations of the problems, they also succeeded better in correcting the sentences. This result leads to the conclusion that we cannot assume that language acquisition happens naturally in advanced written communication. Given these facts, the paper closes with a plea for more grammar teaching in German classes.

1 Einleitung

Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, ob ein Zusammenhang zwischen explizitem grammatischem Wissen und literaler Kompetenz angenommen werden kann. Die Frage nach der Rolle expliziter grammatischer Kenntnisse für den Spracherwerb gehört zu den altbekannten Grundsatzfragen: „Solange Fremdsprachen gelehrt und gelernt werden, gibt es das Problem, wie weit Grammatik bewusst zu lehren und zu üben sei“ (Butzkamm 2002: 83). Mit einer Schwerpunktsetzung auf Zusammenhänge zwischen grammatischem Wissen und konzeptioneller Schriftlichkeit möchte ich versuchen, einige neue Aspekte in die Diskussion einzubringen.
Die Frage nach der Berechtigung von Grammatikunterricht und der Relevanz von metasprachlichem grammatischem Wissen für die objektsprachliche Sprachkompetenz ist sowohl im Kontext von Deutsch als Fremdsprache, Deutsch als Muttersprache und Deutsch als Zweitsprache immer wieder diskutiert worden (vgl. in Bezug auf DaF bspw. Harden/Marsh 1993, Helbig 1993 und in Bezug auf DaM Klotz 1996, Ingendahl 1999, Bredel 2007). Der vorliegende Beitrag knüpft schwerpunktmäßig an der im Kontext von Deutsch als Zweitsprache geführten Diskussion an (Kapitel 2), weil auf diese Weise eine Einbettung in den Kontext des Sammelbandes erfolgen kann. Die theoretischen Vorüberlegungen zu konzeptioneller Schriftlichkeit und literaler Kompetenz sowie grammatischem Wissen, grammatischer Terminologie und literaler Kompetenz werden in den Kapiteln 3 und 4 vorgestellt. Kapitel 5 beinhaltet die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung, die anhand von ausgewählten Problemfällen aus dem Bereich konzeptioneller Schriftlichkeit Einflussfaktoren auf literale Kompetenz erhebt und dabei einen Schwerpunkt auf die Rolle der grammatischen Terminologie legt. Ein solcher Schwerpunkt wird hier deshalb gelegt, weil die Bemühungen um eine Reform der schulgrammatischen Terminologie (vgl. Ossner 2012 sowie Hennig 2012b) den Beschäftigungsanlass für die Frage nach der Rolle von grammatischem Wissen für die literale Kompetenz bildete: Der Vorschlag einer Reform der schulgrammatischen Terminologie setzt schließlich eine Rechtfertigung der Grammatik als Gegenstand des schulischen Deutschunterrichts voraus.

2 Grammatikunterricht und Deutsch als Zweitsprache

Ellis bietet in seinem Handbuch zum Zweitspracherwerb einen umfangreichen Überblick über theoretische Positionen und empirische Studien zu „instruction as direct intervention – FORM FOCUSED INSTRUCTION (FFI)“ (2008: 837). Ergebnisse empirischer Studien fasst Ellis unter den Gesichtspunkten „Effects of FFI on L2 acquisition“ (2008: 848ff.); „The effects of FFI on production accuracy“ (2008: 855ff.); „The effects of FFI on the order and sequence of acquisition“ (2008: 860ff.); „The durability of FFI effects” (2008: 866ff.) sowie „The effects of different types of formal instruction“ (2008: 868ff.) zusammen.
Die zusammenfassende Betrachtung verschiedener empirischer Studien ergibt in Bezug auf die Effekte von FFI häufig ein ambivalentes Bild, wie die folgenden beiden Zitate zu „Effects of FFI on L2 acquisition“ und „The effects of FFI on production accuracy“ illustrieren:
In general, then, there is support for the claim that FFI helps language learners (both foreign and second) to develop greater L2 proficiency, particularly if it is linked with opportunities for natural exposure. Foreign language learners appear to benefit by developing greater communicative skills, while second language learners benefit by developing greater linguistic accuracy. (Ellis 2008: 854)
The general picture which emerges from the studies we have examined so far is that FFI often does not work, particularly when acquisition is measured in relation to spontaneous speech. However, a number of other studies carried out in Canada suggest that grammar teaching can have positive effects on learning. (Ellis 2008: 857)
Ellis schlussfolgert: „There are a large number of studies that have investigated the effects of FFI on L2 acquisition but clear conclusions are difficult to arrive at“ (2008: 900). Das liegt erwartungsgemäß vor allem an der Heterogenität der Erhebungsmethoden, verbunden mit der alles andere als trivialen Frage, wie Lernerfolg überhaupt messbar ist.
Auch Diehl et al. nehmen eine vergleichbare verhaltene Position ein:
Im augenblicklichen Stand der Forschung ist man sich nur darin einig, dass es zwei verschiedene Arten von L2-Lernen gibt, ob man sie nun mit den Etiketten ‚explizit‘ und ‚implizit‘ oder anderen versieht. Weitgehend dürfte auch darin Einigkeit bestehen, dass L1-wie auch L2-Sprecher Regeln verwenden, die sie nicht nennen können, dass sie über ihr ,implizites‘ Wissen allerdings reflektieren können, und schliesslich, dass sie über ein explizites Wissen verfügen können, ohne in der Lage zu sein, dieses Wissen in ihren Sprachproduktionen anzuwenden. Unklar ist hingegen nach wie vor, ob – und wenn ja, wie – explizites Wissen implizite Erwerbsprozesse stützen kann. Die nuancierte Position, die Ellis in dieser Frage einnimmt, könnten auch wir uns zu eigen machen: Explizites Wissen kann vermutlich dann hilfreich sein, wenn es zum ‚richtigen Zeitpunkt‘ vermittelt wird, d.h. dann, wenn der Lerner sich in der entsprechenden Erwerbsphase befindet, in der er für das vermittelte Regelwissen empfänglich ist, wenn also die erwerbsmässigen Voraussetzungen gegeben sind. (Diehl et al. 2000: 48–49; meine Hervorhebung, M.H.)
Die Frage nach „effects of FFI on the order and sequence of acquisition“ spielt eine zentrale Rolle in der Diskussion um positive oder negative Effekte von Grammatikunterricht auf den Zweitspracherwerb. Diehl et al. weisen mit ihrer Studie zum Erwerb von Verbalflexion, Verbstellung und Kasus nach, dass schulischer Grammatikunterricht keinen unmittelbaren Einfluss auf den Grammatikerwerb hat: „In keinem der drei Bereiche verläuft der Erwerb parallel zum schulischen Grammatikprogramm“ (2000: 359). Auch Ellis schlussfolgert, dass Grammatikunterricht sich als „powerless to alter the natural sequence of acquisition“ erweist (2009: 863).
Der kurze Überblick über den Einfluss von Grammatikunterricht auf den Erwerb grammatischer Gesetzmäßigkeiten hinterlässt den Eindruck:
  1. dass trotz umfangreicher empirischer Studien nicht als nachgewiesen gelten kann, ob die explizite Vermittlung grammatischer Phänomene im Grammatikunterricht einen positiven Einfluss auf den Erwerb hat oder nicht und
  2. dass die natürliche Erwerbsfolge offenbar nicht vom Grammatikunterricht beeinflusst werden kann.
Zwar stimmt dieses Bild nicht optimistisch in Bezug auf den Nutzen von expliziter grammatischer Instruktion, m.E. lohnt jedoch ein Blick auf die grammatischen Phänomene, die Gegenstand dieser Schlussfolgerungen sind.
Die folgende Zusammenstellung von „targets“ in FFI-Studien aus Ellis (2008) bietet einen Überblick über die in den Studien behandelten grammatischen Phänomene:
Übersicht 1: „targets“ von Erwerbsstudien (Ellis 2008)
S. 878: Selected input processing structures
Van Patten and Cadierno (1993)position of object clitic pronouns in Spanisch
Allen (2000)French causative
Wong (2004)Article use in negative and affirmative statements...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Zum Geleit
  6. Utz Maas: Sprachausbau in der Zweitsprache
  7. Grammatisches Wissen
  8. Mathilde Hennig: Grammatisches Wissen und literale Kompetenz
  9. Jakob Ossner: Grammatik im Studium
  10. Wilhelm Grießhaber: Grammatische Terminologie und mehrsprachige Schülerinnen und Schüler
  11. Sabina De Carlo & Jana Gamper: Die Ermittlung grammatischer Kompetenzen anhand der Profilanalyse
  12. Christian Braun: Schwierigkeiten und Probleme bei der grammatischen Textanalyse – ausgesuchte Fallbeispiele
  13. Fehler versus Abweichung
  14. Melanie Lenzhofer-Glantschnig & Elisabeth Scherr: Abweichungen sind keine Fehler
  15. Arne Ziegler & Anna Thurner: Syntaktische Fehlerquellen im DaZ-Unterricht
  16. Empirische Untersuchungen
  17. Christine Czinglar, Katharina Korecky-Kröll, Kumru Uzunkaya-Sharma & Wolfgang U. Dressler: Wie beeinflusst der sozioökonomische Status den Erwerb der Erst- und Zweitsprache?
  18. Christin Schellhardt & Christoph Schroeder: Nominalphrasen in deutschen und türkischen Texten mehrsprachiger Schüler/-innen
  19. Anja Binanzer: Von Sexus zu Genus?
  20. Klaus-Michael Köpcke & Verena Wecker: Deutsche Pluralmorphologie im DaZ-Erwerb
  21. Yüksel Ekinci: Grammatik- und Wortschatzvermittlung in sprachlich heterogenen Lernergruppen
  22. Fußnoten
  23. Personenverzeichnis
  24. Autorenverzeichnis