Adpositional kodierte Raumrelationen im Chinesischen und Deutschen
eBook - ePub

Adpositional kodierte Raumrelationen im Chinesischen und Deutschen

  1. 286 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Adpositional kodierte Raumrelationen im Chinesischen und Deutschen

Über dieses Buch

Das Buch erarbeitet eine Systematisierung der Lokalisation im adpositionalen Bereich des Chinesischen und Deutschen im Sinne eines tertium comparationis und geht somit der Frage nach, in welchen Verhältnissen verschiedene adpositional kodierte Raumrelationen zueinander stehen. Hierzu werden einschlägige Ansätze in der theoretischen und typologischen Literatur überprüft und revidiert.
Es zeigt sich, dass Lokalrollen und Regionen zwei Metakategorien der adpositionalen Raumrelationen bilden und beide zueinander eine komplex hierarchische Struktur aufweisen. Dies wird durch detaillierte Analysen der adpositionalen Kodierungen von Raumreferenz in beiden Sprachen untermauert, wobei die Diskussion sprachspezifischer Probleme erfolgt.
Darüber hinaus werden symbolische Komplexitätsverhältnisse zwischen den Untertypen der beiden Metakategorien festgestellt und Perspektivierungsleistungen von diesen werden vorgelegt.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Adpositional kodierte Raumrelationen im Chinesischen und Deutschen von Jyhcherng Jang im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Sprachen & Linguistik & Deutsch. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Jahr
2015
ISBN drucken
9783110369298
eBook-ISBN:
9783110394283

1Einleitung

Zum Sprachvergleich wird generell ein Tertium Comparationis herangezogen, das nach Heger (1990/91) weder Einzelsprachliches noch Außersprachliches zu sein hat, sondern „etwas Außereinzelsprachliches“, d.h. etwas, das über eine Einzelsprache hinaus besteht, sich aber innerhalb der jeweiligen Einzelsprachen sprachlich manifestiert. Lehmann (2005: 167–168) geht aus methodologischer Sicht davon aus, dass ein solches Tertium Comparationis nicht von vornherein gegeben ist, sondern im Laufe des Sprachvergleichs erst erschlossen werden muss. Der Vergleich ist damit eine Methode, um außereinzelsprachliche Parameter im wechselseitigen Abgleich einzelsprachlicher Realisierungen und übereinzelsprachlicher Prinzipien zu rekonstruieren.
Schon die modistischen Grammatiker im Mittelalter sind zu der Erkenntnis gelangt, dass nur die funktionalen Kategorien universal sind, während ihre formalen Realisierungen von den zur Verfügung stehenden sprachlichen Mitteln der Einzelsprachen unterschiedlich ausgeprägt werden (siehe Leiss 2009). Somit sollte ein Tertium Comparationis vom funktionalen Aspekt ausgehen.
Angenommen, es liegen zwei Sprachen A und B vor. Es ist durchaus möglich, dass eine funktionale Kategorie in Sprache A overt kodiert ist, während sie in Sprache B auf der Oberfläche unsichtbar bleibt und damit zunächst unbeachtet bleibt. Im Zuge eines Vergleichs von Sprache A und B kann die sichtbare Kodierung eines funktionalen Bereichs in Sprache A eine Orientierung in der opaken Organisationsweise in demselben Bereich in Sprache B ermöglichen.
Im Sprachvergleich wird prinzipiell entweder ein semasiologischer oder onomasiologischer Ansatz herangezogen. D.h. man geht semasiologisch vor, wenn eine formale Kategorie, beispielsweise eine bestimmte Wortart als Ausgangspunkt verwendet wird. Im Gegensatz dazu geht ein onomasiologischer Ansatz von einer funktionalen oder semantischen Kategorie wie Temporalität und Spatialität aus, um anschließend unterschiedliche Kodierungsweisen in den zu vergleichenden Sprachen zu identifizieren.
Die vorliegende Arbeit wird diese beiden methodischen Ansätze miteinander verknüpfen. Mehr Gewicht wird jedoch auf den funktionalen Aspekt gelegt, da dieser die Grundlage des Tertium Comparationis bildet. Untersuchungsgegenstand sind dabei die sogenannten lokalen bzw. räumlichen Adpositionen1 im Chinesischen und Deutschen. Wie die Bezeichnung „räumliche Adposition“ bereits impliziert, bezieht sie sich auf die Wortart der Adposition als formale Kategorie einerseits und den funktionalen Bereich der Raumrelationen andererseits. Zur Illustrierung dienen folgendes Beispiel aus dem Chinesischen und dessen deutsche Entsprechung, wobei die Adpositionen durch Fettdruck hervorgehoben werden.
image
Um den entsprechenden Inhalt und somit die entsprechende räumliche Relation zum Ausdruck zu bringen, enthält der chinesische Satz eine Präposition (PRP: zài) und eine Postposition (POSP: qián), während die deutsche Entsprechung mit nur einer Präposition auskommt. Es stellt sich damit die Frage, ob die deutsche Präposition vor den beiden Adpositionen im Chinesischen inhaltlich entspricht, oder ob die Verwendung zweier distinktiver Adpositionen im Chinesischen darauf hinweist, dass in der Präpositionalphrase beider Sprachen zwei verschiedene Raumrelationen ausgedrückt werden. Wenn dies der Fall ist, muss ermittelt werden, ob sich die deutsche Präposition vor somit auf zwei verschiedene Raum-relationen bezieht.
Diese Fragen sind eingebunden in folgende übergeordnete Frage: Wie lassen sich adpositional kodierte Raumrelationen überhaupt systematisieren? Die vorliegende Arbeit geht davon aus, dass die raumbezogenen Adpositionen als eine Gruppe von räumlichen Relatoren angesehen werden und ein System von Lokalisation darstellen. Dieses System sollte sowohl übereinzelsprachliche Prinzipien als auch spezifische Realisierungsweisen, die mit den einzelsprachlichen Ressourcen zusammenhängen, aufweisen. Die Zielsetzung dieser Arbeit ist es, dieses System im Sinne eines Tertium Comparationis in Verbindung mit den eben gestellten Fragen anhand der Analyse der Adpositionen im Chinesischen und Deutschen herauszuarbeiten.
Die vorliegende Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Das zweite Kapitel beschäftigt sich zunächst mit dem konzeptionellen Rahmen. Die typischen Raumrelationen, die über Adpositionen kodiert werden, sind ORT2 und WEG bzw. Lokativität und Direktionalität. Zu den Verhältnissen dieser Raumkategorien finden sich in der Literatur grundsätzlich zwei verschiedene Annahmen. Eine Klärung dieser Verhältnisse ist von Belang, da verschiedene Annahmen zu unterschiedlichen Strukturierungen der Raumrelationen führen. Daher wird zunächst anhand zweier theoretischer Positionen der Forschungsstand in Bezug auf die Verhältnisse der Raumrelationen zueinander besprochen, um anschließend die Systematisierung der adpositional kodierten Raumrelationen zu präzisieren. Hierbei wird am Beispiel der chinesischen Daten vor allem dafür argumentiert, dass sich die raumre-lationale Anordnung, die durch Adpositionen kodiert wird, in LOKALROLLE und REGION aufgliedern lässt, die zueinander in einer Teil-Ganzes-Relation stehen. Diese Unterscheidung führt zu einer theoretischen Modellierung der Raumrelationen, die im Folgenden als primäres Tertium Comparationis im Bereich der sprachlichen Lokalisation herangezogen wird. Aufbauend auf dieser Systematisierung wird die Frage gestellt, welche Konsequenzen sie für die Analyse lokaler Präpositionen im Deutschen haben kann.
Diese theoretische Konzeption soll anhand von empirischen Analysen des Deutschen und Chinesischen überprüft werden. Die Untersuchung beginnt mit der Analyse der chinesischen Adpositionen, da diese eine transparentere Kodierungsweise aufweisen als die deutschen Präpositionen, wie die beiden adpositionalen Klassen im Chinesischen in (1) bereits andeuten. Diese sollen zunächst in Kapitel 3 in Bezug auf morphosyntaktische Eigenschaften mit Berücksichtigung der typologischen und historischen Perspektive bestimmt werden. Dies liegt vor allem darin begründet, dass die Bestimmung der beiden adpositionalen Klassen im Vergleich zu der von Präpositionen im Deutschen nicht durch sichtbare morphologische Kriterien wie Nicht-Flektierbarkeit erfolgen kann und sich daher in der Literatur heterogene Klassifizierungsvorschläge finden. Darüber hinaus werden grammatische Merkmale der Adpositionen in Abgrenzung zu benachbarten syntaktischen Kategorien wie Adverbien herausgearbeitet.
Nach dieser Darstellung wird in Kapitel 4 das Beschreibungsmodell der Raumrelationen aus Kapitel 2 anhand der arbeitsteilenden Prä- und Postpositionen im Chinesischen überprüft und präzisiert. Dafür werden Sprachdaten aus einem selbst erstellten deutsch-chinesischen Parallelkorpus sowie einem chinesischen Online-Korpus herangezogen. Die Analyse erfolgt in erster Linie durch die Zuordnung der Adpositionen zu verschiedenen Typen von LOKALROLLEN und REGIONEN sowie durch die Untersuchung deren Kombinierbarkeit. Um die vorgeschlagene Systematisierung hinsichtlich ihrer übereinzelsprachlichen Gültigkeit zu bekräftigen, erfolgt anschließend ein Exkurs zur Organisation räumlicher Relationen durch Lokalkasus in einigen kasusreichen Sprachen.
In Kapitel 5 werden adpositionale Kodierungen räumlicher Relationen im Deutschen im Rahmen der erarbeiteten Modellierung untersucht. Diese Untersuchung erfolgt in drei Etappen, wobei Sprachdaten aus dem deutsch-chinesischen Parallelkorpus und Online-Korpora des Deutschen verwendet werden. In der ersten Etappe wird das Hauptaugenmerk auf die sogenannten Wechselpräpositio-nen gelegt, da diese im Vergleich zu den übrigen deutschen Präpositionen einen allgemein angenommenen Zusammenhang zwischen Kasusalternierung (Akkusativ und Dativ) und Raumsemantik aufweisen. Hierbei stellt sich die Frage, ob die Wechselpräpositionen, wie in der Literatur (z.B. Steinitz 1992; Vandermeeren 2004; Duden-Grammatik 2009: 608; Turgay 2010b) oft angenommen, in Bezug auf die LOKALROLLE polysem sind und in welchen Beziehungen der Raumrelationen sie in Bezug auf die ausdrucksseitige Komplexität stehen. Darüber hinaus wird danach gefragt, welche Rolle Kasus und Kasusalternierung bei der Konstitution räumlicher Relationen spielen. Im zweiten Schritt werden die übrigen primären Lokalpräpositionen im Deutschen behandelt. Die Analyse erfolgt wie bei den Wechselpräpositionen durch die Zuordnung der Präpositionen zur REGION und/oder LOKALROLLE. Die Ergebnisse der ersten beiden Teile werden schließlich in der dritten Etappe zu einer einheitlichen Systematisierung zusammengeführt.
Die Fragestellungen für die darauf folgenden beiden Kapitel entstehen aus der empirischen Analyse der chinesischen und deutschen Sprachdaten in Kapitel 4 und 5. Die erste Frage betrifft die LOKALROLLE. Da sich herausstellt, dass bestimmte Typen wegbezogener LOKALROLLE Unterschiede in Bezug auf Perspektivität aufweisen (vgl. z.B. durch den Fluss als telische ROUTE vs. entlang des Flusses als atelische ROUTE), wird im sechsten Kapitel untersucht, welchen gemeinsamen Nenner die Perspektivierungen, die im lokaladpositionalen, verbalen und nominalen Bereich gebildet werden, besitzen. Darauf aufbauend wird die Klassifikation der LOKALROLLE in Bezug auf die Perspektivitätsunterschiede erweitert, wobei das Verhältnis zwischen LOKALROLLE und REGION mitberücksichtigt wird.
Die zweite Fragestellung betrifft die Raumrelation der REGION. Diese lässt sich in topologische und projektive Relationen einteilen (Näheres hierzu siehe Kapitel 2.2.3). Aus der Analyse der deutschen Präpositionen in Kapitel 5 lässt sich die Tendenz erkennen, dass die REGIONS-Typen mit der Komplexität der grammatischen Operationen korrelieren. Daher wird in Kapitel 7 erörtert, wie diese Korrelation zu begründen ist. Daraufhin wird auf diese Wechselbeziehung zwischen semantischem und formalem Aspekt im adpositionalen Bereich im Deutschen und Chinesischen näher eingegangen. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse in Kapitel 8. Insgesamt bestätigt die Analyse der deutschen und chinesischen Adpositionen damit zum einen das vorgeschlagene Klassifikationssystem der Raumrelationen. Zum anderen erweist sich die Modellierung als geeignetes außereinzelsprachliches Tertium Comparationis. Es bestätigt sich damit die übergeordnete Ausgangsthese, dass koverte funktionale Kodierungssysteme sowie daran gebundene Vergleichsparameter im Sprachvergleich sichtbar gemacht werden können.

2Konzeptioneller Hintergrund

In der Literatur findet sich eine nahezu unüberschaubare Anzahl an Untersuchungen, die sich der Versprachlichung räumlicher Relationen widmen. Von diesen unterschiedlichen Ansätzen sind im Folgenden insbesondere drei Forschungsrichtungen für die vorliegende Arbeit relevant. So wird zum einen häufig die lexikalische Semantik von räumlich verwendeten Präpositionen in Bezug auf Polysemie thematisiert (z.B. Herweg 1989; Wunderlich 1990; Klein 1991; Steinitz 1992; Meex 2002; Nüse 2007; Turgay 2010a). Eine weitere größere Forschungsrichtung findet man im Rahmen der semantisch-konzeptionellen Dekomposition des Lokalisationsereignisses von Talmy (1983, 2000a, b) und der daraus erfolgten Sprachtypologie mit der Unterscheidung in die sogenannten „Verb-framed languages“ und „Satellite-framed languages“ (vgl. etwa Berthele 2006 zu Varietäten des Deutschen, Rätoromanischen und Französischen; Peyraube 2006 und Chen/Gou 2009 zum Chinesischen). Ein dritter Forschungszugang beschäftigt sich mit der Analyse der Syntax lokaler Präpositionalphrasen (z.B. Cinque/Rizzi (Hg.) 2010; Turgay 2010b).
In diesen Untersuchungen werden zwar verschiedene Typen von Raumkonzepten und -relationen herausgearbeitet, eine systematische Beschäftigung mit den Verhältnissen zwischen Raumrelationen findet dabei jedoch nur selten statt. In Bezug auf die Arbeiten, die ein einheitliches Klassifikationssystem anstreben, lassen sich zwei Auffassungen hinsichtlich des Verhältnisses der beiden räumlichen Relationen ORT ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Vorbemerkung
  5. Inhalt
  6. 1 Einleitung
  7. 2 Konzeptioneller Hintergrund
  8. 3 Adpositionen als Wortart im Chinesischen
  9. 4 Adpositional kodierte Raumrelationen im Chinesischen
  10. 5 Adpositional kodierte Raumrelationen im Deutschen
  11. 6 Strukturen adpositional kodierter LOKALROLLEN
  12. 7 Komplexitätsverhältnis der adpositional kodierten REGIONEN
  13. 8 Zusammenfassung
  14. Literaturverzeichnis
  15. Sachregister
  16. Fußnoten