Fragmente
  1. 958 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Über dieses Buch

Gegenstand dieser kritischen Edition sind ca. 170 erzählerische bzw. essayistische Texte Theodor Fontanes, die als Entwürfe überliefert sind. Etwa 80 Texte werden hier erstmals publiziert. Fontane, dessen Nachlass zu den größten Schriftstellernachlässen des 19. Jahrhunderts gehört, hat außerordentlich viele solcher unvollendeten Texte hinterlassen. Über viele Stoffe und Sujets parallel verfügen zu können, gehörte besonders für den Romancier zur conditio sine qua non seines Schaffensprozesses. Umfangreiche Roman-Manuskripte gehören ebenso dazu wie kurz notierte Gesprächsskizzen oder Figurenentwürfe.

Die Edition, herausgegeben im Auftrag des Theodor-Fontane-Archivs, gibt erstmals eine Gesamtübersicht über diese von der Forschung bislang nur punktuell wahrgenommenen Texte. Eine digitale Präsentation der Handschriften auf der Website des Theodor-Fontane-Archivs ist in Vorbereitung.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Fragmente von Christine Hehle, Hanna Delf von Wolzogen, Christine Hehle,Hanna Delf von Wolzogen, Theodor-Fontane-Archiv im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Literature & German Literary Criticism. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

TEIL I:
ERZÄHLUNGEN

I.1 HISTORISCHE ERZÄHLUNGEN

WOLSEY

[SBB, St 75, 2] [Nürnberger 1965, 400–402] [NFA 24, 103] [HFA 1V, 599–600] [HFA 2I/7, 219–220]
Es war um Weihnachten 1529, der Schnee lag hoch und alle Fahrstraßen in Yorkshire waren verschneit. Ein Reiter aber der in raschem Trab bei anbrechender Dunkelheit¬ des Weges kam schien wenig dadurch behindert zu werden und rasch und sorglos¬ wie einer der seines Zieles sicher ist trabte er rasch über die weiße nur hier [5] und da von einer Pappel unterbrochne endlose¬ Schneefläche hintrabend¬, hob er sich¬ nur von Zeit zu Zeit im Sattel sich hebend als wie wenn er aus¬schaue er aus¬ nach einem Merkmal für die Richtigkeit des eingeschlagnen¬ Weges oder nach dem ersehnten¬ Ziele selbst aus. Jetzt prustete sein Pferd muntrer als zuvor; und im selben Augenblick blitzte am Horizont ein Licht auf dem es jetzt und¬ ohne [10] daß der Reiter Sporn oder Gerte gebraucht hätte, trug ihn sein Pferd jetzt¬ in immer raschrem Laufe entgegen ging querfeldein.
Nach zehn Minuten hielt der Reiter vor Sheffield-House und stieg ab. Es Das Haus vor dem er stand¬ war ein alterthümlicher Bau, aus der besten gothischen Zeit. Ursprünglich hatte hier nur eine Abtei gestanden¬ deren Kirche gestanden die auch [15] jetzt noch den Mittelpunkt des ganzen Besitzthums bildete; die Mönchswohnungen aber die sich damals¬ unmittelbar an die Westseite der Kirche angelehnt hatten, waren im vorigen Jahrhundert fortgeschafft worden und das stattliche Herrenhaus desselben Talbot des Grafen von Shrewsbury war an ihre Stelle getreten. Der zweistöckige aus festem Sandstein aufgeführte Schloßbau Gebäude¬, der das¬ jetzt im [20] rechten Winkel auf die Thurmfront der Kirche stand glich eher einem Schloß als einem Wohnhaus und nur die Ungeschütztheit seiner Lage und die Abwesenheit von Wall, Graben und Brücke, ließen den es trotz des¬ mächtigen viereckigen Thurms der das Gebäude flankirte an seinem Westgiebel¬ und trotz der achteckigen Thürmchen die sich wie 2 Wächter am Portal erhoben, mehr als Schmuck oder Laune denn [25] als ein bloßes Herrenhaus¬ eine Befestigung erscheinen.
Dicht am Portal war eine Glocke, er zog daran, aber es währte ziemlich lange ehe es¬ drinnen im Haus Halle was lebendig wurde sich rührte¬ und doch war Feuer in der Halle, das sah man an dem Gluthschein der sich oben im Portalfenster spiegelte. – Werfen wir, während unser Reiter unwirsch auf und ab geht und seine Arme kräftig [30] zusammenschlägt um sich zu wärmen, einen Blick auf das Herrenhaus, das sich ihm öffnen soll.
[SBB, St 75, 3] [Nürnberger 1965, 402–403] [NFA 24, 104] [HFA 1V, 600–601] [HFA 2I/7, 220–221]
Endlich ward ein Riegel zurückgeschoben und die Thür öffnete sich. Ein Alter, mit einem Kienspahn in der Hand, sah zu der vermummten in allerhand Tücher gehüllten ziemlich unkenntlichen Reitergestalt hinauf und brummte vor sich hin: nun, was [35] giebt’s?
Was es giebt? Halte mir Deinen Spahn besser in’s Gesicht oder wisch Dir den Schlaf aus den Augen. Da, gieb das an Mylord; ich will den Braunen derweil unterbringen, – der hat sich seinen Hafer heut verdient.
Mit diesen Worten gab er dem Alten eine Ledertasche, die er unter dem Mantel [40] getragen hatte und griff nach dem Zügel seines Pferdes um es in den Stall zu führen.
Der Alte aber war jetzt völlig in’s Freie getreten und dem Reiter ohne Weitres den Zügel aus der Hand nehmend, rief er in die Halle hinein: Heda, Bobby Schlafsack¬, will er wohl herunter von der Bank und die faulen Glieder zusammensuchengenommen¬; Sam Taylor ist zurück; flink, sag ich, oder –
Ein blasser halbverschlafner Junge stolperte aus der Halle heraus und nahm den [45] Zügel, der Alte aber zog den Angekommnen an das hellaut prasselnde Kaminfeuer und einen Deckelkrug vor ihn hinstellend sagte er: Das trink Sam, trink Du kennst meine alte Mischung, Heißbier mit Wachholder.
Sam that einen tüchtigen Zug, schwur bei allen Heiligen solch Bier in ganz London nicht gefunden zu haben, warf Mantel und Tücher ab und während starrte vergnüglich [50] in die Flamme, während sein bereifter Bart aufthaute und die Tropfen wie lustige Thränen ihm über’s Gesicht liefen rannen¬.
Der Alte verschwand inzwischen mit der Tasche und einen langen, Corridor nach Westen hin liegenden¬ dunklen Gang durchschreitend, an dessen Ende ein blakiges Licht brannte, stieg tappte er endlich¬ eine schmale Steintreppe hinauf und trat [55] gleich darauf dann¬ in das Wohn- und Arbeitszimmer seines Herrn, das groß und geräumig war und das ganze erste Stockwerk des schon erwähnten¬ WestThurmes einnahm.
[SBB, St 75, 4r] [Nürnberger 1965, 403–404] [NFA 24, 104–105] [HFA 1V, 601] [HFA 2I/7, 221]
Das Zimmer so groß und geräumig es war machte doch den Eindruck äußerster Behaglichkeit. Hohe Eichenholz-Pannele mit allerhand gothischem Schnitzwerk – [60] einerKunst die gerade damals in England blühte – liefen an allen vier Wänden rings herum; gegenüber der Eingangsthür brannten große Scheite Holz in dem reichverzierten¬ Kamin und unterbrachen die Stille durch ihr Knistern und Knallen; rechts davon an der Frontwand wölbte sich ein Bogenfenster, das¬ kirchenähnlich mit bunten aber unkenntlichen Malereien bedeckt war; über den Pannelen hin, an den Wänden [65] entlang, hingen schwere Arrastapeten von dunkelrother Farbe und nur gegenüber dem großen Fenster hoch und breit fast wie dieses selbst hing das roh und ungeschickt aber in frappanter Charakteristik gemalte Bild jenes Talbot, der einst die Waffenehre Englands gewahrt und¬ der siegenden Zauber-Jungfrau gegenüber gewahrt und¬ mit seinem Tod besiegelt hatte. Es war eines jener wunderbaren Bilder, die einmal [70] gesehn dem Auge nicht wieder verloren gehn und deren Mängel nur dazu beitragen ihre bleibende Wirkung zu verstärken. Das Der Gesicht Kopf war klein, mager, voll dünnen¬ seltsam krausen dünnen Haares aber voll energischen Ausdrucks und über die Rüstung, deren blinkenden Stahl man nur am Hals und unter dem zwickelbärtigen Kinn hervorschimmern sah, war ein seltsamer Mantel geworfen, der den größten [75] Theil des Bildes einnahm und von blauer Farbe war mit goldnen Lilien darauf. Es mußte ein Anzug sein, den er bei einer jener Huldigungen u LehnsEidesleistungen getragen hatte, die die englischen Könige um ihrer französischen Besitzungen willen dem französischen Könige als ihrem Lehnsherrn leisten mußten.
[SBB, St 75, 4v] [Nürnberger 1965, 404–405] [NFA 24, 105–106] [HFA 1V, 601–602] [HFA 2I/7, 221–222]
Zu Füßen dieses Bildes, ihm den Rücken zukehrend, saß George Talbots Enkel der [80] gegenwärtigeLord Shrewsbury, ein Enkel Talbots und in Waffen erprobt gleich diesem. In der blutigen Schlacht bei Stoke focht er, siebzehn Jahr alt, an der Seite Heinrich Richmonds und half dem Hause Lankaster, dem er blind ergeben war, aufs Neue zu Thron und Herrschaft. Bei der Thronbesteigung Heinrichs VIII ward ihm das Ehrenamt eines Hausmarschalls übertragen; vier Jahre später führte er den Vortrab der [85] Engländer¬ in der berühmten Sporenschlacht und 1522 ernannte ihn die Huld seines königlichen Herrn zum Vicekönig über die nördlichen Provinzen. Seitdem hatte er seinen Sitz in Sheffield-Castle, theils weil die Pflichten seines Amts ihn an Yorkshire fesselten, theils weil die Dinge bei Hofe in den letzten Jahren eine Wendung genommen hatten, die ihm mißfiel. Seine rücksichtslose und immer noch unerschütterte¬ [90] Anhänglichkeit an die Lankastrier war in Konflikt mit der Strenge seiner sittlichen und religiösen Anschauungen gerathen und so gewiß auch seine Loyalität unerschüttert blieb, konnte er sich doch nicht entschließen der Augenzeuge, – |oder gar der Betheiligte ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Widmung
  6. Einleitung
  7. Editorische Bemerkungen
  8. Dank
  9. Siglen und Abkürzungen
  10. Teil I: Erzählungen
  11. Teil II: Impressionen und Essays
  12. Teil III: Titelzusammenstellungen
  13. Tafelteil
  14. Fußnoten