Die drei Ringe
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Die drei Ringe

Entstehung, Wandel und Wirkung der Ringparabel in der europäischen Literatur und Kultur

  1. 300 Seiten
  2. German
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Die drei Ringe

Entstehung, Wandel und Wirkung der Ringparabel in der europäischen Literatur und Kultur

Über dieses Buch

Die berühmte Ringparabel aus G. E. Lessings ›Nathan der Weise‹ hat bis in unsere Gegenwart hinein nichts an ihrer Faszinationskraft und Wirkmacht eingebüßt. Zahlreiche Versuche, die Ringparabel zu aktualisieren, bezeugen zwar die große Bedeutung des Textes in der gegenwärtigen Toleranzdebatte, führen aber zu einer instrumentellen Disqualifizierung der Erzählung zum feuilletonistischen Gemeinplatz. Auf diese Weise gerät nicht nur der komplexe ästhetische Rahmen der Parabel in Lessings ›Dramatischem Gedicht‹ aus dem Blickfeld; es wird auch vergessen, dass die Ringparabel selbst eine lange Überlieferungsgeschichte besitzt und dass sie ein ebenso zentrales Erzählmuster des Toleranz- wie des Intoleranzdiskurses darstellte. Der vorliegende Band möchte gegen die präsentistischen Reduktionen und Missverständnisse der Ringparabel die literarische Geschichte dieses wirkmächtigen Erzählmodells rekonstruieren und an diesem Leitfaden entlang eine Archäologie des europäischen Toleranzgedankens liefern. Erhellt werden zunächst die Transformationen der Parabel von der Antike bis zu Boccaccios Melchisedech-Novelle, um dann auf Lessing einzugehen und dessen Rezeption bis in die Moderne zu verfolgen.

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Information

Fußnoten

1Rainer Forst: Toleranz im Konflikt. Geschichte, Gehalt und Gegenwart eines umstrittenen Begriffs. Berlin 2003, S. 406.
2Terence James Reed: Mehr Licht in Deutschland. Eine kleine Geschichte der Aufklärung. München 2009, S. 91.
3Diodorus Siculus: Bibliotheca historica I 21. In: Diodorus of Sicily. Mit einer englischen Übersetzung von C. H. Oldfather. Bd. 1: Books I and II, 1–34. London 1933 (The Loeb Classical Library 279), S. 64–69.
4Plutarch: De Iside et Osiride 18. In: Ders.: Drei religionsphilosophische Schriften. Über den Aberglauben. Über die späte Strafe der Gottheit. Über Isis und Osiris. Griechisch-deutsch. Übersetzt und hg. von Herwig Görgemanns unter Mitarbeit von Reinhard Feldmeier und Jan Assmann. Düsseldorf, Zürich 2003, S. 164 f.
5Zu den Riten des ›Heiligen Krieges‹ gehörte die Sitte, ein Tier zu zerstückeln und die Teile an die zwölf Stämme zu senden, um sie zur Teilnahme am Feldzug aufzufordern; vgl. 1 Sam 11,6–7. Dort verbindet sich die Sendung der Fleischstücke mit der Drohung: »Wer nicht auszieht, Saul und Samuel nach, des Rinder soll man also tun!« Damit wird an das Bündnis appelliert, welches dadurch geschlossen wird, dass die Parteien zwischen den zerteilten Tieren hindurchschreiten.
6Heinrich von Kleist: Die Hermannsschlacht. In: Ders.: Sämtliche Werke und Briefe. Hg. von Helmut Sembdner. Zweibändige Ausgabe in einem Band. Bd. 1. München 2001, S. 533–628, hier S. 590 f. (4. Aufz., 6. Auftr.).
7Hierfür gibt es zahlreiche Belege, z. B. den Festkalender im Grab des Gottesvaters Neferhotep TT 50 wohl aus frühramessidischer Zeit (um 1300 v. Chr.); siehe hierzu Jan Assmann unter Mitarbeit von Martin Bommas und Andrea Kucharek: Altägyptische Totenliturgien. Bd. 2: Totenliturgien und Totensprüche in Grabinschriften des Neuen Reiches. Heidelberg 2005, S. 433 f., sowie Émile Chassinat: Le mystère d’Osiris au mois de Khoiak. 2 Bde. Kairo 1966 und 1968, hier Bd. 1, S. 53 ff., und Bd. 2, S. 196 ff. Acht Tage ist auch die Zeit, die ein ›Adonisgärtlein‹ braucht, um zu sprießen; vgl. Platon: Phaidros 276b.
8Siehe dazu Horst Beinlich: Die »Osirisreliquien«. Zum Motiv der Körperzergliederung in der altägyptischen Religion. Wiesbaden 1984 (Ägyptologische Abhandlungen 42) und Laure Pantalacci: Une conception originale de la survie osirienne d’après les textes de Basse Epoque. In: Göttinger Miszellen 52 (1981), S. 57–66; dies.: Sur quelques termes d’anatomie sacrée dans les listes ptolemaiques de reliques osiriennes. In: Göttinger Miszellen 58 (1982), S. 65–72; dies.: Sur les méthodes de travail des décorateurs tentyrites. In: Le Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale 86 (1986), S. 267–275; dies.: Décor de la 2ème chapelle Osirienne de l’est (sud) sur le toit du temple de Dendara. In: Akten des vierten Internationalen Ägyptologen-Kongresses München 1985. Hg. von Sylvia Schoske. Bd. 3: Linguistik – Philologie – Religion. Hamburg 1989 (Studien zur altägyptischen Kultur, Beihefte 3), S. 327–337, sowie Jean-Claude Goyon: Momification et Recomposition du Corps Divin. Anubis et les canopes. In: Funerary Symbols and Religion. Essays dedicated to Professor M. S. H. G. Heerma van Voss on the occasion of his retirement from the Chair of the History of Ancient Religions at the University of Amsterdam. Hg. von J. H. Kamstra, H. Milde und K. Wagtendonk. Kampen 1988, S. 34–44. In den Osiris-Kapellen von Dendera ist diese Prozession im mittleren Raum der westlichen Kapelle dargestellt; vgl. dazu Sylvie Cauville: Le temple de Dendara. Les chapelles osiriennes. 2 Bde. Kairo 1997, hier Bd. 1, S. 40–51 (Dendara X, 71–91), und Bd. 2, S. 33–45.
9Jeannot Kettel: Canopes, rdw.w d’Osiris et Osiris-Canope. In: Hommages à Jean Leclant. Bd. 3: Études Isiaques. Hg. von Catherine Berger, Gisèle Clerc und Nicolas Grimal. Kairo 1994 (Bibliothèque d’étude 106/3), S. 315–330.
10Beinlich (Anm. 6), S. 89; Cauville (Anm. 6), Bd. 1, S. 40 (Dendara X, 71 f.).
11Beinlich (Anm. 6), S. 147; Cauville (Anm. 6), Bd. 1, S. 46 (Dendara X, 82).
12Beinlich (Anm. 6), S. 149; Cauville (Anm. 6), Bd. 1, S. 46 (Dendara X, 82).
13Beinlich (Anm. 6), S. 153; Cauville (Anm. 6), Bd. 1, S. 46 (Dendara X, 83).
14Vgl. A. Egberts: In Quest of Meaning. A Study of the Ancient Egyptian Rites of Consecrating the Meret-Chests and Driving the Calves. Leiden 1993.
15Vgl. ebd., S. 173–199.
16Ebd., S. 153 f. und 131.
17Ebd., S. 96.
18Vgl. ebd., S. 179.
19Ebd., S. 153 f.
20Vgl. Donald B. Redford: Pharaonic King-Lists, Annals and Day-Books. A Contribution to the Study of the Egyptian Sense of History. Mississauga 1986 (SSEA Publication 4), S. 277–281.
21Asclepius 24–26. In: Corpus Hermeticum. Hg. von A. D. Nock und übersetzt von A.-J. Festugière. Bd. 2: Traités XIII–XVIII. Asclepius. 2. Aufl. Paris 1960, S. 326–329 (mit Auslassungen).
22Friedrich Niewöhner: Veritas sive Varietas. Lessings Toleranzparabel und das Buch Von den drei Betrügern. Heidelberg 1988 (Bibliothek der Aufklärung 5). Siehe jetzt auch Marcel Poorthuis: The Three Rings. Between Exclusivity and Tolerance. In: The Three Rings. Textual Studies in the Historical Trialogue of Judaism, Christianity and Islam. Hg. von Barbara Roggema, Marcel Poorthuis und Pim Valkenberg. Leuven, Dudley 2005 (Publications of the Thomas Instituut te Utrecht. New Series 11), S. 257–285, sowie Iris Shagrir: The Parable of the Three Rings. A Revision of its History. In: Journal of Medieval History 23 (1997), S. 163–177.
23Die bislang älteste bekannte Variante findet sich im Dialog des Patriarchen Timotheos und des Kalifen Al-Mahdi, um 781, nach Karl-Josef Kuschel: Im Ringen um den wahren Ring. Lessings »Nathan der Weise« – eine Her...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. I. Zur Vor- und Frühgeschichte der Ringparabel
  7. II. Säkularisierung der Ringparabel: Boccaccio und seine Rezeption in der Frühen Neuzeit
  8. III. Die Ringparabel bei Lessing und in der Moderne
  9. Anhang
  10. Register
  11. Fußnoten