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"Über die Alpen und über den Rhein..."
Beiträge zu den Anfängen und zum Verlauf der römischen Expansion nach Mitteleuropa
- 436 Seiten
- German
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- Über iOS und Android verfügbar
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"Über die Alpen und über den Rhein..."
Beiträge zu den Anfängen und zum Verlauf der römischen Expansion nach Mitteleuropa
Über dieses Buch
Die Beiträge des Bandes ziehen eine aktuelle Zwischenbilanz über die neuesten Entdeckungen und Befunde zu den römisch-germanischen Auseinandersetzungen in der frühen und mittleren Phase des augusteischen Prinzipats. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich gleichwohl bis zum großen Germanien-Zug des Soldatenkaisers Maximinus von 235 n. Chr.
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Information
Stefanie Martin-Kilcher
Archäologische Spuren der römischen Okkupation zwischen Alpen und Hochrhein und die städtische Besiedlung der civitas Helvetiorum im 1. Jh. v. Chr.
Der Beitrag geht der Frage nach, wie sich städtische Siedlungen in der helvetischen civitas seit dem gallischen Krieg bis an den Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. entwickelten und inwiefern die römische Okkupation darauf einwirkte, die bekanntlich von Westen aus Gallien und von Süden über die Alpen erfolgte600. Das helvetische Siedlungsgebiet erstreckte sich damals, soweit wir wissen, im Raum südlich des Hochrheins. Durch die geographische Lage zwischen Alpen und Rhein bildete es ein Scharnier nach Norden und Osten, besass aber als östlichste der gallischen civitates zugleich einen starken Bezug nach Westen (Abb. 1)601.
An mehreren Orten ist die Entwicklung der städtischen Siedlungen mit neuen Befunden zu verfolgen, die Reihe und Kenntnis der archäologischen Funde aus jener Zeit vermehrt sich. Verschiedentlich finden sich ausserdem Spuren von römischem Militär.
Im Vorspann wird an die schriftlichen Überlieferungen zur römischen Okkupation im untersuchten Raum und an die Möglichkeiten der archäologischen Datierung erinnert. Ausserdem ist auf neue Forschungen zu den Militaria jener Zeit hinzuweisen.

Abb. 1: Gallien. Die civitates in caesarischer Zeit. Die Abgrenzungen beruhen teils auf mittelalterlichen Diözesengrenzen. Die helvetische civitas bildet das am weitesten nach Osten vorgeschobene Territorium; die Ausdehnung bis zum Bodensee ist aber unwahrscheinlich. Fichtl 2012, 65.
1 Schriftliche Überlieferungen zur Eroberung der Zentralalpen und des nördlichen Alpenvorlands vom Gallischen Krieg bis Augustus
Die erste schriftlich überlieferte – und wie aus Caesars drittem Buch des bellum Gallicum zu erfahren – gescheiterte Eroberung der Zentralalpen im Jahr 57 v. Chr. stand unter der Verantwortung eines seiner Generäle, Servius Galba602. Bemerkenswert ist, dass Galba seine Truppen von Norden her durch das Wallis über die Alpenpässe nach Süden führen wollte, wobei die Route über den Grossen St. Bernhard angesichts des Ausgangsorts Octodurus mit Sicherheit vorgesehen war. Trotz des Wallis im Rücken muss er sich nach „einer Anzahl erfolgreicher Gefechte und der Eroberung mehrerer feindlicher Stützpunkte“603 sowie nach einigen Friedensregelungen recht sicher gefühlt haben. Und er war in der Lage, den einheimischen Veragrern einen Teil des Siedlungsareals ihres Hauptorts Octodurus (Martigny) für den Bau eines Winterlagers wegzunehmen. Doch der Friede war trügerisch. Galba und mit ihm Teile der 12. Legion und einige Reiterabteilungen entgingen der Erstürmung des noch unfertigen Lagers durch die Walliser-Stämme der Uberi, Seduni und Veragri nur mit Not. Allein die westlichste civitas, die Nantuates um Tarnaiae (Massongex) beteiligten sich laut Caesar nicht an der Erhebung (wohl auch, weil Galba dort zwei Kohorten stationiert hatte), und Galba marschierte danach durch das Gebiet der Nantuaten ins sichere Winterquartier bei den benachbarten Allobrogern in der römischen Provinz Narbonensis604.
Ein Jahr zuvor, zu Beginn des gallischen Kriegs, waren die Helvetier und ihre Verbündeten von Caesar bei Bibracte im Burgund geschlagen und die Überlebenden nach ihrer deditio in die Heimat zurückgeschickt worden605. Damit und mit dem von Rom (wohl von Caesar) aufoktruierten foedus stand das Gebiet des heutigen Schweizerischen Mittellandes nicht nur unter römischer Kontrolle, sondern wie Gallien (dessen östlichster Teil die helvetische civitas darstellte, Abb. 1) unter römischer Herrschaft, die aber ihre durchorganisierte Form erst im Laufe der augusteischen Zeit erhielt. Die Helvetier sandten im Jahr 52 v. Chr., wie übrigens andere gallische Stämme auch, dem vereinigten gallischen Heer unter Vercingetorix 8000 Mann und setzten sich damit offen über das foedus hinweg.
Einige Jahre danach folgten die beiden nördlichsten Koloniegründungen Caesars: die colonia Iulia Equestris (erst später überliefert: Noviodunum) am Genfersee und die colonia Raurica am Rhein. Die Beinamen von Iulia equestris und das erst in augusteischer Zeit überlieferte emerita der Kolonie Raurica erinnern an militärische Kolonisten606. Die Kolonie am Genfersee wird aufgrund der Abwägung schriftlich überlieferter Faktoren kurz vor 44 v. Chr., also noch zu Lebzeiten Caesars angesetzt607. Aus der Grabinschrift eines der Generäle Caesars, des L. Munatius Plancus in Gaeta geht indessen hervor, dass er die Kolonien Lugdunum und Raurica gegründet hatte. Für Lyon ist die Gründung im Jahr 43 gesichert608. Für Raurica denkt man an 44/43, weil Plancus damals als Statthalter in Gallien u.a. gegen Raeter/Gallier kämpfte und dafür einen Triumph erhielt609. In das gleiche System wird die für Bibracte im Burgund überlieferte Colonia Iulia Pollia Florentina gehört haben; weil allerdings nur eine einzige späte Quelle davon berichtet und die Haeduerhauptstadt – offenbar ohne den Status einer Kolonie – in augusteischer Zeit nach Autun (Augustodunum) verlegt wurde, bleibt unklar, ob eine deductio wirklich stattfand; ein e silentio-Argument dagegen ist aber keineswegs abzuleiten610.

Abb. 2: Bibracte. Der im Zentrum der Stadt auf dem Mont Beuvray, dem Hauptort der Haeduer entdeckte Baukomplex mit basilikaler Halle und offenem Platz wurde aufgrund der Stratigraphie und Funde in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. errichtet und bereits in augusteischer Zeit wieder abgetragen. Späte Quellen überliefen in Bibracte eine Colonia Iulia Pollia Florentina; ein derartiger Baukomplex könnte dazu passen. Szabo et al. 2007.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang ein im Zentrum von Bibracte entdeckter Baukomplex mit basilikaler Halle und offenem Platz, dessen Errichtung aufgrund der Stratigraphie und Funde in die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. zu datieren ist und der bereits in augusteischer Zeit wieder abgetragen wurde (Abb. 2)611. Wie auch immer der an ein Forum erinnernde mediterrane Bau funktional einzuordnen sein wird, beide Teile der Anlage boten Platz für Versammlungen und gemeinschaftliche, öffentliche Anlässe.

Abb. 3: Agrippastrassen nach Strabo 4,6,11 (Lyon als Ausgangspunkt aller vier Strassenachsen): „... Mais il existe également, si on laisse à main gauche Lougdounon et le pays au-dessus, une bifurcation au coeur même du Poenin: elle mène, après la traversée du Rhodanos ou du lac Lèmenna, aux plaines des Helouèttioi. De là, un passage traverse la montagne Ioras et conduit chez les Sèkoanoi et les Liggonai: en traversant le territoire de ceux-ci, deux branches se séparent qui gagnent aussi bien le Rhênos que l’Océan“. (Übersetzung Thollard 2009, 67). Karte S. Martin-Kilcher/S. Kaufmann, IAW Bern.
Der nach der Ermordung Caesars entflammte Bürgerkrieg machte sich den erhaltenen schriftlichen Nachrichten zufolge in den tres Galliae und im Alpenraum wenig bemerkbar, soweit nicht Strassen und Übergänge betroffen waren612. Mehr zu schaffen machten in Gallien immer wieder aufflackernde Aufstände verschiedener civitates mit ihren Verbündeten, aber auch Einfälle germanischer Stämme, überliefert vor allem nördlich und östlich des Mittelrheins613. Gallien erlebte damals eine Zeit des Umbruchs und zugleich den Aufbau römischer Provinzstrukturen durch Agrippa (Statthalter 39–38 und 20–18 v. Chr.) und Octavian/Augustus persönlich, der sich bereits 40 v. Chr., dann in den Jahren 27–23 sowie 16–13 längere Zeit in Gallien aufhielt (Abb. 3). Die Weihung des Lyoneraltars durch Drusus im Jahr 12 v. Chr. markiert symbolisch den Abschluss der Provinzialisierung.

Abb. 4: Schriftlich überlieferte militärische Aktionen der Römer im und um den Alpenraum zwischen 58 und 7/6 v. Chr. Martin-Kilcher 2011, Abb. 4.
Die schriftlich überlieferten Ereignisse betreffen auch im Alpenraum (Abb. 4) bekanntlich fast immer Siege oder glücklich verlaufene Aktionen; Gegenteiliges erfährt man – wenn überhaupt – zwischen den Zeilen614. Nach dem schriftlich erstmals für 57 v. Chr. überlieferten Kampf der Römer um die Zentralalpen und ihre Durchgänge überliefern hier die jüngsten Nachrichten die Gründung der Colonia Augusta Praetoria (Aosta)im Jahr 25 v. Chr. und den Sommerfeldzug des Jahres 15 v. Chr. Dieser von Horaz und anderen besungene Feldzug fand in den schriftlichen Quellen breiten Widerhall, stand er doch unter der Verantwortung zweier kaiserlicher Prinzen. Er führte zur Arrondierung des Reichsgebiets zwischen Helvetiern und Norikern. Aber erst um 8/7 v. Chr. liess Augustus am südlichsten Alpenübergang, hoch über Monaco und dem Mittelmeer, das Tropaeum Alpium errichten.
2 Fragen der archäologischen Datierung
Die Zeitspanne von Caesar bis Augustus hat erst in den letzten zwei Jahrzehnten ein archäologisches Profil gewonnen. Zuvor hatte man sich in den hier interessierenden Gebieten zwischen Gallien und dem Alpenbogen nur wenig mit der Chronologie anhand stratifizierter Grabungsbefund...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titelseite
- Impressum
- Inhalt
- Gustav Adolf Lehmann und Rainer Wiegels Einführung
- Rainer Wiegels Fern von Germanien Römische Grenzpolitik in Ägypten und Arabien zu Beginn der Herrschaft des Augustus
- Felix Bartenstein Die römischen Feldzüge in Hispanien nach 27 v. Chr.
- Peter Kuhlmann Die literarische Überlieferung zu den Drususfeldzügen und das vierte Buch der Oden des Horaz
- Sabine Hornung Das spätrepublikanische Militärlager bei Hermeskeil (Lkr. Trier-Saarburg) Überlegungen zu den Auswirkungen der römischen Eroberung auf die spätlatènezeitliche Besiedlung im Treverergebiet
- Johannes Heinrichs Wanderungen versus Genozid Einheimische Verbände im nordgallischen Raum unter römisch bestimmten Rahmenbedingungen
- Norbert Hanel Zwischen Agrippa und Drusus – Roms Intervention am Niederrhein in den Jahren 19 und 12 v. Chr. Historische Quellen und archäologische Zeugnisse
- Frank Berger Charakteristische Münzreihen der Drusus-Ära
- Klaus Grote Die römischen Militäranlagen der augusteischen Germanienfeldzüge und Hinweise auf spätere Vorstöße im Werra-Leine-Bergland rings um Hedemünden
- Armin Becker Die römische Okkupation des Rhein-Main Gebietes und der Wetterau unter Augustus
- Stefanie Martin-Kilcher Archäologische Spuren der römischen Okkupation zwischen Alpen und Hochrhein und die städtische Besiedlung der civitas Helvetiorum im 1. Jh. v. Chr.
- Matthieu Demierre, Thierry Luginbühl et Murielle Montandon Militaria tardo-républicains au Col des Etroits (Jura vaudois, Suisse) Données et essai d’analyse
- Michel Reddé Befunde und Erkenntnisse zu den römischen Militäranlagen am Oberrhein in augusteischer und tiberischer Zeit
- Peter Rothenhöfer und Michael Bode Wirtschaftliche Auswirkungen der römischen Herrschaft im augusteischen Germanien
- Heiko Steuer Landschaftsorganisation, Siedlungsnetz und Dorfstruktur in der Germania in den Jahrzehnten um Christi Geburt
- Michael Geschwinde und Petra Lönne Römische Militärpräsenz in der Germania Magna aus archäologischer Perspektive Das Fallbeispiel Harzhorn
- Günther Moosbauer Archäologisch überlieferte Schlachtfelder der Antike
- Allgemeines Personen- und Ortsnamen – Verzeichnis
- Materialien – Methoden – Begriffe
- Stellen-Register zu antiken Schriftzeugnissen
- Inschriften
- Farbige Abbildungen zu den Beiträgen
- Fußnoten