Nonagentive Konstruktionen des Deutschen
eBook - ePub

Nonagentive Konstruktionen des Deutschen

  1. 528 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Nonagentive Konstruktionen des Deutschen

Über dieses Buch

Gegenstand dieser Studie sind nonagentive Konstruktionen des Deutschen, die sich maßgeblich durch die ihnen eigene Perspektivierungsleistung auszeichnen. Sie werden als eigenständige Formate aufgefasst mit konkreten Formen und spezifischen Bedeutungen. Damit wird das 'Konversenmodell' der 'aktivischen und passivischen Handlungsformen des Verbs' suspendiert.

Mit den Konstruktionen der ASKRIPTION, der KOMMUTATION und der AKZEPTATION werden drei Grundtypen modelliert und in einer korpuslinguistischen Studie aus dem Sprachgebrauch rekonstruiert. Dafür wurden über 18500 systematisch erhobene Konstruktionsrealisierungen analysiert, in die die Verben sein, bleiben, scheinen, erscheinen, wirken, aussehen, gehören, werden, bekommen, erhalten, kriegen und haben eingebettet sind.

Die sprachgebrauchsbasierte Beschreibung ermöglicht es erstmals, einen Ausschnitt eines semantisch motivierten Konstruktikons als prototypisch geordnetem Konstruktionsnetzwerk zu entwerfen.

Die Studie richtet sich an ein grammatisch interessiertes Fachpublikum.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Nonagentive Konstruktionen des Deutschen von Alexander Lasch im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Languages & Linguistics & German Language. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Teil 1:Einleitung

1Einleitung

Diese Studie widmet sich ausführlich der Beschreibung und Analyse nonagentiver Konstruktionen. Aus konstruktionsgrammatischer Perspektive sind das solche sprachlichen Muster, die auf der Ebene der Periphrase dem ‚Agens-Patiens-Schema‘ entgegenlaufen, indem sie eine alternative Perspektive auf einen in Sprache ausgedrückten Sachverhalt etablieren. Darunter fallen etwa passivische oder reflexive Konstruktionen, in die Verben als Filler eingebettet werden können und in deren Argumentstruktur kein Agens (AG) vorgesehen ist.
In der vorliegenden Studie wird ein großer Teil dieser verschiedenen Konstruktionen im Fokus stehen, nämlich die passivischen Strukturen des Deutschen. Es wird das Ziel verfolgt, passivische Strukturen als Konstruktionen mit eigener Perspektivierungsleistung zu beschreiben, sie in einem Netzwerk von Konstruktionen (‚Konstruktikon‘) zu verorten und Besonderheiten der Konstruktionen auf der Basis ihrer Realisierungen im Sprachgebrauch zu erfassen.
Damit betritt diese Arbeit Neuland in zweierlei Hinsicht. Zum einen wurden der Diskussion um passivische Strukturen bisher kaum Arbeiten zugeführt, die sich mit Sprachgebrauchsmaterial auseinandersetzen. Zum andern liegt bisher keine konstruktionsgrammatische Studie vor, die sich mit der Perspektivierungsleistung nonagentiver Konstruktion befasst.

1.1Hinführung

Die Forschungsschwerpunkte konstruktionsgrammatischer Studien liegen im Moment zentriert im Bereich der Grammatikalisierung, der Erforschung des Spracherwerbs und der gesprochenen Sprache – Arbeiten zur Morphologie und Syntax beschränkten sich lange auf Momentaufnahmen (Birkner 2007, Selting 1993), übergreifende Studien zum Verb und seiner Bedeutung für und in Konstruktionen sind noch selten (Hilpert 2008a, Felfe 2012, Lasch 2014a, Lasch im Druck). Die Gründe hierfür sind zwar sicher vielfältig, herauszuheben ist aber doch, dass im Hinblick auf das Verb nicht die Untersuchung einzelner Vertreter zur Erhellung systematischer Zusammenhänge führt, sondern die Einheitenkategorien des Verbs im Mittelpunkt stehen müssen oder Verben, die systematische Reihen bilden, wie Partikelverben (Felfe 2012).
Gebrauchsbasierte Konstruktionsgrammatiken arbeiten seit fast zehn Jahren korpusbasiert. Auf diesem Wege soll abgesichert werden, dass zum einen die Ergebnisse auf der Basis der Beschreibung authentischen Sprachmaterials formuliert sind und zum anderen Möglichkeiten offen gehalten werden, innovative Formen der Sprachverwendung oder zunehmend erstarrende Konstruktionen und damit Konstruktionen anhand ihrer Realisierungen zu identifizieren und zu beschreiben. Für die Analyse der Kategorien des Verbs aus konstruktionsgrammatischer Perspektive ist mit diesem Anspruch ein nicht zu unterschätzender theoretischer und forschungspraktischer Aufwand verbunden, denn die aus dem analytischen Bau des Deutschen resultierenden komplexen syntaktischen Muster stellen für jede Untersuchung auf der Basis eines korpuslinguistischen Zugriffs eine hohe Einstiegsschwelle dar.
Zum zweiten sieht sich dieser gebrauchsbasierte Ansatz dem Problem ausgesetzt, dass – anders als für unifikationsbasierte konstruktionsgrammatische Ansätze – eine strukturierte Beschreibung von Konstruktionen bisher nicht modellhaft ausgearbeitet wurde. Mit dem Begriff der „Konstruktion“ (construction) greife ich zunächst das zentrale Theorem der Konstruktionsgrammatik (construction grammar) auf, die in der Regel mit Goldberg so verstanden wird:1
Any linguistic pattern is recognized as a construction as long as some aspect of its form or function is not strictly predictable from its component parts or from other constructions recognized to exist. In addition, patterns are stored as constructions even if they are fully predictable as long as they occur with sufficient frequency. (Goldberg 2006a: 5)
Im Gegensatz zu Goldbergs Bestimmung von 1995 wird hier deutlich herausgestellt, dass auch sprachliche Einheiten, die vollständig vorhersagbar sind, als Konstruktionen gelten sollen, solange sie nur in entsprechender Frequenz nachgewiesen werden können. Anders als unifikationsbasierte Ansätze gehen gebrauchsbasierte Ansätze davon aus, dass aus dem Sprachgebrauch heraus Konstruktionen als kognitive Repräsentationen entstehen und mit diesen auch die Strukturen, wie diese Konstruktionen geordnet sind. Gebrauchsbasierte Ansätze sind bemüht, diesen Prozess der Verfestigung von Konstruktionen durch ihren Gebrauch zu erfassen und möglichst adäquat zu beschreiben.2 Diesen Annahmen sieht sich die Studie zu nonagentiven Konstruktionen verpflichtet. Dabei implementiert sie die auf die von Polenz'sche Satzsemantik (1985) zurückgehenden Konzepte Aussagerahmen, Prädikationsrahmen, Prädikatsklassen und semantische Rollen in die Goldberg'sche Struktur einer Konstruktion (1995, 2006a), um ein tragfähiges Modell zur Analyse von Konstruktionen und vor allem von Konstruktionsbedeutungen vorzuschlagen. In Auszügen wurde dieses Modell schon von mir vorgestellt in Ziem 4 Lasch 2013.
Die Studie zu den nonagentiven Konstruktionen des Deutschen nimmt eine Frage der Grammatikforschung auf, die in den letzten Jahren eine kleine Konjunktur erlebt – die so genannten Handlungsformen des Verbs. Ich werde mich vor allem auf diese und die dem Genus Verbi benachbarte Kategorie, das Tempus, konzentrieren.3 Dabei wird im Verlauf der Studie auch anzusprechen sein, ob man bei diesen Kategorien noch von ‚Kategorien des Verbs‘ sprechen soll.

1.2Fragestellungen

Die Untersuchung zu nonagentiven Konstruktionen wird ausgehend von den Handlungsformen des Verbs das in der Forschung längst in Frage stehende Ableitungsmodell suspendieren (vgl. vor allem Kap. 4). Auf der Basis eines gebrauchsbasierten Ansatzes wird für eine Gruppe unterschiedlicher Konstruktionen plädiert (vgl. Kap. 5 sowie 710), die sich in einem Konstruktikon hinsichtlich ihrer Beziehungen zueinander abbilden lassen (Kap. 11). Basiskriterium für die Differenzierung unterschiedlicher Konstruktionen ist ihre je eigene und besondere Perspektivierungsleistung (vgl. Kap. 5). In den letzten Jahren haben vor allem die Diskussion um das Resultativum und das Perfektpartizip diesen Weg geöffnet, den die Studie zu den nonagentiven Konstruktionen weitergehen möchte (vgl. Kap. 4.1.1). Die Leistung nonagentiver Konstruktionen ist, dass der Sprecher die zentripetale Perspektive bei der Sprachproduktion einnehmen kann, wenn er eine dieser Konstruktionen im Gebrauch realisiert. Mit der Perspektivierung setzen wir uns in Kap. 5.1.1 ausführlich auseinander. Postulat ist, dass sich nonagentive Konstruktionen in Bezug auf ihre kognitive Perspektivität (Konstruktion) und kommunikative Perspektivität (Realisierungen von Konstruktionen) adäquat aus Sprachgebrauchsmaterial rekonstruieren lassen. Dasheißt aber (1) zugleich, dass man möglichst viele der Verben in die Überlegungen einschließt, die in Konstruktionen dieser Art eingebettet werden können, und sich nicht mehr allein auf die so genannten ‚Passivauxiliare‘ sein, bleiben, werden, bekommen/erhalten/kriegen beschränkt, sondern etwa auch Konstruktionen mit scheinen, erscheinen, gehören, wirken, aussehen und haben hinsichtlich ihrer kommunikativen und kognitiven Perspektivität untersucht (vgl. dazu ausführlich Teil IV dieser Arbeit beginnend mit Kap. 6). Dennoch muss auch hier der Gegenstand eingegrenzt werden: Die Ausdehnung der gebrauchsbasierten Analyse von Konstruktionsrealisierungen mit diesen Verben hat nämlich zur Konsequenz, dass reflexive Konstruktionen, die um den Reflexivmarker (Reflexivpronomen) einen eigenen Konstruktionstyp bilden, in dieser Studie nur am Rande thematisiert werden können (vgl. dazu Kap. 5.1.5). (2) Eine Systematisierung der Filler, die neben dem Verb Teil nonagentiver Konstruktionen werden, nämlich (deverbale) Adjektive, Progressive, Infinitive mit zu usw., ist weiteres Ziel der Studie. Diese Filler gelten ebenfalls selbst als Konstruktionen und steuern neben (lexikalischer) Eigensemantik der Elemente auch eine Konstruktionsbedeutung bei, die die Bedeutung nonagentiver Konstruktionen unabhängig vom Verb in der Konstruktion aktualisieren. Das kann so weit gehen, dass man – man denke an analytische Tempuskonstruktionen und/oder eingebettete erweiterte Infinitive mit zu – eigene Subtypen von Konstruktionen diskutieren kann (vgl. zu diesen Phänomenen unten Kap. 10). (3) Weiter wird zu zeigen sein, inwieweit konstruktionsgrammatische Ansätze auf der Basis korpuslinguistischer Arbeit alternative Modelle für Grammatik hervorbringen können, aber auch, wo (Möglichkeiten und) Grenzen dieser Modelle liegen. Welche Konsequenzen das Modell für die traditionelle Einteilung der Einheitenkategorien des Verbs haben wird, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Zu vermuten ist aber, dass analytische von synthetischen Formen stärker voneinander zu trennen sein werden, wobei es zahlreiche Beziehungen zwischen den analytisch gebauten Konstruktionen gibt, die schwer zu entflechten sind. Wir konzentrieren uns in dieser Studie auf die Zusammenhänge zwischen nonagentiven und analytischen Tempuskonstruktionen (vgl. Kap. 5.1.4) und klammern analytische Modalkonstruktionen sowie reflexive Konstruktionen weitestgehend aus (Kap. 5.1.4 und 5.1.5).
Nonagentive Konstruktionen sollen in ihren Kontexten analysiert werden. Die Grundlage für eine breit angelegte Korpusanalyse ist das nach Textsorten geschichtete KERN-Korpus beim Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS), welches über 100 Millionen Token für den Zeitraum zwischen 1900 und 2000 umfasst (vgl. zum Zuschnitt des Untersuchungsdesigns und zur Korpuskritik ausführlich Kap. 6). Durch die Heranziehung einer breiten Datenbasis zur Beschreibung nonagentiver Konstruktionen wird es (1) überhaupt erst möglich, das wichtige Anliegen gebrauchsbasierter Ansätze einzulösen, Sprache im Gebrauch zu analysieren und Strukturen, die durch diesen Gebrauch entstehen, zu erfassen (vgl. Kap. 7ff.). Verbunden mit diesem Anliegen ist die Hoffnung, eine alternative Perspektive auf Genese und Gebrauch von Sprache und sprachlichen Strukturen zu entwickeln, die dazu einladen soll, mit etablierten Beschreibungsmodellen ins Gespräch zu kommen (vgl. dazu besonders die Kap. 10 und 11).
(2) Nonagentive Konstruktionen können erst im Kontext befragt werden z.B. hinsichtlich der Überformung durch temporale Konstruktionen. So kommen zum einen oben erwähnte Beziehungen (das Fahrrad ist gestohlen/verrostet) in den Blick und zum anderen werden die Leistungen einzelner für die Konstruktionen herangezogener Verben deutlich sichtbar – erscheinen übernimmt beispielsweise die Leistung der Konstruktion mit scheinen im Perfekt, da es dieses mit sein statt wie ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Inhalt
  6. Teil 1: Einleitung
  7. Teil 2: Theoretische und methodische Grundlagen
  8. Teil 3: Passivische Strukturen des Deutschen als Gegenstand der Konstruktionsgrammatik
  9. Teil 4: Rekonstruktion nonagentiver Konstruktionen aus dem Sprachgebrauch
  10. Teil 5: Ergebnisse und Resümee
  11. Teil 6: Verzeichnisse
  12. Teil 7: Anhang
  13. Fußnoten