Herr und Knecht in der literarischen Diskussion seit der Aufklärung
eBook - ePub

Herr und Knecht in der literarischen Diskussion seit der Aufklärung

Figurationen interdependenter Herrschaft

  1. 525 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Herr und Knecht in der literarischen Diskussion seit der Aufklärung

Figurationen interdependenter Herrschaft

Über dieses Buch

Die literarische Darstellung von Herr-Knecht-Beziehungen gewinnt im Verlauf des 18. Jahrhunderts an Brisanz, weil das Gottesgnadentum als Begründung für monarchische Herrschaftsansprüche nicht mehr anerkannt wird. In Folge dessen werden Herr- und Knechtschaftsverhältnisse – auch in der Literatur – neu gedacht. Dennoch liegt bis dato keine gattungs- und epochenübergreifende literaturwissenschaftliche Studie zum Thema vor. Die vorliegende Arbeit sucht diese Lücke zu schließen. Aus ideengeschichtlicher Perspektive werden exemplarische literarische Texte u.a. von Beaumarchais, Brecht, Diderot, Grillparzer, Hofmannsthal, Horváth, Strindberg, Tolstoi und R. Walser analysiert und vor dem Hintergrund paradigmatischer, epochen- und gattungsübergreifender Modelle interdependenter Herrschaft in der Literatur vorgestellt. Auf diese Weise wird deutlich, wie die Literatur vom 18. bis ins 20. Jahrhundert an den herrschaftstheoretischen Debatten ihrer Zeit partizipiert.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Herr und Knecht in der literarischen Diskussion seit der Aufklärung von Nina Birkner im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Literatur & Deutsche Literaturkritik. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Jahr
2016
ISBN drucken
9783110441468
eBook-ISBN:
9783110434835

Fußnoten

1Vgl. Sagarra 1992. Natürlich gibt es auch im empfindsamen Drama komische Figuren; sie sind aber nicht mehr unbedingt mit den Dienerfiguren kongruent.
2Wie Elias argumentiert auch Max Weber aus handlungs- bzw. akteursbezogener Perspektive. Er definiert den Begriff der Macht als „jede Chance“, „innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“ (Weber 1972: 28) Wie Katharina Inhetveen hervorhebt, sind für Webers Machtdefinition vier Aspekte zentral. Erstens wird der Begriff auf soziale Beziehungen bezogen. Weber „fasst Macht als einen relationalen Begriff. Sie ist nicht Eigenschaft oder Besitz eines isoliert betrachteten Individuums, sondern kennzeichnet das Verhältnis zwischen Menschen“ (Inhetveen 2008: 253) – in dieser Arbeit das Verhältnis zwischen Herr und Knecht. Zweitens ist Macht als ‚Chance‘ – als Potential – zu begreifen. Die tatsächliche Durchsetzung des eigenen Willens ist nicht so entscheidend wie die Möglichkeit des Subjekts A, seinen Willen auch gegen das Widerstreben von Subjekt B durchsetzen zu können. Der Widerstand von B – und das ist der dritte Aspekt – ist möglich, „aber keine Bedingung dafür, dass Macht im Sinne Webers vorliegt. Mit der Formulierung ‚durchsetzen gegen‘ hebt die Machtdefinition allerdings den Aspekt des Konfliktiven – im Gegensatz zur bloßen Beeinflussung hervor.“ (Inhetveen 2008: 253) Viertens betont Weber mit der Formulierung ‚gleichviel worauf diese Chance beruht‘ die Allgegenwart und Vielfältigkeit von Machtbeziehungen.
3Vgl. dazu auch Elias 1983: 54. In der philosophischen und literaturwissenschaftlichen Debatte sind solche interdependenten Herrschaftsbeziehungen im Rekurs auf Georg Wilhelm Friedrich Hegel – dem „philosophische[n] Gewährsmann dieser Denkfigur“ (Krajewski 2012: 79) – häufig als dialektische Herr-Knecht-Beziehungen bezeichnet worden (zu Hegels Herr-Knecht-Dialektik vgl. I.2.1). In dieser Arbeit wird dagegen bewusst von ‚Figurationen interdependenter Herrschaft‘ gesprochen – und zwar deshalb, weil nur wenige der in dieser Arbeit analysierten Texte auf das Hegel’sche Herr-Knecht-Modell rekurrieren und weil die Denkfigur der wechselseitigen Abhängigkeit von Herr und Knecht nicht von Hegel entwickelt worden ist.
4Elias plädiert deswegen für den Begriff der Figuration, weil er es möglich macht, die häufig anzutreffende gedankliche Unterscheidung zwischen Individuum und Gesellschaft aufzuheben. Denn die Gesellschaft ist laut Elias das von den Individuen gebildete Interdependenzgeflecht. „Die Tatsache, daß sich die Figurationen, die Menschen miteinander bilden, oft weit langsamer ändern als die Menschen, die sie jeweils bilden, und daß dementsprechend jüngere Menschen in die gleichen Positionen eintreten können, die ältere verlassen haben, kurzum, daß gleiche oder ähnliche Figurationen oft genug geraume Zeit hindurch von verschiedenen Individuen gebildet werden können, läßt es so erscheinen, als ob diese Figurationen eine Art von ‚Existenz‘ außerhalb von Individuen haben. Mit dieser Augentäuschung hängt der verfehlte Gebrauch der Begriffe ‚Gesellschaft‘ und ‚Individuum‘ zusammen, der es so erscheinen läßt, als ob es sich hier um zwei getrennte Gegenstände mit verschiedener Substanz handle“ (Elias 1983: 47).
5Vgl. u. a. Bauer 1985, Boom 1979, Borchmeyer 1980, Buchal 1997, Franzbecker 1972, Hoffmann 1998, Hutier 1999, Klenke 1992, Koebner 1995, Rogers 1985, Rüsch 1983, Saggara 1989, Saggara 1987, Saggara 1985, Scott-Prelorentzos 1982, Spranger 1961, Wagner 1980, Wang 1999, Warning 1989, Wichert 1989.
6Vgl. u. a. Hölzl 1999, Brandt 2000, Wagner 1980.
7Vgl. u. a. Boom 1979, Solbach 1987.
8Vgl. dazu u. a. Bluhm 2004, Rothe 174.
9Vgl. dazu Kuch 2012: 171–222, hier 172.
10Eine Ausnahme ist freilich Diderots philosophischer Roman Jacques der Fatalist und sein Herr.
11Vgl. exemplarisch den nichtsdestotrotz instruktiven Beitrag von Andreas Solbach (1987).
12Es sei darauf hingewiesen, dass die philosophischen Texte mit Hilfe eines literaturwissenschaftlichen Instrumentariums analysiert werden, um die literarischen Texte in ihrem historischen Kontext verstehen zu können.
13Zum textorientierten Intentionalismus vgl. Kindt 2008: 24f.
14Zur Wirkungsästhetik vgl. Iser 21984. Zum Wirkungspotential literarischer Texte in kritischer Auseinandersetzung mit Wolfgang Iser vgl. Hillebrandt 2011.
15Als Beispiele für ersteren Fall lassen sich unter anderem folgende Texte anführen: Diderots Roman Jacques der Fatalist und sein Herr, der von Brecht und Volker Braun produktiv rezipiert worden ist; Strindbergs Drama Fräulein Julie, mit dem sich Brecht kritisch auseinandergesetzt hat; Leo N. Tolstois Erzählung Herr und Knecht, auf die Braun im Hinze-Kunze-Roman verweist; oder Beaumarchais’ Komödie Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro, die nachweislich von Hugo von Hofmannsthal zur Kenntnis genommen worden ist.
Beispiele für zweiteren Fall wären etwa Strindbergs Fräulein Julie und Robert Walsers Jakob von Gunten, die sich beide an Nietzsches Herr-Knecht-Modell abarbeiten; Marie von Ebner-Eschenbachs Božena und Tolstois Herr und Knecht, die sich auf Arthur Schopenhauers Aufhebungsmodell von Herr- und Knechtschaft durch die Überwindung des ‚Individuationsprinzips‘ (principium individuationis) beziehen; oder Brechts Herr Puntila und sein Knecht Matti und Brauns Hinze-Kunze-Roman, die sich mit Hegels Überlegungen zur Herr- und Knechtschaft auseinandersetzen.
16Vgl. Lamping 2007: 219f.
17Zu Recht hat Carsten Zelle darauf hingewiesen, dass Ďurišins Kategorisierungen unterbestimmt bleiben. (Vgl. Zelle 2004/05)
18Zur Rezeptionsgeschichte des Romans vgl. Loy 1950: 1–24.
19Er [Diderot] ist unfähig zu schreiben. Jeden Moment sind Abschweifungen, Geschwafel und Faseleien zu erleben. Jacques le fataliste ist ein Gewirr von verschiedenartigen Erzählungen.“ (Übersetzung N.B.)
20Vgl. u. a. Kavanagh 1973, Warning 1988.
21Vgl. u. a. Mayer 1971, Mayer 1955.
22Vgl. u. a. Bailey 2000, May 1980, Richards 1972, Savater 1984.
23Vgl. u. a. Crocker 1961.
24Vgl. u. a. Mauzi 1964.
25Vgl. u. a. Conroy 1990, Didier 1982, Didier 1978.
26Vgl. u. a. Baasner 1988a.
27Diese Position teilt u. a. Heinz Thoma, der in seinen Ausführungen zum Roman konstatiert: „Produktiver als solche thematisch oder narratologisch zentrierten Vereinseitigungen sind jene Interpretationen, die versuchen, Form und Inhalt dialektisch aufeinander zu beziehen.“ Zu Recht betont er, dass jede systematische Darstellung trotz aller Versuche, Sinnverkürzungen zu vermeiden, dennoch Gefahr läuft, „Struktur und Dialektik dieses hochorganisierten und interpretatorisch nicht auszuschöpfenden Textes zu simplifizieren, wo nicht zu zerstören. – Vom notwendigen Verlust an Leichtigkeit ganz zu schweigen“ (Thoma 2006: 213, 215).
28Vgl. u. a. Groh 1984, Treskow 1...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Einleitung
  6. I. Koalitionen zwischen Herr und Knecht
  7. II. Herr und Knecht als Gegner
  8. III. Grenzfälle: Aufhebung und Umkehrung von Herr- und Knechtschaft (Strindberg, Tolstoi)
  9. IV. Pflichttreue Knechte
  10. V. Freiwillige Knechte
  11. Schluss
  12. Literaturverzeichnis
  13. Namensregister
  14. Fußnoten