
Neuroleadership
Empirische Überprüfung und Nutzenpotenziale für die Praxis
- 468 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
Über dieses Buch
Was können Führungskräfte aus den Erkenntnissen der Neurowissenschaften lernen, um ihren Job noch besser als bislang zu machen?
Das Buch wendet sich an Führungskräfte, Berater, Trainer, Wissenschaftler sowie Studierende der Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspsychologie.
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse können hilfreich sein, um Führungskräften neue Sicht- und Denkweisen zu vermitteln – und dadurch deren Führungseffektivität zu erhöhen. Die vorliegende Publikation verdeutlicht, wie es gelingen kann, mittels eines Neuroleadership sowohl Leistungsprobleme zu lösen, wie auch die Gesundheit der Führungskräfte und Mitarbeiter zu fördern, was sich – zusammengenommen – wiederum nachhaltig positiv auf die Leistungserstellung und somit auf den Unternehmenserfolg auswirkt.
In diesem Zusammenhang bietet das vorliegende Buch folgende neuartige Perspektiven:
1. Überwindung des Empiriedefizits: Diese Publikation dient zunächst dazu, das vorhandene Empiriedefizit zum Thema "Neuroleadership" zu überwinden: Einerseits werden die Vorhersagen von zwei "prominenteren" Ansätzen des Neuroleadership, nämlich das SCARF-Modell von David Rock wie auch die Konsistenztheorie von Klaus Grawe in Bezug auf die Frage geprüft, ob Neuroleadership ein Ansatz ist, mit dem Leistung und Gesundheit gefördert werden kann. Hierzu wurde eine empirische Studie mit mehr als 900 berufstätigen Personen durchgeführt. Andererseits werden mittels einer Unternehmensfallstudie die Aussagen des SCARF-Modells dadurch validiert, dass Mitarbeiterurteile mit denen von Führungskräften verglichen werden.
2. Aufhebung der einseitigen Führer-Geführten-Perspektive: Die bisherige Neuroleadership-Argumentation zeichnet sich in weiten Teilen dadurch aus, dass eine große Nähe zu situativen Ansätzen der Personalführung existiert: Die Führungskraft steht im Mittelpunkt des Geschehens und optimiert – im Kontext eines solchen Führungsverständnisses – das Leistungsverhalten ihrer Mitarbeiter dadurch, dass sie die unterschiedlichen, jetzt neurobiologisch begründeten Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter berücksichtigt. Hier wird gerade in Hinblick auf Führungskräfte verdeutlicht, wie deren eigenen Interpretationsvorlieben, Sprachgewohnheiten und Weltbilder die eigene Effektivität fördern – oder aber auch reduzieren können.
3. Transfer zur Unternehmensführung: Es wird gezeigt, welche Beziehungen zwischen den aus den empirischen Studien abgeleiteten Prinzipien eines Neuroleadership zu Befunden erfolgreicher Unternehmenspraxis bestehen. Hierzu werden einerseits ausführlichere Unternehmensfallstudien sowie die Fallstudiensammlung des Moonshot-Projekts von Gary Hamel herangezogen.
Aktuelle Weiterentwicklungen dieser Überlegungen zum Neuroleadership finden sich unter www.neuroleadership-online.de.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Teil F: Neuroleadership für die Zukunft

19 Vertiefung I: Schemata, Gehirn undFührung
19.1 Einführung: Starke Überzeugungen machen blind
- Es wurde erwartet, dass Informationen, die im Widerspruch zu den eigenen Überzeugungen stehen – auch wenn Anhänger diese nicht als widersprüchlich erkennen – neuronale Schaltkreise aktivieren würden, die mit negativen emotionalen Zuständen in Verbindung stehen.
- Es wurde erwartet, die Aktivierungen in den Teilen des Gehirns zu sehen, die stark an der Kontrolle der Emotionen beteiligt sind. Die Vermutung war, dass bei Widersprüchen Rationalisierungen aufgrund des Motivs entstehen, eine emotional befriedigende Schlussfolgerung vornehmen zu können.
- Des Weiteren wurde vermutet, im Gehirn einen Konflikt erkennen zu können – einen Konflikt zwischen dem, was man als eine „vernünftige“ Person glauben kann und dem, was man als Anhänger gerne glauben würde. Deshalb wurde die Aktivierung derjenigen Gehirnregion vermutet, die bei der Überprüfung und beim Lösen von Konflikten beteiligt ist.
- Schließlich wurde vermutet, dass die Versuchspersonen „aus dem Bauch heraus” und nicht aufgrund rationaler Entscheidungen entscheiden. Somit wurde nicht erwartet, starke Aktivierungen von den Teilen des Gehirns zu sehen, die beim logischen Schlussfolgern aktiviert werden, obgleich den Anhängern eine Aufgabe gegeben wurde, die durch logisches Denken beantwortet werden konnte.
- Allen Parteianhängern wurden je sechs Zusammenstellungen von Aussagen John Kerrys, George W. Bushs und politisch neutraler männlicher Personen (z.B. von Tom Hanks) gezeigt, die klare Widersprüche enthielten. Zwar wurden viele der Aussagen und Zitate bearbeitet oder fiktionalisiert, doch wurde deren Glaubwürdigkeit dadurch erhöht, dass sie in tatsächliche Zitate oder Beschreibungen tatsächlicher Ereignisse einbettet wurden.
- Während die Probanden im fMRT-Scanner lagen, wurde ihnen eine Reihe von Dias gezeigt. Das erste Dia jeder Gruppe zeigte eine ursprüngliche Aussage, typischerweise ein echtes Zitat des Kandidaten. Das zweite Bild lieferte eine widersprüchliche Aussage, die oft ebenfalls vom Kandidaten stammte und eine klare Inkonsistenz nahelegte, die einem Parteigänger bedrohlich erscheinen musste.
- Wenn Anhänger widersprüchlichen Informationen ausgesetzt werden, ist es unwahrscheinlich, dass sie ihre emotional beeinflussten Schlussfolgerungen begründen.
- Wenn sie mit potentiell Besorgnis erregenden politischen Informationen konfrontiert werden, wird ein neuronales Netzwerk aktiv, das eine Notlage produziert. Ob diese Notlage bewusst, unbewusst oder eine Kombination davon ist, bleibt unklar.
- Das Gehirn registriert den Konflikt zwischen den Daten und den eigenen Vorlieben und beginnt nach Wegen zu suchen, die unangenehmen Emotionen zu vermeiden.
- Das Gehirn ist bei diesen Bemühungen weitestgehend erfolgreich, da die Anhänger meist angaben, keinen Widerspruch zwischen den Worten und Taten ihres Kandidaten erkannt zu haben.
- Dem Gehirn gelang es, diese eigene „Notlage“ durch fehlerhafte Begründungen sehr schnell zu lösen – gewöhnlich bevor die Probanden bis zum dritten Dia gekommen sind.
- Die mit der Kontrolle des emotionalen Zustands im Gehirn beauftragten neuronalen Schaltkreise scheinen Argumente zu finden, die der Anhänger schon früher bei Notlagen und Konflikten entwickelt hatte, als er mit ungemütlichen Realitäten konfrontiert wurden.
- Dies alles scheint nur mit geringer Beteiligung der neuronalen Schaltkreise zu passieren, die normalerweise beim Schlussfolgern beteiligt sind – also quasi unbewusst.
- Sobald die Anhänger einen Weg gefunden hatten, die falsche Schlussfolgerung zu begründen, haben sich nicht nur die neuronalen Schaltkreise, die bei den negativen Emotionen beteiligt sind, abgeschaltet, sondern die Schaltkreise, die an den positiven Emotionen Anteil haben, wurden aktiviert.
- Das Anhängergehirn aktivierte also Belohnungsschaltkreise, die dem Anhänger einen Ruck für die positive Verstärkung ihrer beeinflussten – falschen – Schlussfolgerung vermittelten.
- Diese Belohnungsschaltkreise decken sich substantiell mit denen, die aktiviert werden, wenn Drogenabhängige sich ihren „Schuss” setzen.
19.2 Das Schema-Konzept
19.2.1 Was ist ein Schema?
19.2.2 Schemata und Handeln
- zielbezogene Schemata (z. B. wie man zu einer Wohnung kommt),
- themenbezogene Schemata (z. B. wie man über Arbeitslosigkeit redet),
- rollenbezogene Schemata (z. B. wie man sich als Führungskraft gegenüber seinen Mitarbeitern verhält),
- werkzeugbezogene Schemata (z. B. wie man mit einem Hammer umgeht),
- ortsbezogene Schemata (z. B. wie man sich auf einem Friedhof verhält),
- institutionenbezogene Schemata (z. B. wie man sich in einer Behörde verhält),
- personenbezogene Schemata in Bezug auf andere (z. B. wie man sich seinem Onkel gegenüber verhält),
- auf die eigene Person bezogene Schemata „Selbstkonzepte“ (z. B. wie man eigenes Verhalten interpretiert),
- verfahrensbezogene Schemata (z. B. wie man die Zähne putzt),
- affektbezogene Schemata (z. B. wie man sich im Zorn verhält).
19.3 Veränderung und Neubildung von Schemata
19.3.1 Grundlagen
- Die Information wird ignoriert.
- Die Information wird ruhen gelassen.
- Die Information wird abgelehnt.
- Die Information wird reinterpretiert, sodass die bereits vorhandenen Schemata beibehalten werden können. Sie wird an die bereits vorhandenen Schemata sozusagen „angepasst“.
- Die Information wird reinterpretiert und die bereits vorhandenen Schemata werden nur leicht angepasst.
- Die Information wird angenommen und damit werden die bereits vorhandenen Schemata verändert.
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Impressum
- Vorwort
- Inhaltsverzeichnis
- Übersicht der Tabellen
- Übersicht der Zeichnungen
- Teil A Warum sich mit Neuroleadership beschäftigen?
- Teil B Neurowissenschaftliche Grundlagen
- Teil C Zentrale Zugänge zu einem Neuroleadership I: Das SCARF-Modell
- Teil D Zentrale Zugänge zu einem Neuroleadership II: Die Konsistenztheorie
- Teil E Neuroleadership: Empirische Studien
- Teil F: Neuroleadership für die Zukunft
- 25 Anhang I: Fragebogen
- 26 Anhang II: Details zur Fragebogenstudie