Assessment Center Training für Dummies

Laura Lüneborg, Pia Petruschke, Katharina Roth

• Verlag: Wiley-VCH
• Jahr: 2019
• ISBN drucken: 9783527715237
• eBook-ISBN: 9783527817177
• Auflage: 1
• Thema: Persönliche Entwicklung
• Thema: Karriere

Herzlichen Glückwunsch! Sie haben eine Einladung zu einem Assessment Center erhalten und damit die erste Hürde im Bewerbungsverfahren genommen. Nun ist es an Ihnen, sich planvoll vorzubereiten, um die vielfältigen, standardisierten Aufgaben zu bestehen. Pia Petruschke, Laura Lüneborg und Katharina Roth helfen Ihnen dabei. Sie erläutern Ziele und Absichten sowie den Aufbau eines Assessment Centers, nennen die Aufgabe der Beobachter, beschreiben die Methoden und geben Ihnen wertvolle Tipps für die Vorbereitung auf das Interview, die Präsentation und Diskussion, das Rollenspiel sowie die Gruppenübung. Auch die Materialschlachten rund um die Postkorbübung und die Fallstudien sowie Fähigkeits- und Persönlichkeitstests verlieren nach einer optimalen Vorbereitung ihren Schrecken. So können Sie bestens gebrieft und gelassen den diversen Aufgaben eines Assessment Centers entgegensehen.

Teil IV

Umgang mit Materialschlachten, Tests und Fragebogen

IN DIESEM TEIL …

Hier stellen wir Ihnen weitere typische Übungen im Assessment Center vor, in denen es im wahrsten Sinne des Wortes zur Sache geht. Vieles davon wird Sie möglicherweise an Ihren Schreibtisch erinnern: E-Mails bearbeiten, Entscheidungen treffen, Konzepte erarbeiten, kniffelige Aufgaben lösen, das Wesentliche aus einer Menge von Informationen herausfischen und in eine sinnvolle Struktur bringen. Das alles kann sich hinter einem Postkorb, einem Business Case oder Ähnlichem verbergen. Sie bekommen nicht nur Hinweise für die Lösung solcher Aufgaben, sondern auch Tipps, wie Sie sich am besten darauf vorbereiten können.

Tests sind ein weiteres beliebtes Format. Dabei unterscheiden sich Fähigkeits- und Wissenstest, die sich eher mit Leistungsaspekten beschäftigen, von solchen Tests, die Ihre Persönlichkeit genauer ergründen wollen. Wichtig zu wissen ist, dass Tests nicht nur im Assessment Center, sondern auch gern in der Vorauswahl eingesetzt werden. Mit der Übersicht, Beispielaufgaben und hilfreichen Tipps verlieren sie jedoch schnell ihren Schrecken: Sie erfahren, was und wie Sie üben können und wie Sie das Beste aus einem Testergebnis für sich mitnehmen.

Kapitel 13

Postkorbübung

IN DIESEM KAPITEL

1. Verstehen, was ein Postkorb ist
2. Den Postkorb mit kühlem Kopf bewältigen
3. Entscheidungen mit Leichtigkeit treffen
4. Ergebnisse verständlich erklären und vertreten

Stellen Sie sich vor, Sie kehren nach längerer Abwesenheit zurück in Ihr Büro, öffnen Ihr Postfach und siehe da: Es quillt über vor lauter Nachrichten und E-Mails, die bearbeitet werden müssen. Alle von Ihnen – und das am besten jetzt sofort. Kommt Ihnen das bekannt vor? Vermutlich. Die Bewältigung großer Mengen an E-Mails zählt heutzutage in fast jedem Job zum Tagesgeschäft. Die Postkorbübung repräsentiert genau diese Situation und wird deshalb in vielen Assessment Centern eingesetzt.

Hinter einer Postkorbübung verbirgt sich das, wonach der Name klingt: Ein Posteingang voller Nachrichten, die in kurzer Zeit bearbeitet werden müssen. Als Teilnehmer eines Assessment Centers nehmen Sie eine fiktive Rolle ein und müssen den Posteingang jener fiktiven Person bearbeiten. Um dabei erfolgreich zu sein, müssen Sie die Nachrichten unter die Lupe nehmen, Prioritäten setzen, Entscheidungen treffen, sich mit Mitarbeitern oder Kollegen austauschen, Anweisungen geben oder eben selbst anpacken. Beurteilt wird, wie Sie in kurzer Zeit mit vielen verschiedenen Informationen umgehen und sinnvolle und pragmatische Lösungen finden. Häufig werden Sie gebeten, Ihre Lösung nach der Bearbeitung kurz zu präsentieren oder sich zumindest den kritischen Fragen der Beobachter zu stellen.

Damit Sie diese Situation im Assessment Center gekonnt meistern, finden Sie in diesem Kapitel einen Überblick über verschiedene Formate von Postkorbübungen. Außerdem erfahren Sie, wie Sie mit kühlem Kopf die Aufgabe zielsicher lösen und getroffene Entscheidungen auch bei kritischen Nachfragen vertreten können. Schließlich können Sie sich einmal selbst an einer Postkorbübung versuchen.

Manchmal wird die Postkorbübung auch Fallstudie genannt. Schauen Sie daher immer genau hin, was in der Aufgabenstellung gefragt ist – und lesen Sie im Zweifel auch Kapitel 14 zur Vorbereitung auf Ihr Assessment Center.

Diese Formate werden eingesetzt

Die Postkorbübung kann in verschiedenen Formaten durchgeführt werden. Allerdings vereinen einige grundsätzliche Gemeinsamkeiten die unterschiedlichen Formate.

Herausforderungen und Anforderungen

Wie im Arbeitsalltag bringt ein voller Posteingang auch im Assessment Center einige Tücken mit sich. Eine Herausforderung der Postkorbübung ist der Zeitdruck. Zur Bearbeitung von zehn bis 20 Schriftstücken haben Sie meist nur 30 bis 60 Minuten Zeit. Das kann enorm knapp werden, insbesondere deshalb, weil Sie die Zusammenhänge der einzelnen Nachrichten (auch Vorgänge genannt) zunächst erschließen müssen, bevor Sie aktiv werden. Hier gilt es also, die Zeit so effizient wie möglich zu nutzen.

Manchmal können in der vorgegebenen Bearbeitungszeit einer Postkorbübung nicht alle Themen in der Tiefe bearbeitet werden. Sie müssen also abwägen: Ist eine Nachricht wirklich wichtig? Wenn nicht, stellen Sie sie zurück. Vielleicht bleibt am Ende noch Zeit, sich darum zu kümmern. Enthält Ihr Postkorb beispielsweise dreizehn Schriftstücke, könnten Sie Ihre Zeit wie folgt verteilen: Fünf Minuten zum Lesen der Instruktion; fünf Minuten, um sich einen Überblick über die Schriftstücke zu verschaffen und diese zu sortieren; etwa drei Minuten zur Bearbeitung jedes einzelnen Schriftstücks und falls nötig fünf Minuten zur Vorbereitung einer Präsentation. Hätten Sie 60 Minuten Zeit für die Bearbeitung, blieben Ihnen jetzt noch fünf Minuten Pufferzeit übrig.

Um in einer solchen Situation erfolgreich zu bestehen, bedarf es verschiedener Kompetenzen, die mithilfe der Postkorbübung beobachtet werden sollen:

• Analytische Kompetenz: Um die Postkorbübung sinnvoll zu bearbeiten, müssen Sie sich schnell einen Überblick über vorliegende Themen verschaffen, relevante Informationen erkennen und Zusammenhänge zwischen den Themen erfassen. Nur wenn Ihnen das gelingt, können Sie daraus die richtigen Schlüsse ziehen.
• Umsetzungskompetenz: Sie müssen in der Postkorbübung aktiv werden, eigenständig Entscheidungen treffen und sie vertreten. Hier zeigt sich, wie Sie in einer neuartigen Situation spontan handeln. Nehmen Sie die Dinge in die Hand oder warten Sie eher ab, ob sich die Probleme von allein auflösen? Um ein sinnvolles Vorgehen sicherzustellen, ist es wichtig, die zur Verfügung stehenden Ressourcen strukturiert einzusetzen. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass Sie einen Terminkalender sorgfältig pflegen, Zeitaufwände angemessen einschätzen und terminliche Überschneidungen voraussehen und vermeiden. Nutzen Sie deshalb alle Hilfsmittel, die Ihnen im Postkorb zur Verfügung gestellt werden – das hilft Ihnen auch dabei, unter Zeitdruck die Ruhe zu bewahren.
• Strategisch-gestalterische und unternehmerische Kompetenz: In der Postkorbübung sind Sie Herr oder Frau der Lage. Sie entscheiden ob Termin A wichtiger ist als Termin B, wägen Kosten und Nutzen verschiedener Handlungsmöglichkeiten gegeneinander ab und verfolgen so relevante Geschäftsziele. Dabei sollten Sie sowohl kurz- als auch langfristige Konsequenzen Ihres Handelns im Blick halten. In jedem Fall ist ein überlegtes Handeln im Sinne des Unternehmens gefragt. Solange Sie Ihre Entscheidungen in dieser Hinsicht sinnvoll begründen können, können Sie wenig falsch machen.
• Führungskompetenz: Gerade wenn es um eine zukünftige Führungsrolle geht, ist es wichtig zu analysieren, wie jemand mit vielen Verantwortlichkeiten und Schnittstellen umgeht: Delegiert ein Bewerber Aufgaben sinnvoll an seine Mitarbeiter, um deren Ressourcen zu nutzen und sich selbst Freiräume zu schaffen? Hält er delegierte Aufgaben nach? Oder versucht jemand um jeden Preis alles selbst zu machen, auch wenn das in der Realität kaum umsetzbar erscheint? Zusätzlich ist ein wertschätzender und unterstützender Umgang mit den eigenen Mitarbeitern (und natürlich anderen Interaktionspartnern) gefragt.

Es kann in den Schriftstücken auch darum gehen, fachspezifische Inhalte aufzubereiten, die für die Zielposition besonders relevant sind. Jetzt sind Sie als Experte gefragt: Lassen Sie beispielsweise als Jurist Ihr Wissen zu rechtlichen Themen, als Finanzexperte Ihre Fähigkeit zur Datenanalyse einfließen. Das sollte für Sie kein Problem sein. Halten Sie sich an den fachspezifischen Themen jedoch nicht zu lange auf. Bedenken Sie: Die Zeit ist knapp.

In all...

Inhaltsverzeichnis

• Cover
• Über die Autorinnen
• Inhaltsverzeichnis
• Einführung
• Teil I: Was sich hinter dem Schlagwort Assessment Center verbirgt
• Teil II: Wichtige Bewerbungshürden meistern
• Teil III: Vorbereitung auf Gesprächssituationen
• Teil IV: Umgang mit Materialschlachten, Tests und Fragebogen
• Teil V: Der Top-Ten-Teil
• Abbildungsnachweis
• Stichwortverzeichnis
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