
Zwischen Metaphysik und Politik
Thomas Manns Roman »Joseph und seine Brüder« in seiner Zeit
- 337 Seiten
- German
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Zwischen Metaphysik und Politik
Thomas Manns Roman »Joseph und seine Brüder« in seiner Zeit
Über dieses Buch
Thomas Manns Roman "Joseph und seine Brüder", der zwischen 1926 und 1942 entstand, spielt vor 3000 Jahren. Gewöhnlich liest man ihn deshalb so, als sei er seinem politikskeptischen Autor Zufluchtstätte vor den Widrigkeiten der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus gewesen: Mann habe sich hier in einer fernen, intakten und unpolitischen Welt eingerichtet. Eine Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte wird allenfalls dem letzten Teil der Tetralogie zugebilligt, in dem Joseph Staatsmann wird. Hingegen zeigt diese Arbeit, daß der Roman sich von der ersten Seite an mit den politischen Anforderungen beschäftigt, denen der bis 1918 bekennende Unpolitische nicht mehr ausweichen kann. Er ist aufs engste mit seiner Entstehungszeit verknüpft.
Diese Auseinandersetzung vollzieht sich auf der Ebene von Thomas Manns philosophischer Heimat. Bis 1918 begründete er seine unpolitische Haltung mit Schopenhauers Metaphysik, nach der Fortschritt generell unmöglich ist. Von diesem metaphysischen Glaubensgrund des politisch immer stärker Bedrängten ausgehend, sucht der Roman jedoch durchgängig nach einem Weg, der Welt aktiv gegenüberzutreten. Parallel zur zeitgeschichtlichen Eingebundenheit Thomas Manns zeichnet "Joseph und seine Brüder" die Gedankenexperimente nach, die der Autor in höchster Not unternimmt. Ehrlicher als die oft von volkspädagogischen Zwängen gelenkten zeitgeschichtlichen Essays zeigt der Roman, wo die Möglichkeiten und politischen Grenzen von Thomas Manns Denken liegen.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Thomas Mann, die Philosophie, die Zeitgeschichte und der Joseph-Roman
- I. Zeitgeschichtliche Präliminarien zu einem zeitverhafteten Roman: Der Glaube an die Macht der Metaphysik in Thomas Manns geistigem Umfeld
- Sehnsucht nach dem Dritten Reich
- Von Propheten und selbsternannten Heiligen
- Die nicht bestandene Zerreißprobe: Thomas Mann, Ernst Bertram und die Zeitgeschichte
- Thomas Manns Weg zur Demokratie
- Deutsches Selbstverständnis und seine historische Tradition
- Die gegenwärtige Lage, politisch
- Die gegenwärtige Lage, geistig
- Wege
- II. Urgründe: Auf der Suche nach authentischer Gegenwart in der Höllenfahrt
- Von der Rolle des Politischen
- Der Mensch zwischen Zeitlichkeit und Zeitlosigkeit
- Romantische Metaphysik und modernes Fortschrittsdenken
- Der Roman der Seele
- Die zeitgeschichtliche Brisanz der Höllenfahrt
- III. Jaakob am Ende seiner Weisheit: Von den Grenzen metaphysischer Weltanschauung
- Von der Politizität des Unpolitischen: Jaakob, Joseph und »der Mann febsche«
- Namen: Von der Leonitas des Löwen und vom zeitgemäßen Umgang mit Engeln
- Jaakobs mythische Welt
- Esau und Jaakob - Metaphysik als Begrenzung und Metaphysik als Entgrenzung
- Jaakobs Schuld: Dina, Lea, Rahel, Joseph
- Die zeitgeschichtliche Dimension der Geschichten Jaakobs
- IV. Hochmut kommt vor dem Fall: Der junge Joseph
- Josephs Mittlerposition und Thomas Manns Künstler-Ich
- Josephs Konflikt mit den Brüdern und das Verhältnis des Künstlers zur Gesellschaft
- Auserwähltheit und soziales Leben - auf der Suche nach einer Symbiose
- Die philosophisch-politischen Implikationen: Individuelle Handlungsfreiheit und metaphysische Vorherbestimmtheit
- V. Geschichte als Möglichkeit
- Josephs Ich als Weltmitte und Thomas Manns politische Forderung des Tages
- Metaphysisches Bewußtsein als Bedingung humanistischer Politik
- Joseph zwischen politischen Fronten
- VI. Geschichte als Notwendigkeit
- Noch ein »Vorspiel«!
- Wie im richtigen Leben: Von der Realität des Mythischen
- Im Zeichen der »Vereinfachung«: Zauberhafte Politik
- Zurück zur Metaphysik
- Literaturverzeichnis