
De monstris
Deutung und Funktion von Wundergeburten auf Flugblättern im Deutschland des 16. Jahrhunderts
- 405 Seiten
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De monstris
Deutung und Funktion von Wundergeburten auf Flugblättern im Deutschland des 16. Jahrhunderts
Über dieses Buch
In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden in großer Zahl Flugblätter publiziert, die das Auftreten sogenannter Wundergeburten verkündeten. Interpretiert als Zeichen des Zorns Gottes, waren diese Wundergeburten Bestandteil einer bis in die Antike zurückreichenden Vorzeichendeutung, die im 16. Jahrhundert vorrangig von Protestanten angewandt wurde.
Die Untersuchung deckt die theologischen Grundlagen für die Auslegbarkeit der Monstra insbesondere vor dem Hintergrund der konfessionellen Streitigkeiten um den Wunderkult auf. Da es für die Gelehrten der Zeit eine Tatsache war, daß sowohl die Ordnung der Natur als auch die der Gesellschaft von Gott vorbestimmt war, wurden die Monstra als göttliches 'Kommunikationsmittel' gesehen, um auf Mißstände in der Gesellschaft zu verweisen. Hierbei zeichnet sich im Laufe des Jahrhunderts eine Verschiebung in bezug auf die Adressatengruppen, die mit diesen Deutungen erreicht werden sollten, und damit der gesellschaftspolitischen Funktion der Monstra-Auslegungen ab. Im naturkundlichen Diskurs spielten die Flugblätter über die Wundergeburten als Anschauungsmaterial für Ärzte eine wichtige Rolle. Darüber hinaus bilden die Monstra den Schnittpunkt zwischen der von vielen Medizinern vertretenen aristokratischen Theorie von den natürlichen Ursachen der Mißbildungen und den die Prodigiendeutung formulierenden Theologen, die durch dieses naturkundliche Erklärungsmuster die Grundlage ihrer Deutung und die daraus ableitbaren Forderungen in Frage gestellt sahen. Der Frage, welche Bedeutung die Diskussion um das Entstehen der Monstra besonders für die Frauen der Zeit hatte, wird zum einen anhand der Imaginationstheorie und den daraus ableitbaren Verhaltensmaßregeln, zum anderen im Zusammenhang mit der Diskussion um die Macht der Hexen nachgegangen.
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Information
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Monstraflugblätter - Aufbau und Type
- 3. Grundlagen: Der theologische Diskur
- 3.1. Die Erneuerung der Prodigienlehre in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts
- 3.2. Protestantische Prodigiendeutung und Wunderablehnung
- 3.3. Die katholische Einschätzung der Bedeutung der Monstra
- 3.4. Die Monstradeutung im konfessionellen Streit
- 3.5. Exkurs: Die fiktiven Monstra - Monstra als illustrative Zeichen
- 3.6. Die positive Deutung der Prodigien
- 4. Der gesellschaftspolitische Diskurs
- 4.1. Die hermeneutische Traditon der Monstradeutung
- 4.2. Die tropologisch-moralische Deutung der Monstra - Monstra als Lasterabbilder
- 4.3. Die eschatologische Deutung der Monstra
- 4.4. Die Monstra und der ’politische Körper’ des Staates
- 5. Der naturkundliche Diskurs
- 5.1. Das Flugblatt als Medium im naturkundlichen Diskurs
- 5.2. Der theologisch-naturkundliche Disput über die Ursache der Monstra
- 5.2.1. Aristoteles und die Gesetze der Natur
- 5.2.2. Die Theologen und die aristotelische Teratologie
- 5.2.3. Die Naturgelehrten und die Bedeutung der Monstra
- 6. Der Geschlechterdiskurs
- 6.1. Die ungezügelte Einbildungskraft und das Entstehen der Monstra
- 6.1.1. Die Kraft der Einbildung
- 6.1.2. Die Wirkung der Einbildungskraft bei Schwangeren
- 6.1.3. Die konkreten Folgen der Lehre von den Gefahren der Einbildungskraft
- 6.1.4. Der Verstand, die Einbildungskraft und die weibliche Pathologie
- 6.1.5. Die Disziplinierung der Sinne durch äußere Kontrolle
- 6.2. Die Monstra und der Teufel
- 6.2.1. Die Frage nach der Übereinstimmung von äußerer und innerer Gestalt
- 6.2.2. Die Monstra und die Hexen
- 6.2.3. Prodigien und Teufelswerk
- 6.2.4. Die Hexen und die Unordnung in der christlichen Gemeinde
- 6.2.5. Die Monstra und die Tauffrage
- 7. Beispiele zur wandlungsreichen, interessegeleiteten Deutung der Monstra
- 7.1. Das Ravenna-Monstrum
- 7.2. Die italienischen Monstra von 1578
- Anhang
- Literaturverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Abbildungen