
Die Suche nach der Schuld
Sophokles' Oedipus Rex, Aristoteles' Poetik und das Tragödienverständnis der Neuzeit
- 516 Seiten
- German
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Die Suche nach der Schuld
Sophokles' Oedipus Rex, Aristoteles' Poetik und das Tragödienverständnis der Neuzeit
Über dieses Buch
Die am Ende des 20. Jh.s im deutschen Sprachraum entstandene und bis heute nicht beigelegte Kontroverse um die Deutung der Tragödien des Sophokles führte nicht so sehr zu einem eindeutigen 'Paradigmenwechsel', sondern legte vielmehr erneut die methodische Unsicherheit der Klassischen Philologie gegenüber Fragen der Gesamtinterpretation bloß. Dieses Buch möchte die verfahrene Diskussion auf eine neue Grundlage stellen, indem es die geistesgeschichtlichen und methodischen Voraussetzungen der neueren Sophokles-Deutungen und somit der Sophokles-Interpretation überhaupt in mehreren Schritten systematisch zu klären versucht. Ein erster Teil legt die Geschichte des Verständnisses und der Deutung der griechischen Tragödie im allgemeinen und des sophokleischen Oedipus Rex im besonderen zwischen 1500 und 1900 in ihrer gedanklichen Entwicklung und im Zusammenhang mit der europäischen Tragödientheorie analytisch dar. Ein zweiter Teil geht einigen zentralen und bis heute nicht eindeutig geklärten Postulaten der Tragödien- und Handlungstheorie des Aristoteles und deren neuzeitlichen Interpretationen nach, die das Verständnis der griechischen Tragödie Jahrhunderte lang bestimmt haben und durch die neueren Sophokles-Interpretationen wieder ins Zentrum der Diskussion gerückt sind. Ein dritter Teil versucht, die Aporien der Sophokles-Interpretationen literaturtheoretisch zu erfassen und wirft erneut die Frage nach den Möglichkeiten und Kriterien eines angemessenen Verständnisses der sophokleischen Tragödie auf.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Inhaltsverzeichnis
- A. Die gegenwärtige Sophokles-Diskussion in Deutschland: Eine Verlegenheit
- B. Sophokles’ Oedipus Rex: Eine Deutungsgeschichte
- I. Die Suche nach der Schuld
- 1. Katharsis: Furcht und Mitleid
- 2. Poetische Gerechtigkeit: Furcht und Hoffnung
- 2.1. Auf dem Wege von der moralisierenden Exegese zur moralistischen Literaturtheorie
- 2.2. Katharsis und Poetische Gerechtigkeit: Zusammen mit Donat, Euanthius und Aristoteles auf dem Weg ins Fegefeuer
- 3. Katharsis, Poetische Gerechtigkeit und Hamartia
- 3.1. Hindernisse und Aporien
- 3.2. Erste Lösungsversuche: Maggi versus Robortello
- 3.2. ‘Fortschritte’: Denores und La Mesnardière
- 4. Sophokles’ Oedipus Rex: Die Suche nach der Schuld
- 4.1. Das ‘Problem’ und erste Lösungsversuche
- 4.2. Die ‘Lösung’: A. Dacier
- II. Sophokles’ Oedipus Rex und die Krise des europäischen Geistes
- 1. Auf dem Schlachtfeld der Exegese: Querelle 1687–1730
- 1.1. Schlag auf Schlag: Dacier versus Saint-Évremond und Fontenelle
- 1.2. Drake: the Moral of the Fahle defective oder Parallel betwixt the Antient and Modern Tragedy
- 1.3. Terrasson: cette Pièce pernicieuse oder de la Tragédie, andenne & moderne
- 1.4. Dramaturgische Konsequenzen: Folard und La Motte
- 1.5. Widerstand und Restauration
- 2. Vorbild oder Gegenbild? Wandel, Wende, Widerstand: 1640–1788
- 2.1. Marmontel: système ancien – systeme de la fatalité
- 2.2. Orthodoxer Widerstand: M. C. Curtius und L. Dupuy
- 2.3. Charles Batteux’ Pendeln zw. Emotionalismus und Moralismus
- 2.4. Krise, Wandel, Aporie: 1771–1788
- III. Gigantisches Schicksal und klassizistische Moralphilologie
- 1. Paradigmenwechsel: Schicksalstragödie
- 2. Widerstand der trefflichen Schulmeister: Moralphilologie
- 3. Die Wilamowitzsche Wende
- 3.1. Die Befreiung der Tragödie von der Tragödientheorie
- 3.2. Die Befreiung der Tragödie von Fatum, blindem Schicksal und Determinismus: Moira, Menschen und Götter
- 3.3. Die Befreiung der Tragödie von der Gerechtigkeit Gottes: Schuld versus Miasma
- 3.4. Methodische Grenzen und neue Perspektiven
- C. Die ‘neuen’ Interpretationen: eine Analyse
- 1. Interpretation von E. Lefèvre und deren Grundlagen
- 1.1. Analyse
- 1.2. Um der poetischen Gerechtigkeit Gottes willen: Hamartia und die Moral der Tragödie
- 1.3. Zusammenfassung
- 2. Interpretation von A. Schmitt und deren Grundlagen
- 2.1. Analyse
- 2.2. Um der poetischen Gerechtigkeit Gottes willen: Hamartia und der Missionsbefehl der griechischen Tragiker
- 2.3. Zusammenfassung
- 3. Analytische Schlußfolgerungen I
- D. Das höllische Weben: Die ‘alten’ und die ‘neuen’ Deutungen der Hamartia und die Handlungstheorie des Aristoteles
- Eine unzulässige Methode oder eine kongeniale Übereinstimmung?
- 1. Das Problem und der historisch-systematische Kern der Debatte
- 1.1. Poetik Kap. 13: Rekapitulation
- 1.2. Francesco Robortello
- 1.3. Das ‘Problem’
- 2. Die Poetik des Aristoteles als die Heilige Schrift der Tragödieninterpretation oder: Die breite Auffassung
- 2.1. Das Problem und die Lösung: Alessandro Donati
- 2.2. Inkonsequenzen: Dacier I
- 2.3. Erneuerung: Vahlen
- 2.4. Über das von Aristoteles Gedachte hinaus: Butcher
- 2.5. Eine immer offene Möglichkeit: Von Fritz
- 2.6. Das logische Ergebnis: Stinton
- 3. Tragische Charakterschwächen und philologische Denkfehler oder: Die moralisierende Auffassung
- 3.1. Das Problem und die möglichen Lösungen
- 3.2. Die ἁμαρτία und das ἀδίκημα im Affekt
- 3.3. Die ἁμαρτία und die ἀκρασία
- 4. Zurück zu Robortello
- 5. Analytische Schlußfolgerungen II
- E. Sophokles’ Oedipus Rex: Ein Text, eine Frage und eine Leerstelle
- 1. Eine Leerstelle oder: Über die Logik von Frage und Antwort
- 2. Zurück zu Sophokles oder: Μὴ φῦναι τὸν ἅπαντα νικᾷ λόγον
- 3. Düstere Aussichten
- Literaturverzeichnis
- 1. Zur griechischen Tragödie und Poetik des Aristoteles
- 2. Zur Nikomachischen Ethik, insbes. zu EN III 1 und V 8
- 3. Zur europäischen Dramentheorie und Rezeptionsgeschichte der griechischen Tragödie und der Poetik des Aristoteles
- Indices
- 1. Stellen
- 2. Namen und Sachen