
- 697 Seiten
- German
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Über dieses Buch
Am Beispiel der Gruppierung um Stefan George (1868–1933) entwirft die Arbeit ein Modell zur Analyse literarischer Vereinigungen in der Moderne, das sich auf sozialgeschichtliche Konzepte ebenso stützt wie auf differenzierungstheoretische und kultursoziologische Entwürfe.
Zunächst wird dem Versuch Georges in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts nachgegangen, gegen die Mechanismen des literarischen Marktes eine Gruppe ästhetizistisch orientierter Künstler um sich zu sammeln. Diese Assoziation um die "Blätter für die Kunst" erweitert ihre Ambitionen am Beginn des 20. Jahrhunderts. Kulturkritische Programmatik soll durch die Kreisbildung um den charismatisch ausgezeichneten Lyriker als Lebensform materialisiert werden, eine Alternative zu den überkommenen wilhelminischen Sozial- und Bildungsformen anbieten. Das prominente Feld dieser Konfrontation ist die Wissenschaft. Die 'Krise des Historismus' ermöglicht Freunden Georges eine erstaunliche Breitenwirkung, besonders auch im Bereich der kulturellen und politischen Debatten. Noch im Hitler-Staat lassen sich Spuren solcher oftmals emphatischen Resonanzen finden. Diesen Prozessen geht die Arbeit in einer systematischen Verknüpfung von literatur- und wissenschaftsgeschichtlichen Untersuchungen nach, wobei eine Reihe bislang unbekannter Archivalien herangezogen wird; eine Auswahl ist im Anhang dokumentiert. Besonderes Augenmerk gilt dem Konkurrenzverhalten des Kreises, seiner ästhetisch-heroischen Ethik und seiner Kommentierung in verschiedenen gesellschaftlichen Teilbereichen.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- I. Zur George-Forschung und zur Anlage der Untersuchung
- II. Gruppe als Programm. George und die Blätter für die Kunst in den neunziger Jahren
- 1. Melancholia perennis
- 2. Frühe Lyrik und melancholischer Zeichenraum. Von den Hymnen zu den Büchern
- 3. Die Geburt der Gruppe aus dem Geiste der Melancholie
- 4. Blätter für die Kunst: Binnenstruktur und künstlerische Ethik
- 5. Scheiternde Koalitionen
- 6. Von der Naturalismus-Polemik zur Kulturkritik: Ansätze zur Umstrukturierung der Blätter-Gruppe vor 1900
- III. Zwischenbetrachtung und Resümee. Gruppe – Schule – Kreis
- 1. Zwischen Individuum und Organisation: Elemente einer Soziologie der Gruppe
- 2. Position(en) der Blätter-Gruppe in den neunziger Jahren. Eine Reformulierung
- 3. Außenansichten. Die Blätter-Gruppe in der Literaturkritik
- 4. Resonanzraum Wissenschaft
- IV. Imperium transcendat hominem. Aspekte der Gruppenbildung um George nach 1900
- 1. Das »Erlebnis Stefan George«
- 2. George – Gesetz. Beschreibungen des Meisters
- 3. Alte Freunde – neue Jünger. Charismatische Führung
- 4. Bund, Kreis, Staat. Selbstbeschreibungen
- V. Die Lebensform der Wissenschaftler
- 1. Wissenschaft als Dienst
- 2. George-Kreis und philologische Sozialisation
- 3. Die Bildung der Lebensform
- VI. George-Kreis(e): Innenansichten
- 1. Voces paginarum. Oder: Im Anfang war der Leser
- 2. »Mund nur an mund«. Mündlichkeit – Arkanum – Memorieren – Abschreiben
- 3. George-Typus. Zur Phänomenologie des Jüngers
- 4. Differenzen und Differenzierung
- 5. Aufgaben, Ziele, Visionen
- 6. Texte der Nähe. Der Siebente Ring – Der Stern des Bundes – Das Neue Reich
- VII. Strategisches
- 1. Selbstdarstellung
- 2. Positionenkonkurrenz. Hofmannsthal, Borchardt und das Jahrbuch für die geistige Bewegung
- VIII. Deutscher Geist. Vorgaben 1910/1920
- 1. Wissenschaft gegen die Moderne? Die Geistesgeschichte konstituiert sich
- 2. Versagen des ›Positivismus‹?
- 3. Geistesgeschichte – Gründe ihres Erfolgs
- 4. »Heidelberger Geist« und akademische Bühne
- 5. Deutscher Stil. Vom geheimen Reiz des Nationalen
- IX. Vom Wert der Wissenschaft. George-Kreis und Wissenschaftssystem bis 1933
- 1. Prolog in Basel. Zur Kontroverse um Nietzsches Geburt der Tragödie
- 2. Gegen die Autoritäten. Jahrbuch und etablierte Wissenschaft
- 3. Gestalt. Ein Begriff enthält ein Programm
- 4. Gundolf und die Germanistik. Reaktionen der Disziplin
- 5. Karrieren I. George-Kreis und Universität bis 1933
- 6. Lob des Eigenen. Konkurrenzverhältnisse
- X. Deutsche Bewegung. Der George-Kreis in den zwanziger Jahren
- 1. Nullpunkte 1919/1920
- 2. Praeceptor Germaniae. George-Kommentare
- 3. Ordnungsmodelle. Zu einigen Publikationen des Kreises
- 4. Kronzeuge Platon
- XI. Seher und Führer. Zum George-Kreis 1933–1945
- 1. Reaktionen 1932/1933
- 2. Gewährsmann, Klassiker, persona non grata. George-Debatten
- 3. Konjunkturen und Normalitäten. George-Kreis und Wissenschaft nach 1933
- 3.1. ›George-Forschung‹. Zur Genese eines literaturwissenschaftlichen Spezialgebiets
- 3.2. Gleichschaltung im Zeichen Georges. Die Universität Kiel 1933/1934
- 3.3. Karrieren II. Kreis-Autoren nach 1933
- Nachwort
- Literatur
- 1. George-Kreis
- 2. Sonstige Quellen und Forschungsliteratur
- Anhang: Dokumente
- Personenregister