Der Autor im Nachruf
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Der Autor im Nachruf

Formen und Funktionen der literarischen Memorialkultur von der Reformation bis zum Vormärz

  1. 472 Seiten
  2. German
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Der Autor im Nachruf

Formen und Funktionen der literarischen Memorialkultur von der Reformation bis zum Vormärz

Über dieses Buch

Erstmals größere Verbreitung als Druckwerke finden Nachrufe im deutschsprachigen Raum mit dem Ableben zentraler Gestalten der Reformation. Im Folgenden bildet sich ein großes Spektrum an öffentlichen Reaktionen auf Trauerfälle aus, das von der Todesmeldung über die Leichenpredigt, das Epicedium und die nekrologische Ekloge bis hin zum Totengespräch reicht. Die unterschiedlichen Spielarten des Nachrufs passen sich immer wieder neuen sozialen, kulturellen, ideologischen und medialen Herausforderungen an. Auch greifen stets die traditionellen, von der Funeralrhetorik vorgegebenen Formen der Verbeugung vor einem Hingeschiedenen und aktuelle Gestaltungsinnovationen ineinander. Dabei ist die Gattung nicht bloß ein Forum für das Lob von Verstorbenen, sondern steht durchgängig im Dienste aller erdenklichen theologischen, politischen und ästhetischen Interessen. Die Ansicht, dass der Nachruf in der Regel der Maxime De mortuis nil nisi bene gehorche, erweist sich als Vorurteil. Tatsächlich ist die mittels unterschiedlicher Strategien "zwischen den Zeilen" versteckte Kritik am Toten ein konstitutiver Bestandteil der Texte. Nachrufe auf Schriftsteller schließlich (alle erhaltenen Nachrufe auf 16 exemplarische Schriftsteller werden in der Studie analysiert) weisen ein besonders hohes Maß an Selbstreflexivität auf und sind signifikante Zeugnisse für die Geschichte von Autorschaftskonzepten.

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Information

Jahr
2012
ISBN drucken
9783484351110
eBook-ISBN:
9783110932683
Auflage
1

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Ausgangspunkte
  2. 2. Einleitung oder: Der Nachruf als Forschungsgegenstand
  3. 2.1. Perspektiven und theoretische Grundlagen
  4. 2.2. Definition der Gattung Nachruf
  5. 2.3. Forschungsbericht
  6. 3. Melanchthon oder: Protestantisch-humanistisches Dichtertotenlob
  7. 3.1. Instrumentalisierung des Nachrufs für innerkonfessionelle Polemik
  8. 3.2. Die Gedenkansprache im funktionalen Kontext des protestantisch-humanistischen Bildungssystems
  9. 3.3. Nach-Rufen und Nach-Schweigen in der frühneuzeitlichen res publica litteraria
  10. 3.4. Das Spektrum nekrologischer Genres im 16. Jahrhundert
  11. 4. Sachs, Rollenhagen und Heinrich Julius oder: Der Nachruf in der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft
  12. 4.1. Amt und Dichtung im nachreformatorischen Nekrolog
  13. 4.2. Ständische Diversifizierung des frühneuzeitlichen Totenlobs
  14. 4.3. Gebrauchsfunktionen der Literarisierung von Verwesungsprozessen im Nachruf
  15. 4.4. Die protestantische Leichenpredigt als Medium christlicher Verkündigung
  16. 4.5. Strategien nekrologischer Kritik in der protestantischen Leichenpredigt
  17. 5. Opitz oder: Wandel des Nachrufs im Gefolge der Sprach- und Literaturreform
  18. 5.1. Imitation der neulateinischen Nekrologdichtung im volkssprachlichen Totenlob
  19. 5.2. Indienstnahme des Nachrufs für die Durchsetzung der opitzschen Reform
  20. 5.3. Propagierung neuer Autorschaftskonzepte durch den Nekrolog
  21. 6. Gryphius, Birken und Abraham oder: Barockes Dichtertotenlob
  22. 6.1. Diversifikation der deutschsprachigen Nachruflyrik
  23. 6.2. Parentation als säkulare Konkurrenz zur Leichenpredigt
  24. 6.3. Nekrologische Monumentalisierung durch die Gedenkausgabe
  25. 6.4. Katholisches Dichtertotenlob der frühen Neuzeit
  26. 7. Thomasius oder: Konstanz und Wandel des Nachrufs in der Frühaufklärung
  27. 7.1. Sozialer Status und Gestaltung des Totengedenkens
  28. 7.2. Nekrologische Inszenierung einer postumen Rücknahme der Frühaufklärung
  29. 7.3. Rhetorische Humilisierung und ostentative Intimisierung des Nachrufs
  30. 7.4. Gedenkansprache als Forum aufklärerischer Programmatik
  31. 7.5. Das nekrologische Totengespräch
  32. 8. Greiffenberg, die Gottschedin und Karsch oder: Der Nachruf als Reflexionsmedium weiblicher Autorschaft
  33. 8.1. Barockpoesie von Frauen im engen Bannkreis häuslicher Frömmigkeitsübung
  34. 8.2. Maskulinisierung des weiblichen Dichtertalents im Aufklärungsdiskurs
  35. 8.3. Emanzipatorischer Anspruch auf eine freie Schriftstellerinnenexistenz in der Goethezeit
  36. 9. Geliert oder: Der Nachruf im Kult der Empfindsamkeit
  37. 9.1. Transformationen von Produktion, Distribution und Rezeption nekrologischer Kasualliteratur im 18. Jahrhundert
  38. 9.2. Der Nekrolog im Streit konkurrierender Fraktionen der Aufklärungsbewegung
  39. 9.3. Wandel der Formen des Nachrufgedichts
  40. 9.4. Poetologische Selbstreflexion der Gattung
  41. 10. Lessing oder: Die Anfänge des Zeitschriften- und Zeitungsnachrufs
  42. 10.1. Genres des publizistischen Nekrologs
  43. 10.2. Prosaisches Dichtertotenlob zwischen Tradition und Innovation ...
  44. 11. Kotzebue oder: Der vormärzliche Nachruf als Propagandainstrument
  45. 11.1. Politisierung eines Mordfalles durch den Nachruf
  46. 11.2. Die nekrologische Moritat
  47. 11.3. Formen und Strategien der Totenschmähung
  48. 12. Goethe oder: Nachrufe auf einen Klassiker
  49. 12.1. Nekrologische Inszenierung auratischer Dichterbilder
  50. 12.2. Stilisierung eines Todesfalles zur Epochenzäsur
  51. 12.3. Strategien verdeckter Totenkritik im neuzeitlichen Nachruf
  52. 12.4. Das Spektrum nekrologischer Genres im 19. Jahrhundert
  53. 13. Schluß
  54. 14. Literaturverzeichnis
  55. 14.1. Nachrufe
  56. 14.2. Sonstige Quellen
  57. 14.3. Forschung
  58. Namensregister