
Anthropologie und Schauspielkunst
Studien zur ›eloquentia corporis‹ im 18. Jahrhundert
- 339 Seiten
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Anthropologie und Schauspielkunst
Studien zur ›eloquentia corporis‹ im 18. Jahrhundert
Über dieses Buch
Die Forschungsrichtung der literarischen Anthropologie hat sich bislang auf die Liaison psychologischer Menschenkunde mit der Poetik der inneren Geschichte in Roman und Autobiographie konzentriert. Die vorliegende Arbeit ergänzt diese Tradition um eine neu begründete anthropologische Dramaturgie, Histrionik und Theaterhermeneutik. Körpersprache als ein mit den Worten konkurrierendes Ausdruckssystem wird zunächst historisch aus den Disziplinen der Rhetorik (actio-Lehre), der prudentistischen Verhaltenslehre (Kunst der Verstellung und Dechiffrierung), der philosophisch-medizinischen Anthropologie (Wechselwirkung zwischen Seele und Körper) sowie Theorien der Schauspielkunst (Naturwahrheit aufgrund psychologischer Menschenkenntnis) entwickelt. Dabei zeigt sich, daß die neue Psychologie der 'philosophischen Ärzte' in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zunehmend von Schauspiellehrern aufgegriffen und praktisch angewendet wird. Entsprechend zielt die Studie im zweiten Teil auf die Ausdruckspsychologie von Mienen und Gebärden als Bindeglied zwischen der dichterischen Gestaltung und der Theateraufführung. Dies geschieht im Anschluß an die quellenorientierte Konzeptgeschichte in sechs exemplarischen Interpretationen von Dramen Gerstenbergs, Ifflands, Klingers, Kotzebues, Lessings und Schillers. Hier wird eine Hermeneutik der Körpersprache erprobt, die den meist auf Texte fixierten Blick der Literaturwissenschaftler um die Perspektive der Theaterzuschauer erweitert. Denn erst durch Einbeziehung der historisch rekonstruierten oder durch Leser imaginierten Repräsentation auf der Bühne entfalten die vorgestellten Stücke - wie die meisten Dramen überhaupt - ihre eigentümliche künstlerische Qualität und Bedeutung.
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Information
Inhaltsverzeichnis
- Einführung in den Zusammenhang von Anthropologie und Schauspielkunst
- ERSTER TEIL: Theorie und Geschichte der eloquentia corporis
- 1. »Ach! dein Mund sagt nein; und deine eignen Thränen sagen ja«: Rhetorik der Körpersprache und Schauspielkunst
- 2. »Du wirst ihre ganze Seele in ihrem Gesichte lesen«: Körperliche Beredsamkeit und Verstellungskunst in der Klugheitslehre
- 3. »Was seh’ ich, Lady? Sie haben sich entfärbt? Sie zittern?« Die anthropologische Neubegründung der eloquentia corporis
- 4. »Diese Hand hängt wie todt an der betäubten Seite«: Die Entwicklung der neuen psychologisierenden Schauspielkunst
- 5. Johann Jakob Engels Ausdruckspsychologie in den ›Ideen zu einer Mimik‹ und ihre Wirkung
- ZWEITER TEIL: Drameninterpretationen
- Vorüberlegung
- 1. »Deine weggewandte Augen, diese Glut auf deiner Stirne sind treuere Erzähler als deine Lippen«: Gerstenbergs ›Ugolino‹
- 2. »... aus ihren Mienen schloß ich es«: Natürlichkeit und Verstellung in Lessings ›Emilia Galotti‹
- 3. »Sieh nicht so schrecklich!« Die Korrektur des Ausdrucks in Klingers ›Die Zwillinge‹
- 4. »In jedem Blick, in jedem Händedruck, in jedem Kuß das Herz sehen«: Rührung in Ifflands ›Albert von Thurneisen‹
- 5. »Ein entsetzliches Schicksal hat die Sprache unsrer Herzen verwirrt«: Schillers ›Kabale und Liebe‹
- 6. »... bist du scheu, dein Auge zum Spiegel deiner Seele zu machen?« Die sich verbergende Natürlichkeit in Kotzebues ›Menschenhaß und Reue‹
- Körpersprache und Drameninterpretation, ein Ausblick
- ANHANG
- Verzeichnis der Abkürzungen
- Literaturverzeichnis
- I. Quellen
- II. Nachschlagewerke
- III. Forschung
- Personenregister