
›Die mythische Methode‹
Komparatistische Studien zur Transformation der griechischen Tragödie im Drama der klassischen Moderne
- 623 Seiten
- German
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›Die mythische Methode‹
Komparatistische Studien zur Transformation der griechischen Tragödie im Drama der klassischen Moderne
Über dieses Buch
"Jeder hat noch in den Alten gefunden, was er brauchte oder wünschte; vorzüglich sich selbst." Friedrich Schlegels Diktum bestätigt sich in der produktiven Auseinandersetzung der dramatischen Moderne mit dem bedeutendsten kanonbildenden Modell des abendländischen Dramas und Theaters: der griechischen Tragödie des Aischylos, Sophokles und Euripides. Unter dem aus T.S. Eliots "Ulysses"-Rezension entlehnten Titel einer 'mythischen Methode' und ausgehend von Nietzsches folgenreicher Revision des Antikenbildes analysiert die Arbeit jenes umfangreiche Repertoire moderner Dramen (von Pannwitz, Hofmannsthal und Jahnn bis zu Hauptmann und Brecht; von Cocteau und Gide bis Giraudoux, Anouilh, Sartre; von Jeffers und O'Neill bis zu Eliot und Berkoff), die ihren kreativen Impuls aus der Variation griechischer Tragödien beziehen, so daß die 'Arbeit am Mythos' eo ipso zur 'Arbeit an der Differenz' wird. Komparatistische Werkinterpretationen (immer in der Gegenüberstellung antiker und moderner Versionen und unter Berücksichtigung auch der klassisch-klassizistischen Rezeptionslinien der europäischen Tradition) alternieren mit übergreifenden theoretischen Konzeptualisierungen aus intertextualitätstheoretischer, gattungspoetischer und kulturgeschichtlich-funktionsanalytischer Perspektive. Ein leitendes Erkenntnisinteresse gilt der Möglichkeit und den kulturellen Funktionen der Tragödie im Epochenhorizont einer säkularen, nachklassischen Moderne.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- 1. ›Arbeit am Mythos‹, Arbeit an der Tragödie, ›Arbeit an der Differenz‹: Aufriß eines kulturellen Feldes
- 2. Studien zur produktiven Rezeption der griechischen Tragödie in der Neuzeit. Forschungsüberblick
- 3. Literary recyclings Dialog der Texte, littérature au second degré - Sichtung des intertextualitätstheoretischen Spektrums
- 4. Zum Gang der Untersuchung
- 5. Bemerkungen zur Zitierweise
- I. ›Dionysische Revisionen‹: Mythendramatik nach Nietzsche zwischen Archaismus und Avantgarde
- 1. »Eine neue Antike schaffen«: Aufbrüche im Fin de siècl
- 1.1 Zwischen ›Archäologie‹ und Prophetie: Friedrich Nietzsches ›Geburt der Tragödie‹ als Gründungsdokument
- 1.2 Der neue Blick auf die Antike und die literarische Tragödienreflexion um 1900
- 2. Komponierte Archaik
- 2.1 »Eine düstere prägriechische Welt«: Strategien der ›Rückdatierung‹ bei Hofmannsthal, Jahnn und Hauptmann
- 2.2 »...etwas Gegensätzliches zur ›Iphigenie‹ machen«: Antiklassizismus, Bildungsrevolte - und Erudition
- 3.Dionysische Revisionen I: Die »Wiedergeburt der Tragödie« aus dem Geiste der Philosophie?
- 3.1 »Tragödie rein aus der Erregung«: Rudolf Pannwitz’ ›Die Befreiung des Oidipus‹ - eine ekstatische Sophokles- Variation »aus Nietzsches und meinem Griechentum«
- 3.2 »Violent passion« und philosophische Allegorie: Robinson Jeffers’ Aischylos-Adaption ›The Tower Beyond Tragedy‹
- 4. Dionysische Revisionen II: Hugo von Hofmannsthal, Hans Henny Jahnn und das tragische Spiel von Eros und Thanatos
- 4.1 Zwischen ›Treue‹ und ›Trauma‹: Hofmannsthals ›Elektra‹ »frei nach Sophokles« und das Problem der Tragödie im Bewußtseinshorizont der Moderne
- 4.2 Ein »Hymnus auf die Allgewalt der innern Sekretion«: Hans Henny Jahnns ›Medea‹ als Tragödie der Leiblichkeit
- 5. Gerhart Hauptmanns ›Atriden-Tetralogie‹ - ein Manifest der ›Zurücknahme‹
- 5.1 ›Iphigenie in Aulis‹ Polydämonismus, Theomachie, Chthonisches
- 5.2 Menschenopfer, Terror, »Barbarei«
- 5.3 Fremdbestimmtheit und Übermächtigung: Die Tragödie Agamemnons und die Dialektik der Humanität
- 5.4 ›Iphigenie in Delphi‹: Negative Erhabenheit und antiklassische Kontrafaktur - Euripides, Goethe, Hauptmann
- II. »A continuous parallel between contemporaneity and antiquity«: Zur Gegenwartstransposition der griechischen Tragödie im modernen anglo-amerikanischen Drama
- 1. Mythical method und super-naturalism: Die Gegenwartstransposition antiker Tragödien zwischen ›Realismus‹ und ›Entwirklichung‹
- 2. Translatio tragoediae: Zur Logik der ›diegetischen Versetzung‹ in Mythendramen von Eugene O’Neill, Maxwell Anderson, T.S. Eliot und Steven Berkoff
- 2.1 Modern setting: Grundlegende Gemeinsamkeiten und individuelle Ausformungen des Typus
- 2.2 Zur typologischen Spannbreite der Gegenwartstransposition: Spielarten und Verfahrensweisen
- 3. Mythos und Gegenwart: Eugene O’Neill, T.S. Eliot und die griechische Tragödie im Raum der Moderne
- 3.1 Sind diegetische und semantische Transformation unvereinbar? Prüfung einer These von Fuhrmann und Genette
- 3.2 »New England House of Atreus«: Aischylos, O’Neill und das Experiment einer »modern psychological approximation of Greek sense of fate«. Eine Interpretation von ›Mourning Becomes Electra‹
- 3.3 »imposing a credible order upon reality«: Mythos und Transzendenz in T.S. Eliots Antikentransformationen. ›The Family Reunion‹, ›The Cocktail Party‹, ›The Confidential Clerk‹ und ›The Elder Statesman‹
- III. »Une véritable oedipémie«: Neoklassizismus und ironische Modernität in französischen Tragödienvariationen der zwanziger bis vierziger Jahre
- 1. Reductio und amplificatio: Dramaturgien der Verknappung und Erweiterung und die ›Alterität‹ der Moderne
- 1.1 »de grandes beautés disparaissent, d’autres surgissent«: Strategien ›moderner‹ Versachlichung und Pathosreduktion
- 1.2 Strategien der amplificatio
- 2. »French Dressing«: Modernität als ironischer Gestus
- 2.1 Diskrepanzen von Stil und Sujet: Familiarisierung, Prosa, Travestie
- 2.2 Zwei kontrapunktische Ödipus-Variationen: Burleske, Persiflage, ironische Dekonstruktion in Gides ›OEdipe‹ und Cocteaus ›La Machine infernale‹
- 2.3 Anachronismen: Rahmendurchbrechung und ironische Zwei-Zeitigkeit bei Cocteau, Giraudoux, Gide, Sartre
- 2.4 Jean Anouilh, ›Antigone‹ und ›Médée‹: ›Tragödien‹ der Zweideutigkeit
- 3. Meta-Tragödien und literarische Selbstreflexion: Elemente einer offenen Dramaturgie
- 3.1 Intertextualitätssignale und weltliterarische Verweise
- 3.2 Fiktionsironie, Spieldurchbrechungen, metatheatralische Kommunikation
- 3.3 »l’intelligence qui juge« oder »l’opinion du plus grand nombre«? Chöre und Quasi-Chöre, Conférenciers und Kommentatoren
- 3.4 Spielleiter-Götter in ›Électre‹ und ›Les Mouches‹: Sartres Replik auf Giraudoux - und die ›Eumeniden‹ als tertium comparationis
- 4. Tragödienkonzepte
- 4.1 »Joie et amour«: Giraudoux’ Poetik der emphatischen Tragödienferne
- 4.2 tragédie vs. drame: Anouilhs doppelte Optik und die Relativierung der Tragödie
- 4.3 théâtre de situations und tragédie de la liberté: Sartre, Hegel, Corneille - und die griechische Tragödie als Paradigma
- 5. »Écrire pour son époque«: Horizonte der Aktualität (und ihr Verblassen)
- IV ›Moira‹ und Marxismus: Episierung und ›Durchrationalisierung‹ in Bertolt Brechts ›Antigonemodell 1948‹
- 1. Ein Antikenexperiment und seine Kontexte
- 2. »was wir tun können für die alten Stücke und: was sie für uns tun können«: Brechts Bearbeitungstheorie und Modellkonzeption
- 3. »Versuch, aus gegebenen klassischen Elementen eine erhöhte Bühnensprache zu entwickeln«: Sophokles, Hölderlin, Brecht - Pathos, Verrätselung, »Volksgrammatik«
- 4. Epische und ›hellenische‹ Dramaturgie: Kontraste, Affinitäten, Akzentuierungen
- 5. Brechts Prinzip der ›Durchrationalisierung‹ und der Versuch, »zu der zugrunde liegenden Volkslegende vorzustoßen«
- 5.1 »Durchrationalisierung« - ein Bearbeitungsprinzip zwischen Konstrukt und Rekonstruktion
- 5.2 »Die höchst realistische Volkslegende«: Brechts marxistische Revision der Antigone-›Fabel‹ und die »Aufdeckung der gesellschaftlichen Kausalität«
- 5.3 »Analogien zur Gegenwart«. Elemente der zeitgeschichtlichen Parabel
- 5.4 Marxismus versus Moira: Eliminierung des ›Schicksals‹, Schwierigkeiten mit Antigone
- Epilog
- Literaturverzeichnis
- 1. Primärtexte und Werkausgaben
- 2. Wissenschaftliche Literatur
- Register