Giftmordwissen und Giftmörderinnen
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Giftmordwissen und Giftmörderinnen

Eine diskursgeschichtliche Studie

  1. 440 Seiten
  2. German
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Giftmordwissen und Giftmörderinnen

Eine diskursgeschichtliche Studie

Über dieses Buch

Obwohl es spätestens am Ende des 19. Jahrhunderts statistisch bewiesen war, daß sich Männer und Frauen gleichermaßen des Giftes als Mordmittel bedienen, war man sich in Wissenschaft, Literatur und Publizistik bis weit ins 20. Jahrhundert hinein darüber einig, daß der Giftmord als eine 'Domäne des Weibes' anzusehen sei. Die Grundlage dieses Giftmord-Stereotyps bilden Vorstellungen vom 'Wesen des Weibes' bzw. der Psychologie der Frau: auf Grund ihrer körperlichen und seelischen Schwäche (Mangel an Mut und Kraft) sowie ihrer Nähe zur Geschlechtlichkeit (Vergiften als 'wollüstiger Kitzel') greife die Frau quasi naturgemäß zum heimtückischen Gift. Einen entscheidenden Anteil an der Formation des Giftmord-Stereotyps hatte zudem die Pitavaltradition, die diese Vorstellungen mit literarischen Verbrecherbildern (große und gemeine Verbrecherinnen) verquickte und deren Falldarstellungen (z.B. Brinvillier, Zwanziger, Ursinus und Gottfried) von Fachwissenschaften und Publizistik stets als Beispiele für 'typisch weibliche Giftmischerinnen' herangezogen wurden. Hierbei sorgten die Fachwissenschaften durch neue wissenschaftliche Erklärungsmuster für eine beständige Aktualisierung des Stereotyps. Insgesamt konnte in der vorliegenden diskurstheoretisch und interdisziplinär orientierten Studie anhand der Auseinandersetzung mit Pitavalgeschichten, Prozeßberichten, wissenschaftlichen Texten usw. zu Giftmordfällen verschiedener historischer Zeiträume gezeigt werden, daß das tradierte Giftmordwissen in einem beständigen Austausch- und Verweiszusammenhang zwischen Fachwissenschaft, 'schöner Literatur', Publizistik und Alltagswissen formiert, legitimiert und fortgeschrieben wurde.

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Information

Jahr
2013
ISBN drucken
9783484350656
eBook-ISBN:
9783110927122
Auflage
1

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung
  2. I. Die typisch weibliche Giftmischerin: Genese und Transformation eines Stereotyps
  3. 1. Pitavalgeschichten
  4. 1.1 Die Ausdifferenzierung der Sozialsysteme Recht und Literatur
  5. 1.2 Pitavalgeschichten: Genese und Transformation eines Genres
  6. 1.3 Der neue Pitaval
  7. 2. Die typisch weibliche Giftmischerin
  8. 2.1 Die vier ›Heroinen des Giftmordes‹ im Neuen Pitaval
  9. 2.2 Vorstellungen vom weiblichen Geschlechtscharakter
  10. 2.3 Literarische Anteile im Giftmordwissen
  11. 2.4 Zwischenbilanz: Das Giftmord-Stereotyp im Neuen Pitaval
  12. II. Das Giftmord-Stereotyp in der veränderten rechtskulturellen Konstellation
  13. 1. Pluralismus des Wissens
  14. 2. Fachdiskurse
  15. 2.1 Der psychiatrische Diskurs
  16. 2.2 Der juristische Diskurs
  17. 2.3 Positionen der Kriminologie
  18. 3. Interdiskurs und Rechtskultur
  19. 3.1 Die Gerichtsberichterstattung der Publizistik
  20. 3.2 Kriminalliteratur und Pitavaltradition
  21. 4. Die Verwissenschaftlichung des Giftmord-Stereotyps
  22. 4.1 Psychologie des Weibes
  23. 4.2 Psychologie des Giftmordes
  24. 4.3 Zirkelschlüsse des Wissens: ›Verbrechermenschen‹ und ›Rätselweiber‹
  25. 5. Ansätze zu einer neuen Psychologie der Frau
  26. III. Die neuen Giftmischerinnen: Von der Jahrhundertwende bis in die dreißiger Jahre
  27. 1. Giftmischerinnen in der Publizistik
  28. 1.1 Der Fall Grete Beier
  29. 1.2 Der Fall Klein/Nebbe
  30. 1.3 Der Fall Milica Vukobrankovics
  31. 1.4 Die ungarischen Giftmordfälle
  32. 1.5 Die ›Verbrechermenschen‹ der Publizistik
  33. 2. Fachdiskurse und Populärwissenschaft
  34. 2.1 Der Fall Grete Beier
  35. 2.2 Der Fall Milica Vukobrankovics
  36. 2.3 Der Fall Klein/Nebbe
  37. 2.4 Die »Hexenküche« im Theißwinkel
  38. 2.5 Schlußbemerkung
  39. 3. Pitavaltradition und ›schöne Literatur‹
  40. 3.1 Die Renaissance der ›vier Heroinen des Giftmordes‹
  41. 3.2 Grete Beier in der Pitavaltradition
  42. 3.3 Die Serie Außenseiter der Gesellschaft
  43. 3.4 Ciaire Goll: Arsenik oder Jedes Opfer tötet seinen Mörder
  44. 3.5 Julius Hays Drama Haben
  45. IV. Die Fortschreibung des Giftmord-Stereotyps in den 50er und 60er Jahren
  46. 1. Die Kontinuität des (kriminologischen) Wissens
  47. 1.1 Positionen zur Kriminalität der Frau
  48. 1.2 Der Giftmord als spezifisch weibliches Delikt
  49. 2. Kriminalitätswissen in der Medien- und rechtskulturellen Konstellation der 50er und 60er Jahre
  50. 3. Die neuen aktuellen Illustrierten
  51. 3.1 Die Kriminalitätsberichterstattung der Illustrierten
  52. 4. Giftmordsensationsprozesse in den Illustrierten
  53. 4.1 Der Fall Irmgard Swinka
  54. 4.2 Der Fall Christa Lehmann
  55. 4.3 Der Fall Maria Rohrbach
  56. 4.4 Schlußbemerkung
  57. 5. Die Giftmischerin in der Populärwissenschaft
  58. 5.1 Der Fall Irmgard Swinka
  59. 5.2 Der Fall Christa Lehmann
  60. 5.3 Der Fall Maria Rohrbach
  61. 5.4 Schlußbemerkung
  62. 6. Die Pitavaltradition
  63. 6.1 Tendenzen der neuen Pitaval-Literatur
  64. 6.2 Giftmordwissen in der neuen Pitavaltradition
  65. 6.3 Schlußbemerkung
  66. V. Resümee und Ausblick
  67. VI. Literaturverzeichnis
  68. A. Quellen
  69. B. Forschungsliteratur
  70. Personenregister