
Das Problem der Individualität als Herausforderung an die Semantik im Sturm und Drang
Studien zu Goethes "Brief des Pastors zu *** an den neuen Pastor zu ***", "Götz von Berlichingen" und "Clavigo"
- 308 Seiten
- German
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Das Problem der Individualität als Herausforderung an die Semantik im Sturm und Drang
Studien zu Goethes "Brief des Pastors zu *** an den neuen Pastor zu ***", "Götz von Berlichingen" und "Clavigo"
Über dieses Buch
Die Untersuchung reformuliert Probleme sozialgeschichtlicher Literaturerklärung unter systemtheoretischen Gesichtspunkten. Konkreter Gegenstand der Analyse des Zusammenhangs von Gesellschaftsstruktur und Semantik ist die 'Sattelzeit' um 1770, der 'Sturm und Drang'. Die Untersuchung knüpft an bei Niklas Luhmanns Diagnose einer Umstellung der Individualität von Inklusion auf Exklusion im Prozeß der funktionalen Differenzierung. Sie ermittelt Eigenart und Folgeprobleme der Individualitätskonzeption des 'Sturm und Drang' und bezieht sie auf diesen Prozeß. Unter dem Problemdruck der Umstellung auf Exklusions-Individualität wird altes Ideen- und Formulierungsgut umgedeutet und in neuer Funktion eingesetzt. Das gilt für so heterogene Bereiche wie Religion, Philosophie, Liebe und literarische Formensprache. In gründlicher Analyse wird eine neue Lektüre dreier Werke des jungen Goethe entworfen. Es zeigt sich, daß die bisherigen Interpretationen die Koordinaten von Aufklärung und Empfindsamkeit selbst übernommen und damit die sozialgeschichtlich motivierten Umdeutungen verpaßt und das Problempotential dieser Werke gerade um die historische Pointe verkürzt hatten. Die Arbeit bringt einen neuen Aspekt sogleich in der konkreten historischen Applikation zur Geltung, und zwar so wirkungsvoll, daß selbst ein so vielinterpretierter Text wie "Götz von Berlichingen" in einem ganz neuen Licht erscheint, der "Brief des Pastors zu *** an den neuen Pastor zu ***" und "Clavigo" überhaupt erst angemessenes Licht erhalten.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Inhaltsverzeichnis
- I. Der Ansatz: Umdeutungen
- II. Brief des Pastors zu *** an den neuen Pastor zu *** Umdeutung christlicher Schemata zum Programm von Individualität
- 1. Die Notwendigkeit von Toleranz
- 1.1. Toleranz gegenüber Nichtchristen
- 1.2. Toleranz zwischen den christlichen Religionsgemeinschaften
- 2. Die Funktion der Religion im Pastorsbrief
- 2.1. Die Polemik gegen Deismus und Aufklärungstheologie
- 2.2. Das ’irdische Elend‘
- 2.3. Die ’Erlösung‘
- 3. Probleme des Individualitätskonzepts in religiöser Codierung
- III. Geschichtliche Bedingungen des Individualitätskonzepts
- 1. Ideengeschichte
- 1.1. Systema emanativum und Pantheismus
- 1.2. Leibniz
- 1.3. Hermetik
- 2. Gesellschaftsgeschichte
- 2.1. Das gesellschaftsgeschichtliche Bezugsproblem: Funktionale Differenzierung
- 2.2. Lösungsversuche
- IV. Götz von Berlichingen. Individualität in der Geschichte
- 1. Die falsche Alternative: Charakterdrama oder Geschichtsdrama?
- 2. Der ’Wendepunkt der Staatengeschichte‘
- 2.1. Die lehnsfeudale Ordnung
- 2.2. Städtewesen, Geld- und Handelsverkehr
- 2.3. Die Veränderung der ’Staatsverhältnisse‘
- 2.4. Die Konsequenzen für den Ritterstand
- 3. Götz von Berlichingens Selbstexplikation
- 3.1. Berlichingens Hofkritik: ’Ritterwelt‘ versus ’höfische Welt‘
- 3.2. Berlichingens moralisierende Deutung der Differenz
- 3.3. Götz von Berlichingen – Sprachrohr des Autors oder Komponente einer Figuration?
- 4. Abweisung des empfindsamen Lösungsversuchs
- 4.1. Frontenverschiebung
- 4.2. Die Geniethematik: Tätige Individualität
- 5. Götz als Repräsentant des modernen Konflikts zwischen Individuum und Gesellschaft
- 5.1. Individualität versus Intersubjektivität
- 5.2. Der Wolf, die Schafe und die Hirten
- 6. Utopie und Katastrophe
- 6.1. Die Utopie der Liebesordnung
- 6.2. Berlichingens Treuebruch und Tod
- 7. Der ’Zwillingsbruder‘ Weislingen
- 7.1. Der Hof als Ort der Weltzuwendung – Adelheid als Weltrepräsentantin
- 7.2. Der Hof als Ort tätiger Größe
- 7.3. Weislingens Treuebruch und Tod
- V. Clavigo. Individualität um 1770
- 1. Die Aufhebung des empfindsamen Moralschemas durch enthusiastische Liebe
- 2. Der Hof
- 2.1. Der Hof als Ort der Weltzuwendung
- 2.2. Der Hof als Herrschaftszentrum und Ort tätiger Größe
- 2.3. Die Unvereinbarkeit von Individualität und Sozialität
- Bibliographie
- Register