Literarischer Ästhetizismus
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Literarischer Ästhetizismus

Theorie der arabesken und hermetischen Kommunikation der Moderne

  1. 653 Seiten
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Literarischer Ästhetizismus

Theorie der arabesken und hermetischen Kommunikation der Moderne

Über dieses Buch

Die Untersuchung verfolgt das Ziel einer Neubewertung der Literatur- und Kunsttheorie des Ästhetizismus und Fin de siècle. Im Gegensatz zu einem geläufigen Forschungstopos ist der europäische Ästhetizismus nicht als rückwärtsgewandte Fluchtbewegung mit antimodernen Zügen, sondern als integraler Bestandteil und treibende Kraft der Modernisierung selbst zu begreifen. Die nachhaltige Wirkung ästhetizistischer Denkfiguren und poetologischer Konzepte macht sich vor allem in der Ästhetizismus-Rezeption des 20. Jahrhunderts in der modernen Kulturphilosophie und Kunsttheorie (z.B. Adornos Ästhetik) bemerkbar.

Aufgrund der wechselseitigen internationalen Verflechtungen werden neben den deutschsprachigen Autoren (Hofmannsthal, George, Nietzsche etc.) zahlreiche englischsprachige, französische und italienische Vertreter des l'art pour l'art (Poe, Rosetti, Ruskin, Morris, Wilde, Baudelaire, Mallarmé, Valéry, D'Annunzio u.a.) diskutiert. Das intermediale Interesse jener Autoren, die produktive Aneignung der Form des Ornaments und die literarische Gestaltung arabesker Strukturen prägen das spezifische Profil des modernen hermetischen Kommunikationstyps. Obwohl die Texte des l'art pour l'art als schwierig oder dunkel gelten, lassen sie sich nicht auf die Momente der Unlesbarkeit und der Absage an die Mitteilungsfunktion der Sprache festlegen. Vielmehr ist die kommunikative Funktion jenes Stils zu betonen, der in seiner rätselhaften Vieldeutigkeit auf die subtile Beobachtungsform der neueren (ausführlich behandelten) Kulturtheorien von Cassirer bis Adorno und C. Geertz vorausweist.

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Information

Jahr
2012
ISBN drucken
9783484630239
eBook-ISBN:
9783110933963

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort
  2. 1. Ästhetizismus als Schlüsselepoche der Moderne
  3. 1.1 Die Selbstbezüglichkeit des l’art pour l’art als Ausdruck und Reflexionsphänomen von funktionaler Ausdifferenzierung
  4. 1.2 Das Epochenbild im Wandel. Probleme der Forschung zwischen philologischer Bestandsaufnahme und systematischem Zugriff, Historizität und Theorie
  5. 1.3 Zur verborgenen Präsenz des Ästhetizismus in der Literatur und Kunsttheorie des zwanzigsten Jahrhunderts
  6. 2. Tendenzen der frühen symbolistischen Poetikentwürfe: Erneuerung ästhetischer Totalität oder Aufbruch ins Chaos der ›Dekadenz‹?
  7. 2.1 Textgenese als Mathesis der Form: Die ›Philosophie der literarischen Komposition‹ nach Edgar Allan Poe und George Spencer Browns Kalkül der Form
  8. 2.2 Der Verlust des schönen Ganzen – Literarische Dekadenz als Totalitätskritik: Nietzsches »Der Fall Wagner« und Hofmannsthals »Gespräch über Gedichte«
  9. 3. Das intermediale Interesse der Jahrhundertwende: Literarische Arabesken und Ornamentzitate
  10. 3.1 Historische Verortung. Frühromantische Anregungen und symbolistische Neuansätze
  11. 3.2 Ornamentales Prinzip. Adaption und Kritik bei Stefan George und in der Wiener Moderne
  12. 3.3 Paradoxien des Schreibens zwischen ›Poesie‹ und ›Leben‹: Die Form in der Form
  13. 4. Verdichtung von literarischen Beobachtungsverhältnissen
  14. 4.1 Textinterne Beobachtungsvorgänge als Kriterium einer kontroversen Periodisierung literarischer Evolution
  15. 4.2 Die Engführung alternativer Beobachtungstypen im Kontext der literarischen Krisensemantik der Jahrhundertwende. Hofmannsthals »Ein Brief«, Rilkes »Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge« und Lukács’ Kassner-Essay als Paradigma subtiler werdender Textbeobachtungen
  16. 4.3 Intertextualität, Parodie und Genese neuer literarischer Gattungen
  17. 5. Hermetik als ästhetizistischer Kommunikationstyp
  18. 5.1 Chiffrierung, Ornamentprinzip und Symbolbegriff. Zur Logik der Rezeption hermetischer Texte
  19. 5.2 Das ästhetizistische Selbstverständnis: Zwischen esoterischem Anspruch und latenten Ambitionen nach exoterischer Wirkung
  20. 5.3 Die Programmierung des sytemeigenen Codes als Krise des Asthetizismus. ›Hermetisch‹ als neue Programmierungsmöglichkeit des positiven Codewerts
  21. 6. Symbolistische Zeiterfahrung: Verzeitlichung der Schrift als Signatur der Moderne
  22. 6.1 Ästhetische Erfahrung zwischen Textzeit, Systemzeit und Weltzeit
  23. 6.2 Die ästhetische Zeitkategorie im Brennpunkt einer ›wechselseitigen Erhellung der Künste‹: Baudelaires »Rêve parisien«
  24. 6.3 Augenblickspoetik und Philosophie der Dauer: Ästhetische Zeit als differentielles Phänomen
  25. 6.4 Zeit und Ritual
  26. 7. Gestaltdiskurse der Jahrhundertwende. Zur Präsenz des literarischen Ästhetizismus in den modernen Kulturwissenschaften
  27. 7.1 Zur frühen Georgerezeption um 1900 (bei Friedrich Gundolf, Georg Simmel und Georg Lukács)
  28. 7.2 Ehrenfels’ Gestaltpsychologie als Verlängerung der symbolistischen Poetik
  29. 7.3 Simmels Goethebuch. Ästhetizistische Anregungen und kulturwissenschaftliche Neuansätze
  30. 7.4 Cassirers Theorie der ›symbolischen Form‹ und das ästhetizistische Erbe
  31. 8. Die Sehnsucht nach der Form. Adornos »Ästhetische Theorie« als Autonomieversprechen der Kunst im Zeichen der Moderne
  32. 8.1 Valérys Abweichungen – Geburt der modernen Kunsttheorie aus dem Geist des französischen Symbolismus
  33. 8.2 Genealogie der Form als Geschichte des Ästhetizismus
  34. 8.3 Zur Krise der negativen Dialektik. Metaphysische und ästhetische Lösungen
  35. 8.4 Ästhetische Gestaltqualität und apparition
  36. 8.5 Die verschlüsselte Form als Ort ästhetischer Vermittlung: Bedeutung der (symbolistischen) Chiffrierung in Adornos kunsttheoretischem Entwurf
  37. 8.6 Ästhetischer Schein und Rätsel als Figuren der Entparadoxierung
  38. 8.7 Kryptogramme des Selbst. Adornos kritische Kierkegaardlektüre als Keimzelle einer Theorie des hermetischen Zeichens
  39. 9. Zur Renaissance ästhetizistischer Konzepte im 20. Jahrhundert – Ein kulturtheoretischer Ausblick
  40. Siglenverzeichnis
  41. Literaturverzeichnis
  42. Abbildungsverzeichnis
  43. Personenregister
  44. Sachregister