Melancholie im Werk Goethes
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Melancholie im Werk Goethes

Genese - Symptomatik - Therapie

  1. 335 Seiten
  2. German
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Melancholie im Werk Goethes

Genese - Symptomatik - Therapie

Über dieses Buch

Die Melancholie hat in nahezu allen Epochen der europäischen Kulturgeschichte ein besonderes Interesse erfahren - unabhängig davon, ob sie als psychophysische Erkrankung, als dauerhafte Charakteranlage oder als transitorische Seelenstimmung betrachtet wurde.

Auch Goethe setzt sich in seinem literarischen Werk intensiv mit den unterschiedlichen Erscheinungsformen der Melancholie auseinander. Bemerkenswert ist dabei vor allem, wie konsequent er auf antike, mittelalterliche und zeitgenössische Melancholiekonzepte zurückgreift, wie exakt er die Protagonisten seiner Dichtungen nach diesen Mustern modelliert und wie umfassend er über die Möglichkeiten einer "melancholiefreien" Existenz nachdenkt.

Die vorliegende Studie untersucht Goethes Romane von den »Leiden des jungen Werther« über »Wilhelm Meisters Lehrjahre« bis zu den »Wahlverwandtschaften«; das Singspiel »Lila« sowie die Dramen »Torquato Tasso« und »Faust« vervollständigen das Spektrum. Alle Dichtungen werden im Horizont ihrer jeweils spezifischen Melancholie-Thematik analysiert und einer ebenso differenzierten wie weitausgreifenden Gesamtinterpretation unterzogen. Goethes literarisches Schaffen rückt erstmals in einen psychologischen, philosophischen und medizinischen Problemzusammenhang, der für das späte 18. und frühe 19. Jahrhundert von fundamentaler Bedeutung ist.

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Information

Inhaltsverzeichnis

  1. I. Einleitung
  2. 1. Melancholie und Melancholiker im Werk Goethes
  3. 2. Goethe als Melancholiker
  4. 3. Melancholie als Zeiterscheinung des ausgehenden 18. Jahrhunderts
  5. 4. Goethe und die Melancholie im Fokus der Literaturwissenschaft
  6. II. Europäische Melancholietraditionen und ihre Rezeption im Werk Goethes
  7. 1. Die Entfaltung der Vier-Säfte-Lehre im ›Corpus Hippocraticum‹
  8. 2. Die Einheit von Melancholie und Genie in den pseudoaristotelischen ›Problemata‹
  9. 3. Die Melancholie im medizinischen Diskurs der römischen Kaiserzeit
  10. 4. Die Lehre von den vier Temperamenten
  11. 5. Die Wiederbelebung der pseudoaristotelischen Melancholieauffassung in der italienischen Renaissance
  12. 6. Melancholie als Seelenstimmung
  13. 7. Empfindsamer Melancholiekult in England und Deutschland
  14. 8. Medizinische Neuansätze in der Psychopathologie des 18. Jahrhunderts
  15. 9. Antimelancholische Behandlungsmethoden der Goethezeit
  16. 10. Der Melancholiebegriff in Zedlers Lexikon und Adelungs Wörterbuch
  17. III. Melancholie als ›Krankheit zum Tode‹ – ›Die Leiden des jungen Werther‹
  18. 1. Werthers Leiden im Spiegel der Forschung
  19. 2. Werthers melancholische Veranlagung
  20. 3. Werthers melancholische Erkrankung
  21. 4. Tödliche Melancholie – Werthers Selbstmord
  22. 5. Scheiternde Therapieversuche
  23. 6. Empfindsame Melancholie
  24. IV. Die Geburt der Dichtung aus dem Geist der Melancholie – ›Torquato Tasso‹
  25. 1. Tasso – ein ›gesteigerter Werther‹
  26. 2. Die Forschungsdebatte zu Goethes ›Torquato Tasso‹
  27. 3. Die historische Tasso-Gestalt und ihre Bedeutung für Goethes Drama
  28. 4. Tassos melancholischer Charakter
  29. 5. Tassos Melancholie – heilbar oder unheilbar?
  30. 6. Melancholie und Utopie – Tassos Künstlertum
  31. V. Die Überwindung der Melancholie im Therapiespiel – ›Lila‹
  32. 1. Goethes ›Lila‹ im Kontext der zeitgenössischen Melancholie-Debatte
  33. 2. Die drei Fassungen der ›Lila‹ und ihr biographischer Hintergrund
  34. 3. Lilas Melancholie – Pathogenese und Therapie
  35. VI. Panoptikum der Melancholie – ›Wilhelm Meisters Lehrjahre‹
  36. 1. Die Forschungsdiskussion zu ›Wilhelm Meisters Lehrjahren‹
  37. 2. Frühe Melancholie – Wilhelms Kindheit und Jugend
  38. 2.1. Eskapistischer Rückzug in fiktive Sonderwelten
  39. 2.2. Die Katastrophe der ersten Liebesbeziehung
  40. 3. Wilhelms Melancholie in leitmotivischer Spiegelung – das Bild vom kranken Königssohn
  41. 4. Emphatische Identifikation und kritische Distanzierung – Wilhelm und Hamlet
  42. 5. Strategien der Melancholieabwehr
  43. 5.1. Kontinuierliche und planmäßige Tätigkeit
  44. 5.2. Verzicht auf weitabgewandte Introspektion
  45. 5.3. Selbstrelativierung und Selbstbeschränkung
  46. 6. Aurelie als Melancholikerin
  47. 6.1. Psychosoziale Frustration und melancholische Erkrankung
  48. 6.2. Aurelie als Parallel- und Kontrastfigur zu Wilhelm
  49. 7. Melancholie und Wahnsinn – der Harfner
  50. 7.1. Künstlertum und Einsamkeit
  51. 7.2. Schuldverstrickung und pathologische Wahnbildung
  52. 7.3. Die psychotherapeutische Behandlung des Harfners nach den Grundsätzen des ›moral management‹
  53. 7.4. Die Vorgeschichte des Harfners und ihre Spiegelfunktion für Wilhelms Entwicklung
  54. 8. Die Ambivalenz des Schlußbildes
  55. VII. Trauma und Tod – Melancholie in den ›Wahlverwandtschaften‹
  56. 1. Die Forschungskontroverse zu den ›Wahlverwandtschaften‹
  57. 2. Müßiggang, Sinnverlust, Langeweile – die Koordinaten der Ausgangssituation
  58. 3. Melancholieprophylaxe durch Tätigkeit und Selbstdisziplinierung – der Hauptmann
  59. 3.1. Der Hauptmann als Therapeut
  60. 3.2. Die Fernwirkungen eines Jugendtraumas
  61. 4. Versäumtes Leben, verdrängter Tod - Charlotte als Melancholikerin
  62. 4.1. Das Trauma der ersten Ehe
  63. 4.2. Die Illusionen der zweiten Ehe
  64. 4.3. Ästhetische Entmachtung des Todes
  65. 5. Pathologie der Leidenschaft – Eduards Liebesmelancholie
  66. 5.1. Egoismus und Dilettantismus
  67. 5.2. Verzweifelte Leidenschaft – zerstörerische Melancholie
  68. 6. Ottilie als Melancholikerin – »eine gar anmutige Penserosa«
  69. 6.1. Ottilie als soziale Außenseiterin
  70. 6.2. Antimelancholische Therapeutika
  71. 6.3. Todessehnsucht und Selbstnegation
  72. 6.4. Ottilie und Mignon – zwei Schwestern im Zeichen der Melancholie
  73. VIII. Melancholie als Gelehrtenkrankheit – ›Faust. Der Tragödie erster Teil‹
  74. 1. Faust als Melancholiker – Positionen der Forschung
  75. 2. Pathographie der Gelehrtenexistenz – Fausts Auftrittsmonolog
  76. 2.1. Fausts Absage an die Wissenschaften
  77. 2.2. Euphorie und Depression
  78. 3. Therapeutisches Zwischenspiel – der Ostermorgen
  79. 4. Melancholischer Nihilismus – Fausts Pakt mit Mephisto
  80. 4.1. Vergebliche Bibellektüre – die erste Studierzimmer-Szene
  81. 4.2. Höhepunkt der Melancholie – die zweite Studierzimmer-Szene
  82. IX. Literaturverzeichnis
  83. 1. Goethe-Ausgaben
  84. 2. Primärtexte, Quellen und Dokumente
  85. 3. Forschungsliteratur