
- 411 Seiten
- German
- PDF
- Über iOS und Android verfügbar
Über dieses Buch
Die Literatur der Moderne um 1900 lässt sich in produktiver Weise herausfordern von einer Medienkonkurrenz, die sich als ikonische Wende im Verhältnis der Bilder zum kulturellen Leitmedium der Schrift beschreiben lässt. Gerade weil ein geschärftes Bewusstsein für die mediale Eigenlogik der Künste die Sphären des Sprachlichen und des Visuellen trennt, wird das Nachbarmedium des Bildes für die Literatur als das Andere ihrer selbst attraktiv. Am Beispiel Hugo von Hofmannsthals, Rainer Maria Rilkes und Robert Musils rekonstruiert die Studie die diskursiven und wissensgeschichtlichen Kontexte der literarischen Bildreflexionen. Sie reichen von der Kunstgeschichte über die Wahrnehmungsphysiologie und Psychopathologie bis zur Kulturanthropologie und Sprachphilosophie. Gerade die Schnittstellen zwischen anthropologischen und medialen Bildphänomenen werden auf ihre literarischen Ausdrucksmöglichkeiten hin befragt. Darüber hinaus geht es der vorliegenden Studie aber vor allem um die Darstellung der poetologischen Konsequenzen, die sich aus der medialen Transgressionslust der Literatur ergeben. Sie stellt sich damit auch der grundsätzlichen Frage, was Bilder in der Literatur jenseits des Klischees der Anschaulichkeit gerade in der Moderne sein können. Im Spannungsfeld von Sprache und Bild lassen sich innovative literarische Strategien ausmachen. In der vermeintlichen Entäußerung an ein fremdes Medium konturiert die Literatur somit ihre genuinen Mittel, Bildobsession wird literarisch produktiv.
Häufig gestellte Fragen
- Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
- Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Information
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Bildverheißung: Poetologische Konsequenzen medialer Grenzgängigkeit
- Sprachdramen: Schwellen/Dämme (Der >Brief< des Lord Chandos)
- Die literarische Verheißung der Bilder: Mediale Herausforderung an die Sprache
- Ikonische Wende: Die Rückkehr der Bilder
- Semiotische Experimente und Bildobsessionen: Zum Beispiel >Elektra<
- Vernetzungen: Innere und äußere Bilder
- Peripherisches Sehen und hypnagoge Bilder
- Starre Blicke: Kreativer Schwindel
- Limesgestalten: Literatur und Wissen oder das Bildwissen der Literatur
- Verwischte Grenzen: Poetik des Übergänglichen
- II. »Vor Cezanne, vor Van Gogh zu lernen« – Die Faszination des anderen Mediums
- Pathos der stummen Dinge
- Blendung und Epiphanie: Das Erlebnis des Sehens
- Der Weltzweifel und die »kolossale Wirklichkeit« der Bilder
- Klaffende Augen: Subjekdose Blicke und das Glück der Verschmelzung
- »Wendung« zum Material
- III. Über Bilder schreiben: Die Mediendifferenz als Problem der Kunstphilosophie und der literarischen Kunstkritik
- 1. »Unvereinbarkeit zweier Kunstwelten« – Mediale Ausdifferenzierung in der Kunsttheorie der Moderne
- Das Schweigen des Bildes und die Fremdheit der Sprache
- Sprachlose Sichtbarkeit: Konrad Fiedlers dissoziative Anthropologie und ihre Aporien
- Das Bild als das Andere der Sprache: Julius Meier-Graefe und die »Reinigung der Mittel«
- Die Sprache als das Andere des Bildes: Fiedlers Konzept der Ausdruckssprache und Theodor A. Meyers >Stilgesetz der Poesie<
- 2. Probleme der Versprachlichung von Bildern zwischen Kunstwissenschaft und Kunstliteratur
- Alräunchenmagie des Kritikers (Pater, Hofmannsthal, Meier-Graefe)
- Palimpseste oder das Lächeln der >Gioconda<: Literarische Techniken der Kunstbeschreibung
- IV. Die farbige Entrückung der Sprache: Textdramen der Sichtbarkeit
- 1. Sprachspiele um das letzte Bild: >Der Tod des Tizian<
- Gespiegelte Blicke
- Leben schaffen im Bild: Das Rätsel des Schöpfungsaugenblicks
- Tizians Jünger – Syndrom des Missverstehens
- Schönheit in der Verhüllung - Mediale Umschriften
- Aufschub in Permanenz: Der Prolog
- Vermischungen: Das Infinite der Sprache in Gianinos Monolog
- 2. Farbendelirien und Sprachverflüssigung: Eine mediale Reflexionsfigur bei Hofmannsthal (1902–1907)
- Farbige Übergänge
- Farbe als Grenzwert der Sprache
- Farbenlehren für den Dichter: Hofmannsthal und Goethes >Farbenlehre<
- Pathos der Farben: >Die Briefe des Zurückgekehrten< ...
- Farben, Brüder der Schmerzen – An den Grenzen des Körpers
- 3. »In einem Jenseits von Farbe« – Die Farben, die Dinge und die Wörter in Rilkes >Neuen Gedichten< und den >Briefen über Cézanne<
- Rilkes geschriebene Dinge
- Text-Augen oder die Blindheit des Gedichts
- Aus Farben Dinge machen
- Blau, ephemer (>Briefe über Cézanne<, >Blaue Hortensie<)
- Verschwinden/Verschwenden: >Das Karussell<
- V. Evidenz im Verworrenen: Poetik des Visionären
- 1. Das doppelte Gesicht der Dinge: Die inneren Bilder und die Schrift bei Hofmannsthal und Musil
- »... in einer fliegenden vagen Bildersprache« - Bild und Schrift in Hofmannsthals allegorischer Novelette >Das Glück am Weg<
- Der >bunte Glanz< der Bilder und der >Aschenregen< der Schrift - Törleß' >Verwirrungen<
- Flimmernde Bilder: Die Medienmetapher des Kinematographen und die Kino-Ästhetik Musils und Hofmannsthals
- 2. Anthropologie der inneren Bilder: Eine physiologische Diskussion mit poetologischer Relevanz
- Endogene Bilder des Bewusstseins: Neuronale Bildprojektion, >unbewusste Schlusses >Logik des Traums< (Helmholtz, Tylor, Nietzsche)
- An der Schwelle zur Bedeutung: Hypnagoge Bilder
- 3. Helldunkel – Elektras Schattenbilder oder die Grenzen der semiotischen Utopie
- »Leibhaftige Zeichen«? - Eine semiologische Lesart der >Elektra<
- Gleißende Schatten: Die Lichtregie visionärer Überschreitung (>Elektra<, >Die Bühne als Traumbilds Rembrandt)
- Schattierungen eines Farbtons: Die Figurenkonstellation
- Epilog
- Siglenverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- 1. Quellen
- 2. Forschung
- Register
- 1. Personenregister
- 2. Werkregister