Mörikes heimliche Modernität
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Mörikes heimliche Modernität

  1. 324 Seiten
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Mörikes heimliche Modernität

Über dieses Buch

Eduard Mörike (1804-1875) gilt in der Literaturwissenschaft als ungewöhnlich schwer zugänglicher Dichter. Nach jahrzehntelanger Arbeit an der Historisch-Kritischen Gesamtausgabe wollte Ulrich Hötzer die Ergebnisse seines dialogischen Umgangs mit Mörike veröffentlichen.

Dieser Band, posthum herausgegeben, folgt dem Editionsplan des Verfassers: Mörikes Formkunst - Einzelinterpretationen - Mörikes Hellenismus. Den drei großen Kapiteln sind Aufsätze, unveröffentlichte Vorträge, Interpretationen und Aufzeichnungen zugeordnet. In dem weiten Spannungsbogen von antiker bis zu moderner Dichtung wird der Versuch unternommen, Mörike als Nachfahre des Horaz und Gefährte von Baudelaire zu fassen - beide Pole gleichsam unerforscht in der Mörike-Forschung.

Mörikes Rückbindung an die Tradition der antiken Dichtung äußert sich im Anknüpfen an bestimmte antike Autoren in Motiv, Struktur, Gattung (Epigramm, Epistel, Satire) und Form (Distichon, Senar, paraphrasierte Hexameter, Sapphische Ode). Somit steht Mörike in einer von Wieland in die deutsche Literatur eingeführten Tradition, die in Mörikes Formkunst ihren Höhepunkt erreicht. Die hohe Formkunst des poeta doctus herauszustellen, die von Wieland eingeklagte 'Leichtigkeit' in der Aneignung und Handhabung der griechisch-abendländischen Vers- und Strophenformen, war das Anliegen Hötzers. An den feinsinnigen Einzelinterpretationen wird dies deutlich, dann besonders im dritten Kapitel "Mörikes Hellenismus". Die genaue Textanalyse macht das Verfahren der imitatio als einer Maske deutlich, in deren Fremdheit sich das Eigene und Eigentliche der Welterfahrung des Dichters spiegelt. Sie zeigt aber auch die zentrale Bedeutung, die der Erinnerung als Grundelement im dichterischen Prozeß zukommt, zeigt die Antizipation moderner Welterfahrung, die das Mörikesche Werk der literarischen Moderne annähert.

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Information

Jahr
2015
ISBN drucken
9783484107724
eBook-ISBN:
9783110931969

Inhaltsverzeichnis

  1. I. Einleitung von Klaus Giel: Das Vennächtnis eines Mörike-Lesers
  2. II. Lebensraum und Welt
  3. III. Beobachtungen zur Formkunst Mörikes
  4. 1. Mörikes Gedichte mit dem Ohr gelesen
  5. 2. »Grata Negligentia« – »Ungestiefelte Hexameter«? Bemerkungen zu Goethes und Mörikes Hexameter
  6. 2.1 Bemerkungen zu Goethes und Mörikes Hexameter
  7. 2.2 Die wichtigsten Kennzeichen des antiken Hexameters
  8. 2.3 Die Sinnordnung des deutschen Verses
  9. 2.4 Goethes Hexameter
  10. 2.5 Mörikes Hexameter
  11. 2.6 Der Hexameter
  12. 2.7 Vergleich und Deutung
  13. 3. Mörike und Hölderlin. Verehrung und Verweigerung
  14. 4. Anspielungen. Neun Versuche zur Lyrik Eduard Mörikes
  15. 4.1 Lebensraum und Erlebens-Raum Eduard Mörikes
  16. 4.2 Tiefe des Augenblicks
  17. 4.3 Vom zwiefachen Finden
  18. 4.4 Augenblicke des Innewerdens
  19. 4.5 Erfahrungen beim Lesen von Mörikes Gedichten
  20. 4.6 »O Muse, du hast mein Herz berührt«
  21. 4.7 Schatten der Dinge
  22. 4.8 Über Mörikes Gelegenheitsdichtung
  23. 4.9 »Kunst und Gabe scherzender Muse«
  24. 5. Mörike-Vorlesungen: Studium Generale der Universität Ulm. Wintersemester 1985/86
  25. 5.1 Gegenwärtiges im Erinnern: Die Bedeutung des Augenblicks
  26. 5.1.1 Lebensraum und Lebensweg Eduard Mörikes
  27. 5.1.2 Wunder der Frühe
  28. 5.1.3 Vertiefung des Augenblicks
  29. 5.2 Welt der Dichtung als Gegen weit zur Lebens Wirklichkeit Mörikes
  30. 5.2.1 Mörikes frühe Lyrik: Dichtung des ›Augenblicks‹
  31. 5.2.2 Das Ding und seine Geschichte: Schatten der Dinge
  32. IV. Interpretationen
  33. 1. Märchen vom sichern Mann
  34. 2. Idylle vom Bodensee oder Fischer Martin und die Glockendiebe
  35. 3. Das Stuttgarter Hutzelmännlein
  36. 4. Auf eine Lampe
  37. 5. Um Mitternacht
  38. 6. An den Schlaf : Über die Entdeckung eines Gedichts
  39. 7. Im Frühling – Die schöne Buche – Gesang zu zweien in der Nacht
  40. 8. An eine Äolsharfe
  41. 9. Erinna an Sappho : Entdeckungen und Anregungen
  42. 10. Schön-Rohtraut
  43. 11. Ein Stündlein wohl vor Tag
  44. 12. Rath einer Alten
  45. 13. Bilder aus Bebenhausen
  46. 14. Erinnerung und Erkenntnis. Über Mörikes Gedicht Besuch in Urach
  47. 15. Paraphrase des Alexandriners
  48. V. Mörike zwischen den Zeiten
  49. 1. Muster und Metamorphosen
  50. 2. Mörikes heimliche Modernität
  51. 3. Zum Phänomen des ›Übersetzerischen‹. Aus dem Tagebuch eines Mörike-Lesers
  52. VI. Nachwort von Bernhard Zeller: Erinnerung an Ulrich Hötzer
  53. VII. Anhang: Quellennachweise