
- 251 Seiten
- German
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Über dieses Buch
Die Arbeit setzt mit der Frage ein, warum der Tod im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zunehmend aus dem Bewußtsein der Öffentlichkeit verdrängt wurde und warum es der Literatur gleichzeitig möglich war, sich diesem Thema verstärkt zuzuwenden. Bei der literarischen Analyse geht es weniger um die Untersuchung von Sterbeszenen, sondern um die erzählerische Verarbeitung des Endlichkeitsbewußtseins, das die Erfahrung der Moderne entscheidend prägt. In welcher Weise die Erzählstrukturen durch die neuen Bewußtseinsformen affiziert und verändert werden, macht die Arbeit an exemplarischen Texten deutlich. Dabei geht es um antiklassizistische, an barocke Traditionen anknüpfende Allegorisierungsverfahren (G. Keller), um die Mortifikation des Lebendigen in der Kunst (R. Beer-Hofmann), um die Aufhebung der Zeit in einem traumähnlichen Schreiben und um die Wiedergewinnung der verlorenen Zeit durch die literarische Kraft des Erinnerns (Kafka, Thomas Mann), um die literarische Heroisierung des rauschhaften Todes (Jünger) oder um die schockartig veränderte Wahrnehmung des Todes im Kontext einer modernen Großstadt (Rilke). Auch wenn literaturwissenschaftliche Fragestellungen im Vordergrund stehen, werden philosophische, kultur- und mentalitätsgeschichtliche Erkenntnisse einbezogen.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Der Tod in der Moderne
- 2. Prämissen und Zielsetzungen
- 2.1 Abgrenzungen
- 2.2 Konsequenzen
- II. Verdrängung des Todes?
- 1. Kultur- und mentalitätsgeschichtliche Aspekte des Todes
- 2. Jünglinge mit Fackeln – Strategien der Aufklärung
- 3. Mythoskritik und ihre Folgen: Die Dialektik der Aufklärung
- 4. Todes-Dialektik: Freud und Adorno
- 5. Konservative Kulturkritik?
- 6. Die Utopie der Reversibilität
- 7. »Die ewigeinige Welt ist hin«
- III. Mythen und Totenschädel: Der grüne Heinrich und das Vorratshaus der Moderne
- 1. Ende des Lebens – Ende des Romans
- 2. Die mythische Welt
- 3. Die Allegorie des Schädels
- 4. Versöhnung und Dissonanz
- IV. Allegorien der Zeitlichkeit: Wilhelm Raabes Unruhige Gäste
- 1. Die Rehabilitierung der Allegorie
- 2. Bilder der Unruhe – »wie deutlich einem die Uhr dort im Turm die Zeit zuzählt«
- 3. Wahnsinn, Typhus, Tod – Systeme der Ausgrenzung und ihre Subversion
- 4. Leprosorien und Narrenschiffe – Uferflächen des Bösen
- 5. Die Flucht vor dem Tod und die narrative Strategie des Romans
- V. Schönheit, Tod und Vergänglichkeit: Die Wiener Moderne
- 1. Der Begriff der Moderne
- 2. Das individuelle Gesetz oder: Der »Frost der Einsamkeit«. Otto Weininger und Georg Simmel
- 3. Das Prisma des modernen Bewußtseins – Nietzsche und der Beginn des nachmetaphysischen Zeitalters
- 4. Einheit in der Vielfalt – Die Literatur der Jahrhundertwende
- 5. Der Tod Georgs von Richard Beer-Hofmann
- 5.1 Jugendstil contra Impressionismus? Zur literarhistorischen Einordnung des Romans
- 5.2 Die Stillstellung der Zeit im Bild
- 5.3 Die alte Welt: Märchen und Mythos
- 5.4 Die Immanenz des Selbstbewußtseins
- 5.5 Die imaginative Logik der Konstruktion
- 5.6 Zusammensturz der Träume und »memoire involontaire« – Der Weg zurück in die Zeit und die Geschichte
- 5.7 Der jüdische Traditionszusammenhang und die Wiedergewinnung der verlorenen Zeit
- 5.8 Die Korrelation von Bewußtseins- und Erzählstrukturen
- 6. Der erzählerische Kontrapunkt: Arthur Schnitzlers Sterben
- VI. Der Tod in der Menge und die traumhafte Welt: Rilkes Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Heinrich Heine, Ernst Jünger und Franz Kafka
- 1. Die Veränderung der Wahrnehmungsqualitäten
- 2. Der Tod im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit
- 3. Toten-Omnibusse: Heines ironische Metaphorik in den Französischen Zuständen
- 4. Der Tod als Fest: Der Cornet und Ernst Jüngers Frühschriften
- 5. Tod und Erzählen
- 6. Die ganzheitliche Zeiterfahrung und das zerbrochene Ich
- 7. Im Grenzgebiet von sozialer und ästhetischer Subjektivität
- 8. Im Labyrinth der Träume: Kafka
- VII. »Dem Tod keinen Platz einräumen in seinen Gedanken.« Thomas Manns Zauberberg und Freuds Zeitgemäßes über Krieg und Tod
- 1. Traum und Rausch
- 2. Umwertung des Todes
- 3. Die Oppositionen: »Überform« und »Unform«
- 4. »Dem Tod (k)einen Platz einräumen in seinen Gedanken«: Thomas Mann gegen Freud
- 4.1 Freuds Verteidigung der Regression
- 4.2 Thomas Manns Auseinandersetzung mit Freud
- 4.3 Kulturpessimismus oder Humanismus?
- 4.4 Die Korrektur aufklärerischer Positionen
- 4.5 Der Todestrieb und Freuds Das Unbehagen in der Kultur
- 5. Das Ende
- VIII. Abschließende Überlegungen
- 1. Das veränderte Bewußtsein
- 2. Das Problem der Zeitlichkeit und die Bekenntnisse des Augustinus
- 3. Zeit und Erzählen
- 4. Rückblick
- 5. Ausblick
- Literaturverzeichnis
- Personenregister