
Grammatik und Sprachwirklichkeit von 1640-1700
Zur Rolle deutscher Grammatiker im schriftsprachlichen Ausgleichsprozeß
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Grammatik und Sprachwirklichkeit von 1640-1700
Zur Rolle deutscher Grammatiker im schriftsprachlichen Ausgleichsprozeß
Über dieses Buch
Bei positiven wie negativen Stellungnahmen zur Bedeutung der Grammatiker des 17. Jahrhunderts im schriftsprachlichen Ausgleichsprozeß handelt es sich zumeist um pauschale Bemerkungen, die konkreter empirischer Nachweise ermangeln. Um den Zusammenhang von Grammatik und Sprachrealität verläßlich aufzuzeigen, ist der Verfasser einerseits den Sprachregeln der Grammatiker systematisch nachgegangen und hat andererseits, vor allem durch die Rekonstruktion der sprachlichen Änderungen in mehrfach aufgelegten Drucken einschließlich der Lutherbibel, die textuelle Sprachwirklichkeit in ihrer historischen Entwicklung erfaßt. In der Sprachpraxis werden in den Bereichen Orthographie, Deklination, Konjugation, Wortbildung und Syntax Korrekturen vorgenommen, die im wesentlichen mit der Theorie der Grammatiker übereinstimmen. Dies bedeutet aber nicht, daß die Vorschriften der Theoretiker den herrschenden Sprachgebrauch nur nachträglich kodifiziert hätten; die Grammatiker gehen vielmehr in der Rechtschreibung der Sprachpraxis oft und in der Formenlehre vielfach voraus, obwohl sie auch zuweilen den Bezug zur Sprachwirklichkeit verlieren. In der Wortbildung erarbeiten sie deren regelmäßige Strukturiertheit. Die Sprachnormenvorstellungen der gelehrten Theoretiker und der Praktiker decken sich weitgehend; überdies nehmen die Grammatiker auch Einfluß auf die lokale und überregionale Praxis.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Inhaltsverzeichnis
- Hinweise zur Gestalt der historischen Texte
- Vorwort
- 1. Einleitung
- 1.1. Sprachpatriotismus und -legitimation im 17. Jahrhundert
- 1.1.1. Notwendigkeit der Sprachkunst
- 1.1.2. Lobreden von der deutschen Hauptsprache
- 1.2. Fragestellung und Methode
- 1.2.1. Forschungslage und Fragestellung
- 1.2.2. Arbeitsverfahren
- 2. Sprachbetrachtung: Schottelius und sein Umfeld
- 2.1. Regel und Gewohnheit
- 2.1.1. Sprachliche Autoritätsprinzipien im 16. Jahrhundert
- 2.1.2. Analogistische Ansätze
- 2.1.2.1. Gutachten über Gueintz: 1640
- 2.1.2.2. Wortstruktur als Sprachgrund: 1641
- 2.2. Grundrichtigkeit und Sprachgebrauch
- 2.2.1. Primat der Grundrichtigkeit
- 2.2.1.1. Terminologisch-begriffliche Ergänzung: 1643-50
- 2.2.1.2. Stellungnahme als Analogist: 1651
- 2.2.2. Befugnis des Sprachgebrauchs
- 2.2.2.1. Ausbau der Terminologie und Formulierung: 1663
- 2.2.2.2. Grundrichtigkeit und Sprachgebrauch als Normkriterien: 1663/76
- 2.2.3. Entwicklungslinie der Schotteischen Sprachauffassung
- 2.3. Das „restituierte" Hochteutsch
- 2.4. Verbreitung der Schotteischen Auffassung
- 2.4.1. Grundrichtigkeit der Wortstruktur
- 2.4.2. Überregionalität des Hochdeutschen
- 2.5. Luther und die Grammatiker
- 3. Rechtschreibung: Vorschrift und Praxis
- 3.1. Entwicklung der orthographischen Prinzipien
- 3.1.1. Orientierung am Gebrauch: 1641/42
- 3.1.2. Rechtschreibung in der Diskussion: 1643-50
- 3.1.3. Konsequente Reform: Die 50er Jahre
- 3.1.4. Gemäßigte Regelung: Die 60er bis 90er Jahre
- 3.2. Entwicklung einzelner Regeln
- 3.2.1. Phonologische, morphologische und graphiegeschichtliche Regeln
- 3.2.1.1. Vokalzeichen
- 3.2.1.1.1. und, ihn statt vnd, jhn
- 3.2.1.1.2. Frau, Heu statt Fraw, Hew
- 3.2.1.1.3. bej, bei statt bey
- 3.2.1.1.4. Hände statt Hende
- 3.2.1.1.5. Gläubiger statt Gleubiger
- 3.2.1.1.6. mier, mihr statt mir; dj, di stat die
- 3.2.1.2. Konsonantenzeichen
- 3.2.1.2.1. auf, aus statt auff, auß
- 3.2.1.2.2. um, kommt statt umb, kompt
- 3.2.1.2.3. slagen statt schlagen
- 3.2.1.2.4. göttlich, soll statt götlich, sol
- 3.2.2. Semantische Regeln: Heterographie
- 3.2.3. Syntaktische Regeln: Großschreibung der Substantive
- 3.2.4. Übersicht über die Entwicklung der Vorschriften
- 3.3. Praxis der orthographischen Reform
- 3.3.1. Offizielle Reformpraxis in Wolfenbüttel unter Herzog August
- 3.3.2. Praxis des Braunschweiger Druckers Zilliger
- 3.3.2.1. Schottelius-Drucke
- 3.3.2.2. Bucholtz-Drucke
- 3.3.2.3. Zilligersche „Hausorthographie"
- 3.3.2.4. Überprüfung der These von William Mohr
- 3.3.3. Praxis der Lüneburger Drucker Stern
- 3.3.4. Reformpraxis an Druckorten in Übersicht
- 3.4. Orthographische Änderungen bei Neuauflagen
- 3.4.1. Lutherbibel im Überblick
- 3.4.2. Änderungen der Vokalzeichen
- 3.4.2.1. und, ihn statt vnd, jhn
- 3.4.2.2. Frau, Heu statt Fraw, Hew
- 3.4.2.3. Hände statt Hende
- 3.4.3. Änderungen der Konsonantenzeichen
- 3.4.3.1. um, kom[m]t statt umb, kompt
- 3.4.3.2. auf, aus statt auff, auß
- 3.4.3.3. sammle, sollt statt samle, solt
- 3.4.4. Überprüfung der These von Hans Eggers
- 3.5. Fazit
- 4. Wortforschung: Vorschrift und Praxis
- 4.1. Wortbildung
- 4.1.1. Wortreichtum (copia verborum)
- 4.1.1.1. Notwendigkeit der wortbildnerischen Mittel
- 4.1.1.2. Ein „vollständiges" Wörterbuch
- 4.1.1.3. Wortbildnerische Befugnisse der Grammatiker
- 4.1.2. Komposition
- 4.1.2.1. Zweigliedrigkeit des Kompositums
- 4.1.2.1.1. Grund und Beyfügig
- 4.1.2.1.2. Fugenzeichen
- 4.1.2.1.3. Wider die Satznamen: Störenfried usw
- 4.1.2.2. Schriftliche Gestalt des Kompositums
- 4.1.3. Derivation
- 4.1.3.1. Kriterien der Hauptendung
- 4.1.3.2. Hauptendung -lich
- 4.1.3.2.1. Unterscheidung von -lich und -ig
- 4.1.3.2.2. -lich als Derivationsendung des Adverbs
- 4.1.3.3. Präfixoide und Suffixoide
- 4.1.4. Präfixbildung
- 4.1.4.1. Die vierte wortanalytische Kategorie: Vorwort
- 4.1.4.2. Vorwort: Regeln der Zusammensetzung
- 4.1.5. Änderungen in der Wortbildung bei Neuauflagen
- 4.1.5.1. Schreibung der Komposita mit und ohne Bindestrich
- 4.1.5.2. Unterscheidung von Hauptendungen
- 4.1.5.3. Unterscheidung von ohn- und un-
- 4.2. Deklination
- 4.2.1. Einsilbigkeit der zufälligen Endung
- 4.2.1.1. Paragoge
- 4.2.1.2. Apokope
- 4.2.1.3. Synkope
- 4.2.2. Einsilbigkeitsprinzip als Stein des Anstoßes
- 4.2.3. Explizite Kasus- und Numerus-Markierung
- 4.2.3.1. Bestimmter Artikel im Plural: derer, denen
- 4.2.3.2. Polyflexion des attributiven Adjektivs
- 4.2.3.2.1. Flektierte und unflektierte Form
- 4.2.3.2.2. der guter Mann, das gutes Ding
- 4.2.3.2.3. die gute Leute
- 4.2.3.2.4. gutes Weins
- 4.2.3.3. Pluralformen Bürgere und Himmele
- 4.2.4. Änderungen in der Deklination bei Neuauflagen
- 4.2.4.1. Apokope
- 4.2.4.2. Synkope
- 4.2.4.3. Wechsel von der Poly- zur Monoflexion
- 4.3. Konjugation
- 4.3.1. Imperativ als Stammwort des Verbs
- 4.3.2. Regelmäßige und unregelmäßige Konjugation
- 4.3.3. Vorschriften zur Konjugation
- 4.3.3.1. Schwaches Verb
- 4.3.3.2. Präteritum des starken Verbs
- 4.3.3.3. Präteritum des Verbums substantivum
- 4.3.3.4. Tolerante Haltung gegenüber der Synkope
- 4.3.3.5. Doppelformen
- 4.3.3.6. Enklise
- 4.3.4. Änderungen in der Konjugation bei Neuauflagen
- 4.3.4.1. Apokope
- 4.3.4.2. Synkope
- 4.3.4.3. Enklise
- 4.3.4.4. Exkurs: Revision der Lutherbibel durch Herzog August
- 4.4. Fazit
- 5. Wortfügung: Vorschrift und Praxis
- 5.1. Adjektiv- und Partizipialattribut
- 5.1.1. Definition der Wortfügung
- 5.1.2. Voranstellung des attributiven Adjektivs
- 5.1.3. Nominalrahmen: Vorangestelltes erweitertes Attribut
- 5.1.4. Partizip Futur Passiv
- 5.2. Satzrahmen
- 5.2.1. Satzrahmen im Hauptsatz
- 5.2.2. Satzrahmen im Nebensatz: Endstellung des Finitums
- 5.3. Mehrgliedriger Verbalkomplex
- 5.3.1. Zweigliedriger Verbalkomplex
- 5.3.2. Drei- und viergliedriger Verbalkomplex in seiner Entwicklung
- 5.3.2.1. Gegenstand und Methode der Untersuchung
- 5.3.2.2. Historische Aspekte der Stellung der Glieder
- 5.3.2.2.1. Finitum im dreigliedrigen Komplex im Nebensatz
- 5.3.2.2.2. Infinitive im viergliedrigen Komplex
- 5.3.2.2.3. Infinitive im dreigliedrigen Komplex
- 5.3.2.3. Regional-dialektale Aspekte der Stellung der Glieder
- 5.3.3. Drei- und viergliedriger Verbalkomplex im Lichte der Grammatiker
- 5.3.3.1. Komplexer Perfektausdruck: Typ 1
- 5.3.3.1.1. Doppelte Perfektform Aktiv
- 5.3.3.1.2. Perfekt Passiv
- 5.3.3.1.3. Doppelte Perfektform Passiv
- 5.3.3.2. Komplexer Futurausdruck: Typ 2 (und Typ 5)
- 5.3.3.3. Komplex mit finitem Modalverb: Typ 3 und Typ 6
- 5.3.3.4. Komplex mit Ersatzinfinitiv: Typ 4
- 5.3.4. Änderungen der Syntax bei Neuauflagen
- 5.4. Fazit
- 6. Revisionen von Grimmelshausens «Simplicissimus»
- 6.1. Revidierte Stellung des Finitums im Verbalkomplex
- 6.1.1. Editionsgeschichte des «Simplicissimus»
- 6.1.2. Stellung des Finitums in der Originalausgabe (1668/69)
- 6.1.3. Eingriffe durch den Korrektor von 1669
- 6.2. Die Grammatiker und die Textbearbeitung von 1669
- 6.2.1. Koschligs These von Gueintz als sprachlichem Vorbild
- 6.2.2. Vergleich der Korrekturpraxis mit grammatischen Vorschriften
- 6.2.2.1. Übereinstimmung mit Gueintz
- 6.2.2.1.1. Entsprechung nur bei Gueintz
- 6.2.2.1.2. Entsprechung auch bei anderen Grammatikern
- 6.2.2.2. Teilweise Entsprechung bei Gueintz
- 6.2.2.2.1. Teilweise Entsprechung auch bei anderen
- 6.2.2.2.2. Volle Entsprechung bei anderen
- 6.2.2.3. Keine Entscheidung bei Gueintz
- 6.2.2.3.1. Keine volle Entsprechung bei anderen
- 6.2.2.3.2. Entscheidung bei anderen
- 6.2.2.4. Abweichung von Gueintz
- 6.2.2.4.1. Abweichung auch von anderen
- 6.2.2.4.2. Entsprechung bei anderen
- 6.2.2.5. Nicht ein einziges Vorbild
- 6.3. Sprachliche Änderungen im «Simplicissimus» von 1668-1713
- 6.3.1. Korrektur der Rechtschreibung
- 6.3.1.1. Eigentümlichkeiten der Ausgabe von 1669
- 6.3.1.2. „Verbesserungen" in den Ausgaben nach 1669
- 6.3.2. Korrektur der Wort-, Formenbildung und Syntax
- 6.3.2.1. Wortbildung
- 6.3.2.2. Deklination
- 6.3.2.3. Konjugation
- 6.3.2.4. Syntax
- 6.3.3. Charakterisierung der Korrekturpraxis von 1669 und nach 1669
- 7. Ergebnisse
- 8. Literaturverzeichnis
- 8.1. Quellen
- 8.1.1. Theoretische Texte
- 8.1.2. Korpustexte
- A. Korpus 1
- B. Lutherbibel
- C. Korpus 2
- D. Korpus 3
- E. Zusätzliche Korpustexte
- 8.2. Sekundärliteratur
- 9. Register