
- 38 Seiten
- German
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eBook - ePub
Enklaven
Über dieses Buch
Die Bezeichnung "Enklave" wird für unterschiedliche Phänomene und Prozesse verwendet. Enklaven sind in sozialer, politischer oder wirtschaftlicher Hinsicht von den sie umgebenden Räumen wie Nationalstaaten, Städten oder Wirtschaftssektoren abgegrenzt. Enklaven umschließen soziokulturelle Minderheiten, "Staaten im Staate" oder Produktionszonen, die den Interessen auswärtiger Akteure oder bestimmter Interessengruppen dienen. Innerhalb von Enklaven gelten eigene Regeln. Dieser Band beleuchtet Enklavenbildung am Beispiel der Förderung von Rohstoffen in Afrika.
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Information
1 Einleitung
Eine der großen Fragen, die in zahlreichen Foren im Zusammenhang mit Globalisierung kontrovers debattiert werden, ist die Rolle und das Gewicht von Nationalstaaten. Deren Handlungsspielraum schien vor allem in den 1990er Jahren mit der rasant zunehmenden Anzahl und Geschwindigkeit an grenzüberschreitenden Aktivitäten und Transaktionen sowie der Etablierung von globalen und regionalen Institutionen und Regulierungsmechanismen zu schwinden. Die Machtfülle multinationaler Konzerne und Finanzinstitutionen rief in der Öffentlichkeit Kritik und Proteste gegen „Heuschrecken-Kapitalismus“ hervor. Ungleiche Entwicklung brächte „Globalisierungsverlierer“ hervor, wozu viele Länder des sogenannten Globalen Südens gehören.
Im Rahmen des SFB 1199 fragen wir, ob und wie sich unter Globalisierungsbedingungen Raumformate und Raumordnungen wandeln. Raumformate sind „gleichermaßen Strukturen, die das soziale Handeln prägen, und Imaginationen, die das soziale Handeln anleiten. Und sie sind das Produkt des Handelns genauer bestimmbarer Akteure bzw. Akteursgruppen“.1 Ein solches Raumformat ist der Nationalstaat. Wie wirkt er mit neuen Raumformaten in geänderten Raumordnungen zusammen?
Der vorliegende Beitrag behandelt diese Fragen am Beispiel des Raumformates „Enklave“. Politische und wirtschaftliche Enklaven gelten in wissenschaftlichen und populären Diskursen oft als Konkurrenz zum Nationalstaat. Manche Autoren sehen die Zunahme von Enklaven verschiedener Art als zwangsläufige Begleiterscheinung des global expandierenden Kapitalismus.2 Enklavenbildung wird in einem Teilprojekt des SFB anhand von empirischen Untersuchungen zu extraktiven Industrien im subsaharischen Afrika näher betrachtet, was gleichzeitig zu einer breiteren Erörterung dieses Phänomens einlädt. Aus unseren vorläufigen Ergebnissen lässt sich die These ableiten, dass bestimmte Ressourcen wie Bodenschätze und die daran gekoppelten Formen der Transnationalisierung von entsprechenden Wertschöpfungsketten sowie die Tendenz zum rent seeking seitens der Regierungen bestimmte Raumformate hervorbringen, darunter prominent die Enklave. Wo Enklavenbildung stattfindet, gibt es oft aber auch Bestrebungen, einer vollständigen Abschottung extraktiver Aktivitäten entgegen zu wirken. Sowohl der Nationalstaat als auch Akteure auf substaatlicher Ebene tragen durch Regulierung, Verhandlung oder Protest dazu bei, dass Fördergebiete von Rohstoffen nicht vollständig von Wirtschaft und Gesellschaft abgekoppelt werden.
In den folgenden Abschnitten stelle ich zunächst kurz verschiedene Definitionen und Verwendungen der Bezeichnungen „Enklave“ vor. Dann erläutere ich die „extraktive Enklave“ und den damit zusammenhängenden „Rohstoff-Fluch“ (resource curse). Anschließend diskutiere ich Fergusons These der Enklavenbildung (enclaving) im Rohstoff-Abbau in Afrika und deren kritische Rezeption. Dabei führe ich eine weitere Raummetapher ein, welche in Diskursen über Bergbau prominent ist, die frontier, und diskutiere das Verhältnis von Enklave und frontier zueinander.
Als Enklave (von französisch enclaver „einschließen, umschließen“) bezeichnet man in geographisch-politischer Hinsicht ein Staatsgebiet, welches vollständig vom Gebiet eines anderen Staates umschlossen ist.3 Beispiele sind San Marino und die Vatikanstadt innerhalb von Italien oder Lesotho innerhalb von Südafrika. Im übertragenen Sinne spricht man auch von Enklaven, wenn sich innerhalb eines geografischen Gebiets inselartig Siedlungen oder Gemeinschaften befinden, die sich kulturell oder sprachlich von ihrer Umgebung unterscheiden (z. B. „Sprachinseln“ wie das Sorbische in Sachsen). Die Bezeichnung Enklave findet sich darüber hinaus in der sozialwissenschaftlichen Literatur in unterschiedlicher Bedeutung. Im Folgenden werden einige dieser Verwendungen skizziert.
2 Sozialräumliche Segregation
Eine Verwendung von „Enklave“ bezieht sich auf Phänomene sozialräumlicher Segregation in Städten. Das Resultat solcher Segregationsprozesse wird oft auch „Ghetto“ genannt. Separate Wohngebiete für Angehörige bestimmter Berufsgruppen, Völker oder Religionen gab es schon in den Städten der Antike. Als „Ghetto“ bezeichnete man erstmals 1516 in Venedig das abgeschlossene jüdische Wohnviertel. Während des Dritten Reichs wurden Sammellager für Juden vor der Deportation in Vernichtungslager Ghetto genannt. Seit den 1920er Jahren verwendet man diese Bezeichnung für Stadtteile mit überwiegend armer und unterprivilegierter Bevölkerung in US-amerikanischen Großstädten.1 Wacquant hebt hervor, dass sich marginalisierte Bevölkerungsgruppen und Stadtteile in europäischen Ländern nicht mit dem US-amerikanischen „Hyperghetto“ vergleichen lassen.2 Während letzteres durch eine systemische Exklusion, Kriminalisierung und „territoriale Stigmatisierung“ der afroamerikanischen Bevölkerung gekennzeichnet sei, verhindere der Staat in europäischen Ländern in der Regel eine solche Polarisierung.
Gelten Ghettos als Räume für Stadtbewohner, die aufgrund verschiedener Merkmale sozial ausgegrenzt werden, so sind „gated communities“ selbst gewählte urbane Rückzugsorte. Seit den 1970er Jahren wächst in den USA die Anzahl von Wohnsiedlungen, welche von Mauern oder Zäunen umgeben und von Sicherheitsdiensten bewacht werden.3 Luymes zeigt auf, dass die Herausbildung urbaner Enklaven in Form von abgeschlossenen Wohnsiedlungen in US-amerikanischen Großstädten mit verschiedenen Aspekten wie sozialer Fragmentierung, steigenden Bedürfnissen nach Privatsphäre und Sicherheit, der Entwicklung von Grundstücksmärkten und Suburbanisierung zusammenhängen.4 „Gated communities“ sind eine Reaktion auf eine (wahrgenommene) Zunahme von Kriminalität und eine abnehmende Leistungsfähigkeit staatlicher Sicherheitsdienste.
Der Umzug in eine „gated community“ kann ein Distinktionsmerkmal sein: Diese Lebensform muss man sich leisten können. Caldeira nennt die von ihr erforschten „gated communities“ in Sao Paulo und Los Angeles „fortified enclaves“.5 Geschützte Wohnsiedlungen sind für Eliten attraktiv, weil sie gleichzeitig Sicherheit, Abgeschlossenheit, soziale Homogenität, Annehmlichkeiten und Dienstleistungen bieten. Die Einwohner der „fortified enclaves“ schotten sich freiwillig selbst ab und tragen damit zu einer Fragmentierung der urbanen Öffentlichkeit bei. Gleichzeitig hängt der Lebensstil der Bewohner von „fortified enclaves“ ab von häuslichen Dienstleistungen durch Angehörige der ärmeren Schichten, von denen sie sich eigentlich abgrenzen wollen.
Das Phänomen findet sich zunehmend auch im Globalen Süden. So sehen Bezuidenhout und Buhlungu die Verfestigung urbaner Enklaven wie suburb, compound, township und homeland in südafrikanischen Bergbaustädten als Symptom der Post-Apartheids-Ära, die von staatlicher Schwäche und zunehmender sozio-ökonomischer Ungleichheit charakterisiert ist.6
Inhaltsverzeichnis
- Title Page
- Copyright
- Contents
- 1 Einleitung
- 2 Sozialräumliche Segregation
- 3 Urbane ethnische Enklavenökonomien
- 4 Enklavenökonomie und Enklavendemokratie
- 5 Extraktive Enklaven und Rohstoff-Fluch
- 6 Extraktive Enklaven und frontiers in Afrika
- 7 Schluss