Integrative Geschichtsphilosophie in Zeiten der Globalisierung
eBook - ePub

Integrative Geschichtsphilosophie in Zeiten der Globalisierung

  1. 280 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Integrative Geschichtsphilosophie in Zeiten der Globalisierung

Über dieses Buch

Die gegenwärtigen Erfahrungen mit der Globalisierung und die daraus resultierenden Erwartungen an die Zukunft haben historische Dimensionen. Um die aktuellen Probleme zu lösen, bedarf es einer integrativen Philosophie der Geschichte, die sowohl methodologisch reflektiert als auch inhaltlich fundiert ist.

Johannes Rohbeck zeigt, dass zwar jede historische Darstellung von bestimmten Methoden des Erklärens und Erzählens modelliert wird, dass aber auch umgekehrt die Wahl historiographischer Methoden grundlegende Überzeugungen über den Gegenstand Geschichte voraussetzt. Kritisch rekonstruiert werden dazu die Geschichtsphilosophie von der europäischen Aufklärung bis zu Kant, Hegel und Marx sowie der Historismus, das Posthistoire und die analytischen Philosophie der Geschichte.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Integrative Geschichtsphilosophie in Zeiten der Globalisierung von Johannes Rohbeck im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Philosophie & Geschichte unterrichten. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Dritter Teil Praktische Philosophie der Geschichte

In den folgenden drei systematischen Studien soll das Programm einer praktischen Philosophie der Geschichte auf exemplarische Weise durchgeführt werden. Ich möchte zeigen, dass eine derartige Geschichtsphilosophie einen Beitrag zur Lösung aktueller Probleme zu leisten vermag. Im achten Kapitel geht es um das Phänomen historischer Kontingenz, deren Beurteilung darüber entscheidet, in welchem Maße es möglich ist, in die Geschichte verändernd einzugreifen. Im neunten Kapitel zum Verhältnis von Theorie der Globalisierung und Philosophie der Geschichte steht der synchrone Aspekt der Geschichte im Vordergrund, indem die neuartigen Strukturen des historischen Raums erörtert werden. Der Schwerpunkt des zehnten Kapitels Geschichtsphilosophie und Zukunftsethik liegt auf der diachronen Seite der Geschichte unter besonderer Berücksichtigung nachfolgender Zeiten.
Die in diesem Teil vorliegenden Texte bilden einen inneren Zusammenhang. Während der langfristige Prozess der Globalisierung Erwartungen an die Zukunft weckt, lässt sich die Zukunftsethik nur im Konnex der Globalisierung behandeln. Das gemeinsame Thema ist also die Zukunft der Globalisierung. Legt man Kosellecks Kategorien Erfahrungsraum und Erwartungshorizont zu Grunde, wird deutlich, dass sich diese beiden Aspekte wechselseitig verschränken. Zum einen beeinflussen die in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen mit der Globalisierung die Erwartungen an die Zukunft; zum andern leitet die gegenwärtige Zukunftserwartung die Sicht auf den vergangenen und gegenwärtigen Globalisierungsprozess.
Am Ende des letzten Kapitels kommen die methodischen Implikationen dieser Untersuchung über Globalisierung und Zukunft gemeinsam zur Sprache, um dem selbst gestellten Anspruch einer integrativen Geschichtsphilosophie, die sowohl materiale als auch formale Aspekte miteinander verbindet, gerecht zu werden. Dabei knüpfe ich an meine Ausführungen zur Geschichte des historischen Denkens an, wo sich bereits unterschiedliche Methoden nachweisen ließen. Insbesondere verweise ich auf meine methodologischen Erörterungen des zweiten Kapitels, in dem ich grob zwischen narrativen, intentionalen, kausalen und funktionalen Erklärungen unterschieden habe. Diese nachträglichen Explikationen werden hier ergänzt mit einer Analyse historischer Deutungsmuster.
Mit Blick auf die Zukunft ist darüber nachzudenken, auf welche Weise diese Zeit einen Projektionsraum darstellt, den man überhaupt als Geschichte begreifen kann. Die gegenwärtigen Diagnosen kommen dabei zu widersprüchlichen Ergebnissen. Die Behauptung, dass es keine Zukunft mehr geben werde, ist gleichbedeutend mit der Rede vom Ende der Geschichte. Zwar ist nicht zu bestreiten, dass es formaliter eine zukünftige Zeit geben wird, wohl aber verbreitet sich Skepsis darüber, ob die Zukunft eine inhaltlich sinnvolle Zeit sein wird, die später einmal den Namen Geschichte verdient.
Die Frage, ob die Zukunft eine Perspektive zu bieten hat, ist zunächst epistemologischer Art. Sie drückt die Befürchtung aus, dass die wissenschaftlichen Prognosen die Idee der Zukunft letztlich vernichten.136 In eigenartigem Kontrast dazu steht die Behauptung, die Zukunft sei so ungewiss, dass von ihr kein hinreichend gesichertes Bild möglich ist.137 Schließlich werden beim Vorbehalt gegenüber der der Zukunft Theorien des Posthistoire übernommen und radikalisiert. Das geradezu klassische Argument lautet, die großen Utopien des 19. und 20. Jahrhunderts seien aufgebraucht und auch keine neuen Entwürfe in Sicht.138 In der aktuellen Gegenwart kommen düstere Prognosen hinzu, die den Glauben an eine humane Zukunft erschüttern. Kurz, die Zukunft hat keine Zukunft.
Ein solches Ende der Zukunft hat für die Zeitstruktur der Zukunftsdiskurse eine zwiespältige Konsequenz. Auf der einen Seite wird behauptet, dass sich die Gegenwart endlos erstreckt, weil außer technischen Innovationen nichts wirklich Neues mehr zu erwarten ist. Die Gegenwart ragt zunehmend in die Zukunft hinein.139 Auf der anderen Seite heißt es, die Zukunft sei durch die rasante Beschleunigung der technischen Zivilisation so nah gerückt, dass die Gegenwart immer mehr entrinnt. Das führt zu einem Verlust an Sicherheitsgefühl und Orientierung, wodurch neue Ängste entstehen können.140 Positiv konnotiert wird die Zukunft hingegen mit dem Slogan „Die Zukunft hat schon begonnen“. Demnach kann die Zukunft gar nicht schnell genug eintreten, weil sich daran die optimistische Erwartung einer vorzeitigen Utopie knüpft.
Anstelle dieser Indifferenz insistiere ich auf die Unterscheidung zwischen Gegenwart und Zukunft. Dabei stelle ich mich auf den Standpunkt der Gegenwart, um gerade die Perspektive der Zukunft zu retten. Der Grund für diese Grenzziehung ist praktischer Art. Es geht um die Rettung der Gegenwart als Zeit der Handlung, gerade weil die Zukunft nicht gleichgültig ist und für sie etwas getan werden muss. Denn von Zukunft kann im emphatischen Sinn nur dann gesprochen werden, wenn Chancen für kritische Reflexion und veränderndes Eingreifen aufgezeigt werden können.
Auf diese Weise begibt sich die Geschichtsphilosophie in die Nähe der Ethik. Bei der Globalisierung stellt sich zunächst das Problem der globalen Gerechtigkeit, sodann in geschichtlicher Perspektive die Frage nach einer spezifisch historischen Verantwortung. Hinsichtlich der Zukunft hat sich inzwischen die Teildisziplin Zukunftsethik etabliert, in der das Problem der intergenerationellen Gerechtigkeit oder die Verantwortung für zukünftige Generationen behandelt wird.
Sofern gegenwärtige Philosophen die Themen Globalisierung und Zukunft bearbeiten, stehen meistens ethische Fragen im Vordergrund.141 Doch in beiden Fällen besteht die Gefahr darin, dass die dabei angewandte Ethik isoliert behandelt wird und zu abstrakten Resultaten führt. Um die gewünschte Konkretion zu erreichen, ist es erforderlich, den Gegenstandsbereich zu erweitern und noch andere wissenschaftliche Disziplinen in die philosophische Analyse mit einbeziehen. Das betrifft zunächst die Politik, weil die ethischen Forderungen nur zu einem geringen Teil von Individuen, sondern in weit größerem Maße von Nationalstaaten oder transnationalen Institutionen realisiert werden können. Vor allem die Beseitigung der Ursachen globaler Armut setzt politisches Handeln voraus. Das erfordert wiederum, über die einzelnen Staaten hinaus neue politische Strukturen mit globaler Perspektive zu schaffen. Dazu gehören das Projekt der Europäischen Union und die Vision einer föderalen Weltrepublik.
Der allgemeine Tenor derartiger Diskurse läuft darauf hinaus, die Stärkung des Politischen gegenüber einer globalisierten Ökonomie einzufordern. Das richtet sich gegen die Beobachtung, dass der Weltmarkt die nationalen Grenzen überschreitet und eine eigene Dynamik entwickelt, die sich tendenziell der Kontrolle von Einzelstaaten entzieht. Doch hilft es nicht, die Verselbständigung des Ökonomischen zu beklagen, ohne den Ursachen auf den Grund zu gehen. Ebenso wenig hilfreich ist es, die Dominanz der Wirtschaft kleinzureden und stattdessen darauf zu pochen, dass es daneben noch andere Bereiche der Globalisierung gebe wie zum Beispiel eine ansatzweise existierende Weltkultur. Während einige Wirtschaftswissenschaftler, Soziologen und Politologen versuchen, Struktur und Bewegung des globalen Kapitalismus zu analysieren, um daraus Alternativen zu entwickeln, bewahren Philosophen gegenüber der Ökonomie eine merkwürdige Distanz, als ob diese Praxisform keiner eigenen philosophischen Betrachtung wert sei oder die Philosophie einfach sprachlos machte. In diesem Bereich sehe ich hingegen diejenigen Faktoren, die den historischen Prozess der Globalisierung antreiben.
Aus geschichtsphilosophischer Sicht ist dabei die Kontingenz von zentraler Bedeutung, wie sich im folgenden Kapitel zeigen wird. Außer der alltäglichen Einsicht, dass bei den Handlungen der Menschen häufig etwas anderes passiert, als ursprünglich vorhe...

Inhaltsverzeichnis

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Einleitung Das Projekt einer integrativen Geschichtsphilosophie
  5. Erster Teil Integration geschichtsphilosophischer Denktypen
  6. Zweiter Teil Rettende Kritik der Geschichtsphilosophie
  7. Dritter Teil Praktische Philosophie der Geschichte
  8. Personenverzeichnis
  9. Sachverzeichnis
  10. Nachweise