Hexenverhörprotokolle als sprachhistorisches Korpus
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Hexenverhörprotokolle als sprachhistorisches Korpus

Fallstudien zur Erschließung der frühneuzeitlichen Schriftsprache

  1. 297 Seiten
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Hexenverhörprotokolle als sprachhistorisches Korpus

Fallstudien zur Erschließung der frühneuzeitlichen Schriftsprache

Über dieses Buch

Hexenverhörprotokolle sind wichtige Schriftzeugen der Frühen Neuzeit. Dabei erfordert die Arbeit mit Hexenverhörprotokollen als sprachhistorischem Korpus einen interdisziplinären (kultur-, sozial- und rechtsgeschichtlich kundigen) Zugang, um dem besonderen Entstehungskontext – der intensiven Hexenverfolgung mit mehr als 25.000 Opfern – gerecht zu werden. Vor diesem Hintergrund verfolgt dieser Band das Ziel, das Potential der Hexenverhörprotokolle (und anderer Schriftzeugnisse aus dem Wirkungsbereich der frühneuzeitlichen Strafjustiz) als sprachhistorisches Korpus für korpus-/ textlinguistische, graphematische und morphologische Studien aufzuzeigen.

Bitte beachten Sie, dass zum Beitrag "Satzinterne Großschreibung von Substantiven und Substantivierungen in Hexenverhörprotokollen" ein Erratum als Zusatzmaterial zum Download zur Verfügung steht.

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Information

„Sagt sie, daß sie Niemand verfiehrt.“

Zur satzinternen Großschreibung von Demonstrativa und Indefinita in den Hexenverhörprotokollen des 16./17. Jahrhunderts
Jessica Nowak

Abstract

Der vorliegende Beitrag untersucht am Beispiel der Hexenverhörprotokolle des 16./17. Jhs. (Edition Macha et al. 2005) die Frage, ob und inwieweit Gemeinsamkeiten zu substantivischen Wortartmerkmalen die satzinterne Majuskelsetzung bei anderen Wortarten befördern. Hierzu wird exemplarisch die Großschreibungspraxis bei Demonstrativa und Indefinita unter Einschluss der Quantifikativa (z.B. all-, einige-, Indefinita i.w.S., s. Zifonun 2007) analysiert. Sie können syntaktisch in selbständiger Verwendung ähnlich wie Substantive Nominalphrasen bilden (bzw. für substantivische NPs stehen) und semantisch mit den Substantiven zumindest die generelle Referenz auf Entitäten leisten. Wie sich zeigen wird, ist ein komplexes Geflecht an interagierenden majuskelbefördernden Faktoren am Werk, allen voran die semantisch-kognitive Kategorie der Belebtheit.
Keywords: Großschreibung, Majuskelsetzung, Pronomina,

1 Einleitung

Als graphematisch-typologische Eigentümlichkeit des Deutschen gilt zweifelsohne die satzinterne Großschreibung (SiGS). Anders als in sämtlichen anderen lateinisch basierten Alphabetsystemen kennzeichnet die satzinterne Majuskel nicht nur die substantivische Subklasse der Eigennamen, sondern markiert konsequent Kerne von Nominalphrasen (NP) in allen syntaktischen Funktionen außer dem Prädikat: Diese werden zwar prototypischerweise von Substantiven gestellt (s. (1)), können aber auch durch jede andere substantivierte Wortart realisiert werden, z.B. Adjektive und Adverbien wie in (2)(a) oder Partikeln wie in (2)(b). Damit ist die SiGS im Nhd. längst nicht mehr lexikalisch (sog. Substantivgroßschreibung), sondern eindeutig grammatisch-syntaktisch gesteuert (vgl. Maas 1992: 156–172; zu einem textpragmatischen Ansatz s. Müller 2016).
(1) substantivische NP-Kerne
Wenn es [Sommer]NP wird, jagen [meine Katzen]NP [Mäuse]NP [[in] [Nachbars Garten]NP]PP.
Prädikativum Subjekt Objekt Adverbial mit Gen.-Attribut
(2) Substantivierungen als NP-Kerne
(a) Das Schöne daran ist, dass ich mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren kann.
(b) Ein Nein werde ich nicht akzeptieren.
Die SiGS ist dabei an das Kriterium der Expandierbarkeit gekoppelt, d.h. der Attribuierbarkeit des nominalen Kerns, weshalb Pronomina in ihrer Stellvertreterfunktion von der Großschreibung ausgeschlossen sind (vgl. ARS 2006: §58.4), vgl. (3)(a)-(b).
(3) (a) Gestern raschelte eine kleine Amsel im Gebüsch.
(b) Gestern raschelte _________ etwas im Gebüsch.
Dass die Kleinschreibung substantivisch gebrauchter Pronomina jedoch nicht immer die Regel war, dokumentiert erstmals Tesch (1890: 86–87) für das 19. Jahrhundert. Diese überregional auftretende Tendenz zur pronominalen Majuskelsetzung lässt sich nach Ewald & Nerius (1990: 21), die sich dabei auf Tesch (1890) berufen, besonders bei „Jemand, Niemand, Jedermann, ebenso bei Dieser, Jener, Derjenige, Derselbe sowie bei Alle, Einige, Andere, Manche, Viele, Keiner [beobachten], wenn diese Wörter sich auf Personen bezogen und nicht attributiv gebraucht wurden.“ Dieser Befund illustriert nicht nur die unverkennbare Parallele zur belebtheitsgesteuerten Ausbreitung der Majuskel bei Substantiven und liefert damit einen ersten wichtigen Hinweis auf einen wortartenübergreifenden, kognitiv-semantisch basierten Majuskelauslö-ser, sondern verstärkt zugleich auch die Annahme von Ewald (1995: 96–98), dass der gemeinsame syntaktische Kontext, in dem Substantive und selbständige Pronomina auftreten, entscheidend für die satzinterne Majuskelsetzung ist (s. aber 3.1). Damit wäre ein zweiter wortartenübergreifender SiGS-Auslöser gegeben. Aber auch dieser greift für sich allein genommen zu kurz, denn ein erneuter Blick auf die von der Majuskelschreibung erfassten Pronomina zeigt, dass nur ausgewählte Subklassen betroffen sind, nämlich die Indefinita samt Quantifikativa und die Demonstrativa (zur Definition s. 2.2). Die Personalpronomina als prototypische Stellvertreter von Substantiven bzw. Nominalphrasen zeigen hingegen keinerlei Affinität zur Großschreibung (s. auch 2.1).1 Während die satzinterne Großschreibung im Allgemeinen und die der substantivischen Pronomina im Speziellen prinzipiell sprachintern begründbar ist,2 wird die Zurückdrängung der pronominalen Majuskel auf den normativen Druck der Schulorthographien aus der 2. Hälfte des 19. Jhs. zurückgeführt und damit ein externer Faktor geltend gemacht (s. Rädle 2003: 119–141). Folglich erweisen sich solche zurückgenommenen Großschreibungstendenzen nicht nur als besonders aufschlussreich für ein differenziertes Verständnis d...

Inhaltsverzeichnis

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Einleitung: Hexenverhörprotokolle als sprachhistorisches Korpus
  5. Die Entzifferung der Gattung „Hexenprozessakte“ – Anmerkungen aus historischer Perspektive
  6. Worttrennung am Zeilenende in frühneuzeitlichen Hexenverhörprotokollen
  7. „Sagt sie, daß sie Niemand verfiehrt.“ Zur satzinternen Großschreibung von Demonstrativa und Indefinita in den Hexenverhörprotokollen des 16./17. Jahrhunderts
  8. Satzinterne Großschreibung von Substantiven und Substantivierungen in Hexenverhörprotokollen Eine multifaktorielle Analyse des Majuskelgebrauchs.: Pragmatische, semantische und syntaktische Einflussfaktoren
  9. Die Majuskelsetzung in der Genitivphrase in der Frühen Neuzeit Ein Fall von Grenzmarkierung?
  10. Klisen in frühneuzeitlichen Hexenverhörprotokollen
  11. Diskursmodus und Tempusformen Zum Tempusgebrauch in den frühneuzeitlichen Hexenverhörprotokollen
  12. Pragmatische Funktionen des Personennamenartikels in Hexenverhörprotokollen
  13. Zur digitalen Erschließung historischer Flugblätter Die Todtes- vnd End-Urtheile des 18. Jahrhunderts als Korpus