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Von Oswalt Kolle bis Schulmädchen-Report
Schwule in den Aufklärungsfilmen und Sex-Komödien der 1970er Jahre
- 164 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Von Oswalt Kolle bis Schulmädchen-Report
Schwule in den Aufklärungsfilmen und Sex-Komödien der 1970er Jahre
Über dieses Buch
Vor 50 Jahren begann in Deutschland die sexuelle Revolution, welche die Gesellschaft nachhaltig veränderte. Über Sexualität wurde neu nachgedacht. Der § 175 StGB wurde 1969 entschärft und damit schwuler Sex legalisiert. Seit Anfang der 1970er Jahre schwappte eine regelrechte Sex-Welle durch die Kinos der Nation. Anfangs vor allem Aufklärungsfilme und so genannte Report-Filme - später unzählige Sex-Komödien.Erwin In het Panhuis hat rund 300 Aufklärungsfilme und Sex-Komödien untersucht, die zwischen 1968 und 1982 erschienen sind. In jedem Zweiten spielen auch Schwule eine Rolle. Zusammengenommen ergeben die Filme ein spannendes Spiegelbild der damaligen Gesellschaft.
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Information
V. Die Darstellung der
Homosexuellen
a. Schwule Männer
In Sex-Komödien wird – abweichend zu anderen Genres – meistens das klischeehafte Bild einer schwulen Tunte vermittelt und damit Männer präsentiert, die besonders affektiert bzw. feminin auftreten. Dazu gehören vor allem der Habitus, die Kleidung und die Accessoires.
Bewegung, Sprache und Alter
Zu den vielen klischeehaft tuntigen Gestiken gehören ausladende und theatralisch wirkende Handbewegungen wie das Abspreizen des kleinen Fingers. Bei der sogenannten Knickhand, auch als gebrochenes Handgelenk bezeichnet,156 wird die Hand in Höhe des Brustkorbs gehalten und die Hand schlaff am Handgelenk heruntergehängt, wie beim klischeehaft schwulen Steward in Gebissen wird nur nachts (1971). Eine weitere Gestik ist der sogenannte Colliergriff, der u.a. in Alpenglühn im Dirndlrock (1974) zu beobachten ist. Dieser Handgriff trägt diesen Namen, weil er so wirkt, als wolle man den Sitz eines Colliers überprüfen, und besteht darin, sich mit der Handinnenfläche bei abgespreizten Fingern an das Brustbein beim Halsansatz zu fassen, was sich insbesondere zur Unterstreichung von Emotionen anbietet.

Der sogenannte Colliergriff in Alpenglühn im Dirndlrock (1974)
In Komödien sollen Schwule auch durch die Art zu sprechen komisch wirken. Dazu kann eine betont weiche Aussprache, Vokaldehnung (Deetleef), Sprechen im Falsett, nasales Sprechen und Lispeln gehören.157 Die ersten drei Elemente findet man bei fast allen Rollen von Werner Röglin wieder, etwa als schwuler Fotograf in Schlüsselloch-Report (1973). Wie affektiert und klischeehaft tuntig eine Stimme auch ohne die Figur eines Schauspielers wirken kann, lässt sich übrigens gut am Beispiel des sprechenden Spiegels in Grimms Märchen von lüsternen Pärchen (1969) verdeutlichen. Wie alle Klischees kann auch der durch die Stimme erreichte Humor kritisch gesehen werden.
Die meisten Schwulen sind im mittleren Alter. Manchmal sind in Filmen auch Jünglinge zu sehen, die in ähnlicher Form tuntig, allerdings als passiver und sexuell schüchterner dargestellt werden, wie die beiden blonden und dandyhaft wirkenden Jünglinge in Rat mal, wer heute bei uns schläft (1969, s. Bild) und Liebesmarkt in Dänemark (1971).

Ein dandyhafter Jüngling in Rat mal, wer heute bei uns schläft (1969)
Figur
Mehrere Filme basieren auf einem ähnlichen Humor, bei dem ein dicker schwuler Mann auf der Suche nach sexuellen Kontakten meistens hektisch hin- und herläuft, wie dieser u.a. in Dr. Fummel und seine Gespielinnen (1970) und in Prostitution – heute (1970) zu sehen ist. In zwei Filmen – u.a. in Drei kesse Bienen auf den Philippinen (1979, s. Bild) – verkörpert der dicke Schauspieler Ike Lozada einen Schwulen. Ein Rezensent schreibt in Bezug auf diesen Film: Der fette schwule Hotelbesitzer ist natürlich schon allein deshalb witzig, weil er fett und schwul ist,158 was das mitunter recht geringe Unterhaltungsbedürfnis einzelner Zuschauer zeigt. Dass dicke Menschen als lustig angesehen werden, ist seit dem Beginn von Komödien – und nicht erst seit dem Komikerduo Dick und Doof aus den 1920er Jahren – bekannt. Witze über dicke Schwule sind eher einfach gestrickt und entsprechen meistens keinem anspruchsvollen Humor. Dicke Schauspieler werden oft als asexuell empfunden und haben damit eine Nähe zur Sissy-Figur in älteren US-Filmen.159 Es ist eine seltene Ausnahme, dass mit dicken Schwulen lustige und lustvolle Filme gedreht werden, ohne sich dabei über diese selbst lustig zu machen. Dicke Mädchen (2011) wurde für seine kühne Originalität dafür zu Recht ausgezeichnet.

Ike Lozada als dicker Schwuler in Drei kesse Bienen auf den Philippinen (1979)
Kleidung, Schmuck, Accessoires
Schwule sind klischeehaft elegant und – auch außerhalb von Travestie – meistens übertrieben feminin gekleidet. Einige Schwule sind Künstler, andere kleiden sich zumindest so.160 Einige Kleidungsstücke sind körperlich betonend, wie die große Gürtelschnalle in Drei Bayern in Bangkok (1976), welche die Aufmerksamkeit des Zuschauers deutlich in die genitale Richtung lenkt. In mehreren Filmen

wie Liebesgrüße aus der Lederhose (6. Teil, 1982, s. Bild) ist auch der sogenannte Pinky Ring zu sehen: Ein Ring am kleinen Finger, der vor allem in den 50er und 60er Jahren ein internationales schwules Identifikationssymbol war.161

Ein Halstuch zum rosa Hemd in Das gelbe Haus am Pinnasberg (1970)
In mehreren Filmen kommt mit einem Halstuch noch ein weiteres schwules Erkennungszeichen hinzu162 und wird in Das gelbe Haus am Pinnasberg (1970, s. Bild) zufällig anmutend mit einem rosa Hemd kombiniert. Es bleibt unklar, ob bei diesen Halstüchern in deutschen Filmen eine Verbindung zum sogenannten Hanky Code gesehen werden sollte. Dieser hatte sich als Hals- und Taschentuch-Code zur Signalisierung sexueller Wünsche in den 1970er Jahren in den USA entwickelt163 und wird mit seiner unterschiedlichen Farbsymbolik u.a. im US-Film Cruising (1980) behandelt. Ein Halstuch als schwul wirkendes Modeaccessoire, wie es aus den deutschen Filmen der 70er Jahren bekannt ist, wurde auch schon im deutschen Drama Anders als Du und ich (1957) deutlich inszeniert.

Das schwule Symbol einer grünen Nelke in Lange Beine – lange Finger (1966)
Die Inszenierung des schwulen Modedesigners Emilio Gavin in Lange Beine – lange Finger (1966, s. Bild) wirkt selbstbewusster als andere, denn schließlich wird er nicht nur in pink, sondern u.a. mit dem schwulen Identifikationssymbol einer grünen Nelke gezeigt.164 Zwischen dieser selbstbewussten Geste in Form einer insiderhaftigen Anspielung und der Homosexualität des Regisseurs Alfred Vohrer kann ein Zusammenhang gesehen werden.
Weibliches Verhalten
In enger Verbindung mit dem Klischee als Tunte stehen andere weiblich konnotierte Zuschreibungen, z.B. das Weinen (Liebesgrüße aus der Lederhose (6. Teil, 1982) oder die fehlende Fähigkeit zu kämpfen bzw. sich körperlich zur Wehr zu setzen. Deutlich bringt dies ein mehrfach verwendeter Witz zum Ausdruck: Drei Mädchen prügeln sich mit sechs Schwulen, worauf der Schwule sagt: Hoffentlich gewinnen wir.165 Die klischeehaft weibliche bzw. schwule Farbe Rosa wurde in den 70er Jahren diskriminierend gegen Schwule eingesetzt, wird aber auch mit Stolz von Schwulen selbst verwendet.166 Rosa als schwules Klischee kommt allerdings nur in wenigen Filmen vor167 und wird nicht überstrapaziert.

Wie die rosa dekorierte Küche von Mutter Waldemar in Liebesgrüße aus der Lederhose (6. Teil, 1982) steht sie für einen offen schwulen Mann. Wie die Farbe Rosa können auch weibliche Bezeichnungen von Schwulen als homophobe Fremdbezeichnung und selbstbewusste Eigenbezeichnung eine ambivalente Bedeutung haben. Wenn Waldemar als Mutter Waldemar bezeichnet wird, sich Schwule mit Mädels anreden bzw. sich selbst als Gaby bezeichnen,168 erscheint dies zunächst einmal frech und selbstbewusst.
Die Ausnahme: Schwule ohne Tunten-Klischee
Regisseure, die in Komödien nicht auf das schnell zuzuordnende Klischee von der schwulen Tunte zurückgreifen, verzichten damit zwar auf eine bestimmte etablierte Form der Darstellung, halten jedoch für den Zuschauer eine Überraschung und d...
Inhaltsverzeichnis
- Das Buch-Cover
- Der Autor
- Inhaltsverzeichnis
- I. Vor-Film
- II. Was bisher geschah: Die verwandten Genre-Vorläufer
- III. Die Entwicklung der Sex-Komödien und ihrer Akteure
- IV. Die Darstellung der Heterosexuellen
- V. Die Darstellung der Homosexuellen
- VI. Making-of: Rezeption und Blicke hinter die Kulissen
- VII. Happy End: Das Fazit
- VIII. Abspann
- Impressum