Bruchstücke
eBook - ePub

Bruchstücke

Was bleibt?

  1. 92 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Bruchstücke

Was bleibt?

Über dieses Buch

Erinnerungen aus Erlebnissen und Erzählungen.Kurze Episoden in denen sich Reales mit Fiktivem vermischt.Heitere und traurige Gedichte und Alltagsgeschichten, über Liebe, Leidenschaft und Vergehen.

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Information

Jahr
2019
ISBN drucken
9783734793332
eBook-ISBN:
9783749414307
Auflage
1
Thema
Poesie

BAUERNSCHLÄUE

Bauer Jupp, ein verknöcherter sechzigjähriger Hinterwäldler, wie er im Buche steht, hat ein Problem.
- - -
Die jahrelange, körperlich schwere Arbeit auf seinem Erbhof hatte ihren Tribut gefordert. Sein von Kindesbeinen ausgeprägter Enthusiasmus für die Landwirtschaft war von jetzt auf gleich gebremst worden.
Und das kam so: Albertina, seine Lieblings-Sau, die einzige, die ihm von seinem ansehnlichen Zuchtbestand geblieben war, entwischte an einem heißen Nachmittag wieder mal heimlich aus dem Schweinestall. Jupp hatte es bislang nicht übers Herz gebracht, die Sau zum Schlachter zu bringen, denn sie war schon als Ferkel drollig gewesen, und alberte gern herum. Darum hatte er sie Albertina getauft. Sie war ihm wie sein alter verschrobener Knecht Heini, der seit vielen Jahren auch auf dem Hof lebte, sehr ans Herz gewachsen.
Aufgeregt suchte der Bauer seine seit Jahren verpachteten angrenzenden Felder und Wiesen ab. Nur ein Morgen Ackerland, das direkt an den Hof grenzte, hatte er behalten. Auf ihm bauten Jupp und Heini ergiebig Gemüse für den Eigenbedarf an und versorgten sich damit mit dem Nötigsten.
Heini half dem Landwirt bei der Suche, die jedoch bis zum Sonnenuntergang ergebnislos verlief, denn von der Sau war weit und breit nichts zu sehen. Aber Jupp gab die Hoffnung, sein Schwein zu finden, nicht auf. Mit Taschenlampe, Strick und einem dicken Stock bewaffnet, machte er sich allein auf in die Abenddämmerung.
Vom Waldrand her, am elektrischen Zaun, vernahm er unerwartet merkwürdige Geräusche. Irgendetwas sehr Quicklebendiges regte sich dort. Hektisch näherte Jupp sich der Umzäunung, und im spärlichen Licht der Lampe sah er die Pinselohren seiner fidelen Ausreißerin. Albertina suhlte sich vergnüglich im feuchten Morast einer Mulde, um ihre aufgeheizte Körpertemperatur herunterzufahren, und grunzte dabei hörbar zufrieden. Ihr Ringelschwänzchen kreiste quirlig im Schlamm und bespritzte auf diese Weise ihre borstige Haut zur Abkühlung.
Ganz sacht, geradezu liebevoll, legte Jupp seiner Albertina den Strick um den Hals und forderte sie zum Aufstehen auf. Doch das war seiner Sau offenbar nicht recht.
Jupp zog und zerrte am Strick und schimpfte lauthals. „Verflixt und zugenäht! Stell dich endlich auf die Beine, du dumme Sau!“ Das hätte Jupp besser nicht sagen sollen, denn Schweine sind intelligent und daher äußerst stressanfällig. Sie sind uns Menschen ähnlicher, als wir je erahnen können.
Mit einem Ruck stand Albertina auf, positionierte sich vor dem nach Luft schnappenden Jupp und schubste ihn mit ihrer Schnüffelnase ein Stück rückwärts. Jupp strauchelte, glitt im Schlick aus und fiel der Länge nach in den Graben hinein. Missgelaunt krabbelte er auf allen Vieren wieder heraus, stand auf und brüllte ohrenbetäubend, bauernmäßig eben, Schimpfwörter in die Nacht. Doch Albertina ließ das kalt. So sprach man nicht mit Verwandten. Sie war beleidigt.
Mal ließ sie sich von Jupp, der total durchnässt war und nun auch noch muffig roch, ziehen, dann wieder musste er sie schieben, bis beide zu guter Letzt in der Stallung ankamen. Entkräftet schob Jupp die Sau in ihren Kastenstand. Jupp hatte Schnappatmung, fasste sich hilflos an die Brust und plumpste steinhart in Albertinas Futtertrog. Da lag er nun auf dem Rücken, völlig hilflos wie eine Schildkröte und röchelte nur noch.
Der schrullige Knecht Heini hatte indes besorgt den Hausarzt gerufen. Dieser kam nach zwei Stunden endlich auf dem Hof an und stellte nach eingehender Untersuchung fest, dass Jupp einen Kreislaufkollaps hatte. Er müsse zur Kontrolle in das weitab gelegene Krankenhaus eingeliefert werden. Jupp, durch eine Aufbauspritze wieder unter den Lebenden weilend, wehrte sich mit Händen und Füßen gegen einen Krankenhausaufenthalt. „Dann werde ich Sie zum Müßiggang zwingen. Ich verordne Ihnen hiermit Bettruhe! Die Arbeit muss mal jemand anderes für Sie erledigen.“
„Aber das geht nicht! Ich habe nur den Heini, und allein schafft er die Hof- und Feldarbeit nicht!“, rebellierte Jupp. „Dann stellen Sie einen weiteren Knecht ein. Es gibt auch tatkräftige Jungbauern, die sich bereitwillig für die Hofarbeit einbringen würden. Schauen Sie mal ins Internet.“
Gesagt, getan? Aber nicht Jupp! Er war ein Eigenbrötler und niemand konnte ihm irgendetwas recht machen. Den kauzigen Heini hatte er zusammen mit dem Hof vom Vater übernommen, und ihn duldete Jupp als einzigen in seinem Haus. Es war ein reiner Männerhaushalt, denn Jupp hatte sich nie zu einer Ehe entschließen können. Zwar hatte er mal die Serie, Bauer sucht Frau, in seinem archaischen Fernseher verfolgt, doch dieses Ansinnen lag ihm fern. Sein Hof sei mittlerweile zu anspruchslos geworden für eine Bäuerin, redete er sich ein. Und so lebte Jupp mit seinem Heini, fernab von jeglicher Zivilisation, ohne Internet, Smartphone und all diesem „neumodischem Schnickschnack“, wie er es nannte, in einer reinen Männerdomäne. Alle zwei Wochen kam der Postbote zu ihm auf den Berg und brachte die gesammelten Tageszeitungen. Da hatte Jupp dann nach erschöpfendem Tagewerk genug Lesestoff für den Abend, wenn er im Hintergrund Musik laufen ließ. Jupp besaß nämlich eine Stereoanlage mit integriertem Plattenspieler und liebte es, die alten Scheiben von ABBA aufzulegen. Dabei gestattete er sich einen selbst gebrannten Kartoffelschnaps und einen Humpen Bier als Schlummertrunk.
Als Sechsjähriger hatte er von seinem Opa zu Weihnachten eine Mundfidel geschenkt bekommen, aber seit vielen Jahren nicht mehr dauerhaft darauf gespielt. Nur seiner Albertina brachte Jupp manchmal im Schweinestall ein Ständchen. Ihr Ringelschwänzchen rotierte dann fröhlich nach seiner Musik und beide hatten tierischen Spaß.
Es kam, wie es kommen musste. Jupp kippte ein zweites Mal um. Der Mediziner in der Stadtklinik diagnostizierte bei ihm erhebliche Kreislaufprobleme durch Überlastung. Mal war Jupps Blutdruck sehr hoch, dann wieder zu niedrig. Es war ein stetes Auf und Ab. Der Arzt verordnete ihm eine vierwöchige Kneippkur. Wieder ein Begriff, den Jupp nicht kannte. Aber wenn seine Gesundheit durch das Heilverfahren wieder hergestellt werden könnte, ließ er sich vom Arzt belehren, würde er auch das wohl auf sich nehmen. Nur, wie sollte er das dem Knecht begreiflich machen? Jupp hatte den Hof noch nie verlassen, war immer daheim geblieben.
Doch Heini hatte keine Einwände, im Gegenteil, er ermutigte Jupp, ohne zu zögern. Die Hauptsache, sein Bauer käme gesund zurück. Die Feldarbeit war ja fast erledigt, und den Rest würde Heini schon allein bewältigen.
Aber Jupp war sehr besorgt darüber, wie seine lustige Sau Albertina reagieren würde, wenn er für längere Zeit wegbliebe und nicht bei ihr wäre?
Albertina spürte tatsächlich, dass irgendetwas mit ihrem Herrn nicht stimmte. Seit Jupp aus dem Krankenhaus zurück war, lief sie ihm wie ein treuer Hund hinterher. Überall, wo er ging und stand, war seine Albertina. Sie riss nicht mehr aus, sondern war sehr anhänglich und suchte beharrlich seine Nähe. Und Jupp verwöhnte seine Albertina bis zur Abreise mit besonderen Leckerbissen und verhätschelte sie mit Streicheleinheiten.
- - -
Der Termin für die Anreise zur Kurklinik rückte näher. Jupp schaute auf die Liste der erforderlichen Utensilien und kratzte sich verständnislos am unrasierten Kinn. Wie sollte er, der zuletzt vor drei Jahren in der weit abgelegenen Stadt gewesen war, alles so schnell besorgen: Bademantel, Badeschlappen, Badehose und einiges mehr. Was um alles in der Welt war eine Bademütze? Er trug stets einen Hut, um seine spärlich behaarte Kopfhaut zu schützen, hatte nie eine Mütze besessen. Gut, er würde alles kaufen. Und was fehlte, könnte er im Shop der Klinik erwerben, stand auf dem Zettel.
Aber das Beunruhigende für ihn war, dass die Klinik in einem anderen Bundesland lag, im Flachland.
Der Tag der Abreise kam schneller als erwartet. Jupp ging in den Schweinestall, knuddelte seine Sau noch einmal ganz herzlich und nahm noch eine tiefe Brise Stallduft mit. Dann stand er mit gepackten Koffern und seinem Knecht Heini in der Hofeinfahrt. Sie warteten gemeinsam auf das Taxi, das ihn zum Bahnhof bringen sollte. Aus Heinis Augen kullerten Tränen. „Hör auf zu heulen! Ich bin doch bald zurück“, brummte Jupp. Heini nickte peinlich berührt und umarmte seinen gutherzigen Bauern zum Abschied.
- - -
Der Bauer verstaute seine Sachen im Kleiderschrank und sah sich neugierig in seinem Einzelzimmer um. Es war sauber und zweckmäßig eingerichtet. Mit einem Bett, Tisch, Stuhl und einer Anrichte, auf der ein Bildschirm stand. Auch das angrenzende Badezimmer mit Dusche gefiel ihm. Eine Dusche, das kannte Jupp auch nicht. Seine alte Badewanne zu Hause reichte ihm völlig aus, und baden tat er ja nur am Wochenende.
Hier, in diesem kleinen Zimmer, sollte er nunmehr vier Wochen logieren. Sein inspizierender Blick fiel durch die breite Balkontür nach draußen. Er öffnete die Schiebetür und trat hinaus auf den Vorsprung. Die Aussicht vom vierten Stock aus machte ihn sprachlos. Er starrte gebannt auf eine riesige Parkanlage. Die farbenreichen Blumenbeete waren von tiefgrünen Buchsbaumhecken eingerahmt, und in einem Brunnen spielte das rostfarbene Wasser einer Quelle. Sieht so das Paradies aus? Jupp hatte sich durch diesen Anblick mit dem Flachland versöhnt.
Und nicht nur das. Jupp lernte kneippen.
- - -
Jupp hatte eigentlich nette Tischnachbarn, aber sich so richtig mit ihnen anfreunden konnte er nicht. Die Tischgespräche fanden mehr oder weniger ohne ihn statt. Diskret hielt er sich mit Äußerungen im Hintergrund. Es sollte ja nicht jeder merken, dass er jenseits von Gut und Böse lebte. Sie tuschelten hinter vorgehaltener Hand über ihn. ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Hinweise
  2. Lebenslauf
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Alte Eiche
  5. Alterserscheinung
  6. Bauernschläue
  7. Befehl ist Befehl
  8. Beseelt
  9. Bestrahlt?
  10. Chamäleon
  11. Das erste Mal
  12. Delfin im Haifischbecken
  13. Eine verhängnisvolle Affäre
  14. Ein Italiener für alle Fälle
  15. Entpuppt
  16. Filmentwicklung
  17. Für Dich, Mein Herz
  18. Geschichtsbuch
  19. Herz – Zentrum
  20. Hoffnung
  21. Klagelieder
  22. Kurz und Grün
  23. Lumpengesindel
  24. Schicksalsweber
  25. Tod am Teich
  26. Über die Autorin
  27. Weitere Informationen
  28. Impressum