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Gewalt in der Partnerschaft
Inwiefern spielen der Migrationshintergrund und ethnische Herkunft als gewaltbeeinflussende Faktoren in der Paarbeziehung eine Rolle?
- 55 Seiten
- German
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Gewalt in der Partnerschaft
Inwiefern spielen der Migrationshintergrund und ethnische Herkunft als gewaltbeeinflussende Faktoren in der Paarbeziehung eine Rolle?
Über dieses Buch
In diesem Buch befasst sich die Autorin mit Gewaltformen und -ursachen. Sie behandelt ebenso die Auswirkungen der Migration auf die Partnerschaft.
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Information
1. Einleitung
„Gewalt verkürzt jedes Jahr überall auf der Welt das Leben
von Millionen von Menschen und zerstört das Leben von weiteren
Millionen. Sie kennt keine geografischen Grenzen und keine Grenzen
von Rasse, Alter oder Einkommen. Sie trifft Kinder, Frauen, junge
und alte Menschen. Sie schleicht sich in das Zuhause der Menschen,
in Schulen und an Arbeitsplätzen ein. Frauen und Männer haben
überall das Recht, ihr Leben ohne Furcht vor Gewalt leben zu können
und ihre Kinder in einer nicht von Gewalt geprägten Umwelt
aufwachsen zu sehen.“[1]
Gewalt hat viele Gesichter und viele Formen.[2] Es hat sie immer
gegeben und es wird sie höchst wahrscheinlich auch immer geben. Sie
passiert auf der Straße, aber auch zuhause. Die Täter können
Fremde, Bekannte oder sogar nahe stehende Personen sein. In der
vorliegenden Arbeit geht es genau um diese Tätergruppe. Es geht um
die Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen.
Nicht, dass von Frauen in der Partnerschaft keine Gewalt gegen
Männer ausgeht, ganz im Gegenteil, die Studien beweisen, wenn
Frauen physische Gewalt anwenden, dieses meistens in der
Partnerschaft tun.[3] Aber die Untersuchungen zeigen auch, dass die
männlichen Gewalthandlungen, im Vergleich zwischen den beiden
Geschlechtern, dominieren. Diese Dominanz spiegelt sich auch in den
Kriminalstatistiken wider.[4] Gewaltdelikte gegen Frauen
(insbesondere Körperverletzungs- und Tötungsdelikte) passieren
meistens in Beziehungen.[5] Im Jahre 2003 sind zum Beispiel 86,2
Prozent schwere/gefährliche Körperverletzungen durch Männer und
13,8 Prozent durch Frauen in Deutschland ausgeübt worden. Sogar
98,9 Prozent der sexuellen Nötigung und Vergewaltigung im Jahre
2003 gingen von Männern aus und nur 1,1 Prozent erfolgte durch die
Frauen.[6]
Die am meisten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen sind laut
dem Kinderhilfswerk Unicef (1997) weltweit die vielfältigen
Gewaltanwendungen gegenüber Frauen und Mädchen. Diese Form der
Gewalt ist die alltägliche Praxis und tief über die Grenzen hinaus
in allen Kulturen verankert.[7] Sie bleibt oft unbemerkt hinter
verschlossenen Türen. Gewalt ist ein hohes Risiko, welche meistens
akute Beschädigung wie psychische und psychosomatische Störungen
verursacht.[8]
Trotzdem wurde die Männergewalt gegen Frauen erst 1993 auf der
Generalversammlung der Vereinten Nationen in Wien als Missachtung
gegen die Menschenrechte aufgenommen.[9]
Häusliche Gewalt[10] kennt keine Grenzen; sie kann zwischen Ehe-
und Lebenspartnern stattfinden; sie kann ältere Menschen, Kinder,
Eltern und Geschwister treffen. Sie kann eine physische, psychische
und sexuelle Form haben[11] und sie ist auch ein Thema in
Migrantenfamilien.[12] Lange Zeit waren die Daten zur Häufigkeit
und Ausprägung häuslicher Gewalt bei Migrantinnen unbekannt. Heute
ist zwar immer noch die Dunkelziffer sehr groß, aber es wurde
inzwischen festgestellt, dass die Migrantinnen stärker von
Partnergewalt betroffen sind als die deutschen Frauen.[13]
Laut Ergebnissen einer Studie (2004) war bei türkischen
Migrantinnen die Gewaltprävalenz höher. 40-50 Prozent von ihnen
schweigen jedoch über ihre Situation.[14] Die von häuslicher Gewalt
betroffenen Migrantinnen erleben einfache bis massive
Körperverletzungen, die sichtbar und unsichtbar sind. Sie werden
oft kontrolliert. Ihnen bleibt jeglicher Kontakt mit ihrer Familie,
der Nachbarschaft, mit Bekannten und andere soziale Kontakte
verboten.[15]
Interessanterweise wurde bei einer Studie eine große
gewaltbefürwortende Einstellung bei den befragten männlichen
türkischen Jugendlichen festgestellt.[16]
Solche Ergebnisse zur Partnergewalt von Migrantinnen[17] und die
gewaltbefürwortende Einstellung der jungen türkischen Männer
führten dazu, dass die Verfasserin neugierig wurde, sich daher in
der vorliegenden Arbeit mit der Frage, inwieweit der
Migrationshintergrund Einfluss auf Gewalt in der Partnerschaft hat,
auseinanderzusetzen. Es ist daher wichtig zu untersuchen, welche
Ursachen und Einflussfaktoren überhaupt zur Gewalt, insbesondere
bei Paare mit Migrationshintergrund, führen und welche Hilfsformen
für die Betroffenen vorhanden sind. Die durch diese Arbeit
gewonnenen Erkenntnisse sollen zum besseren Verstehen dieser Paare
führen.
Die Ursachen der Gewalt sind genauso umstritten wie die
Definition des Begriffes. Vor diesem Hintergrund wird in der
vorliegenden Arbeit zunächst eine Begriffsbestimmung von Gewalt und
deren Formen kurz dargestellt. Nach diesem Schritt folgen
Erläuterungen zu den Ursachen von Aggression/Gewalt beziehungsweise
antisozialem Verhalten. Ferner befasst sich das vierte Kapitel mit
einer repräsentativen Gewaltprävalenz-Studie, die sich mit Gewalt
gegen Frauen in Paarbeziehungen beschäftigt hat. Diese Studie
untersuchte die Migration, als einen belastenden Faktor, näher, so
dass sie hier eine wichtige Rolle bei der Darstellung der Gewalt
beeinflussender Faktoren bezüglich der Paare mit
Migrationshintergrund spielt. An dieses Kapitel schließt sich dann
die Erläuterung über die Formen der Hilfsangebote für die Betroffen
an. Ein Resümee des Ganzen erfolgt zum Schluss.
[1] Kofi Annan 2001 n. Weltgesundheitsorganisation (Hrsg.) 2003,
S. 73
[2] Vgl. Lamnek 2012, S. 113ff.
[3] Vgl. Lück/Strüber/Roth (Hrsg.) 2005, S. 121
[4] Vgl. Lück/Strüber/Roth (Hrsg.) 2005, S. 121
[5] Vgl. Heiliger/Goldberg/Schröttle/Hermann n. Gender
Datenreport 2005, S. 610
[6] Vgl. Heiliger/Goldberg/Schröttle/Hermann n. Gender
Datenreport 2005, S. 623
[7] Vgl. Bunch 1998 n. Heiliger 2000, S. 15
[8] Vgl. Heiliger/Hoffmann (Hrsg.) 1998, S.33
[9] Vgl. Heiliger/Hoffmann 1998 n. Heiliger 2000, S. 15
[10] „Häusliche Gewalt ist jede Gewalt, die innerhalb oder
außerhalb des Hauses zwischen Familien- oder Haushaltsmitgliedern
oder Partnern in existierenden oder früheren Beziehungen geschieht.
Sie kann seelische und sexuelle Misshandlungen, sowie körperliche
An-/Übergriffe einschließen. Häusliche Gewalt wird in der Regel von
Männern gegen Frauen ausgeübt“ (London Borough of Waltham
Forest Hrsg. 1999, S. 12 n. Gabriel 2004, S. 21).
[11] Vgl. Lamnek 2012, S. 113ff.
[12] „Von Migration spricht man, wenn eine Person ihren
Lebensmittelpunkt räumlich verlegt. Von internationaler Migration
spricht man dann, wenn dies über Staatsgrenzen hinweg
geschieht" (BAMF 2006 n. Bundeszentrale für politische Bildung
2013). Zu den Menschen mit Migrationshintergrund (im weiteren
Sinn) zählen "alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der
Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland
geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen
mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland
geborenen Elternteil"(Statistisches Bundesamt 2010,S. 6).
[13] Vgl. BMFSFJ (Hrsg.) 2004 und 2008
[14] Vgl. Bergmann 2006 n. Landeskommission Berlin gegen Gewalt
(Hrsg.), S. 4
[15] Vgl. Schröttle/Müller 2004 n. Niedersächsisches Ministerium
für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit (Hrsg.) 2008, S.
9ff.
[16] Vgl. Augstein 2006 n. Landeskommission Berlin gegen Gewalt
(Hrsg.), S. 7
[17] Vgl. Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen,
Familie und Gesundheit (Hrsg.) 2005, Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (Hrsg.) 2008 und Brzank
2012
2. Gewaltdefinition und Gewaltformen
Das Begriffsverständnis von Gewalt erscheint in der Debatte sehr widersprüchlich.[1] Eine abstrakte Gewaltdefinition wird einerseits für Analysebedingungen ohne Berücksichtigung der allgemeinen problematischen Ansprüche auf Macht- und Herrschaftsstrukturen dargelegt. Andererseits soll die Gewaltdefinition das herrschaftskritische Interesse beachten. Sie muss alltagsbezoge subjektive Erfahrungen, Einstellungen und Bemessungen mit einbeziehen und soll von konkreten gegensätzlichen, konfliktträchtigen, politischen und sozialen Bedingungen und Interessen dependieren.[2] Lange Zeit betrachtete in den Sozialwissenschaften Gewalt als individuelle Handlungen einzelner Personen, das heißt, die Motive und Entstehungsbedingungen wurden in der Person des Täters gesucht, ohne gesellschaftliche Einflüsse zu berücksichtigen. Inzwischen wird besonders in der Kriminalsoziologie in Verbindung mit definitionstheoretischen Ansätzen eine Ausweitung der Gewaltdefinition beobachtet. Sie geht weit über die Körpergewalt hinaus. Es werden auch kritische Blicke auf die staatlichen Kontrollorgane wie Polizei und Strafjustiz sowie auf andere Instanzen wie Sozialarbeit und Psychiatrie geworfen.[3]
Eine ausgewählte Erläuterung zur Gewaltdefinition folgt unten.
2.1. Gewaltdefinition
Die bekannteste Gewaltdefinition trifft der Friedensforscher Johann Galtung. Laut Galtung ist die Gewalt auch dann gegeben, „wenn Menschen so beeinflusst werden, dass ihre aktuelle somatische, psychische und geistige Entwicklung geringer ist als ihre potentielle Verwirklichung“.[4] Galtung versteht Gewalt also nicht nur auf die körperliche Gewalt begrenzt, sondern auch auf die Handlungen, die die geistige und psychische Entwicklung verhindern. Ebenfalls zieht er soziale Strukturen, die Armut, Ausbeutung, Unterdrückung und Diskriminierung verursachen, als Definitionskriterien heran.
Im Zusammenhang mit sozialen Bewegungen und der Profession wird auch die Erweiterung des Gewaltbegriffes im Hinblick auf gesellschaftliche Problemlagen beobachtet.[5] Hier offenbaren besonders die Frauenbewegungen mit politischen Schlagworten wie „Gewalt gegen Frauen“, „Gewalt in der Familie“ etc. die alltägliche Gewalt in Privaträumen als eine Grundstruktur der patriarchalen Gesellschaft. Hauptsächlich wird der Gewaltbegriff demnach durch zwei Tendenzen charakterisiert. Einerseits ist er immaterialisiert, weil die Gewalt hier nicht nur als körperliche, sondern...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Gewaltdefinition und Gewaltformen
- 3. Ursachen von gewalttätigem Verhalten
- 4. Gewaltbeeinflussende Faktoren und Risiken in Paarbeziehungen am Beispiel einer Studie
- 5. Unterstützung für die Betroffenen
- 6. Schlusswort
- II. Literatur
- Impressum