Weit über 700 Millionen Hühner, Puten, Enten und Gänse wurden alleine im Jahr 2014 in deutschen Schlachthäusern getötet.1 Verdeckte Ermittlungen von Tierrechtsorganisationen in Deutschland zeigen immer wieder, wie die verschiedenen Vögel für Eier und Fleisch in den Zucht-, Lege- oder Mastbetrieben leben müssen.
Aufnahmen der Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e.V. zeigten im Jahr 2014 die systemimmanente Tierquälerei in Hühnermastbetrieben. In einer umfangreichen Recherche deckten die PETA-Ermittler beispielsweise das Leid der Hühner in Rothkötter-Mastbetrieben auf. Die Bilder aus einem der umsatzstärksten Geflügelproduzenten Deutschlands zeigen tote und verletzte Tiere, die sich aufgrund des schnellen Wachstums und hohen Fleischansatzes oft kaum noch bewegen können. PETA hat bei den Staatsanwaltschaften Osnabrück und Oldenburg Strafanzeige gegen die Mastbetriebe erstattet.2 Auch in anderen Mastbetrieben sieht es nicht besser aus: Das zeigen unter anderem verdeckte Ermittlungen im Plukon-Konzern, dessen Fleisch- und Wurstprodukte in Deutschland unter der bekannten Marke „Friki“ vertrieben werden. Im Rahmen dieser Ermittlungen wurde neben den katastrophalen Haltungsbedingungen erstmals auch das brutale Ausstallen mit sogenannten Fangmaschinen dokumentiert.3 Auch in niederländischen Betrieben von Plukon, deren Fleisch- und Wurstprodukte teilweise durch das FairMast-Siegel gekennzeichnet sind und damit mehr Tierwohl versprechen, wurden vor allem massive Verstöße bei der Ausstallung per Hand festgestellt. Mehrere Tiere wurden an den Füßen gepackt und kopfüber zu den Transportkisten getragen, in welche sie dann brutal hineingeworfen wurden. Diese Art des Ausstallens ist laut FairMast-Richtlinien verboten. Dies zeigt einmal mehr, dass sogenannte Tierwohllabel, wenn überhaupt, nur eine marginale Verbesserung für das Tier darstellen und somit eine reine Verbrauchertäuschung sind.4 Dass Veterinärämter Tierquälerei im großen Stil oft dulden und so auch Kontrollen unwirksam werden, zeigte der Fall der Brüterei in Doberschwitz. Hier werden Elterntiere für spätere sogenannte Masthühner gehalten. Die viel zu hohen Mortalitätsraten von teilweise über 20 Prozent in diesem Betrieb sind schon vor Jahren in einer Kleinen Anfrage der Grünen aufgefallen und wurden durch Missstandsmeldungen an PETA Deutschland bestätigt. Zudem zeigte PETA auch das brutale Verladen der Tiere auf den Transportern beim dort zuständigen Veterinäramt an – bis heute macht die Brüterei weiter wie bisher, da die Ämter ihrer Pflicht offensichtlich nicht nachgehen.5 Im April 2014 deckte Animal Equality in einer Recherche die Wahrheit hinter den Vorzeigehöfen und Biosiegeln der Eierindustrie auf. Die Aufnahmen zeigen, dass die Tierquälerei auch hier systembedingt stattfindet, da meist auch die alternativen Haltungsformen industrialisierten Massentierhaltungen gleichen.6
Ebenfalls im April veröffentlichen Journalisten einen Skandal um die Marke Neuland. Jahrelang soll ein Landwirt konventionell gehaltene Hühner unter dem Neuland-Siegel teurer verkauft haben. Eigentlich hätte der Betrug auch Neuland auffallen müssen, da der Landwirt mehr Tiere verkauft hat, als er überhaupt gehalten hat.7 Dies zeigt einmal mehr, dass die angeblichen Kontrollen mehr Schein als Sein sind und dass oft an den richtigen Stellen weggeschaut wird, wenn es um viel Geld geht.
Noch immer werden den allermeisten Hühnern kurz nach dem Schlupf die empfindlichen Schnabelspitzen abgetrennt. Das Kupieren der Schnäbel wurde im Jahr 2014 erneut kritisch diskutiert, was unter anderem dazu geführt hat, dass sowohl einige Bundesländer als auch der „Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen“ (KAT) seine 2.500 Mitgliedsbetriebe darüber informierte, dass das Verbot des Kupieren der Schnäbel bei sogenannten Legehennen von 2017 an auch für sie alle gelten werde.8
Im Februar 2014 bringt PETA Deutschland e.V. Aufnahmen ans Licht, die das Leid der Puten in den sogenannten Elterntierfarmen aufdecken. Wie ihre Nachkommen in der Mast auch werden die Elterntiere auf engstem Raum in ihren eigenen Exkrementen gehalten. Die späteren Hochleistungshybriden sind auf immer mehr Gewicht und rasantes Wachstum gezüchtet. Muskeln und Skelett kommen mit dem schnellen Wachstum nicht mit. Beinschwächen, Skelettveränderungen und Herz-Kreislauf-Probleme sind die Folge. Diese Zuchtmerkmale werden von den Elterntieren vererbt und dadurch ist das Leiden ihrer Nachkommen vorprogrammiert. Somit handelt es sich um eine Qualzucht, die nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar ist und verboten sein sollte. Da sich die Puten aufgrund der starken Überzüchtung nicht mehr auf natürlichem Wege fortpflanzen können, wird in den sogenannten Elterntierfarmen den Hähnen regelmäßig Samen abgezapft, verdünnt und den Hennen manuell in die Kloake injiziert.9 Dabei gehen die Arbeiter sehr brutal mit den Tieren um, wie Aufnahmen der Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch (ARIWA) aus den Betrieben des Putenvermehrers „Moorgut Kratzfehn“ vom Mai 2014 beweisen. Die Videos von ARIWA zeigen Puten, die mit den Füßen getreten und durch den Raum geschleudert werden und offensichtlich traumatisierte Tiere mit offenen Wunden.10 Das entbehrungsreiche Leben einer Pute zeigt 2014 auch SOKO Tierschutz mit verdeckten Ermittlungen in den Mastbetrieben von Hubert Landhendl. Die Aufnahmen zeigen kranke, verletzte und verstümmelte Puten. Außerdem dokumentierte das Team von SOKO Tierschutz, wie verletzte Puten bei vollem Bewusstsein aufgeschlitzt und geschlachtet wurden. Im Stall wurden schwache und kranke Tiere brutal niedergeknüppelt und teilweise noch lebendig in den Müll geworfen.11
2014 sind erste Strafbefehle gegen Ausstaller im von PETA 2013 enthüllten Heidemark-Komplex beantragt worden. PETA-Ermittler konnten wiederholt bei mehreren Putenmastbetrieben des Heidemark-Konzerns den brutalen Umgang mit Puten dokumentieren, die zum Abtransport in den Heidemark-Schlachthof Ahlhorn zur Ausstallung gebracht wurden. Solche und ähnliche Ausstallungspraktiken bei anderen Agrarunternehmen wurden wiederholt von Veterinärbehörden und auch dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) als nicht vereinbar mit den tierschutzrechtlichen Bestimmungen begutachtet.12
Bislang gibt es noch immer keine gesetzlichen Haltungsverordnungen, die wenigstens die minimalsten Anforderungen zur Haltung von Puten verbindlich regeln.
Ähnlich wie bei Puten gibt es auch bei Enten und Gänsen keine gesetzlich vorgeschriebenen und verpflichtenden Haltungsverordnungen, die wenigstens den Minimalstandard definieren und worauf sich beispielsweise Tierrechtsorganisationen in Anzeigen berufen könnten. Unter anderem deshalb haben die meisten Enten und Gänse in der Zucht und Mast keine Bademöglichkeit, was dem Wohlbefinden der sensiblen Wasservögel stark zusetzt. Eine 2014 durchgeführte Recherche von Animal Equality zeigt, was Enten in der Mast noch erleiden müssen: Zu Tausenden eingepfercht, ohne Rückzugsmöglichkeiten, sehen sie niemals das Tageslicht und können in keinster Weise ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben. Zudem wurden die Tiere geschlagen und getreten, und durch die Zucht auf immer mehr Fleisch fallen die Tiere häufig auf den Rücken und verdursten, da sie nicht mehr in der Lage sind, selbstständig auf die Beine zu kommen.13
Quellen: