Wasser für die Veste Heldburg
eBook - ePub

Wasser für die Veste Heldburg

Wassergewinnung und Wassernutzung auf der Höhenburg

  1. 132 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Wasser für die Veste Heldburg

Wassergewinnung und Wassernutzung auf der Höhenburg

Über dieses Buch

Der Brunnen der Veste Heldburg hat eine Tiefe von 110 Metern. Damit gehört er zu den zehn nachweisbar tiefsten wasserführenden Brunnen Europas. Er wurde - mit zeitweiligen Unterbrechungen - in siebenjähriger schwerster Bergmannsarbeit dem Basaltgestein des Heldburger Burgbergs abgerungen, das als eisenhart galt. Mit einer Wassersäule von 56 Metern nimmt er eine Ausnahmestellung ein und erlaubt die Schlussfolgerung, dass er aus gespanntem Grundwasser gespeist wird. Im 16. Jahrhundert existierte sogar eine Wasserleitung aus hölzernen Röhren, durch welche Wasser vom Brunnenhaus zu den Wirtschaftsräumen der Burg gebracht wurde. Die Wasserförderung aus dem Brunnen ruht seit dem Jahr 1972.Inge Grohmann, profunde Kennerin der Geschichte der Veste Heldburg und Mitautorin diverser Publikationen, hat die Geschichte der Wasserversorgung der Burg von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart erforscht und unter dem Titel "Wasser für die Veste Heldburg" in ihrem Buch veröffentlicht. Berichtet wird über frühe Praktiken der Wasserversorgung der Burganlage, über die Arbeit des Teufens für den Brunnen, benutzte Hilfsmittel und frühe Hebetechniken, Leistungen und Kosten, Einstürze und Schäden sowie über den Einsatz moderner Förderungseinrichtungen seit dem 19. Jahrhundert. Beleuchtet werden aber auch menschliche Schicksale und soziale Härten.Als Objektexponat ordnet sich der Brunnen würdig in die Präsentation des Deutschen Burgenmuseums ein.Von der Autorin bei Books on Demand bereits erschienen: Mühlen sterben leise, 2007; Mühlenmärchen, 2007; Fränkische Leuchte, 2008; Skandal und Liebe, 2012.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Wasser für die Veste Heldburg von Inge Grohmann im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Technik & Maschinenbau & Maschinenbau Allgemein. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

1. Die Veste Heldburg – strategisch bedeutsam und bevorzugter Aufenthaltsort

Erstmals wird die Veste Heldburg in einem Urbarium der Grafen von Henneberg im Jahr 1317 als Amts- und Gerichtssitz erwähnt.2 Im Grenzgebiet rivalisierender Territorialherrschaften – der Grafen von Henneberg sowie der Bistümer Würzburg und Bamberg – nahm die Burg eine besondere verteidigungspolitische Stellung ein. Ihre exponierte Lage auf einem 403 Meter hohen Basaltkegel begünstigte ihre Wach- und Schirmfunktion. Infolge machtpolitisch kalkulierter Heiraten gelangte die Veste Heldburg im Jahr 1374 mit anderen hennebergischen Besitzungen als Erbe der Braut an das Haus Wettin. Angesichts der Position der ernestinischen Wettiner gegen die Religionspolitik Kaiser Karls V. (1500–1558) erhöhte sich im frühen 16. Jahrhundert ihre Bedeutung als Schutzschild gegen ein Vordringen des Hochstifts Würzburg. Im Falle eines nahenden feindlichen Ansturms hatte die Veste Heldburg die Aufgabe, durch Feuerzeichen vom Turm entsprechende Signale zu geben, die eine stufenweise militärische Mobilisierung im Bereich der Pflege Coburg auslösen konnten.3 Trotz der räumlich weiten Entfernung besuchten die Kurfürsten von Sachsen mehrfach die Veste. Dazu zählen das Treffen von Führern der reformatorischen Bewegung im Jahr 1520, an welchem die Kurfürsten Friedrich der Weise (1486–1525), Johann der Beständige (1525–1532), Landgraf Philipp von Hessen (1509/1518–1567) sowie Herzog Ernst von Lüneburg (1520–1546) mit ihrem Gefolge und einem Aufgebot von 364 Pferden teilnahmen, oder die Besuche zu Jagden und zum Ausfischen der herrschaftlichen Teiche. Das Interesse für die Burg am äußersten Rand des Herrschaftsgebietes – der sächsischen Ortlande in Franken – findet auch in zahlreichen baulichen Veränderungen des frühen 16. Jahrhunderts seinen Ausdruck.4 Wenige Jahrzehnte später schloss sich die größte Ausbauphase der Frühen Neuzeit an.5 Herzog Johann Friedrich II. der Mittlere (1529–1595) favorisierte den Ausbau der Anlage zur herrschaftlichen Residenz mit einem repräsentativen Renaissancebau.6 Zu gleicher Zeit wurde der 110 Meter tiefe Brunnen in den Fels abgeteuft. Nach den fehlgeschlagenen Bestrebungen des Herzogs zur gewaltsamen Rückgewinnung der Kurwürde, die seine lebenslange Gefangenschaft zur Folge hatten, erhielt die Veste unter seinem Sohn Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg (reg. 1564–1633) die Funktion eines Jagdschlosses. Johann Casimir nutzte 1599 neben der Residenz Coburg auch die Veste Heldburg für die Feierlichkeiten anlässlich seiner zweiten Hochzeit und quartierte hier ein großes fürstliches Aufgebot ein.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg dreimal eingenommen und geplündert. Herzog Ernst I. der Fromme von Sachsen-Gotha (1601–1675) ordnete 1662 aus Furcht vor „anrückender Türkengefahr“7 Verwahrungsbauten an. Das Vorhaben, die Burg zur Festung auszubauen, scheiterte.
Die Herzöge des nachfolgenden Fürstenhauses Sachsen-Hildburghausen (1680–1826) residierten anfangs zeitweise auf der Veste und stationierten dort von 1712 bis 1724 die Garde zu Fuß. Nach dieser Zeit wurde die Anlage als Gefängnis genutzt. Eine längere Verfallsperiode schloss sich an, bis die Veste Heldburg ab 1826 ihre schrittweise Instandsetzung durch das Herzogshaus Sachsen-Meiningen erfahren sollte. Unter Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen (1826–1914) wurde die Veste ab 1875 historistisch zur herrschaftlichen Nebenresidenz ausgestaltet und überformt. Nach privater Nutzung durch Nachkommen des Sachsen-Meininger Herzogshauses bis 1945 wurde die Anlage überwiegend als Kinderheim genutzt, bis 1982 ein Großbrand den Französischen Bau vernichtete. Seit 1994 ist die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten Eigentümerin der Veste Heldburg und sorgt für die denkmalgemäße Sanierung, Erhaltung und Nutzung der Anlage. 2016 wurde das Deutsche Burgenmuseum auf der Veste Heldburg eröffnet (Abb. 2).
Abb. 2 Veste Heldburg mit dem Vorwerk Neuhof um 1875

2 Vgl. Fritze, Eduard: Veste Heldburg (unveränderter Nachdruck der Ausgabe Jena 1903), Hildburghausen 1990, p. 2. Eduard Fritze, Oberbaurat des Herzogtums Sachsen-Meiningen, zitiert aus dem Urbar, dass die Veste dort als ein castrum aufgeführt sei, bestehend aus einem Steinhaus mit Ringmauer, Zugbrücke und Wall. Das genannte Urbarium ist seit 1945 verschollen, und es sind daher keine genaueren Angaben zu ermitteln.
3 Staatsarchiv Coburg, LA F 3161.
4 Bereits vor dem Jahr 1500 wurden das kürfürstliche Gemach ausgestattet, zwei Fachwerkgeschosse dem Jungfernbau aufgesetzt und nach 1501 eine Zisterne im Burghof angelegt sowie die Kapelle neu gestaltet. Siehe Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Meiningen (LATh – StAM), Ältere Rechnungen, Amtsrechnung Heldburg 1486– 1567.
5 Vgl. Hagenguth, Claudia: Die Baugeschichte der Veste Heldburg in Mittelalter und Früher Neuzeit, in: Die Veste Heldburg. Burganlage – Bergschloss – Deutsches Burgenmuseum. Beiträge zur Erforschung und Sanierung, Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Bd. 11, Petersberg 2013, p. 17–35.
6 Seit dem 19. Jahrhundert Französischer Bau genannt.
7 Aktenkonvolut Heldburg, Maßnahmen zum Schutz vor der anrückenden Türkengefahr, Verwahrungsbauten in der Stadt und auf der Veste Heldburg 1663, Bl. 2.

2. Frühe Möglichkeiten der Wasserversorgung auf Höhenburgen

Eine entscheidende Voraussetzung für das Leben auf einer Höhenburg ist die Versorgung mit Wasser. Man benötigte es zum Trinken und zur Zubereitung der Speisen einschließlich des Brauens, für Hygiene, Reinigung und Wäsche, zum Tränken der Tiere wie auch zur Schwemme der Pferde, für verschiedene Bauarbeiten, zum Bewässern der Gärten und Obstanlagen sowie als Löschwasser im Brandfall. Man war sich darüber im Klaren, dass die Burg bei Belagerung schon nach wenigen Tagen aufgegeben werden müsste, wenn hinter ihren Mauern das Wasser ausgegangen war. Die Burgmannschaft, die im Normalfall aus 15 bis 20 Personen bestand und zu der eine entsprechende Anzahl von Pferden und weiteren Tieren gehörte, war vermutlich noch im ausgehenden Mittelalter in der Lage, die Burg mit ausreichend Wasser zu versorgen. Problematisch wurde es bei größeren fürstlichen Ausrichtungen oder während laufender Baumaßnahmen. So finden sich in alten Küchenbüchern Abrechnungen, nach denen im zweiten Halbjahr 1486 monatlich zwischen 100 und 1.000 Mahlzeiten an Bauleute, darunter jeweils 30 bis 45 Fuhrleute, und ebenso Futter für die Gespanne auszureichen waren.8 Bedeutend höher war die Zahl der Bauleute in den Jahren 1558 bis 1564, als mitunter täglich mehr als 100 Personen auf den Baustellen der Burganlage tätig waren.
Aufgrund der Lage der Veste Heldburg auf einem Bergkegel vulkanischen Ursprungs, 403 Meter über dem Meeresspiegel und zudem mehr als 100 Meter über dem Wasserspiegel des Landflüsschens Kreck, gestaltete sich die Wasserversorgung schwierig. Von den häufig genutzten Möglichkeiten schied die Frischwasserversorgung von einer naheliegenden Quelle aus, da es eine solche nicht gab. Ebenso war die Versorgung über eine Fernleitung von einem noch höher liegenden Wasserdargebot in angemessener Entfernung ausgeschlossen, weil die Veste der höchste Punkt in der näheren Umgebung war. So blieben drei Möglichkeiten: der Transport des Wassers vom Fuß des Burgberges durch Lastenträger, das Sammeln von Oberflächenwasser in einer Zisterne und schließlich die Grabung eines Tiefbrunnens.

2.1. Wassertransport mit Lasttieren

Als Lastenträger wurden meist Esel benutzt. Bezüglich der Veste Heldburg gibt es dafür zahlreiche Hinweise. So wird in den jährlichen Amtsrechnungen seit 1486 in den Auflistungen des Gesindes jeweils ein Eseltreiber genannt, dessen Dienst zu vergüten war.9 Bis zum Jahr 1511 erhielt ein Eseltreiber noch ein Ort10, 50 Jahre später bekam er jährlich sechs Gulden, hatte aber nun noch andere Aufgaben zu erledigen, denn er musste „[…] den Mist ufm Acker zum Hundshauck zuwerfen, das Graß auffn Wiesen und die Frucht vorhurten, im stadel das getreyde legen und mit dem Esel Wasser uffs Schloß fhüren.“11
Auch 1553 wird das Tragtier erwähnt: „Esel ist sehr altt, uf dem Hause, wirdt zum wassertragen gebraucht“.12 Ein Eselstall wird schon in den älteren Amtsrechnungen im Zusammenhang mit Reparaturen seit 1501 erwähnt.13 Später wurde ein Raum im Heidenbau so bezeichnet. Zu dieser Zeit dürften Esel jedoch nur noch dann zum Wassertragen gebraucht worden sein, wenn die Brunnenförderung ausgefallen war.14
Im Zehendregister der Stadt Heldburg werden im Jahr 1584 als Flurstück der Eselspron und im Erbzinsbuch des Jahres 174615 die Weinberge am Eselsgraben ob der
Ziegelhütte genannt. Es ist anzunehmen, dass mit Eselspron und Eselsgraben die Quelle und der an ihr entsprungene kleine Bach gemeint waren, aus welchem das Wasser für den Eseltransport geschöpft wurde. Das Eselsgässchen ist ein relativ kurzer Weg zur Veste, der seinen Anfang in der ehemaligen Eselswiese...

Inhaltsverzeichnis

  1. Widmung
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Einleitung
  4. 1. Die Veste Heldburg – strategisch bedeutsam und bevorzugter Aufenthaltsort
  5. 2. Frühe Möglichkeiten der Wasserversorgung auf Höhenburgen
  6. 3. Das Brunnenhaus
  7. 4. Frühneuzeitliche Wasserleitung auf der Burg
  8. 5. Gefahren und Schäden
  9. 6. Die Revitalisierung des Brunnens im Auftrag Herzog Georgs II. von Sachsen-Meiningen
  10. 7. Die technische Nutzung des elektrischen Stroms für die Wasserförderung
  11. 8. Gesicherte Versorgung mit Löschwasser seit 2005
  12. 9. Der Bestand im Brunnenhaus – Zeitzeugnisse der Jahrhunderte
  13. 10. Schlussbemerkungen
  14. Literatur
  15. Abbildungsnachweis
  16. Impressum