Revolution und Geschichte.
Die Revolution ist kein Bruch mit der Geschichte.
Überall, wo es einen Bruch mit der Geschichte gibt, handelt es sich nicht automatisch um „Revolution.“
Als die römische Republik in ein Kaiserreich verwandelt wurde, durch Caesar, war dies zwar ein Bruch mit dem Sein, mit der Geschichte, mit dem politischen System, aber es war deshalb noch lange keine „Revolution.“
Es war zwar eine „Revolution“, aber eine konservative. Das heißt, daß man bei jeder „Revolution“ immer angeben muß, was man darunter versteht. Der Bruch alleine ist kein Kriterium für eine Revolution.
Jede wirkliche Revolution ist deshalb geleitet von ganz bestimmten Dimensionen, die man allerdings bestimmen kann.
Als Napoleon sich zum Kaiser ausrief, war dies im Sinne Caesars sicherlich auch eine Revolution, und als die Nazis das Parlament abschafften auch. Die Notstandsgesetze waren sicherlich eine Revolution, wie der Überfall auf
Frankreich und auf Polen auch, so wie der Angriff auf die SU auch.
All dies waren Brüche mit dem Sein, mit der historischen Zeit, mit dem Jetzt:
Aber erfüllten diese „Revolutionen“ wirklich die Bedingungen, die man vernünftigerweise an eine wirkliche Revolution stellen sollte?
Beim Ausbruch des Irrsinns in der Geschichte, wie beim Dreißigjährigen Krieg, wurde viel mit der Geschichte gebrochen. Es setzten sich einzelne Personen in Szene, gelangten an die Macht und wälzten die damalige Welt um.
Das alles sind „umwälzende Revolutionen“: erfüllen diese aber die Kriterien, die man vernünftigerweise an eine „Revolution“ stellen sollte?
Ich glaube nicht.
Wirkliche Revolutionen haben in sich ein ganz bestimmtes Programm, ein ganz bestimmtes Pathos, eine ganz bestimmte Teleologie.
Wirkliche Revolutionen sind keine auswendigen Umwälzungen, sondern geschehen im Innern der jeweiligen Systeme. Die Rotation der Sterne und Planeten sind eine Revolution, und sogar eine permanente. Denn diese Rotation geschieht im Innern dieser System und permanent.
Sie wird nicht von außen an diese Systeme herangetragen, sondern folgt der inneren Logik dieser Systeme selber.
Aber auch das reicht noch lange nicht, um das Wesen einer wirklichen Revolution zu bestimmen.
Eine wirkliche Revolution ist eine Revolution des Geistes.
Aber auch das reicht noch nicht zu ihrer wesensmäßigen Bestimmung.
Denn was ist dieser Geist?
Und wessen Geist ist das?
Was ist der Inhalt dieses Geistes?
Was trägt dieser Geist?
Was will dieser Geist?
Was ist seine Intention und was ist seine Teleologie?
Hier, an diesen Stellen müssen die Kriterien erarbeitet und dargelegt werden, wenn man von einer Bestimmung der Revolution reden will.
Alleine das Moment der Veränderung, oder der Veränderbarkeit des Seins, der Welt genügt nicht, um das Wesen einer wirklichen Revolution zu bestimmen.
Die 11. These über Feuerbach reicht alleine nicht hin, um das wirkliche Wesen einer Revolution zu bestimmen.
Ohne eine präzise innere Philosophie, ohne eine präzise innere Bestimmung der Revolution, des Geistes der Revolution wird es nicht gelingen, einen Unterschied herauszuarbeiten zwischen einer „konservativen Revolution“ und einer „Revolution des Geistes.“
Hitler und die Seinen verstanden sich sicherlich auch als Revolutionäre. Genauso wie die 68ger.
Aber was wollten beide?
Was ist der generelle Unterschied?
Freiheit und Selbstbestimmung des Menschen und des Menschengeschlechtes sind sicherlich eindeutige, und auch präzise Bestimmungen einer wirklichen Revolution, die eine Revolution des Geistes ist. Aber auch das reicht noch nicht, denn was ist eine „Selbstbestimmung“?
Was ist der Inhalt davon?
Selbstbestimmung kann auch heißen, zu bestimmen, andere zu töten und zu verachten. Auch das Abschieben von Flüchtlingen kann als Selbstbestimmung betrachtet werden.
Es müssen also weitere und präzisere Kriterien gefunden werden, wenn das Wesen einer geistigen Revolution definiert werden soll.
Die Würde des Menschen ist ein weiteres Kriterium
Aber auch die Universalität dieser Würde!
Denn nur dann, wenn diese Würde bei allen Menschen und Völkern gilt, nur dann kann gesagt werden, daß dieser universelle Geist ein humaner Geist der Menschheit ist!
Das Ich und das Du müssen in einer Revolution des Geistes in eine Trias treten mit einem WIR: so daß weder das Ich hypertroph und caesarisch-napoleonisch-hitlerisch entartet zu einer Fratze des nationalen Irrsinns und des persönlichen Irrsinns dazu.
Aber auch das Allgemeine darf nicht autoritativ als Staat, als totale Partei, als Doktrin an oberster Stelle stehen, sondern muß sich im Ich sichtbar, erkennbar machen. Das Ich muß im Allgemeinen präsent sein. Löscht es dort sich aus, ist auch das Allgemeine ein totes Wesen.
Deshalb sind Vernunft, Rationalität weitere Kriterien einer Revolution des Geistes.
Umwälzung materieller Verhältnisse?
Alleine reicht dies nicht hin, um das Wesen einer Revolution des Geistes zu bestimmen.
Materielle Verhältnisse kann man so oder so umwälzen!
Überhaupt ist dieses „Umwälzen“ bereits eine Metapher zur Verschleierung einer wirklichen qualitativen Bestimmung neuer materieller Verhältnisse:
Das Ende der Erwerbsarbeit ist viel präziser!
Das Ende des Privateigentums an Produktionsmitteln ist ebenfalls viel präziser!
Das Gemeineigentum an Gütern ist ebenfalls viel präziser!
Hier treffen sich dann die Revolution des Geistes mit der Revolution des Seins!
Denn beides muß immer ineinanderwirken und zusammengehören.
Bloße Deklarationen sind noch keine Bestimmungen!
Und die Zwangs-Enteignung im ehemaligen Osten läßt eben allen Geist der Freiheit und des Rechts vermissen, und kann deshalb nicht als ein Kriterium einer Revolution des Geistes und der Gesinnungsarten angesehen werden.
Aber wenn das Volk selber seine Freiheit sich erwirbt, und zwar im Sinne des Geistes und im Sinne der Tat, dann läuft die Geschichte anders! Dann kann das Telos einer wirklichen Revolution auch erreicht werden. Das Telos muß aber klar formuliert werden, es muß klar benannt werden.
Das ist dann kein Umsturz, sondern ein Realisierungsbogen!
Ein Realisierungsbogen von Freiheit und Recht ist etwas anderes als ein Umsturz.
Ein Umsturz stürzt etwas um: aber schafft er auch etwas Neues? Realisiert er auch das generelle Telos von Freiheit und Recht? Realisiert ein Umsturz auch den Universalismus des Rechts?
Ich glaube eher, daß ein Realisierungsbogen von Freiheit und Recht weniger umstürzt als realisiert, als ins Werk setzt, als verwirklicht!
Die Bestimmung und auch die Selbstbestimmung muß vom Volke aus gehen, muß von den Völkern ausgehen, wenn am Ende, im Telos, dann auch dieses universale Recht erscheinen soll!
Tritt nur eine Person auf und realisiert sein Geschwätz, dann folgt daraus noch lange nicht, daß am Ende das Telos des Rechts auch erscheint!
Denn das Telos des Rechts ist ein Allgemeines!
Ist eine Kategorie des Allgemeinen!
Ist eine Kategorie der absoluten Idee!
Und diese ist universell!
Also ist es doch der philosophische Idealismus, der im ...