wurzelland.wo
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wurzelland.wo

Gedichte

  1. 216 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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wurzelland.wo

Gedichte

Über dieses Buch

Mit "wurzelland.wo" schlägt Henry-Martin Klemt das Buch seiner eigenen Geschichte auf. Der mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnete Lyriker spannt in seinem achten Gedichtband auf mehr als 200 Seiten den Bogen vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die Gegenwart. Er begegnet der Madonna auf dem Treck, der nach Westen zieht, seinem Vater auf der Flucht aus der Kriegsgefangenschaft und seiner Mutter beim illegalen Plakatekleben in ihrem Neuköllner Kiez. In volksliedhaften Strophen, im Sonett und im dramatischen Stakkato freirhythmischer Verse zeichnet er Jahre der Kindheit in Schwerin und Berlin nach, beschreibt Lehrjahre und Armeezeit, erste Liebe und erstes Land. Den Epochenbruch als Ende des Stalinismus und ungebremste Entfaltung des Turbokapitalismus entdeckt er in dem, was mit den Menschen geschieht. Er beschreibt Prinzenerwartung und Desillusionierung, aber auch, was die Kontinuität menschlicher Beziehungen über Systemwechsel hinaus möglich und nötig macht. Ein zuweilen sarkastischer Humor geht in den Gedichten des Mittfünfzigers einher mit der historischen Gelassenheit eines Mannes, dem es besser scheint, Eulen nach Athen zu tragen, als mit den Wölfen zu heulen. Dabei bedeutet Dichtung ihm nicht nur Verdichtung der Sprache, über die er souverän und mit stilistischem Reichtum verfügt, sondern auch Erfindung als Ausdruck verdichteter Wahrheit: Gott besucht mit dem Teufel den gewendeten Teil Deutschlands, die Rentnergang überfällt gemeinsam mit dem ehemaligen Abschnittsbevollmächtigten den ALDI im Kiez, und manches, was Klemt über die Landschaft und ihre Bewohner berichtet, ist keineswegs ausgedacht, auch wenn es so scheint. Lustvoll setzt der Dichter seine Segel als Süßwasserpirat, wagt den Blick in eine erschütterte Welt, erinnert an Wahlverwandte, Freunde und Weggefährten, aber auch an die namenlosen Flüchtlinge auf endlosen Straßen und tödlichen Meeren. In sinnlichen und gleichzeitig ausgreifenden Metaphern beschreibt er sein brandenburgisches Zuhause und blickt mit Ironie auf seine Stadt Frankfurt (Oder). In der Liebe, die seine Frau und ihn verbindet, fühlt er sich auch nach Jahrzehnten geborgen. Er hört das Ticken des Jahrtausends und weiß: An dessen Ende werden wir erneut so wie am Ausgang einer Höhle stehen. Und wie jetzt wird dem Menschen zuallererst die Hoffnung ein Zuhause sein.

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Information

Jahr
2016
ISBN drucken
9783739227139
eBook-ISBN:
9783738681086
Auflage
1
Thema
Poesie

DIARIUM

1978

I
Die Unschuld wie die Wahrheit
aus Beton. Deinen Namen
spricht der Wind mit
den Zungen der Bäume.
Ein ruhiger Schmerz.
Das Wichtigste
ist niemals schon gesagt.
II
Ich schließe die Augen, lehne
mich zurück in die Zeit:
Die anderen werden alt
in meinem Traum. Ich lebe
im Kommunismus als
Ewigfremder und will
tot sein.
III
Die Blutorange steigt auf
über den Posen. Man muss,
sagt Vater, Wasser bringen
zwischen die Leute und
sich. Manchmal auch
Korn. Mit der leeren
Flasche trifft er die Nacht.
IV
Die mich im Fortgehn
nicht verließ, lächelt
hinter der offenen Tür,
zwischen den Gleisen.
Komm mit, komm mit,
rattern die Räder bis
zur letzten Station.
V
Statt Recht oder Unrecht:
Freude und Zorn. Er ist
wie ein Tier. Kann nicht lügen,
rollt sich zusammen, rennt
um sein Leben, manchmal
schlägt er die Zähne ins
schwächere Fleisch.
VI
Ich werde Fluss. Im
Kosmos unser Mann
heilt meine Liebe nicht.
Das Zeichen an der Jacke
macht mich zu Freund und
Feind und unsichtbar für
alle. Auch für mich.
VII
Die Welt ist keine
Bleibe. Müdigkeit
mein Zelt. Ich trag es
durch die Tage. Nächte.
Kein Ort für Schlaf.
Der Himmel kaffeeschwarz:
Nun trink mich aus.
VIII
Die Alte hüpft auf einem
Bein in den Brunnen und
lacht. Das Wasser spritzt. Sie
hat aufgehört nachzudenken.
Ich fange grad damit an.
Was passiert, denke ich,
zwischendurch?
IX
Vom Bahnsteig winkt
niemand mir nach. Ich
werde nicht erwartet. Erster
Klasse in einem Zug, der
gegen Abend geht. Der Schaffner
borgt seine Zange mir und ich
knipse ein Loch in die Zeit.
X
Auf eine Feldsteinmauer
tropft das Licht der
Kandelaber zwischen
Campus und Kasernen. Die
Grillen spotten im Gesträuch:
Sie schläft mit ihm. Mit dir
die fremde Stadt.
XI
Im Schwitzbad Augen
zwischen Kälte und Traurigkeit.
Ihr Blick folgt mir. Panzer
stehn zur Oktoberparade.
Heut fällt kein Schuss mehr
im Deutschen Theater
und hier.
XII
Der Bannkreis des Schweigens.
Das magische Dreieck: Eiserne
Brücke, Neptunbrunnen, Scheunenviertel.
Das schwarze Fenster.
Die Geometrie des Novembers.
Ich bleib mir selber
unberechenbar.
XIII
Das Jahr will, Glück und
Unglück, fort. Am Schuh klebt
Lob, und Blasen schlägt der
Fluss im Regen, wie verbrannt.
Steig wie der Wind die
Treppe hoch. Jetzt geh
durch das geschlossne Tor.
XIV
Das Land ist weiß. Im
Stundentakt die Bahn. Ein
Pendel schwingt in meinem
Kopf zurück. Die Lebensuhr
ist dein Geschenk. Sie schlägt
kein: Alles gut. Sie tickt nur:
Es wird Zeit.

1979

I
Rosen strecken sich als
Hände aus dem Schnee. Wenn
jetzt die Haut zerreißt, wie
kann ich sicher sein, dass mir
darunter neue wuchs? D...

Inhaltsverzeichnis

  1. Widmung
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Unzeit
  4. Madonna
  5. Ballade von der Heimkehr meines Vaters aus dem Krieg / Für Johannes und Vera
  6. Ballade von der nächtlichen Flugblattaktion meiner Mutter in Berlin Neukölln, die 1951 unter der Losung stand: Weg mit der EVG – Her mit dem Friedensvertrag / Für Johannes und Vera
  7. Pankower Lied / Für Vera und Johannes
  8. Schweriner Tag / Für Papa
  9. Schweriner Fuge
  10. Genug
  11. Kaulbarschsuppe
  12. Schweriner Lied
  13. Kreiselndes Lied
  14. Weißenseer Lied
  15. Vielleicht muss man
  16. Onkel Nino
  17. Köpenicker Lied
  18. Ballade vom Riesenrad
  19. Lehrjahre Lied / Born in the GDR IV
  20. Birgit A. / Born in the GDR III
  21. Weg nach Haus / Für Johannes
  22. F96 Lied
  23. Zugiges Lied
  24. Diarium
  25. Altes Tagebuch
  26. Höhlen Lied
  27. Vera Lied
  28. Was es war
  29. Letzte Rede des Josef Wissarionowitsch Dshugashwili aus einem Riss in der Kremlmauer
  30. Wintermärchen Lied
  31. Mauer Liedchen
  32. Dem Oberhaupte zugeeignet
  33. Revolution
  34. Geschäftliches Lied
  35. Deutsches Sonett
  36. Verschwiegenes Lied
  37. Allerlei Auferstehung
  38. Zuschauendes Lied
  39. Gespenstisches Sonett
  40. Wölfe und Eulen
  41. Suff
  42. Postkommunistisches Sonett
  43. Feiern
  44. Evolutionäres Sonett
  45. Fortschritt
  46. Kleist-Denkmal im Gertraudenpark
  47. September
  48. Nachtstück
  49. Elementares Lied
  50. Morgen in Frankfurt
  51. November bei Wulkow
  52. Sonett oder Warum der Kommunist Fritz Krause die Kirche St. Marien nicht sprengen wollte, sich darüber mit seinem Genossen Erich Mückenberger zerstritt, trotzdem Oberbürgermeister in Frankfurt (Oder) wurde und es ein viertel Jahrhundert lang blieb
  53. Glocken Lied
  54. Regen Lied
  55. Landunter / An Hölderlin
  56. Trepliner Lied
  57. Schmöckwitz
  58. Für Maik
  59. Mailied 2010
  60. Sehräuber Lied / Für Maik
  61. Odyssee
  62. Altes Seestück
  63. Aal Lied / Für Maik
  64. Madeira / Für Rita
  65. Sommer in Wien / Für Christian
  66. Algerisches Lied / Ghardaia 1987
  67. Zweites Algerisches Lied
  68. Helden Lied
  69. Lied am Grab von Wyssozki
  70. Bahnhof für zwei / Für Eldar Rjasanow
  71. Es heißt ja nur
  72. Treffen am Tonsee / Für Johannes
  73. Countdown / Für Gundi
  74. Für Gundermann / Zum 60. Geburtstag
  75. Street Fighting Man
  76. Sommer Lied
  77. Obama
  78. Neunelf
  79. Europa
  80. Kindervers / 21. Jahrhundert
  81. Volks Lied
  82. Manifest der Mitte / Für Eduardo Galeano
  83. Weiter. Weiter. Weiter. VI
  84. Gläubiges Lied
  85. Hoffendes Lied
  86. Flüchtiges Lied
  87. Namenlos
  88. Para La Guerra Nada
  89. Sommervers
  90. Höllen Lied
  91. Wir betten die Toten
  92. Mama Lied
  93. Whisky / Für Maik
  94. 6.3.14 / Für KD
  95. Abschied I / Für Eva und KD
  96. Abschied II / Für Eva
  97. Abschied III / Für Kai, der nur drei Tage leben durfte
  98. Abschied IV / Für KD
  99. Füllhorn / Abschied V – Für Eva und KD
  100. Camouflage / Abschied VI
  101. Abschied VII / Für KD
  102. Abschied VIII / Für Eva, KD und die anderen
  103. Als wir 18 waren / Für KD
  104. Abschied IX / Für Eva und KD
  105. Abschied X / Für Eva und KD
  106. Grund / Abschied XI – Für KD
  107. Abschied XII / Für KD
  108. Fels in der Brandung / Für Eva
  109. Auf der Kippe / Für Eva
  110. Evas Gedichte
  111. Das Leben sucht
  112. Eva in Torgau
  113. Scheiß Lied
  114. Vogelfänger Lied / Für Maik
  115. Edding Lied
  116. Heißes Lied
  117. Fliegendes Lied
  118. 50 Lied / Für Peter
  119. Spiegel Lied
  120. Kleines Abschiedslied für Johannes
  121. 55 Lied
  122. Kullerkeks Lied
  123. Dezember Lied
  124. Abend Lied / Für Rita
  125. Das Jahrtausend ist aus
  126. Das Jahrtausend begann
  127. Vergessliches Lied
  128. Poetik
  129. Der Autor
  130. Ebenfalls bei BoD erschienen
  131. Impressum