Du zeigst mir den Weg zum Leben
eBook - ePub

Du zeigst mir den Weg zum Leben

Tagebuch einer Pilgerreise mit dem Fahrrad nach Taizé

  1. 140 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Du zeigst mir den Weg zum Leben

Tagebuch einer Pilgerreise mit dem Fahrrad nach Taizé

Über dieses Buch

Henning Schröder kommt nach zehn Tagen Rad fahren in Taizé an und lebt dort eine Woche lang zusammen mit den Brüdern und den vielen Gästen aus aller Welt. Er beschreibt den Weg dorthin, die Zeit in Taizé und die Reise von dort weiter bis nach Konstanz und zurück in den Alltag.

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Information

Teil 1: Die Hinreise: das Wasser zeigt den Weg

Freitag, 22. April – Flussschifffahrt und Flüchtlingsboot

Bei kühlem aber sonnigem Wetter starte ich meine Reise in Gelnhausen. Ich folge der Kinzig bis Hanau, dort geht es weiter am Main entlang in Richtung Frankfurt bis nach Mainz-Kastel. Bei Rüsselsheim fällt mir das lebensgroße Bronzestandbild des Leinreiters auf. Eine Tafel informiert: „Vor dem Einsatz der Dampfmaschine in der Schifffahrt wurden die Schiffe stromaufwärts von Pferden an der Leine gezogen.“ Wege rechts und links des Mains sind davon noch übrig geblieben, jetzt als Fahrradwege ausgebaut mit glattem Asphalt. Der Leinreiter, wie das Kunstwerk ihn darstellt, sitzt bequem auf seinem großen und kräftigen, muskelbepacktem Pferd, das weiß seinen Weg selbst, der Weg liegt ja klar vor ihm; es muss nur geradeaus laufen und darf weder nach links noch nach rechts sehen. Der Reiter schaut nach hinten und prüft, ob die Leinen richtig gespannt sind, das Schiff gut vorankommt, und nicht gegen ein Hindernis am Ufer stößt. Dabei muss er auch mit dem Steuermann auf dem Schiff gut kommunizieren; beide sind darauf angewiesen, zusammenzuarbeiten, um das Schiff in der Spur zu halten. Das Pferd trottet brav vor sich hin, mit all seinen Kräften sich gegen den Zug der Leinen stemmend, um die schwere Last gegen die Strömung voranzubringen, die Augen nach unten auf den Weg, unmittelbar vor die Füße gerichtet. Es muss nur auf die Zeichen für „Halt!“ und „Weiter!“ reagieren.
Leinreiter bei Rüsselsheim
Ich fahre auf meinem Rad weiter den Leinweg entlang und folge dem Main flussabwärts. Was habe ich im Schlepptau? Meine Vergangenheit, alles, was dazu beigetragen hat, dass ich jetzt bin, der ich bin, mit allen Erlebnissen und Erfahrungen meines Lebens. Meine Zeit als berufstätiger Pfarrer ist zu Ende, ist an ein Ziel gekommen; andere machen mit dem weiter, was ich zurückgelassen habe. Ich kann sagen: Unter dem Strich ist Positives dabei herausgekommen. Ich konnte meine Stärken entwickeln, besonders in der Arbeit mit Jugendlichen in der Konfirmanden- und Jugendarbeit und in der Arbeit an der Schule im Religionsunterricht. Manche Höhepunkte gab es zum Schluss: Die fünftägigen Konfi-Camps, auf denen die Konfirmanden durch erlebnispädagogische Methoden an den christlichen Glauben herangeführt wurden und wichtige Erfahrungen für ihre weitere Entwicklung als Menschen machten. Ein weiterer Höhepunkt war die Einrichtung der Streitschlichtung an der Schule: Schüler helfen Schülern, Streit auf faire Art und Weise zu schlichten, ohne dass Lehrer oder Eltern sich einmischen müssen. Daraus erwuchs auch ein erfolgreiches Programm zur Erkennung und Bekämpfung von Mobbing.
Dass ich so arbeiten konnte, habe ich zu einem sehr großen Teil meiner Frau Jutta zu verdanken, die mich unterstützte. Vier wunderbare Kinder haben wir bekommen und sie in ihrem Heranwachsen begleitet. Jetzt gehen sie ihre eigenen Wege in ihren Berufen und Partnerschaften. Ein Enkelkind ist auch schon da (nach Fertigstellung dieses Buches sind es zwei).
Da ist viel, das ich geschenkt bekam an Glück und Lebensfreude. Was ich im beruflichen Bereich aus der Hand legen konnte, macht mir keinen Stress mehr und da ist manches, was ich weiter betreibe; ich bin ja noch ein aktiver Mensch, der seinen Teil an Verantwortung für die Mitmenschen und die Umwelt immer noch trägt. Was liegt vor mir auf meiner Reise jetzt und was überhaupt auf meiner Weiterreise durch das Leben? Da werde ich mich überraschen lassen. Das Ziel „Taizé“ habe ich mir vorgenommen; es gibt Wege dorthin, schöne Radwege, die Karten dafür habe ich dabei. Weiter geht´s! Mit einem offenen Blick nach vorn!
Kurz vor dem Campingplatz Maaraue, auf der rechten Rheinseite, gegenüber von Mainz gelegen, überholt mich eine Joggerin. Sie ist ziemlich flott unterwegs, aber wohl nicht schnell genug, denn plötzlich ertönt eine Stimme aus ihrem kleinen Computer, den sie am Oberarm festgeschnallt hat: „Etwas schneller!“ Wie gut, dass ich meinen Körper nicht unter die Kontrolle eines Computers zwingen muss, sondern einfach nur Rad fahren kann, die Augen offen für das, was mir begegnet, meinen Körper spürend, der mir sagt, wann ich eine Pause machen muss oder wann es Zeit ist, eine Tagesetappe meiner Reise zu beenden. Wer aber alle Daten seines Körpers in den Computer eingibt und sich errechnen lässt, wie weit der Körper noch zu beanspruchen ist, der kann vielleicht in einem Wettkampf einige Minuten dazugewinnen. Ich aber befinde mich ja nicht auf einem Wettkampf, sondern auf einer Reise, allein und frei.
Auf dem Campingplatz richte ich mich für die Nacht ein. Nach mir kommt eine Frau mit einem Faltrad und baut ihr kleines rotes Zelt ganz in der Nähe von meinem auf. Ich begebe mich erst einmal in die Stadt und fahre über die Brücke hinüber in die Mainzer Innenstadt. Inzwischen fühlt sich die Lufttemperatur fast frühlingshaft warm an und ich ziehe die Radlerjacke aus.
Auf dem Platz zwischen Dom und Gutenbergmuseum setze ich mich auf eine Bank, genieße die Sonne und freue mich über die bunten Blumenrabatten. Vor dem Museum sitzen Menschen draußen an Tischen und trinken Kaffee unter rosa blühenden Bäumen. An einem Springbrunnen macht ein Clown Späße vor kleinen Kindern und bringt sie zum Lachen. Menschen halten ihre Gesichter in die Sonnenstrahlen, mit geschlossenen Augen, und fühlen die Wärme. Es ist so richtig Frühlingsstimmung.
Im Dommuseum neben dem Dom gibt es eine interessante Ausstellung: „Flucht 2.0 - An Odyssey to Peace“ ist der Titel, groß auf ein Plakat geschrieben. Diese Ausstellung möchte ich mir ansehen; ich kenne selbst viele Flüchtlinge, denen ich helfe, die deutsche Sprache zu erlernen, damit sie besser in Deutschland zurechtkommen. Von der Flucht erzählen sie fast gar nichts; zu schrecklich sind die Erinnerungen, sie schauen lieber nach vorn, voller Hoffnung, voller Eifer, die ihnen fremde deutsche Sprache zu erlernen. Vielleicht finde ich hier in der Ausstellung Informationen, die mir helfen, das Leid der Geflüchteten besser zu verstehen.
Eine junge Mitarbeiterin des Museums erklärt mir die Ausstellung, die durch ein Projekt entstanden ist: Acht junge Männer, die aus Afghanistan, Eritrea, Pakistan und Syrien geflüchtet sind, haben ihre Erinnerungen, festgehalten durch Foto- und Tonmaterial ihrer Handys, und ihre Hoffnungen für die Zukunft, zusammengetragen und eine Ausstellung daraus gemacht, an der sie fast ein Jahr lang gearbeitet haben.
Ich betrete die Ausstellung. Außer mir sind nur noch zwei Personen da. So kann ich in aller Ruhe auf mich wirken lassen, was ich sehe und höre. Handyfotos hängen stark vergrößert an der Wand und zeigen Flüchtlinge in kleinen Booten, völlig überladen mit Menschen. In der Mitte eines Ausstellungsraumes steht ein Boot, einem Flüchtlingsboot nachempfunden. Ich steige hinein und setze mich auf eine der Holzbänke. Von überall her höre ich menschliche Stimmen, Schreie. Originalstimmen, mit Handys während einer Fluchtfahrt aufgenommen, dringen an mein Ohr. Ich schließe die Augen und versuche mir vorzustellen, ich sei einer der Flüchtenden und müsste um mein Leben fürchten. Jeden Moment könnte das Boot kentern und mich in das kalte Wasser stürzen. Mitten im Meer, rundherum kein Land, nur der Horizont und schreiende Menschen, die um ihr Leben kämpfen. Natürlich kann ich es in diesem gut geheizten, trockenen Raum nicht annähernd nachempfinden, wie es den betroffenen Menschen ging. Ich kann es nur zur Kenntnis nehmen, dass diese Männer, Frauen und Kinder diese gefährliche Bootsfahrt auf der Flucht erlebt haben und das erschreckt mich zutiefst. Wie müssen diese Menschen schon vorher gelitten haben, dass sie keinen anderen Ausweg mehr für ihr Leben sahen als sich in die Hände von Schleppern zu geben, denen sie ausgeliefert waren, die Menschenhandel mit ihnen betrieben, nur um sich mit Geld zu bereichern. Warum müssen Menschen überhaupt auf diese lebensgefährliche Art und Weise Rettung suchen? Warum können sie nicht legal in Länder reisen, in denen sie Schutz vor Krieg und Verfolgung bekommen?
Ein anderer Raum zeigt eine Kammer, in die Flüchtlinge gepfercht wurden, bevor sie ein Boot besteigen konnten. Oft mussten sie tagelang tatenlos warten, bis sie eine Mitfahrgelegenheit bekamen. Wie Verbrecher waren sie eingesperrt. Ich höre mir Interviews an, in denen junge Flüchtlinge nach gelungener Flucht und Ankunft in Deutschland von ihren Hoffnungen sprechen, von einem neuen Leben in Sicherheit, von einer guten Ausbildung und einem guten Beruf.
Nach dem Besuch der Ausstellung gehe ich noch zu essen einkaufen und trete den Rückweg zu meinem Zelt an. Neben dem Zelt steht ein Holztisch mit Bänken. Dort koche ich auf meinem kleinen Gaskocher eine Tomatensuppe mit Fleischklößchen und Reis. Die Frau mit dem kleinen roten Zelt kocht auch auf dem Tisch und wir kommen ins Gespräch. Sie erzählt, dass sie Leiterin eines Kindergartens sei. „Ich bin im Moment so gestresst; ich muss einfach mal für ein paar Tage raus und abschalten. Deshalb bin ich hier. Nur das Nötigste habe ich dabei.“ „Und wenn es nur regnet?“ frage ich. „Dann bleibe ich im Zelt und lese. Ich habe genug Bücher mitgenommen.“
Den Abend beschließe ich bei einem Glas Wein an einer kleinen Freiluft-Bar am Ufer des Rheins, vor dem Kastell. Es ist kühl geworden und gasbetriebene Heizstrahler lassen die Menschen sich unter den wärmenden Strahlen zu kleinen Gruppen zusammendrängen.

Samstag, 23. April – Regen, Kälte und ein Nachtkonzert

Bei Regen und Kälte koche ich meinen Kaffee im Vorzelt und frühstücke im Zelt. Auf meinem winzigen Klappstuhl mit Lehne sitze ich einigermaßen bequem. Im Regen packe ich schnell meine Sachen zusammen. Solange das Zelt noch steht, bleiben die Sachen trocken, die ich drinnen in die Packtaschen stopfe. Das Zelt selbst muss ich im Regen zusammenrollen. Es ist ja sowieso schon nass.
Mein leuchtend grünes Regencape schützt mich einigermaßen von oben; an den Füßen, um die Schuhe herum, trage ich Regengamaschen. Der Nord-Ost-Wind, der die Kälte bringt, hat einen Vorteil: Er schiebt mich von hinten, denn mein Weg, am linken Ufer des Rheins entlang, führt mich in südliche Richtung, flussaufwärts. Es geht durch Weinberge, an den Orten Nackenheim, Nierstein, Oppenheim vorbei. Die Weinreben sind bogenförmig an Drähte gebunden, aus jedem Zweig entfalten sich etwa drei grüne Knospen.
Die Schwalben fliegen tiefer als ich auf dem Fahrradsattel sitze. Nur wenige Zentimeter über dem Boden huschen sie dahin. Die Insekten, die von ihnen gejagt werden, schaffen es nicht, höher zu fliegen bei diesem regnerischen und kühlen Wetter.
Zum Mittag erreiche ich ein Restaurant am Rheinufer und lasse mich mit heißem Tee und einem Holzfällerschnitzel verwöhnen. Bei der Fahrt durch Regen und Kälte habe ich das auch bitter nötig. Heute bin ich der einzige Gast. Die Wirtsleute laufen geschäftig hin und her. Sie bereiten den morgigen Tag vor: Dann wird das Haus voll werden, Konfirmation wird gefeiert. Oh, das darf ich auch nicht vergessen: Eine Whatsapp-Nachricht an meine ehemaligen Konfirmanden zu schreiben, die morgen konfirmiert werden.
Am Nachmittag hört der Regen auf, die Kälte aber bleibt. Auf dem Radweg hole ich ein Ehepaar ein, das auch mit Rädern auf Reisen ist. Wir kommen ins Gespräch. Die beiden sind aus den Niederlanden und haben sich sechs Wochen Zeit für eine Reise mit dem Rad nach Napoli, Italien, genommen. Von dort wollen sie dann mit dem Zug nach Hause zurück fahren. Mir fällt ihr praktisches Kartenmaterial auf: Ein Heft, das aufgeschlagen auf der rechten Seite den Wegeverlauf als Karte zeigt, auf der linken Seite die entsprechende genaue Beschreibung, übersichtlich angeordnet. Durch Umblättern wird der nächste Abschnitt der Weiterfahrt angezeigt. In meinem Kartenwerk muss ich immer hin und her blättern, wenn ich die Wegbeschreibung und die Karte zusammen haben will. Das ist lästig und ich habe meistens nur die Karte vor mir. Kein Wunder, dass ich mich dann manchmal verfahre.
Bei Altrip biege ich in den Ort ab, während die Niederländer weiter geradeaus auf dem Deich fahren. Ich will für das Abendessen einkaufen und dann einen der Campingplätze anfahren, um mein Nachtlager zu bereiten. Auf dem Campingplatz „Blaue Adria“, am Ufer eines Sees, baue ich mein Zelt auf. Nach kurzer Zeit kommt auch das Ehepaar aus den Niederlanden und beide werden meine Nachbarn. Sie hatten sich entschieden, heute nicht mehr weiter zu fahren.
Nach dem Essen gehe ich an den See. Die Sonne kommt heraus und geht langsam über dem See unter. Die Wasseroberfläche ist fast spiegelglatt. Kanadagänse schwimmen langsam dahin und lassen Wellen entstehen, die gerade Linien in der Form eines langen V auf die stille Seeoberfläche zeichnen. Es wird merklich kühler und in der Nacht kann ich vor Kälte kaum schlafen. Ich werde immer wieder wach. Ich ziehe den oberen Rand des Schlafsackes fest um meinen Hals, damit kein bisschen Wärme entweichen kann. Die Mütze hält den Kopf warm. In den schlaflosen Perioden dieser Nacht ist es mir keineswegs langweilig; Hunderte von Nachtigallen geben ein wirklich hörenswertes Konzert die ganze Nacht hindurch bis zum Morgen.

Sonntag, 24. April – dunkle Wolken, Hochwasserschutz und Bärlauch

Sonnenschein verheißt einen wärmeren Tag. Noch ist es aber sehr kalt. Es hat gefroren, Raureif liegt auf der Campingwiese. Das Sanitärgebäude ist gut geheizt und ich wärme mich etwas auf, als ich zur Toilette gehe. Zurück am Zelt lege ich mir einen meiner Schlafsäcke um die Schultern, um die Wärme in meinem Körper zu halten. Der Kaffee ergänzt die Wärme von innen.
Heute weht der Wind aus südlichen Richtungen. Das bedeutet Gegenwind. Heißt das auch wärmere Luft? Leider nein. Der Wind scheint die ganze Kälte, die er in den letzten Tagen nach Süden transportiert hatte, wieder zurück zu bringen. Irgendwann aber muss doch mal die südliche Wärme kommen, hoffe ich.
Ich schreibe eine Gratulation zur Konfirmation der Konfirmanden, an deren Kurs ich noch bis Ende letzten Jahres mitgearbeitet hatte. Nur wenige schreiben zurück und bedanken sich. Die meisten sind damit beschäftigt, darüber zu diskutieren, wer wann wo die Anstecksträußchen abholt und bezahlt. Es muss halt alles perfekt sein an diesem Festtag und da werden vermeintliche Kleinigkeiten ganz wichtig.
Alle 500 bis 1000 Meter steht am Rhein-Hauptdeich eine kleine Hütte, „Deichwachhaus“ genannt. Diese Hütten und weitläufig eingedeichte Rückhaltebecken zeugen von der Gefahr, die die Ortschaften bedroht, wenn der Rhein über die Ufer tritt und davon, dass die Menschen dieser Gefahr gut gewappnet gegenüberstehen wollen.
Am Selbstbedienungskiosk „Alte Ziegelei“ mache ich Mittagspause. Ich hole mir Currywurst und Tee zum Aufwärmen. Es kommt sogar die Sonne heraus und ich sitze draußen auf einer Bank. Doch schon gibt es wieder einen Regenschauer und ich verziehe mich mit Essen und Trinken in den kleinen Gastraum. Dort hat schon ein nettes junges Ehepaar mit einem sieben Monate alten Sohn Schutz vor dem Regen gesucht. Der kleine Junge schaut mich mit großen neugierigen Augen an. Es entwickelt sich ein Gespräch mit den Eltern über mein Woher und Wohin. Ich freue mich über das Interesse und die Anteilnahme dieser Menschen; sie geben mir das Gefühl, nicht fremd zu sein in dieser Welt. Der Blick in offene Augen lässt immer Vertrauen wachsen und schenkt Geborgenheit, egal wo ich bin.
Bedrohliche schwarze Wolken brauen sich am Himmel zusammen. Als ich neben einem schützenden Gebüsch vom Radweg auf eine größere Straße komme, gerate ich in Schneegestöber. Nein, es sind gar keine Schneeflocken, es sind Blütenblätter von Obstbäumen, die der Wind um mich herum wirbelt. Fünf Minuten später sind es dann aber doch richtige Schneeflocken, die mir ins Gesicht gepustet werden!
„Hallo! Entschuldigung! Haben Sie Werkzeug dabei?“ ruft mir in Germersheim eine junge Frau von der gegenüberliegenden Straßenseite zu. Ich bejahe und überquere die Fahrbahn. Die junge Frau steht neben einem nagelneuen Liegerad. Es sieht super modern aus. Kette und Getriebe sind eingekapselt. „Ich mache nur eine Probefahrt“ sagt die Radlerin. „Hier findet heute eine Fahrradausstellung statt. Man darf die Räder auch ausprobieren.“ Der Sitz des Liegerades ist nach hinten gerutscht. Die Schrauben waren nicht richtig fest gezogen. Wir schieben den bequemen gepolster...

Inhaltsverzeichnis

  1. Über den Autor
  2. Danksagung
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Lebenswende und Zukunft – Überlegungen eines Pilgers vor der Reise
  5. Teil 1: Die Hinreise: das Wasser zeigt den Weg
  6. Teil 2: Das Ziel ist auch nur eine Station auf dem Weg zum Leben - Eine Woche in Taizé
  7. Teil 3: Rückreise bis Konstanz; wieder ist Wasser der Wegweiser
  8. Weitere Informationen
  9. Hinweise
  10. Impressum