Sex, Sex, Sex…
Sex spielt eine große Rolle in unserem Leben und hat dies schon immer getan - wenn auch je nach Zeitgeist mal mehr oder weniger dezent verpackt. Schließlich wäre die Menschheit ohne Sex längst ausgestorben und schon vor Urzeiten hat der Mensch entdeckt, dass Sex auch ohne das Ziel der Fortpflanzung eine Menge Spaß machen kann.
Für und wegen Sex wurden Raubzüge unternommen, Kriege geführt, Gesetze erlassen und unzählige Menschen getötet oder verstümmelt. Sex hat aber auch zu einer enormen Zahl an Kunstwerken inspiriert und tut es immer noch.
In der bekannten Bedürfnispyramide des amerikanischen Psychologen Abraham Maslow steht Sexualität zusammen mit Nahrung und Schlaf auf der Stufe der elementaren menschlichen Grundbedürfnisse, die vor allen anderen Bedürfnissen befriedigt werden wollen. Liebe folgt nach dieser Einteilung erst auf der dritten (von insgesamt fünf) Ebene, auch wenn diese Einteilung immer wieder Anlass für Diskussionen gibt.
Liebe: nur ein schmutziger Trick der Natur, um das Fortbestehen der Menschheit zu garantieren.
William Somerset Maugham
(englischer Dramatiker 1874-1965)
Genau wie Essen und Laufen muss ein junger Mensch zunächst lernen, wie Sex „geht“. In der Theorie findet die Aufklärung der Kinder durch eine Kombination aus einfühlsamen, verständnisvollen Gesprächen mit den Eltern, welche die endlosen Fragen des Nachwuchses geduldig beantworten und der Sexualerziehung in der Schule statt. Dort lernen die Kinder dann auch die biologischen Vorgänge rund um Zeugung, Schwangerschaft und Geburt.
In der Schule wird in daher vielen Bundesländern bereits ab der dritten Klasse Sexualkunde unterrichtet und den Kindern der biologische Ablauf der Zeugung beigebracht – ob sie sich dafür interessieren oder nicht. Daher wissen schon Grundschüler besser wie „Babys gemacht“ werden, als wie ein Storch überhaupt aussieht. In späteren Jahrgängen wird dann nochmals nachgelegt, Selbstbefriedigung entzaubert, die Empfängnisverhütung behandelt und das Thema Geschlechtskrankheiten in epischer Breite unter das Jungvolk gebracht.
Was in den Familien passiert ist jedoch uneinheitlich. In manchen wird über Sex überhaupt nicht gesprochen – sei es aus Scham oder in der Hoffnung die „lieben Kleinen“ würden dadurch mit den eigenen Sexperimenten noch etwas warten. Das andere Extrem sind Familien, welche die neugierigen Kinder einfach vor einen Pornofilm setzen und diesem die Aufklärung in allen Details und Perspektiven überlassen. Selbst wenn „die Alten“ mit dem Thema Sex locker und unverkrampft umgehen, so genieren sich doch viele Teenager ihre Fragen, Sorgen und Nöte mit den Eltern zu besprechen. Alleine schon die Vorstellung, dass ihre Erzeuger „es“ zusammen „tun“ oder wenn sie die eigenen Vorfahren gar „dabei“ sehen oder hören, ist für viele Teens unerträglich.
Daher hat Aufklärung und Sexualkunde schon immer zu einem großen Teil auf dem Pausenhof und ähnlichen Orten stattgefunden, wo sich die „Wissenden“ mit (echten oder erfundenen) Erfahrungen brüsteten und sich die Unerfahrenen vornehmen, es bald selbst einmal zu versuchen.
Neu ist jedoch, dass dank moderner Medien der Zugang zu sexuellen Inhalten kaum noch kontrolliert und gesteuert werden kann und selbst für Kinder harte Pornografie nur ein Mausklick entfernt ist. Während man früher als neugieriger Heranwachsender noch in der Hoffnung auf die Abbildung eines Penis im medizinischen Lexikon blätterte, zeigen sich heute teilweise schon Siebtklässler gegenseitig die ausgefallensten Hardcore-Pornoszenen auf dem Smartphone im Pausenhof. Nacktszenen in Filmen verbannen diese nicht mehr automatisch ins Nachtprogramm und eine Pornofilm-Vergangenheit ist kein Hindernis mehr für eine „seriöse“ Schauspielkarriere.
In sozialen Netzwerken und Video-Chats werden nicht nur dem Geliebten Nacktbilder der eigenen Person geschickt, sondern teilweise sogar Striptease- und Selbstbefriedigungs-Videos vor flüchtigen Bekannten gedreht. Wenn Hollywood-Stars und Sternchen mit „versehentlich“ öffentlich gewordenen Sextapes nur noch berühmter werden, statt vor Scham im Boden zu versinken, dann kann dies ja wohl nichts Schlimmes sein – oder?!
So haben heutige Teenager in Bezug auf Sex meist schon „Alles“ gesehen und gehört, kennen verschiedene Verhütungsmethoden und wissen nicht nur, dass es sexuell übertragbare Krankheiten gibt – sie fürchten Geschlechtskrankheiten teilweise dermaßen, dass sie bereits bei der Selbstbefriedigung Angst vor einer Krankheit haben. Dadurch bestens „gerüstet“ ziehen sie dann los, um einen Partner zu finden und endlich das umzusetzen, was sie in Hollywood-Filmen und Pornos gelernt zu haben glauben…
Dabei ist Sex und das Sammeln sexueller Erfahrungen für Einige zu einem regelrechten Wettbewerb geworden, bei dem sich die Jugendlichen ständig Sorgen machen, ob sie „normal“ sind und mit ihrer Clique mithalten können bzw. dem durch Erziehung und (Sub-)Kultur vorgegebenen Rollenbild entsprechen. Auf diesem Grund sorgen sich manche Teenager, weil sie mit 15 „immer noch Jungfrau sind“, während andere das schlechte Gewissen plagt, weil man sich mit 20 einem Mann „hingegeben hat“, mit dem man „nur“ verlobt ist ...
Selbstbefriedigung
Im Verlauf der Pubertät, welche im Normalfall bei Mädchen zwischen dem 10. und 18. Lebensjahr und bei Jungen im Alter zwischen 12 und 21 durchlaufen wird, entwickeln sich nicht nur körperlich die Geschlechtsmerkmale, sondern es erwacht auch zunehmend das Interesse am anderen Geschlecht. Dabei ist sexuelles Augenmerk noch nicht einmal unbedingt an die Pubertät gebunden, denn während man früher annahm, dass sich die Sexualität des Menschen erst mit der Pubertät entwickelt, gilt es heute als anerkannt, dass bereits Kinder sexuelle Regungen haben.
Pubertät ist, wenn die Eltern schwierig werden!
Beide Geschlechter entdecken dabei auch irgendwann, dass man durch entsprechende Stimulation in der Leibesmitte recht angenehme Gefühle erzeugen kann und beginnen eines Tages damit sich mehr oder weniger häufig selbst zu befriedigen.
Da man Kindern oft schon recht früh beibringt, dass die Geschlechtsteile mit Scham behaftet seien und diese niemand sehen darf und man auch – vor allem in der Öffentlichkeit – unbedingt die Finger davon fernzuhalten hat, begleiten dieses „an sich herumspielen“ oft allerlei Schuldgefühle. Gerade Mädchen halten ihre Genitalien erziehungsbedingt oft für „schmutzig“ und verkneifen sich daher die Masturbation entweder völlig oder ersetzen das „Anfassen“ durch Techniken wie das „Kissenreiten“.
Besonders peinlich wird es für beide Seiten, wenn die Vorfahren ihre Kinder bei der Selbstbefriedigung überraschen. Eltern sollten sich in einem solchen Fall (wenn sie noch nicht bemerkt wurden) diskret zurückziehen bzw. anderenfalls sich für die Störung entschuldigen und nicht etwa versuchen die Gelegenheit für ein Aufklärungsgespräch zu nutzen. Den Jugendlichen ist die Situation schon peinlich genug. Je selbstverständlicher die Eltern damit umgehen, umso mehr signalisieren sie dem Nachwuchs, dass es sich dabei um eine natürliche Tätigkeit handelt, welche von den meisten Menschen gepflegt wird.
In der Praxis sind sich Ärzte und Psychologen inzwischen weitestgehend einig, dass Selbstbefriedigung natürlich und gesund ist und die einzigen Schäden durch das schlechte Gewissen und die Horrormärchen, mit denen man in der Vergangenheit versucht hat den jungen Menschen die Masturbation madig zu machen, entstehen.
Nachdrücklich hat man in früheren Zeiten behauptet, Masturbation bewirke Blindheit und Knochenerweichung, hemme das Wachstum, löse das Rückenmark auf, verursache Wahnsinn, setze die Empfängnisfähigkeit herab, sei Sünde und so weiter.
Auch die „Erfindung“ der weiblichen Genitalverstümmelung, die oft verharmlosend als „weibliche Beschneidung“ bezeichnet wird, hat vor unter anderem das Ziel die Masturbation der Mädchen zu erschweren.
"Sagen Sie nichts gegen Masturbation - es ist Sex mit jemandem, den man wirklich liebt."
Woody Allen
(US-amerikanischer Regisseur Jahrgang 1935)
Heute wissen wir, dass Selbstbefriedigung gesund ist und zur normalen Sexualität des Menschen gehört. Daher sieht man darin nur dann eine Störung, wenn die Onanie dem Sex in einer Partnerschaft vorgezogen wird. Die körperlichen Schäden beschränken sich anfangs auch höchstens auf etwas Muskelkater und Wundsein (wenn man es übertreibt und die Schmierung vernachlässigt).
Bin ich sexsüchtig?
Die Entdeckung des sexuellen Vergnügens bei der Autoerotik und dem überwältigen Gefühl eines Orgasmus führt gerade während der Hormonvergiftung der Pubertät dazu, dass viele dieses Erlebnis so oft wie nur irgend möglich genießen möchten. Sich daher täglich – oder auch mehrmals pro Tag „die Perle zu polieren“ ist in dieser Zeit nicht ungewöhnlich und lässt meist spätestens nach ein paar Jahren nach – vor allem, wenn die Jugendlichen herausgefunden haben, dass Sex mit einem anderen Menschen NOCH mehr Spaß macht ...
Diese Entwicklung ist ebenso verständlich wie natürlich und daher erst einmal kein Grund zur Besorgnis. Trotzdem sollte man es mit der Selbstbefriedigung nicht übertreiben, denn in Ausnahmefällen kann durchaus so etwas wie ein Suchtverhalten entstehen und die Dosis muss mehr und mehr gesteigert werden.
Während man sich anfangs nur einen Wunschpartner vorzustellen braucht, um „in Fahrt zu kommen“ und schließlich einen Höhepunkt zu erreichen, führt der Konsum von Pornofilmen dazu, dass im Laufe der Zeit immer „härtere“ und unrealistischere Streifen konsumiert werden müssen, um sich ausreichend Erregung zu verschaffen, was die Vorstellung von Sex dann immer mehr von dem wirklichen Ablauf abkoppelt.
Arzt: „Sie müssen sofort mit der Selbstbefriedigung aufhören!“
Patient: „Warum?!“
Arzt: „Weil ich Sie sonst nicht untersuchenkann!“
Dies kann sogar dazu führen, dass man von „normalen“ Sexualpraktiken irgendwann nicht mehr erregt wird oder ohne den gewohnten Vibrator kaum noch zum Orgasmus kommen kann.
Dies ist natürlich trotzdem kein Grund, um sich die Selbstbefriedigung komplett zu versagen – allerdings sollte man sie bewusst genießen anstatt nur Langeweile zu bekämpfen, Frust abzubauen oder sich nur deshalb befriedigen, weil man sich eben auch sonst jeden Abend befriedigt. Dies ist im Grunde genau, wie mit anderen Genussmitteln – eine Rippe Schokolade ist köstlich und ein Genuss – sich aber jeden Tag eine (oder gar mehrere) Tafeln reinzustopfen nicht mehr wirklich lecker – und auch nicht gerade gesund…
Auch wer „endlich“ einen Partner gefunden und mit diesem die ersten Sexperimente gemacht hat, kann oft gar nicht genug bekommen und man fällt bei jeder sich bietenden Gelegenheit übereinander her. Oft schläft man dann so häufig miteinander, wie es nur „geht“, dreht mehrere Runden nacheinander – gerne mehrmals am Tag. Auch hier kann man noch lange nicht von einer Sucht sprechen, denn dies ist normal und im Laufe der Zeit hat auch ein junges Paar nicht mehr NUR Sex im Kopf und die Akte werden nach und nach seltener. Ein Problem stellt dies in einer Partnerschaft nur dann dar, wenn die Bedürfnisse und Vorstellungen über die Häufigkeit von Sex grob voneinander abweichen.
Selbstbefriedigung mit Hilfsmitteln
So manchem wird die Selbstbefriedigung irgendwann langweilig und sucht nach neuen Methoden, um das „Spiel“ wieder interessant zu gestalten.
Seiten wie http://sexspielzeug-basteln.com liefern hierfür originelle Anleitungen, die ich allerdings nicht persönlich ausprobiert habe und daher keine Gewähr für den Erfolg übernehme. Wer professionell hergestellte Sextoys nutzen möchte und noch zu jung für einen Sexshop ist bzw. sich in einen solchen nicht hineintraut, der muss auch nicht unbedingt auf einen Erotikversand zurückgreifen.
Sextoys in allen Farben und Formen kann man bei Amazon bestellen. Wer dort ohnehin hin und wieder einmal etwas bestellt, der macht sich damit auch bei der Familie nicht verdächtig – es sei denn es ist üblich, dass die Elter...