Tagebücher aus dem Feldzug 1809 (IV)
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Tagebücher aus dem Feldzug 1809 (IV)

Generalmajor von Zeschau 15.04. bis mit 25.10.1809

  1. 100 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Tagebücher aus dem Feldzug 1809 (IV)

Generalmajor von Zeschau 15.04. bis mit 25.10.1809

Über dieses Buch

In diesen Heft wird das im Hauptstaatsarchiv Dresden als Handschrift befindliche Tagebuch des Generals von Zeschau während des Feldzuges 1809 wiedergegeben.Im Feldzug 1809 befehligte Zeschau anfänglich die 2te Infanterie-Brigade der IIten Divison unter dem Kommando des Generalleutnants von Polenz, später die 2te Brigade der Isten Division unter dem Generalleutnant von Zezschwitz. Zeschau erhielt für Wagram (05./06.07.1809) den Orden der Ehrenlegion (erteilt 14.10.1809, Ordens-Nummer 26 858).

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Information

Jahr
2019
ISBN drucken
9783735750761
eBook-ISBN:
9783749414635
Auflage
1
Weimar, den 29ten April 1809
Der erste Rasttag, den ich heute habe, sei dazu bestimmt, Dir meine gute Lina, Nachrichten von meinen bisherigen Ereignissen zu geben. Die Zeit mangelt mir, um mehrere Briefe zu schreiben und wird mir in der Folge noch mehr mangeln; ich bitte Dich daher, solche meinem Bruder mitzuteilen, sie ihm aber selbst oder durch Mariannen aushändigen zu lassen, damit er die Gefälligkeit habe, sie gleich zu lesen und damit sie nicht durch die Domestiken verloren gehen; dann schicke aber solche an Heinrich, welcher sie sammeln und aufbewahren, auch sobald mehrere Blätter zusammen gekommen sind, heften lassen soll, damit ich, wenn mich Gott erhält, ein vollständiges Tagebuch einst wiederfinde. Ich verbiete aber durchaus, außerdem irgend Jemand meine Briefe zu zeigen.
Den 15ten April Hatte ich bei meinem Abgang aus Dresden dem zu meiner Brigade gehörigen 2ten Bataillon von Oebschelwitz seinen Sammelplatz am Japanischen Palais angewiesen; sobald es aufmarschiert war, ritt ich die Front herunter, sagte den Leuten einen guten Morgen, ließ sodann die Offiziers vorkommen, sagte selbigen, was ich von Ihnen und dem Bataillon forderte und erwartete und hielt dann noch eine kurze Anrede an die Mannschaft, worauf ich abmarschieren ließ, für meine Person aber, mit meinem Gefolge, nach Kötzschenbroda ritt, wo ich dem Regiment Niesemeuschel sein Rendezvous gegeben hatte. Hier verfuhr ich fast auf ähnliche Art, wie bei Oebschelwitz und als letztgedachtes Bataillon herangekommen war, setzte ich nun mit allen 3 Bataillons meinen Marsch nach Meißen fort. Erst bei Gölle konnte ich das Grenadier-Bataillon von Radeloff an mich ziehen, weil solches von Hermsdorf und Lause, wo es gestanden, seinen Weg über Moritzburg genommen hatte. Mit diesen 4 Bataillons rückte ich nun nach Meißen ein, woselbst auch der interimistische Divisions-General von Barner sein Quartier genommen hatte. Ich ward bei dem Apotheker am Markte einquartiert, wo ich vortrefflich logiert und gut bewirtet war – nur wollte mir der vaterländische Wein nicht munden, ohngeachtet er in seiner Art vortrefflich sein mochte. Regiments-Angelegenheiten, Einrichtungen in meiner Brigade, Höflichkeits-Besuche die ich von allen möglichen Behörden und Bekannten erhielt, ließen mir keinen Augenblick Ruhe. Ich konnte daher nicht zum Amtmann Beck gehen, sondern musste ihn vielmehr bitten lassen, mich zu besuchen. Er blieb einige Stunden bei mir und ließ es sich gefallen, sich jedesmal in ein anderes Zimmer zu begeben, wenn Dienstgeschäfte vorfielen.
Den 16ten April Früh um 6 Uhr versammelte ich meine 4 Bataillons auf dem Markte und marschierte mit selbigen ab, um andere Quartiere zu beziehen, die 3 bis 4 Stunden entfernt gegen Lommatzsch zu lagen – weil die 1ste Division bestimmt war, die Orte zu belegen, welche ich inne gehabt hatte. Das 5te Bataillon meiner Brigade, nämlich das Grenadier-Bataillon von Winkelmann, welches in einem Lager bei Reichenberg gestanden hatte und mit der Brigade von Lecoq am 15ten von dort aufgebrochen war, hatte ich nicht an mich ziehen können, indem dasselbe in Siebeneichen einquartiert war. Ich erhielt mein Quartier in Löthayn, nebst allen Generals von der 2ten Division. Ein nettes kleines Bauernstübchen nahm mich freundlich auf – dahingegen die Generals Barner und Feilitzsch auf dem Schlosse bei dem Rittergutsbesitzer Herrn von Römer ihr Unterkommen fanden. General Lecoq lag, so wie ich, in einem Bauernhause. Zwar ward ich aufs Schloss zu Tische gebeten, allein ich lehnte es ab, um mehr mir selbst zu leben. Zu Mittag kam der Amtmann Beck zu mir geritten und da der Graf Hopfgarten nicht aufs Schloss gebeten war, ohngeachtet sein General sich dort befand, so ließ er es sich bei mir gefallen; diese beiden Gäste , meine beiden Adjutanten und ich waren mit der Bewirtung meiner Köchin sehr wohl zufrieden – einige Bouteillen Wein stimmten uns heiter und wir vergaßen alles, was vielleicht jeden in seinen Verhältnissen zum Unmut gereizt hätte.
Den 17ten April Wurde meiner Brigade eine Batterie zugeteilt, die unter Kommando des Hauptmanns von Großmann aus 4 leichten Achtpfündern und 2 achtpfündigen Haubitzen besteht. Der Etat meiner Brigade ist also nunmehr wie folgt:
1 Grenadier-Bon. v.Radeloff 620 Mann
1 Grenadier-Bon. v.Winkelmann 620 Mann
2 Bataillons v. Niesemeuschel 1.243 Mann
1 Bataillon Oebschelwitz 620 Mann
Batterie v.Großmann 131 Mann
3.234 Mann
Das Regiment Niesemeuschel, welches um seine Quartiere zu beziehen nach Stockhausen über Döbeln das Dorf Hüfchen, woselbst die Batterie stand, passieren musste, erhielt von mir Befehl, solche auf dem Marsch an sich zu nehmen; ich für meine Person legte mich zu dem Grenadier-Bataillon v.Radeloff nach Roßwein; Winkelmann und Oebschelwitz blieben noch hinter Roßwein stehen. Mein Quartier war bei einem Kaufmann Namens Lommatzsch. Sein Haus war neu und elegant möbliert – sein Burgunder gut und sein Tisch so beschaffen, dass meine Köchin Rasttag haben konnte.
Den 18ten April Brach ich früh um halb 6 Uhr auf. Meiner ganzen Brigade hatte ich das Rendezvous von Waldheim gegeben. Beim Durchmarsch sah ich den ehelichen Oberstleutnant Loeben am Fenster; er ließ mich bitten, ein Frühstück bei ihm einzunehmen, aber ich wollte des Beispiels wegen mich nicht von meiner Brigade trennen und setzte mit solcher den Marsch bis über Rochlitz fort. Sie ward zwischen Rochlitz und Geithain einquartiert und ich nahm mein Quartier in Schwarzbach bei dem Regiment Niesemeuschel, wo eine Pfarrfrau, in Abwesenheit ihres Mannes, mich äußerst gefällig aufnahm. Sie ist die Tochter des Predigers Winkler in Dresden. Mein Geschäfte und meine Müdigkeit erlaubten mir nicht, ihre Konversation sehr zu genießen, auch meine Adjutanten waren nicht einmal aufgelegt dazu, denn wir rückten erst halb 4 Uhr ins Quartier.
Den 19ten April Früh halb 3 Uhr erhielt ich Befehl, meinen Marsch nicht weiter als bis vor Frohburg fortzusetzen, woselbst sich die Division vereinigen und die 1ste Division dazu stoßen würde.; die Equipagen sollten aber voraus geschickt werden, Frohburg passieren und dort auffahren. Ich sammelte also meine Brigade vor Geithain früh 6 Uhr und traf mit selbiger zur anbefohlenen Zeit vor Frohburg ein, fand jedoch die Kavallerie der 2ten Division und die Brigade Lecoq bereits angekommen, weil sie weiter vor gelegen hatten, formierte nun eine geschlossene Kolonne und manövrierte mich mit selbiger in das für mich offen gelassene Loch. Wir mussten einige Stunden warten ehe die 1ste Division, die am meisten zurück gewesen war, ankam; indessen hatte der Rittergutsbesitzer von Frohburg, Herr Blümers, ein capriöses Frühstück für uns herausbringen lassen und bewirtete uns sehr artig – sein Burgunder war vorzüglich gut. Die Witterung ward aber so äußerst rau und unfreundlich, dass wir unsern Leuten die Kapots mussten anziehen lassen und uns selbst in die Matins hüllten. Als endlich die 1ste Division anlangte, erhielten wir den Befehl zum Abmarsch. Die Veranlassung zu diesem Halt und Versammeln des Korps war eine ungegründete Nachricht, die man ohne gehörige Prüfung an den Prinzen von Ponte-Corvo hatte gelangen lassen, das die Österreicher in 2 Kolonnen über Wunsiedel hereingebrochen wären, wovon eine Kolonne sich gegen Hessen, die andere gegen Bayreuth dirigierte. Hätte sich diese Nachricht bestätigt, so würde dies auf die Richtung unseres Marsches Einfluss gehabt haben, daher war jener Halt notwendig. Ein Offizier, der vom Prinzen als Kurier war abgesendet worden, um Erkundigungen desfalls einzuziehen, kam eben zurück, als die 1ste Division anlangte und daher erfolgte unser Abmarsch in die voraus bestimmten Quartiere. Gegen 4 Uhr kamen wir nach Altenburg, indem gerade ein entsetzliches Regenwetter einfiel. Die ganze Generalität war daselbst nebst 8 Bataillons einquartiert; ich war bei einem Kaufmann Namens Voß untergebracht, wo ich mich nebst meinen Herren Adjutanten wieder pflegen konnte, ohne einiges Gene unterworfen zu sein. Der Generalleutnant von Polenz übernahm an diesem Tag das Kommando der 2ten Division.
Den 20ten April Hatte es in der Nacht entsetzlich geschneit. Da die Batterie in einem Dorfe an der so genannten alten Geraischen Straße lag, so musste ich auch mein Rendezvous dort geben und den abscheulichen Weg über Reichsstädt einschlagen. Alle Augenblick war ein Loch vorhanden, dass ich erst ausbessern lassen musste, um mit dem Geschütz durchzukommen. Die Luft war so entsetzlich scharf und schneidend, das Schneegestöber so arg, dass ich und mehrere eine rosenartige Geschwulst im Gesicht davon trugen, welche ein höchst unangenehmes Brennen der Haut verursachte. Gegen 3 Uhr rückte ich in Gera ein, wo auch das Hauptquartier des Prinzen war; 4 Bataillons von meiner Brigade waren ebenfalls dort einquartiert und außerdem noch die Garde und das Grenadier-Bataillon Hake. Weil ich zu spät meine Bestimmung erfahren hatte, so waren schon alle guten Quartiere besetzt; um dem abzuhelfen nahm mich der Kanzler von Eichelberg, der sonst von Einquartierung frei ist, in sein Haus auf, wo ich dieselben Zimmer bewohnte, die Kaiser Napoleon am 11ten Okt. 1806 bewohnt hatte und in demselben Bette schlief, in welchem er vielleicht schlaflos über den Plan zur Schlacht von Jena brütete. Der Kanzler ist ein Mann von vielen Verstand und auch seine Frau hat mir sehr gefallen. Ein Fräulein von Taubenheim, die sich bei ihnen aufhält, schein ein gutes unbefangenes Mädchen zu sein. Um 5 Uhr machte ich einen kurzen Besuch bei Geheim-Kammerrat Pflenz und trank sodann gegen 7 Uhr Tee bei meiner Wirtin.
Den 21ten April Brach ich gegen 6 Uhr mit meinen 4 Bataillons auf und konnte das Bataillon Radeloff nebst der Batterie nicht eher als in St. Ganglof an mich ziehen. Wir nahmen nun unsern Weg auf Roda, wohin das Hauptquartier verlegt wurde und ich kam mit einem Teil des Bataillons Radeloff über gedachtes Städtchen hinaus nach Heimbüch zu stehen; ein kleines freundliches Dörfchen, ein nettes Oberstübchen und ein reinliches Bett, mehr bedurfte es zu meiner Zufriedenheit nicht. Meine Köchin hatte Gelegenheit , ihr Talent wieder zu üben.
Den 22ten April Vereinigte ich mich mit meiner Brigade bei Lobeda und hatte Stoff zur Verwunderung, wie man am Tage vor der Schlacht bei Jena diesen wichtigen Pass so zeitig verlassen konnte. Zwei von meinen Bataillons blieben in Jena stehen, woselbst das Hauptquartier war; die übrigen 3 nebst der Batterie kamen auf die Dörfer. Ich erhielt mein Quartier beim Regiment Niesemeuschel in Zwätzen, auf der dem Land-Kommandeur von Berlepsch zugehörigen Kommando. Von einer Anhöhe herab, die ich den Nachmittag bestieg, zeigte sich das anmutige Tal, welches die Saale in dieser Gegend bildet, mit seinen Umgebungen in der reizendsten Gestalt. Schade, dass das Frühjahr noch nicht weit genug vorgerückt war, um es in seiner ganzen Fülle zu genießen.
Den 23ten April Ging ich mit den 1sten Bataillon Niesemeuschel, das Rauhtal hart links liegen lassend /: wo eine französische Kolonne unbegreiflicher Weise den 14. Oct. 1806 unbehindert hinauf kletterte :/ bei Isserstädt vorbei, auf Vierzehnheiligen, nach Kötzschen und Hohlstedt, woselbst ich meine Brigade formierte. Ich betrat also den Boden wieder, den ich an jenem merkwürdigen Tage mit dem braven Regiment König eine Zeit lang behauptet hatte, ohngeachtet meine Nachbarn mich verließen; ich ging über den Platz weg, wo ich mich zum letzten Male setzte und folgte nun Fuß vor Fuß meinem Rückzug bis Weimar. Es war ein seltsames Gemisch von Empfindungen, welche bei diesem Marsch in meiner Seele abwechselten. Ohne daran zu denken ritt ich sogar dasselbe Pferd, welches mich damals trug – aber als ich das Schlachtfeld betrat, fiel mir selbst dieser Umstand nicht wenig auf. Um 1 Uhr rückte ich mit meiner ganzen Brigade in Weimar ein, woselbst die ganze Generalität einquartiert war. Gegen 2 Uhr machten wir dem Prinzen von Ponte-Corvo, der im Schloss logierte, die Tour – gingen dann zum Herzog von Weimar und speisten um 3 Uhr bei Letzteren. Es war alles, was an Offiziers in Weimar stand, zur Tafel geladen. Es wurde in 2 verschiedenen Zimmern gespeist und alles war höchst splendid. Das herzogliche Schloss ist einzig in seiner Art; der große Stil, in welchem es gebaut ist, der Luxus, der im Inneren herrscht – alles ist wahrhaft königlich und selbst die Franzosen räumten ein, dass sie in Frankreich kein Schloss kannten, das diesem in Ansehung der Bauart und des Geschmacks an die Seite zu setzen sei. Minder gefiel mir der Ton der Herzoglichen Familie – es ging sehr steif zu und man erwies keinem von uns die Ehre, mit uns zu sprechen. Nur der Generalleutnant von Polenz ward mit einigen Worten unterhalten.
Abends wurde ein Ball auf dem Stadthause gegeben, den ich jedoch nicht besuchte. Da das Regiment König zugleich auch in Weimar stand, so hatte ich mir meinem Wilhelm kommen lassen, den ich auf dem ganzen Marsch nur ein einziges Mal auf einen Blick bei Frohburg gesehen aber nicht gesprochen hatte.
Ein anderes Vergnügen erwartete meiner aber noch; ich erkundigte mich nach der Witwe des verstorbenen Konsistorial-Präsidenten von Herder, dem ich soviel verdanke – und die ebenso wie ihr Gatte, mir als Knaben unendliche Güte erzeigt hatte und siehe da, sie wohnte mit mir in demselben Haus; ich eilte zu ihr hinauf, fand sie von Gicht gelähmt, aber die Freudentränen standen ihr in den Augen, als sie mich erblickte. Noch belebte sie die Milde und Freundlichkeit – aber das blühende liebliche Weib, das ich vor 26 Jahren gekannt hatte, war ein altes Mütterchen mit greisem Haar geworden; ihr Blick verklärte sich, wenn sie von ihrem verewigten Gatten sprach und mit regem Gefühl dachte sie noch der in Bückeburg verlebten glücklichen Tage. Beinahe hätte ich vergessen meines Wirts zu erwähnen – es ist der Hauptmann v.Pflen, ein sehr wissenschaftlicher Mann, der eine Zeit lang den Prinzen Bernhard unterrichtet hat. Meine Frau Wirtin mochte sehr gut sein – ich machte ihr einen Besuch von 5 Minuten – sie schielt aber trotz der Gebrüder Langenau
Den 24ten April Hatten wir nach 9 Märschen den ersten Rasttag, den wir alle sehr bedurften dennoch war ich um 5 Uhr schon auf den Beinen. Gegen 9 Uhr besuchte mich Wilhelm wieder und um 11 Uhr ging ich mit diesem und meinen beiden Adjutanten im Park. Das noch alles dürre war ließ uns freilich nur ahnden, was er sein mag, aber die Anlagen sind groß und schön. Ein Sommerhaus der Herzogs, unter dem Namen des Römischen Hauses bekannt ist vorzüglich schön eingerichtet und geschmack...

Inhaltsverzeichnis

  1. Hinweise
  2. Vorwort
  3. Textbeginn
  4. Im Text genannte Sächsische Offiziere
  5. Quellen
  6. In dieser Reihe sind an Memoiren, Berichten und Tagebüchern weiterhin erschienen
  7. Impressum