„Qualität tut
nicht weh!“
Das neue Jahrtausend konnte nicht besser als mit der Einstellung eines weiteren Mitarbeiters beginnen: Am 1. Januar 2000 kam Rolf Stork in den Betrieb. Mit ihm wurde das Team, das im Büro für alles verantwortlich war, personell verstärkt.
Das Unternehmen Redle war 1899 von Ferdinand Redle gegründet worden; sein Nachfolger wurde sein Sohn Ernst, auf den dann wiederum dessen Sohn Waldemar folgte. Alles war über die Jahrzehnte hinweg in Familienhand geblieben. In einem Punkt war sich Waldemar Redle ganz sicher: „Ich hatte schon früh beschlossen, dass ich nicht arbeiten würde, bis ich einmal umfalle. Wenn wir keine Übergabe im Rahmen der Familie hinbekommen hätten, dann hätte ich alles verkauft. Natürlich wäre mir das schwer gefallen. Aber ich hätte nicht damit gewartet, bis ich alt und grau bin.“ Zunächst sah es noch danach aus, als müsste Waldemar Redle eines Tages tatsächlich verkaufen: Seine beiden Töchter Christine und Stefanie studierten und wurden Lehrerinnen. Claudia Redle wollte zur Polizei, entschied sich dann aber dafür, zuerst eine Ausbildung zur Tierarzthelferin zu machen. „Ich wollte immer Familie und halbtags bei der Polizei zu arbeiten? Das schien mir eher schwierig zu realisieren. Die Ausbildung zur Tierarzthelferin war genau das richtige für mich und machte sehr viel Spaß.
Ich kam auf Empfehlung von Kurt Zimmermann zur Firma Redle. In meiner vorherigen Anstellung war ich einfach nicht mehr ganz zufrieden. Innerhalb von wenigen Tagen war mit Waldemar Redle alles geklärt und in trockenen Tüchern. Noch heute grenzt es für mich fast an ein Wunder, wie gut das alles gepasst hat. Was mir gefallen hat, war, dass ich – ich bin gelernter Großhandelskaufmann – gleich eine Herausforderung zu lösen hatte. Mit der EDV war Redle damals ein bisschen im Rückstand. Alle Aufträge wurden über Karten abgewickelt, auf die handschriftliche Notizen gemacht wurden. Anhand der Aufzeichnungen wurden dann die Rechnungen geschrieben. Meine Aufgabe war es, eine Software zu finden und einzuführen, die genau auf die Entsorgungsbranche zugeschnitten war. Obwohl mich Waldemar Redle nicht kannte, ließ er mich von Anfang an selbstständig arbeiten. Das rechne ich ihm noch heute hoch an. Später merkte ich, dass das seine Art war: Waldemar ließ uns immer arbeiten, er hatte stets Vertrauen zu seinen Leuten. Zusammen mit anderem führte das dazu, dass wir hier wie eine große Familie sind. 25 Jahre lang konnte ich ausreichend Erfahrung in anderen Firmen sammeln: Das Miteinander ist bei Redle auf jeden Fall sehr viel besser als in anderen Betrieben. Wichtig ist natürlich, dass wir unsere Kunden zufriedenstellen. Auf Grund der vielen positiven Rückmeldungen merken wir aber, dass unsere Kunden unsere Leistung zu schätzen wissen. Qualität ist bei Redle einfach wichtig. Vermutlich bin ich deshalb an der richtigen Stelle hier, denn ich denke genauso. Qualität tut nicht weh!
Wenig attraktiv an diesem Beruf ist allerdings, dass man sehr schlecht bezahlt wird. Mein Vater meinte dann: ‚Studier doch noch Tiermedizin, dann kannst du auf unserem Firmengelände eine Tierarztpraxis eröffnen‘.“ Doch da kam er wieder hoch, der Wunsch, zur Polizei zu gehen. „Als die Aufnahmeprüfung nicht erfolgreich war, überlegte ich, wie es weitergehen könnte. Sollte ich vielleicht doch in den Betrieb der Familie einsteigen? Meine Schwestern hatten sich bereits anders entschieden. Aber für mich selbst wurde es mehr und mehr zur Option.“ Um gerüstet zu sein, machte Claudia Redle zunächst eine Ausbildung zur Speditionskauffrau bei einem größeren Spediteur der Region. „Bereits beim Vorstellungsgespräch gab ich bekannt, dass ich nach der Ausbildung und dem Sammeln weiterer Erfahrungen in der Spedition gerne in den Betrieb meines Vaters einsteigen möchte. Es war kein Hinderungsgrund, mich einzustellen.“
Waldemar Redle war es wichtig, die Nachfolgerin langsam in den Betrieb hineinwachsen zu lassen. Also begann Claudia Redle 2006 als Sachbearbeiterin. Claudia Redle: „Es war schon so ein bisschen wie nach Hause zu kommen. Die langjährigen Mitarbeiter kannten mich ja alle von klein auf.“ Der alleinhaftende Unternehmer und alles entscheidende Chef blieb aber nach wie vor ihr Vater, der sich in dieser Zeit zudem verstärkt in der Kommunalpolitik engagierte. Mitglied des Gemeinderates war er bereits seit 1992, ab April 1999 war er dann der dritte Bürgermeister-Vertreter und von Januar 2000 bis Juli 2014 der zweite Stellvertreter des Bürgermeisters der Stadt Müllheim. Auf Hanspeter Sänger als Bürgermeister folgte ab 1. Dezember 2003 René Alexander Lohse; im Januar 2012 wurde Astrid Siemens-Knoblich zur Bürgermeisterin gewählt.
Drei neue Mitarbeiter stellte Waldemar Redle bis zur Übergabe des Betriebes noch ein: die beiden Lkw-Fahrer Egbert Reister sowie Sven Holst im Jahr 2005 beziehungsweise 2013 und den Industriekaufmann Stefan Heidke-Redle im September 2010, der seit 2007 mit Claudia Redle verheiratet ist. Claudia Redle: „Ich konnte und wollte die Firma nicht alleine leiten. Aber zusammen mit meinem Mann Stefan konnte ich mir das sehr gut vorstellen!“ Auch der Traum, Betrieb und Familie unter einen Hut zu bringen, schien in dieser Kombination realisierbar zu sein: Sohn Niels kam am 20. Mai 2008 auf die Welt, Mattis wurde am 18. Dezember 2010 geboren.
Claudia Redle übernahm das Unternehmen dann also als vierte Generation. „Für mich war wichtig, dass die Nachfolger gleich investieren können“, sagt Waldemar Redle. „Also habe ich in meinen letzten Jahren als Chef wenig Geld für Neuerungen in die Hand genommen. Das passt aber auch zu meiner Art als Geschäftsmann insgesamt: Ich war immer sehr vorsichtig. Wenn ich das Gefühl hatte, etwas hat einen Haken, dann habe ich die Finger davon gelassen. Alles genau zu durchdenken, war immer wichtig für mich. Worauf ich mich lange Jahre verlassen konnte, das war der Rückhalt meiner Mutter, die sich im Betrieb ja bestens auskannte. Eingemischt hat sie sich nie, aber wenn ich Fragen hatte, hat sie mir immer geholfen.“
Als ich mich beruflich als Lkw-Fahrer umorientieren wollte, riet mir ein Bekannter, bei Waldemar Redle nachzufragen. Tatsächlich stellte mich dieser ein. Nach einiger Zeit bin ich wieder in meinen früheren Betrieb zurückgekehrt. Ich hatte mich überreden lassen, aber letztlich war es nicht die richtige Entscheidung. Waldemar Redle hat mich im Juli 2012 dann wieder angestellt, zum Glück! Dass er mir eine zweite Chance gegeben hat, rechne ich ihm hoch an, denn eigentlich hatte ich ihn ja im Stich gelassen. Mir gefällt der Umgang mit den Mitarbeitern bei Redle. Wir sind hier noch Menschen und keine Kostenfaktoren. Und wir bekommen Anerkennung – auch das ist wichtig. Als Lkw-Fahrer bin ich am liebsten mit den Abrollern unterwegs, also mit den Lastwagen, die die Container am Haken absetzen. Damit bedienen wir hauptsächlich die Industriekunden. Wir haben viel mit Menschen zu tun, immer sind wir woanders. Mein Motto lautet: Ich versuche, mit allen Kunden gut umzugehen, denn das kommt in der Regel auch wieder zurück. Ein Erlebnis als Lkw-Fahrer gibt es, das ich nie vergessen werde: Im August 2018 fuhr ich zwischen Vögisheim und Feldberg einen schwer beladenen Lkw im Schneckentempo den Berg hinauf. Die Straße führt um eine Kurve, so dass man den Gegenverkehr nicht einsehen kann. Auf einmal kam ein Pkw auf mich zu, ich sah sofort, dass die Fahrerin viel zu schnell war. Sie zeigte überhaupt keine Reaktion und hielt das Lenkrad stur fest, die beiden Fahrzeuge krachten aufeinander. Ich habe noch versucht, das Fahrerhaus ins Gras zu ziehen, aber die Reaktionszeit war einfach zu kurz. Die Frau – es war eine ältere Dame – starb an der Unfallstelle. Fast jeden Tag komme ich dort vorbei. Was mir geholfen hat, war darüber zu reden. Claudia und Stefan haben mich dabei in allem sehr unterstützt. So etwas zu erleben, das wünscht man keinem.
Sich nicht einzumischen, aber immer da zu sein, wenn Fragen auftauchen: Diesen Weg ging auch Waldemar Redle, als Claudia Redle, die neue Firmeninhaberin, und ihr Mann Stefan Heidke-Redle ab Dezember 2014 das Sagen hatten. „Das hat bestens funktioniert und funktioniert immer noch“, sagt Claudia Redle. „Ich war ja nun nicht mehr angestellt, sondern trug Verantwortung. Nächtelang war ich im Büro, um alles in den Griff zu bekommen. Das war eine harte erste Zeit. Dann ging auch noch der Radlader kaputt. Wo sollte ich die Angebote einholen? Ich fragte meinen Vater und er kümmerte sich darum. Anschließend besprachen wir die Angebote, so dass wir bei der Entscheidung für eine neue Maschine ein gutes Gefühl hatten.“
Schon wenn ich als Kind auf der Straße einen Lkw gesehen habe, dann wusste ich: Ich möchte mal Lkw-Fahrer werden! Gelernt habe ich zunächst Forstwirt, aber das war nicht mein Traumberuf. Lange verzichtete ich auf ein Auto, denn ich sparte auf den Lkw-Führerschein. Mit 21 Jahren hielt ich ihn dann in den Händen. Zunächst war ich bei einem Gipserbetrieb als Fahrer angestellt, dann gab mir Monika Kummer den Tipp, mich doch bei Waldemar Redle zu bewerben. Am 15. April 2013 habe ich hier angefangen. Ich habe ihn als netten und hilfsbereiten Chef kennengelernt. Er meinte noch, ich könne mir den Betrieb ja auch erst in Ruhe anschauen, denn es sei ja nicht jedermanns Sache, die großen Redle-Lastwagen mit den Containern zu fahren. Aber das ist genau mein Ding! Je größer die Herausforderung, desto besser. Beim Fahren der sogenannten Absetzer ist die Abwechslung größer: Jede Baustelle ist anders, jeder Kunde ist anders. Mit den Abrollern fährt man eher die längeren Strecken. Wir haben sehr viele nette und zuvorkommende Kunden. Natürlich hat jeder von uns Fahrern seine Lieblingsorte zum Abladen und es ist gut, dass unsere Vorlieben bei den Planungen der Touren berücksichtigt werden. Schon bei meiner ersten Arbeitsstelle war das Betriebsklima gut und ich dachte, besser kann es eigentlich nicht werden. Aber hier bei Redle ist es tatsächlich noch mal anders und bess...