Wassenberg - Pskow
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Wassenberg - Pskow

Mit dem Fahrrad nach Russland

  1. 76 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Wassenberg - Pskow

Mit dem Fahrrad nach Russland

Über dieses Buch

1991, fünfzig Jahre nach dem Krieg kam Pfarrer Klaus Eberl mit einer Delegation der Evangelischen Kirche im Rheinland in die russische Stadt Pskow. Die Versöhnungsreise wurde ein Besuch mit Folgen. Es entstand das Heilpädagogische Zentrum, das wesentliche Impulse für die Arbeit mit behinderten Menschen in ganz Russland gegeben hat.Mag sein, dass es eine verrückte Idee war, 2004 mit dem Fahrrad von Wassenberg nach Pskow zu fahren, ca. 2.700 km Richtung Osten, aber es war auch eine wunderbare Erfahrung.Im Vordergrund stand das Heilpädagogische Zentrum in Pskow; die Aktion sollte Rückenwind für Menschen mit Behinderungen in Russland bringen - und Spenden für das HPZ einwerben. Die Reisegruppe war bunt gemischt: Presbyter, Pfarrer, Mitarbeiter aus Deutschland sowie russische Kollegen. Auf einem Teilabschnitt begleiteten Jugendliche aus der Gemeinde die Russlandfahrer.Die Reise begann am 17. Juli 2004 mit einem Aussendungsgottesdienst in Wassenberg. Von West nach Ost führte der Weg durch Polen, Litauen, Lettland und Estland, um schließlich am 10. August in Pskow anzukommen.

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REISETAGEBUCH2

1. Tag, 17.7.04: Wassenberg-Essen (95 km)
Wir sind gerührt, dass so viele Menschern unsern Start nach Russland begleiten. Junge und alte Gemeindeglieder, Lehrer der Rurtalschule, sogar der Bürgermeister, sind beim Start der Fahrradreise von Wassenberg nach Russland dabei, um uns Segenswünsche mit auf den Weg zu geben. Aber auch Briefe für die Mitarbeiter im Heilpädagogischen Zentrum werden eingepackt, kleine Souvenirs, in letzter Minute noch ein Kinderwagen für Christina Strekalowskaja in Pskow, die ein lang ersehntes Baby bekommen hat. Der Gepäckwagen ist nun so voll, dass kaum noch ein Handtuch hineinpasst.
Auf dem ersten Streckenabschnitt fahren noch 80 Begeisterte mit. Nach einem Picknick an einem der Wegberger Mühlenseen ist die Russlandgruppe auf sich allein gestellt. Wir wählen eine Route, die die landschaftlichen Reize des Niederrheins zur Geltung bringt. Seltsam: Obwohl wir noch in unserer Heimat sind, bewegen wir uns auf unbekanntem Terrain. Anders als mit dem Auto rasen wir mit dem Rad nicht an Dörfern und Feldern vorbei, sondern haben Augen für Kleinigkeiten: ein windschiefes Haus, Duft der Äcker, Waldwege, die vom Regen der letzten Tage noch ganz aufgeweicht sind. Eine elegant gekleidete Frau radelt uns entgegen. Wahrscheinlich fährt sie zu einer Hochzeit. Oben auf dem Hut, der Pariser Haute-Couture entsprungen sein könnte, trägt sie stolz einen Fahrradhelm.
Gewitterschauer halten uns auf. Regensachen werden ausgepackt. Durch die Brille ist kaum noch etwas zu sehen. Die Landschaft verschwimmt vor unseren Augen. Am Rhein zwingt eine Großkirmes zur Routenänderung. Statt der Theodor-Heuss-Brücke wählen wir die neue Autobahnbrücke im Norden Düsseldorfs - auf dem Radstreifen.
Kurz vor Duisburg werden die Beine schwer. Andrej, der Direktor des Heilpädagogischen Zentrums, berichtet, dass die behinderten Kinder gerade eine Fahrradtour von Nowgorod nach Pskow unternommen haben. Und uns soll die Puste ausgehen?
In Mülheim/Ruhr ist zu entdecken, dass es im Ruhrgebiet auch Berge gibt. Nach fast 100 Kilometern wird jeder kleine Hügel zum Alpengipfel. Jetzt läuft die Zeit davon. Wir sind für 18 Uhr im Gottesdienst der Neuen Pauluskirche in Essen angekündigt und sollen dort von dem Versöhnungsprojekt und der Arbeit in Pskow erzählen. Als wir ankommen, ist der Gottesdienst bereits zu Ende. Der Pfarrer ist nachsichtig und hat die Gemeindeglieder auf den Gottesdienst am Sonntagmorgen verwiesen. Freundliche Gemeindeglieder nehmen uns auf und sorgen für die notwendigen Stärkungen und eine geruhsame Nacht.
2. Tag, 18.7.04: Essen-Soest (110 km)
Ein Loblied auf Frau Gravenhorst! Die alte Dame aus der Essener Kirchengemeinde sorgt für opulentes Essen und eine geruhsame Nacht. Ihre Großzügigkeit ist gepaart mit Weltläufigkeit. Ein Haus voller Bücher und Geschichten über die in alle Welt ausgezogenen Kinder zeugen von einem weiten Horizont. Am nächsten Morgen überrascht sie uns damit, dass sie auch auf dem Fahrrad ein gutes Stück mithalten kann.
In der Essener Neuen Pauluskirche findet ein Familiengottesdienst statt. Normalerweise ist der riesige Kirchbau wohl für die schrumpfende Gemeinde zu groß. Der Strukturwandel im Ruhrgebiet führt zu Wanderungsbewegungen, die den Gemeinden und den Städten große Probleme bereiten. Man weiß nicht, ob die große Kirche noch lange zu halten ist. Heute ist der Gottesdienstraum zum Familiengottesdienst allerdings gut gefüllt. Aussendung! Eine Jugendgruppe macht sich auf in die Partnergemeinde der United Church of Christ in den USA, wir werden in Richtung Russland verabschiedet. Go west! Go east!
Wir erzählen von der Geschichte des Heilpädagogischen Zentrums in Pskow. Nach Zeiten des Krieges und der Feindschaft sollte 1991, 50 Jahre nach dem Kriegsbeginn, ein neues Kapitel aufgeschlagen werden. Versöhnung mit der Sowjetunion! Aber Versöhnung mit Verbesserung der Lebensbedingungen für die Schwächsten in der Russischen Gesellschaft! So machte sich die Evangelische Kirchengemeinde Wassenberg auf, gemeinsam mit der Rurtal-Schule Oberbruch das Heilpädagogische Zentrum in Pskow zu gründen. Die Gemeinde übernahm die Trägerschaft, die Schule sorgte für die fachliche Entwicklung und die Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen. Eine gute Arbeitsteilung. Heute kennt im Nordwesten Russlands fast jeder das HPZ.
Unser Weg führt an der Ruhr entlang nach Soest. 110 km auf der Kaiserroute, die von Aachen bis Paderborn reicht.
3. Tag, 19.7.04: Soest-Bad Driburg (101 km)
Wir schlafen in der Soester Jugendherberge. Am Morgen wollen wir noch die Wiesenkirche ansehen. Die westfälische Kirchenleitung hat uns eine Besichtigung ans Herz gelegt, weil sie ein Hauptwerk der Gotik sei. Im Nordportal ist das „Westfälische Abendmahl“ dargestellt. Das Abendmahl wird in einem Wirtshaus gehalten, in dem es Schinken und Bier gibt. Das klingt verheißungsvoll und unkonventionell! Aber am Vortag sind wir erst um 23 Uhr in Soest angekommen. Das soll uns auf dieser Etappe nicht mehr passieren. Deshalb verzichten wir auf die Besichtigung, kaufen für Andrej Zarjow, der Knieprobleme hat, eine elastische Bandage. Mit der Bandage fährt er beschwerdefrei. Außerdem versorgen wir uns mit Proviant. Getreu dem Brecht-Motto: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Andrej Zarjow, 42 Jahre alt und selbst Vater einer schwerstbehinderten Tochter, ist Direktor des Heilpädagogischen Zentrums in Pskow. Vorher war er Englisch-Lehrer, hat sich aber seit Gründung des Zentrums ganz der Arbeit mit behinderten Menschen gewidmet. Fortbildungen in Europa und USA haben ihn zu einem der führenden Experten in Russland gemacht. Sein Eifer hat einen Grund. Alles, was er in Russland leidenschaftlich konzipiert und aufbaut, dient auch der Zukunft seiner autistischen Tochter Katja.
Auf der B1 fahren wir von Soest nach Paderborn. Wir schaffen einen 25er Schnitt. Das ist zwar nicht Tour-de-France-reif, aber für unsere Verhältnisse recht schnell. Die Beine arbeiten im gleichmäßigen Takt. Haben wir nach drei Tagen schon Kondition gewonnen?
Hinter Paderborn dämpft das Eggegebirge unsere Euphorie. Englose Steigungen. Wir schnaufen wie eine alte Dampflock. Dann ist auch noch die Radkarte ungenau. Wir wählen eine Abkürzung - und erkaufen sie mit Steigungen, die auch im ersten Gang kaum zu schaffen sind. Schließlich finden wir über die Berge hinweg Bad Driburg. In der Jugendherberge hören Andrej Zarjow und Konstantin Popow vertraute Töne: eine russische Jugendgruppe im Sportleraustausch.
4. Tag, 20.7.04: Bad Driburg - Einbeck (Wenzen) (84 km)
Regen, Regen, Regen… Wir quälen uns von Bad Driburg nach Einbeck. Es blitz und donnert. In kurzer Zeit erweist sich, dass die Regenkleidung nicht dicht ist. Pech! Die Nethe schlängelt sich durch die Täler. Ein Radweg folgt ihr. Parallel zum Fluss bleiben zumindest die Anstiege erträglich. Am Körper klebt die nasse Kleidung. Auch die mitgebrachten Brötchen sind längst aufgeweicht. Wir stellen uns bei einer Betonfabrik unter und hoffen, dass der Regen bald aufhört. Er hört nicht auf.
Ziemlich abgekämpft erreichen wir Höxter. Um den Regenfluten auszuweichen, besichtigen wir die mächtige Schloss- und Klosteranlage Corvey. Die Benediktinerabtei war einmal kultureller und politischer Mittelpunkt Deutschlands. Von hier aus nahm die Christianisierung ihren Lauf. Paradoxerweise findet im Museum eine Ikonenausstellung statt. Die Ikone ist für orthodoxe Christen wie ein Fenster zum Himmel, erzählt uns Konstantin Popow. Er ist Kantor der Lubjatowa-Gemeinde in Pskow und muss es schließlich wissen. In Pskow gibt es die berühmtesten Ikonen Russlands - da kann die Ausstellung nicht mithalten.
Im Ort Wenzen nahe Einbeck kommen wir im Pfarrhaus von Pfarrer Karius unter. Spontan stellt er uns die Räumlichkeiten, Getränke, Bad und seine Waschmaschine zur Verfügung. Das Kirchlein der Lutherischen Gemeinde ist ebenso einladend wie der Pfarrer. Ein Kleinod abseits touristischer Wege, das in keinem Reiseführer zu finden ist.
Die Luftmatratzen werden aufgeblasen. Wir verkriechen uns in die Schlafsäcke. Werner Brümmer kommt der Gedicht-Vers von Dietrich Bonhoeffer in den Sinn: „Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost was kommen mag.“
5. Tag, 21.7.04: Einbeck - Goslar (65 km)
Wir verlassen Wenzen und sind guter Stimmung. Am Vorabend haben wir uns in der Dorfgaststätte mit dem berühmten Einbecker Bier und dicken Schnitzeln gestärkt. Als wir den Gästen von der Radtour und dem Heilpädagogischen Zentrum erzählten, meist Mitglieder der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr, öffneten sie spontan ihre Portemonnaies und spendeten für das HPZ.
Endlich wieder ein Sonnentag! Auf dem ersten Kilometer müssen wir mehr als 100 Meter Höhenunterschied überwinden. So geht es weiter. Steile Anstiege, die kaum im ersten Gang zu bewältigen sind. Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt … Dann wieder rasante Abfahrten. Der Tacho zeigt bis zu 55 km/h an. Willkommene Kühlung für den schwitzenden Körper.
In Bad Gandersheim begegnet uns gepflegte Kurort-Atmosphäre. Die romanische Stiftskirche, der „Dom“, ist sehenswert. In diesen Tagen finden die Domfestspiele statt, ein großes Angebot an Schauspiel-, Musical- und Studioinszenierungen.
Am Harzrand entlang folgen wir mit unseren Fahrrädern dem Europäischen F...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort
  3. Hinweise
  4. Das Wunder von Pskow Die Geschichte des Heilpädagogischen Zentrums
  5. Von Wassenberg nach Pskow Ein Reisetagebuch
  6. Menschenbild und Integration Ein Vortrag
  7. Barbara Kramer: Ein Brief als Nachwort
  8. Impressum