USA - 1989
Originaltitel: “Best of the Best”
Wer braucht schon Kriege und Waffen, wenn es Sport und Fäuste gibt?
Es steht die Weltmeisterschaft in Taekwondo an, in der die USA ihre Kräfte mit den Koreanern messen sollen; weshalb der beinharte, aber herzensgute Coach Couzo ein eingeschworenes und geradezu unzerstörbares Team aus Superkämpfern zusammenstellen und mit mordernsten Fitnessgeräten trainieren soll.
Seine Wahl fällt auf den nahe am Wasser gebauten und an der Schulter verletzten Witwer und Vater Alex, den aus der Kindheit verstörten Ami-Asiaten Tommy Lee, den rassistischen Cowboy Travis, nen notgeilen Italo-Amerikaner und nen Nerd. Nachdem, als erste Teambuilding-Maßnahme, eine Kneipenschlägerei angezettelt und die Einrichtung einer Redneck-Bar zu Kleinholz verarbeitet wird, geht es auch schon ins hochmoderne und ebenso anspruchsvolle Trainingscamp, wo gelaufen, meditiert, gelaufen, geboxt, gelaufen, getreten, in der Sauna geschwitzt und noch mehr gelaufen wird; währen die Koreaner im Schnee rumbrüllen und Bäume vermöbeln.
Das Training verläuft gut und das Team beginnt, sich, trotz kleinerer Differenzen, zusammen zu raufen. Erst als Couzo die koreanischen Kontrahenten der Kämpfer bekannt gibt, gibt es Stress.
Als problematisch erweist sich Tommy Lee's Gegner Dae Han Park, der, vor Jahren bei einem ähnlichen Wettkampf, bereits Lee's Bruder aus dem Leben gekickt hat. Als dann auch noch Alex Sohn bei einem Autounfall ins Koma gecrasht wird und Couzo ihm den Besuch im Krankenhaus verweigert, werden Flüsse aus Tränen vergossen und das Team droht auseinander zu brechen…
Dass der durchschnittliche Videothekenbesucher der späten 80er / frühen 90er im Grunde ein sehr genügsames und die Umstände nur selten hinterfragendes Kerlchen war, wird am Beispiel von „Best of the Best“ deutlich, welcher nicht nur innerhalb der von Ascot Video selbst gebastelten „Karate Tiger“-Reihe (genaueres zum Thema gibt’s im nachfolgender Artikel), sondern auch innerhalb der eigenen Serie einen Exoten darstellt.
Mochten die ersten drei (und alle nachfolgenden) „Karate Tiger“-Filme storytechnisch und stilistisch noch so unterschiedlich sein, so hatten sie doch alle gemein, dass sie pure, einfach gestrickte Action-Entertainment-Streifen waren und auch keinerlei Anstalten darum machten irgendwie mehr zu sein, als stumpfe Martial-Arts-Klopper.
Mit „Best of the Best“ ist das eine gänzlich andere Angelegenheit, da man ihn genau genommen nicht mal als Actionfilm kategorisieren kann.
Es ist ein mit Pathos vollgestopftes Sport- / respektive Männer-Drama mit Martial-Arts-Thematik; wobei der Schwerpunkt des Films oft deutlich mehr beim Drama liegt, als so manchem Klopper-Fan lieb gewesen sein dürfte.
Mitunter einer der Gründe, warum „Best of the Best“ in den US-Kino grandios floppte und die (deutlich besseren) Direkt-to-Video-Fortsetzungen eine gänzliche Neuausrichtung als straighte Actionvehikel erfahren durften.
Ein weiterer Grund ist aber auch, dass „Karate Tiger IV“ ebenso als Drama eher eine Lachnummer ist; was vor allen Dingen daran liegt, dass der Streifen allgemein strunzdoof ist (womit er dann ja doch irgendwie wieder zu den anderen „Karate Tiger“-Teilen passt).
Zwar haben die Drehbuchautoren Philip Rhee (u.a. „Crime Killer“, „Kentucky Fried Movie“) -, der auch gleich die Position von Hauptdarsteller und Produzent übernahm,- und Paul Levine (u.a. „Personals: College Girl Seeking…“, „Spiders Web“) wohl „Drama for Dummys“ gelesen und verstanden, dass ein Solches von Konflikten und Gefühlen lebt (weshalb den Holzschnitt-Figuren im Film viel Gelegenheit geliefert wird, wie die Schlosshunde zu heulen), waren sich aber offenbar nicht darüber im Klaren, dass Drama (zumindest, um ernst genommen zu werden,) auch glaubwürdige Charaktere, anständige Dialoge und nachvollziehbare Handlungsweisen erfordert. Und in all diesen Punkten verkackt „Best of the Best“ in einer Tour.
Die auf dreistetste Weise von „Rocky IV“ abgekupferte Story und Handlung könnten kaum simpler und geradliniger sein -, weshalb man auch rekordverdächtig viele (meist mit Kuschelrock unterlegte) Trainingsmontagen eingestreut hat, um den Streifen auf 90 Minuten zu strecken, - und lässt kaum ein Klischee des „Männerfilms“ aus.
Nicht mal auf die, fürs 80er-Actionkino obligatorische, Barschlägerei wird verzichtet. Und auch nicht darauf, dass das zuvor verdroschene Proleten-Pack (u.a. die noch junge Stunt-Legende Kane Hodder) die Helden im finalen Turnier vor der Glotze versammelt anfeuert.
Selbst die betont emanzipierte und starke Meditations-Expertin mit Ziegelsteine-Zerklopper-Händen, gespielt von der bezaubernden Sally Kirkland („Two Evil Eyes“, „Killer-Spiele“ u.v.m.), wird mit einem Tracking-Shot von ihrem wohl geformten Allerwertesten eingeführt und darf kurz darauf betonen, dass sie einen guten Job machen kann, „obwohl(!) sie eine Frau ist“. - Ja, liebe Leute, so haben sich die stolzen Klötenträger der 80er die stoppelbeinigen Emanzen des Grauens fürs Kino schön gefärbt!
Wobei wir bei den „Charakteren“ wären, bei denen man zwar ausnahmsweise den freche Sprüche klopfenden Afroamerikaner weggelassen hat (als Quotenschwarzer ist ja ohnehin Couzo schon platziert worden), dafür aber den lustig klingenden und vor Geilheit triefenden Spaghetti-Fresser einsetzte, genauso wie einen Nerd und einen großmäuligen, rassistischen, aber im Kern dann doch anständigen Cowboy. Es wird wirklich kein Stereotyp ausgelassen.
Da kann auch die sonst eigentlich ganz brauchbare Besetzung nicht viel retten. Einzig James Earl Jones („Das Kartell“, „König der Löwen“, „Star Wars: Episode IV – VI“ u.v.m), als weichherziger Schleifer kann wirklich überzeugen.
Den Vogel aber schießt ganz klar Eric Roberts („Expendables“, „Ambulance“ u.v.m) ab, der zu der Zeit noch Versuchte aus dem Schatten seiner erfolgreicheren Schwester Julia zu träten und deshalb schauspielert, als würde sein Leben davon abhängen. Was vor allen Dingen in bemerkenswert überzogenen Overacting und so ausgiebigen Heulorgien mündet, dass selbst Shelly Duvall („Shining“) ins Staunen käme.
Kaum zum Staunen wiederum ist, dass sich Roberts bei etwas dynamischeren Kampfszenen hat doubeln lassen. Etwas mehr überzeugt da Philip Rhee, der neben schauspielerischen Qualitäten, als einziger im amerikanischen Team einen richtigen Kampfsport Background besitzt.
Der Rest der Besetzung -, unter der sich auch Genreveteran Kohn P. Ryan („Delta Force 2“, „Death Wish 4“ u.v.a.), und Grande Dame Louise Fletcher („Einer flog über das Kuckucksnest“, „The Stepford Husbands“ u.v.a) mit kleinen Auftritten ausmachen lassen, - macht seinen Job ganz anständig und schafft es zumindest die Figuren halbwegs sympathisch rüber kommen zu lassen; was bei Chris Penn's („Reservoir Dogs“, „True Romance“) Arschnasen-Cowboy schon ein kleines Kunststück darstellt.
Die Vier von der Haustelle.
Irgendwie komisch ist auch die Aussage von „Best of the Best“, der natürlich auch nicht mit Pathos geizt.
Hier kommen wir nochmal auf den Ideen-Klau bei „Rocky IV“ zurück. Denn Philip Rhee hielt es nicht nur für eine gute Idee die Grundsituation zu übernehmen, sondern kehrte diese allen Ernstes auch noch ins Gegenteil um.
Sprich: Hier trainieren die strahlenden, zuweilen undisziplinierten Amerikaner mit modernster, hochentwickelter Sport-Technik; um sich gegen die genauso rückständigen, wie emotionslosen Killer-Handkanten (Angeführt von Philip Rhee's Bruder Simon) aus der verschneit-kargen Korea zu wappnen. (What the fuck?!) Im Übrigen wird den ganzen Film durch nicht klar, ob es sich dabei um die Leute aus dem südlichen, oder nördlichen Korea handelt; was schon ein interessantes Detail wäre, wenn man bedenkt, dass diese eben klar als Antagonisten dargestellt werden.
Übrigens ohne dabei auch nur in irgend einer Sekunde politisch zu werden. Hier reicht es schon, dass die Koreaner eben fremdartig, bzw. keine Amerikaner sind Im Grunde kann man aber eigentlich froh sein, dass ausnahmsweise keine Russen als Bad Guys herhalten mussten, wenn man bedenkt, aus welcher Ära „Best oft he Best“ stammt.
Aber das ist eigentlich auch egal. Denn, am Ende, wenn sic...