Corporate Social Responsibility
eBook - ePub

Corporate Social Responsibility

Wie Unternehmen mit ihrer ethischen Verantwortung umgehen

  1. 320 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Corporate Social Responsibility

Wie Unternehmen mit ihrer ethischen Verantwortung umgehen

Über dieses Buch

Das von der Betriebswirtschaftslehre gemeinhin proklamierte Ziel der Gewinnmaximierung, das durch das Schlagwort "Shareholder Value" - die Wertsteigerung für den Anteilseigner - ausgedrückt wird, erfährt seit einiger Zeit zunehmend Kritik.In Zeiten, in denen trotz hoher Gewinne Unternehmen Mitarbeiter entlassen, in denen die Automobilbranche durch immer neue Skandale erschüttert wird, die Banken trotz illegaler Machenschaften und Gewinneinbrüchen weiterhin hohe Boni zahlen, die Energieunternehmen vor dem größten Umbruch ihrer Geschichte stehen, in denen der Klimawandel zu einem Problem wird, dem die Politik alleine nicht gewachsen ist, in diesen Zeiten wird die Forderung an die Wirtschaft lauter, mehr Verantwortung für die Umwelt und die Gesellschaft zu übernehmen. "Corporate Social Responsibility" und "Nachhaltigkeit" sind dabei die Vokabeln der Stunde.Dieses Buch soll der Frage auf den Grund gehen, was es mit der unternehmerischen Verantwortung auf sich hat, welche internationalen Initiativen und Regeln zu dem Thema existieren und wie die Konzerne ganz konkret mit der Materie umgehen.Dazu hat der Autor die dreißig größten deutschen Unternehmen unter die Lupe genommen, wobei zum Teil Vorurteile bestätigt werden, teilweise aber auch überraschende Erkenntnisse zu Tage treten. Die deutlich erweiterte Neuauflage zeichnet zudem die Entwicklung innerhalb der letzten zehn Jahre nach und benennt die aktuellen Trends beim Umgang der Konzerne mit ihrer ethischen Verantwortung. Illustriert wird das Buch von über 60 Abbildungen und Tabellen.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Corporate Social Responsibility von Oliver M. Herchen im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Politik & Internationale Beziehungen & Politik. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Kapitel 1

Grundlagen

Corporate Social Responsibility
als unternehmerische Aufgabe

1 Grundlagen – Corporate Social Responsibility (CSR)
als unternehmerische Aufgabe

1.1 Einleitung

Am Freitag, den 18. September 2015, einen Tag nach Eröffnung der 66. Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt am Main, titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung: »Verstoß gegen Umweltauflagen: Volkswagen muss fast 500.000 Autos zurückrufen«. Der Konzern habe gegen Abgasvorgaben der US-Umweltbehörde EPA verstoßen, indem er »eine spezielle Software eingesetzt [habe], um die Messung des Schadstoffausstoßes absichtlich zu manipulieren«. Das könne »eine Strafe von bis zu 18 Milliarden Dollar nach sich ziehen«.1 Und der Spiegel ergänzte einen Tag später: »Durch das Programm soll es möglich sein, das Abgas-Kontrollsystem nur bei offiziellen Emissionstests zu aktivieren. Das würde bedeuten, dass die Luftverpestung in Wirklichkeit viel höher wäre.«2
Damit war einer der größten Skandale der deutschen Wirtschaftsgeschichte an die Öffentlichkeit gelangt. Er beschäftigt seitdem nicht nur die internationale Presse und den Wolfsburger Automobilkonzern selbst, sondern auch diverse Verbraucherund Umweltschutzverbände, die Politik und schließlich die Gerichte bis in die Zukunft hinein. Die unter dem Namen Abgas- oder Dieselskandal bekannt gewordenen Vorfälle waren schnell zu dem Symbol geworden für verantwortungslose Unternehmensführung, zum Symbol für den Betrug am Kunden und für den rücksichtslosen Umgang der Konzernlenker mit der Umwelt und den Interessen der Allgemeinheit. Aber sie waren auch zum Symbol geworden für ein zu lasches Durchgreifen der Politik, für ein Unter-einer-Decke-Stecken der gewählten Volksvertreter mit »der Wirtschaft«, für Klüngelei und Lobbyismus und für die fehlende Ethik und Moral in unserem Wirtschaftssystem. Wir werden darauf später noch zurückkommen.
Fast genau ein Jahr später, am 16. September 2016, berichtete die Süddeutsche Zeitung unter der Schlagzeile »US-Regierung fordert Rekordbuße von der Deutschen Bank« davon, dass Washington das Finanzinstitut »wegen Tricksereien auf dem amerikanischen Immobilienmarkt« zu einer Strafzahlung von sage und schreibe 14 Milliarden US-Dollar verklagen wolle. Der Bank würden »windige Geschäfte am Markt für mit Hypotheken besicherte Wertpapiere vorgeworfen, die zum Kollaps des US-Häusermarktes im Jahr 2008« beigetragen hätten. Über Jahre hinweg hätte das Geldhaus, wie mehrere andere Großbanken auch, hohe Gewinne erzielt, indem sie Immobilienkredite an eigentlich mittellose Familien vergeben und die Risiken aus diesen Geschäften anschließend in Form von hochkomplexen Derivaten an Investoren weitergereicht hätten. Als der Markt im Sommer 2007 schließlich zusammenbrach, hätten sich diese Bonds als wertlos erwiesen. Damit habe die Deutsche Bank entscheidend zur globalen Banken- und Finanzkrise beigetragen, in deren Verlauf Großbanken wie Lehman Brothers Insolvenz anmelden mussten und Milliarden an Staatsgeldern auf der ganzen Welt in die Hand genommen werden mussten, um die Branche zu stützen und die Weltwirtschaft nicht vollends in den Abgrund zu reißen.3
In der Folge wurden immer neue Skandale der Finanzbranche bekannt – und die Deutsche Bank war stets mittendrin. Der Ruf litt erheblich. Die Banken galten fortan als Inbegriff des Raubtierkapitalismus. Es wurden Forderungen laut, die »Casinos« endgültig zu schließen und den ruchlosen Investmentbankern das Handwerk zu legen. Die Banken sollten verstaatlicht werden und wurden es teilweise auch; die Öffentlichkeit rief danach, strengere Regularien für den Finanzmarkt einzuführen, was aber bis heute kaum geschah. Insbesondere die hohen Boni, die die Banken ihren führenden Mitarbeitern weiterhin gewährten, während sie ihre Kunden ausnahmen und ins Verderben stürzten, riefen laute Kritik hervor. Als im Januar 2018 bekannt wurde, dass die Deutsche Bank trotz Verlusten Boni von über eine Milliarde Euro ausschütten wolle, ließ der Tadel an dieser »Boni-Orgie«, wie es das Manager-Magazin nannte4, nicht lange auf sich warten. Der hessische SPD-Vorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel etwa sagte: »Millionen-Boni trotz Verlusten widersprechen jeglichem Gerechtigkeitsempfinden. Einerseits Arbeitsplatzabbau, andererseits goldene Nasen in der Führungsetage – das kann man niemandem erklären.« Und SPD-Chef Martin Schulz ergänzte: »Überall schließen Bankfilialen, Kunden verlieren ihre Berater, Berater ihre Jobs. Wenn in dieser Situation Boni in Höhe von einer Milliarde Euro ausgeschüttet werden, dann verliert ein Unternehmen nicht nur an Ansehen. Das schadet insgesamt unserer Solidargemeinschaft.«5 Tatsächlich unmoralisches Handeln oder lediglich business as usual? Auch auf die Geschäftstätigkeit der Deutschen Bank werden wir noch zurückkommen.
Am 23. Mai 2016 schrieb die Wochenzeitung Die Zeit, dass der Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern Bayer den umstrittenen US-Saatguthersteller Monsanto für 62 Milliarden Dollar übernehmen wolle.6 Das Unternehmen wolle »durch die Übernahme von Monsanto ein weltweit führendes Unternehmen der Agrarwirtschaft werden«, wie es in der entsprechenden Pressemitteilung hieß. Demnach biete die Übernahme »eine überzeugende Gelegenheit für Bayer, ein weltweit führendes Unternehmen für Saatgut, Pflanzeneigenschaften und Pflanzenschutz zu schaffen«. Gleichzeitig würde Bayer »als Life-Science-Unternehmen mit einer gefestigten Position in einer langfristigen Wachstumsbranche gestärkt«.7
Aus unternehmerischer Sicht mag die Übernahme, die bis Anfang 2018 noch immer nicht endgültig vollzogen war, möglicherweise sinnvoll erscheinen. Aus moralischer Sicht haben allerdings viele ein Problem damit. Denn Monsanto gilt insbesondere unter Umweltschützern als der Inbegriff des skrupellosen Unternehmens. Der Konzern aus St. Louis, Missouri, ist nicht nur der größte Hersteller des äußerst umstrittenen, unter Krebsverdacht stehenden und in großen Mengen eingesetzten Breitbandherbizids Glyphosat, das er unter dem Markennamen »Roundup« vertreibt. Das Unternehmen besitze seinen Kritikern zur Folge darüber hinaus auch eine Fast-Monopolstellung bei genverändertem Saatgut. In Kombination mit Roundup, gegen das dieses Saatgut immun ist, würden sich viele Bauern abhängig machen von den Produkten der Firma. Vor allem in Entwicklungsländern treibe das viele Kleinbauern in den Ruin. Auch das übrige Geschäftsgebaren wird kritisiert, die massive Lobbyarbeit etwa, die politische Einflussnahme und Verstrickung in die Politik, vor allem in Dritte-Welt-Ländern, oder auch die Patente auf Saatgut, die laut Greenpeace dazu führen könnten, dass Bauern Lizenzgebühren an Monsanto zahlen müssten. Die Umweltschutzorganisation nennt die Firmengeschichte »eine Skandalchronik, atemberaubend lang«.8
Die Welt scheint im Hass auf Monsanto zusammenzustehen. Im Mai 2016 protestierten Menschen in 400 Städten auf dem gesamten Globus gegen den Konzern. Auf Plakaten war unter anderem zu lesen Mon$anto is making us $ick (»Monsanto macht uns krank«), wobei das S im Firmennamen durch ein Dollar-Zeichen ersetzt war. Die Spitznamen des Unternehmens lauten »Mon-Satan« oder schlimmer.9
Der Naturschutzbund (NABU) verlieh, nachdem die Übernahmepläne bekannt geworden waren, Bayer-Chef Werner Baumann den Negativ-Umweltpreis Dinosaurier des Jahres 2016. In der Begründung hieß es:
Diese Strategie des »alles aus einer Hand« mit aufeinander abgestimmten Saatgut und Pestiziden treibt aber nicht nur die Bäuerinnen und Bauern zunehmend in die Abhängigkeit, sie forciert eine Intensiv-Landwirtschaft, die als Hauptverursacher des globalen Verlustes von Biodiversität gilt. »Der massive Einsatz von Pestiziden führt weltweit zu einem Rückgang von Insekten, darunter auch nützliche Bestäuber wie Wildbienen oder Schmetterlinge, entzieht Vögeln der Agrarlandschaft die Lebensgrundlage und vergiftet aquatisch gebundene Lebewesen«, so [NABU-Präsident] Tschimpke. Damit würden mit der Fusion auch die von den Vereinten Nationen beschlossenen Nachhaltigkeitsziele torpediert, die einen Bezug zur Biodiversität aufweisen.10
Ist die Öffentlichkeit also berechtigt, Kritik zu üben, Kritik an einem wohlgemerkt privaten Unternehmen, nur weil diese Öffentlichkeit das Handeln des Unternehmens für moralisch verwerflich hält? Ist die Übernahme von Monsanto durch Bayer verantwortungslos? Oder kommt der Konzern nicht vielmehr gerade seiner Verantwortung nach, wenn er lediglich seine ureigenen Interessen nach Wirtschaftlichkeit und Profitmaximierung verfolgt, um damit im Sinne von shareholder value die Bedürfnisse seiner Anteilseigner zu befriedigen?
Ein letztes Beispiel: Im November 2017 kündigte der Münchner Technologie-Konzern Siemens an, in den nächsten Jahren bis zu 7.000 Stellen abbauen zu wollen, davon die Hälfte in Deutschland. Die Streichung betreffe vor allem die Kraftwerksparte. Die Turbinenwerke in Leipzig und Görlitz sollten komplett geschlossen werden, auch der Standort Offenbach stehe zur Disposition. Grund sei, dass der Konzern von seinen großen Gasturbinen immer weniger verkaufe; der Preisverfall habe in diesem Geschäftsfeld zu erheblichen Überkapazitäten geführt, weshalb man sich zu diesem Schritt gezwungen sehe.11
Der zu erwartende Aufschrei ließ nicht lange auf sich warten. Die Gewerkschaften protestierten lautstark. In Görlitz, wo in einer als strukturschwach geltenden Region 900 Stellen wegfallen sollen und wo Siemens als einer der größten Arbeitgeber gilt, war das Entsetzen besonders groß: An einer Großdemonstration nahmen mehr als 7.000 Menschen teil, selbst der Bischof meldete sich an Weihnachten zu Wort und forderte die »Eindämmung rein kapitalistischen Denkens«.12
Der Focus stellte darüber hinaus die provokante und vorwurfsvolle Frage: »Stellenabbau trotz Subventionen?« und verwies darauf, dass Siemens in den vergangenen zehn Jahren Subventionen aus dem Bundeshaushalt in Höhe von über 300 Millionen Euro erhalten habe, 35 Millionen davon seien direkt in die nun von der Schließung betroffenen Werke geflossen.13
Was die Kritiker vor allem ärgerte war, dass es Siemens keineswegs schlecht ging. Der Konzerngewinn nach Steuern im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017 lag bei 6,179 Milliarden Euro, eine nochmalige deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr, in dem der Gewinn bei 5,584 Milliarden Euro gelegen hatte.
Wie konnten sich die Münchner angesichts eines solchen Jahresergebnisses also erdreisten, Stellen abzubauen? Wo war die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, wo war die Verantwortung gegenüber den Regionen, in denen die Menschen nun schon bald auf der Straße stehen sollten? Oder zeigte der Konzern nicht sogar gerade deswegen Verantwortung, weil er den künftigen Erfolg im Auge behielt und die weniger profitablen Geschäftsfelder nach und nach abzubauen gedachte? Sollte der Konzernvorstand nicht am besten wissen, was für das Unternehmen am vorteilhaftesten ist?
Nun, diese vier Fälle – Volkswagen, Deutsche Bank, Bayer und Siemens –...

Inhaltsverzeichnis

  1. Das Buch
  2. Der Autor
  3. Motto
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Abkürzungsverzeichnis
  6. Kapitel 1: Grundlagen – Corporate Social Responsibility (CSR) als unternehmerische Aufgabe
  7. Kapitel 2: Regeln – Standardisierung von CSR
  8. Kapitel 3: Umsetzung – CSR in der Praxis
  9. Kapitel 4: Schlussbemerkungen
  10. Anhang
  11. Übersichtstabellen
  12. Literatur- und Linkverzeichnis
  13. Anmerkungen
  14. Weitere Informationen
  15. Impressum