Anhang C: Glossar mit Claus
Nachdem unser ehemaliger Kollege nun das Haus verlassen durfte, sehen wir uns abschließend noch an, welche Abteilungen überhaupt mit welchen Funktionen in welcher Etage sitzen.
Die vielfältigen dauer-Suff-bedingten Folgeerkrankungen haben wir hier ansehnlich auf dem Silbertablett angerichtet. Als Beilage servieren wir noch weitere Erscheinungen im Zusammenhang mit Alkohol. Kommen Sie näher, wir haben für Sie keine Kosten und Mühen gescheut. So findet sich für jede auch noch so absonderliche Geschmacksrichtung bestimmt etwas passendes:
Von A wie Aszitis (prall gefüllt) bis Z wie Zirrhose (nicht nur gut, sondern völlig durch) zieht sich der Wahnsinn in Tüten quer durch den (OP)-Saal. In der Kantine gibt es dagegen wieder nur Nieren, eingelegt in körpereigener Rotweinsauce. Und wenn Sie auf der Kirmes gebrannte Mandeln sehen, denken Sie doch einfach mal an Clausi-Mausi. Also nun, auf geht’s - mit Messer und Gabel ran an die Fettleber und guten Appetit.
A
Aszitis →
B
Blut-Hirn-Schranke →
Bluthochdruck →
D
Darmkrebs →
Delirium tremens →
Depressionen →
E
Enteritits →
Entzugserscheinungen →
F
Fetales Alkohol-syndrom →
Fettleber →
H
Hepatitis →
I
Impotenz →
K
Kontrollverlust →
Korsakow Syndrom →
Krebserkrankungen, diverse →
L
Leberfibrose →
Leberzirrhose →
M
Magengeschwür →
MEO System →
P
Pantreasitis →
Polyneuropathie →
Psychose →
S
Splenomegalie →
Ü
Übergewicht →
V
Varizen →
Aszitis
Die übermäßige Ansammlung von (meist klarer) Flüssigkeit im Bauchraum wird als Aszitis oder auch Wasserbauch bezeichnet. Bei gesunden Menschen beträgt die Menge zwischen 50-70ml.
Die häufigste Ursache mit rund 75% ist die Leberzirrhose, welche zu einem Hochdruck in der Pfortader führt. In der Konsequenz tritt Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in den Bauchraum über. Als eine weitere Ursache gilt die Pankreatitis.
Als Komplikationen sind Luftnot, Darmwandhernien und erhöhtes Risiko von Varizenblutungen zu nennen.
Eine lebensgefährliche Komplikation ist die sog. spontane bakterielle Peritonitis (SBP): Durch eine Diffusion in der Darmwand gelangen Darmbakterien in den Bauchraum und lösen diese Infektion aus. Andere Studien sagen aus, dass die gefundenen Bakterien nicht dem Darm zuzuordnen waren und sich bereits in der Flüssigkeitsansammlung befunden hätten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Peritonitis tödlich verläuft, liegt bei bis zu 50%.
Blut-Hirn-Schranke
Die Blut-Hirn-Schranke (=BHS) besteht aus selektiven Membranen, welche das Zentrale Nervensystem (=ZNS, also Gehirn und Rückenmark) vom übrigen Blutkreislauf hermetisch abriegeln. Diese Membran hat die Aufgabe, Nährstoffe und Sauerstoff an die Nervenzellen durch- und Stoffwechselprodukte zurück zu leiten; Jedoch Schadstoffe, Viren und Bakterien an einer Passage in diese Areale zu hindern.
Durch sein geringes Molekulargewicht kann Alkohol diese Barriere problemlos durchdringen. Der langfristige Alkoholkonsum beschädigt diese BHS und führt zu erhöhter Durchlässigkeit. So können als Folge verhaltensneurologische Erkrankungen und Entzündungen im Gehirn auftreten. Ferner wird die Anfälligkeit für bakterielle Infektionen erhöht. Eine Entzündung der Hirn- und/oder Rückenmarkshaut zum Beispiel stellt eine lebensbedrohliche Komplikation dar.
Schädigend ist ein bestimmtes Stoffwechselprodukt des Alkohols, nicht der Alkohol selber. Weiterhin wird durch die durch das MEOS produzierten freien Radikalen die BHS zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen.
Bluthochdruck
Kurzfristig erweitert Alkoholkonsum die Gefäße, was unter anderem die Gesichtshaut erröten lässt. Dies hat zunächst eine Senkung des Blutdrucks zur Folge.
Bereits geringe Mengen, 30g beim Mann und 20g bei der Frau, lassen diesen jedoch ansteigen. Weitere Faktoren gehen mit diesem Anstieg einher, wie Zustände der Erregung wie Ärger oder Wut, welche nicht selten der Auslöser für akuten Konsum sind. Zigarettenkonsum, welcher ebenfalls oft mit dem Alkoholkonsum zusammen hängt und steigt, wirkt sich ebenfalls ungünstig aus.
Ein dauerhaft hoher Blutdruck begünstigt eine ganze Reihe von ernsthaften Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenschäden.
Darmkrebs
Neben den gutartigen Darmpolypen, welche sich bei stetigen Alkoholgenuss zwei bis dreimal so oft bilden, wie sonst, steigt die Wahrscheinlichkeit für Krebs hier um das dreifache. Hierfür dürfte die Kombination mehrerer Vorgänge verantwortlich sein:
Zum einen schädigt der im Blut vorhandene Alkohol die Schleimhautzellen. Zum anderen gelangt mittels Diffusion Alkohol aus der Blutbahn direkt in den Enddarm, wo dieser von dort ansässigen Bakterien verdaut wird, und giftige Abbauprodukte hinterlässt. Ebenfalls gelangen auf diesem Wege weitere krebserregende Getränkeinhalte direkt in den Enddarm.
Ethanol sorgt bei stetigem Konsum dafür, dass sich die Schleimhautzellen ungewöhnlich oft teilen, was diese besonders anfällig für giftige und krebserregende Substanzen macht.
Delirium tremens
Das Delirium tremens kann nach jahrelangem Alkoholmissbrauch bei Entzug auftreten. Es wird auch als Alkoholdelirium bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine ernsthafte, lebensbedrohliche Komplikation des Entzugs.
Charakteristisch für ein Delir ist das starke Zittern (=Tremor). Weiterhin sind der Blutdruck und die Atemfrequenz erhöht, Halluzinationen und Angstzustände und Panikattacken können auftreten, Orientierungsstörungen mit Verwirrtheit und Bewusstlosigkeit bis hin zum Koma.
Depressionen
Alkohol und psychische Erkrankungen gehen oftmals mit einander einher. Eine Depression kann die Ursache für Alkoholkonsum sein, indem versucht wird, das individuelle Unglück zu ertränken. In anderen Fällen wird der Alkohol – zum einen durch permanente Überstimulation u.a. der Serotoninausschüttung im Gehirn, zum anderen durch sozialen Abstieg und Selbsthass – selbst zum Auslöser der Depressionen.
In dieser Endlosschleife erfolgt wiederum ein Rückzug, welcher den Alkoholkonsum weiter verschärft. Die Formen der Depressionen sind mannigfaltig und in verschiedene Schweregrade einzuteilen. Beim Vorliegen von D. ist ärztliche und therapeutische Hilfe dringend angeraten, da diese in schweren Verlaufsformen im Suizid enden können.
Enteritis
Der Alkohol gelangt überwiegend vom Dünndarm aus in den Blutkreislauf. Wie auch im Magen wirkt der Alkohol hier toxisch auf die Zellen und löst Entzündungen (= Enteritis) aus, was die Durchblutung des Dünndarms behindert. Werden diese chronisch, schwindet die Oberfläche des Darmabschnittes und der Konsum wirkt sich zusätzlich negativ auf die Zellerneuerung aus. Dem Körper werden in der Folge die notwendigen Nährstoffe nicht mehr in der benötigten Menge zugeführt. Daraus resultiert wiederum eine Störung des Wasser- und Elektrolythaushaltes sowie ein Anreichern von Bakterien, die sonst nicht in dieser Darmregion zu finden sind.
Durch die geschädigte Schleimhaut gelangen vermehrt schädliche Stoffe ins Blut, unter anderem Endotoxine, also bakterielle Gifte. Auf diese quasi Blutvergiftung reagieren Immunzellen und setzen wiederum entzündliche Stoffe im Blut frei, die auch die Leber und die Bauchspeicheldrüse in Mitleidenschaft ziehen.
Die durch chronischen Alkoholmissbrauch bedingten Leber- und anderen Organschäden dürften zum wesentlichen Teil auf Verdauungsstörungen im Dünndarm zurück gehen.
Entzugserscheinungen
Wird die Substanz abgesetzt, treten bei Abhängigen unterschiedliche Entzugserscheinungen auf, die sowohl seelischer als auch körperlicher Natur sind. Diese können sehr heftige bis lebensbedrohliche Ausmaße annehmen.
Durch die Gewöhnung des Körpers an die Substanz verändern sich zB bestimmte Nervenzellen (= Rezeptoren) im Gehirn, die für Reizverarbeitung verantwortlich sind. Bei schlagartigen Absetzen der Substanz treten massive Fehlregulationen auf, die sich als Entzugserscheinungen äußern.
Die körperlichen Entzugserscheinungen setzen wenige Stunden nach dem Zuführen der letzten Dosis ein und erreichen ihren Höhepunkt nach ca. 24 Stunden:
Zittern, Schweißausbrüche, Schwäche, Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Kreislaufstörungen, (trockenes) Erbrechen, Temperaturschwankungen, schwere Krampfanfälle sowie akute Geistesstörungen und Delir.
Die seelischen Entzugserscheinungen dauern erheblich länger an, d.h. über Monate bis hin zu Jahren. Sie äußern sich in Unruhe, Angst, Drang zum erneutem Konsum (=Suchtdruck, sog. „Craving“), Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken
Fetales Alkoholsyndrom
Als fetales Alkoholsyndrom (FAS) bezeichnet man eine Reihe Schädigungen eines Kindes, die durch den Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft verursacht wurden. Diese können sowohl körperlich als auch kognitiv sein. Eine Alkoholabhängigkeit ist hierzu keine Voraussetzung.
Bedingt durch die noch nicht vollständig ausgebildeten Organe (und der damit einhergehenden verminderten Stoffwechselfähigkeit) hält die berauschende und schädigende Wirkung des Alkohols beim Embryo oder Fötus erheblich länger an. Hat die Mutter z.B. nach 18 Stunden wieder 0,0 Promille erreicht, so kann das ungeborene Kind einem 72-stündigen Vollrausch ausgesetzt sein.
Bereits Gelegenheitskonsum kann nachstehende Folgen haben: