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Kritik des Manifests des evolutionären Humanismus
Brief an Michael Schmidt-Salomon
- 84 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Über dieses Buch
Der Autor, selbst einem säkularen Weltbild verpflichtet, setzt sich in seinem offenen Brief an Michael Schmidt-Salomon kritisch mit dessen »Manifest des evolutionären Humanismus« auseinander. Er stellt einige Thesen des Manifests infrage, weist auf Defizite und innere Widersprüche in der Argumentation hin und gibt Denkanstöße für einen erweiterten Blickwinkel und eine alternative philosophische Begründung. Ein Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung eines zeitgemäßen Weltbilds.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Anhang
Die Zehn Angebote des evolutionären Humanismus (S. 156 ff.)
Auch wenn Sie die »Zehn Gebote« durch »Zehn Angebote« ersetzen, was etwas gewollt wirkt, zumal Sie die meisten »Angebote« mit einem Imperativ beginnen –, mit deren Verkündigung geraten Sie, wie schon gesagt, in die Fahrwasser der Religion und outen Ihre Bewegung gewollt oder ungewollt als eine Art Nachfolgereligion und sich selbst als modernen, neuen »Moses«. Taktisch unklug und überflüssig. Die biblischen Zehn Gebote zu verdammen wegen ihres Bezugs auf den Stammesgott der Israeliten und wegen patriarchalischer, frauenfeindlicher Elemente führt zu nichts. Diese Ge- und Verbote stellten ja nichts anderes dar als die »Minima moralia« ihrer Zeit, als das durchaus passable Grundgerüst einer Gesellschaftsordnung. Dass sie in eine mythische Erzählung eingebettet waren, begründet mit der Offenbarung eines Gottes, ist ihrer Zeit geschuldet. Solche Erzählungen produzierten alle frühen Kulturen, von Ägypten bis Griechenland, und sollte Sie nicht zu überheblichen, sprich: verächtlichen Äußerungen verleiten.
Als evolutionärer Humanist sollten Sie Verständnis für die Evolution von Weltbildern zeigen und unsere Vorfahren nicht als Leute mit einem »naiven Primatenhirn« niedermachen. Auch wir Heutigen haben vermutlich noch nicht den letzten Löffel der Weisheit gegessen. Etwas mehr gelassene Souveränität des Tonfalls würde Ihrem Manifest nicht schaden. Arroganz und Spott gegenüber »Andersgläubigen« zeugen nicht von jenem Respekt gegenüber jedermann, den Sie in Ihrem »zweiten Angebot« fordern.
1. »Diene dem… großen Ideal der Ethik, das Leid in der Welt zu mindern!« Sie merken doch hoffentlich, dass Sie mit Ihrer »Mitleids-Ethik« gar nicht so weit von jenem christlichen Ideal der undifferenzierten Nächstenliebe sind, die ja nun sicher nicht dafür steht, das »Leid zu mehren«? Sie sagen zwar, man müsse nicht jeden Menschen »lieben«, aber »Respekt« und »Mitleid« mit ihm sollte man schon haben, sein »Leid mindern«. Sie weiten dieses Mitleid sogar ausdrücklich auf die Tierwelt aus. Ihrer Mitleids-Ethik fehlt, kein Wunder, der auf dem Aggressionstrieb begründete Gegenpol, das »Wehre dich!«, mit dem auch die christliche Feindesliebe im Widerstreit steht.
Das Manifest ist zwar im Tonfall öfters provokativ, sprich: aggressiv gefärbt, inhaltlich jedoch klingt es nach der Botschaft eines – pardon! – aggressiv gehemmten Zeitgenossen, der, den Hedonismus und den Eigennutz pflegend, die Konflikte, Härten, Grausamkeiten des Lebens ausklammert, nach dem Motto: »Tue niemandem weh und niemand wird dir wehtun!« Das positiv-aggressive »Kämpfe für…« könnte gerade aus der Sicht der Unterprivilegierten, Ausgeschlossenen im Manifest erwähnt und konkretisiert werden.
2. »Verhalte dich fair gegenüber deinem Nächsten und deinem Fernsten«. Da haben wir die scheinbar etwas realistischere und coolere Variante der christlichen Nächstenliebe. Dass dieses Fairnessgebot mit dem natürlichen »unfairen« Antrieb des Menschen, »es besser haben zu wollen als die anderen«, im permanenten Konflikt liegt und daher leicht utopisch sein dürfte, ist Ihnen, hoffe ich, klar. Und wie wollen Sie sich fair gegenüber dem »Fernsten« verhalten, z.B. gegenüber einem armen Teufel in der Dritten Welt? Mit »Fair-Trade«-Kaffee oder -Blumen? Was müssten Sie, wir alle, von unseren Privilegien abgeben, um in der Welt Fairness und Gerechtigkeit herzustellen?
Warum wird es nichts mit dem »fairen Ausgleich« weltweit trotz aller Proklamationen? Liegt es womöglich an der »Natur«, die weder »fair« noch »gerecht« ist? Liegt es daran, dass Empathie mit zunehmendem emotionalem und räumlichem Abstand abnimmt, dass wir mit dem »Fernsten« bestenfalls noch eine »virtuelle Empathie« pflegen können? Überfordert nicht auch Ihr 2. »Angebot«, wie die unsägliche christliche Nächstenliebe, die Potentiale des Einzelnen?
3. »Entscheidend für den Wahrheitswert… ob sie logisch widerspruchsfrei ist…« Gibt es für Sie noch andere als logisch-mathematische Wahrheiten, vielleicht auch intuitive? Was für den Einzelnen wahr und wichtig ist, kann er auch erkennen, wenn er in sich hineinhört. Das »gute« oder »ungute Gefühl«, der Zweifel, bringt oft weiter als rationale Überlegungen aus den Handbüchern der Philosophie und Wissenschaften.
Und überhaupt, sollte man mit dem Begriff »Wahrheit« nicht äußerst vorsichtig und zurückhaltend umgehen? Der Rationalist in Ihnen bricht immer wieder durch. Es gibt Menschen, die anders strukturiert sind. Was nicht heißt, dass ich hier die Lanze für »höhere Wahrheiten« und das »Credo, quia absurdum« – »ich glaube, gerade weil es absurd ist« – breche. Wenn allerdings dieses »Credo, quia absurdum« einem Menschen hilft, sein Schicksal zu meistern – warum nicht? Hat Ihr Weltbild Platz auch für solche Menschen?
»Und wenn heute noch jemand mit ›Gott an seiner Seite‹ argumentiert sollte das… Lachsalven auslösen.« Ist das die Art von Toleranz und Respekt, die Sie sich gegenüber jedermann wünschen? Auch wenn Sie sich einem in seinem Glauben Verhafteten geistig überlegen fühlen, sollte das zur Überheblichkeit führen? »Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!« – folgern Sie daraus das Recht und die Lust, Menschen lächerlich zu finden, die diesen Mut, aus welchen Gründen auch immer, nicht haben?
4. »du sollst nicht lügen, stehlen, töten, es sei denn, es gibt im Notfall…« Sich gegen die jüdisch-christlichen Gebote mit der Notfall- oder Ausnahmesituation doch irgendwie abzusetzen, wirkt gewollt, »sophistisch«. Gestehen Sie den paar »vernünftigen« Geboten des Dekalogs doch einfach ihre Berechtigung zu. Damit bricht Ihnen kein Zacken aus der Krone.
5. »Befreie dich von der Unart des Moralisierens! Es gibt in der Welt nicht ›das Gute‹ und ›das Böse‹, sondern bloß Menschen mit unterschiedlichen Interessen…« Erzählen Sie das einer Rentnerin, die sich gerade im Würgegriff eines Einbrechers befindet, einer Frau, die vergewaltigt, und einem »Ungläubigen«, der gerade enthauptet wird! In deren Ohren muss diese verharmlosende, intellektuell unterkühlte Behauptung zynisch, wie eine Verhöhnung klingen.
Und weiter: »…von welch freundlicher, kreativer und liebenswerter Seite sich die vermeintliche ›Bestie‹ Homo sapiens zeigen kann.« Wer behauptet denn, dass der Mensch von Natur aus eine »Bestie« sei? Ja, er hat auch das Zeug zu einer »Bestie«!
Gegen eine vermeintliche Verallgemeinerung zu Felde zu ziehen ist ebenso absurd wie der Glaube, dass »der Mensch nur…« und schon wäre er »ein freundlicher, kreativer…« Etwas weniger Naivität hätte ich Ihnen schon zugetraut. Da träumen Sie sich, ganz nach Art der Utopisten, etwas schön. Ich fürchte, Sie müssen noch ein paar Lehr- und Erfahrungsstunden mit dem Thema Realität hinter sich bringen, um zu begreifen, was sich auf dieser Welt auch abspielt, außerhalb des wohlbehüteten Denkerstübchens. Sorry, aber diesmal musste ich etwas »unfair« werden!
Und, was unterscheidet das »Ethisieren« vom »Moralisieren«? Nur dies, dass Ethik keine Wertung, keine Unterscheidung von gut und böse macht, weil es das ja nicht gibt? Wie bewerten Sie eine Tat, die Ihren ethischen Empfehlungen, Ihren »Zehn Angeboten«, Ihrem »kategorischen Imperativ« widerspricht, sie verhöhnt? Als »unfair« und das war's? Da hatte eben einer, z.B. ein Mörder, ein anderes, ein mit seinem Opfer »nicht kompatibles Interesse«, einen »Interessenkonflikt«? Und außerdem: »Er konnte ja nicht anders!« Kann man ihm dafür »böse« sein?!
Wie gehen Sie mit »unethischem« Verhalten um? Die von Ihnen geächteten Moralisten appellieren ja an das »Gewissen«, das in Ihrem Manifest nicht vorkommt, nicht vorkommen darf. Denn, warum sollte ich ein »schlechtes Gewissen« haben, wenn ich doch mangels freien Willens »nicht anders konnte«? Welches Instrument kann oder sollte mich Ihrer Meinung nach vor unethischem Verhalten warnen und bewahren und, wenn es denn doch passiert ist, ermahnen, bestrafen? Genügt tatsächlich die locker rationale Erklärung, unethisches Verhalten könne man im klassischen Sinn nicht bewerten, ansonsten gerate man in die trüben Gewässer des »Moralisierens«?
6. »Immunisiere dich nicht gegen Kritik! Ehrliche Kritik ist ein Geschenk, das du nicht abweisen solltest.« Ich bin gespannt, wie Sie mit meinen kritischen Anmerkungen zu Ihrem Manifest, mit meinem »Geschenk« umgehen werden, ob Sie sich nur in einem einzigen Punkt »verunsichern« lassen. Bekanntlich lebt jeder Mensch in seiner Welt, hat bewusst oder unbewusst »seine« Weltanschauung, von der er sich kaum abbringen lässt. Resonanz entsteht nur zwischen ähnlich strukturierten Zeitgenossen, ähnlich in »Genen und Geschichte«. »Selbstreferenzielle Erkenntnis« nennt das die Pädagogik.
Auch Ihr Manifest wird nur bei einer bestimmten Klientel auf fruchtbaren Boden fallen. Ich bin gespannt, was Sie an meinen Gedankengängen nachvollziehen können. Womit wir beim 7. Angebot ankommen.
7. »Sei dir deiner Sache nicht allzu sicher!« Wie schon gesagt, dieses (An-)Gebot, diese von Ihnen geforderte Haltung des Sich-selbst-infrage-Stellens vermisse ich des öfteren in Ihrem Manifest. Sie ziehen da gerne mit Spotttiraden und apodiktisch vorgetragenen Argumenten sehr selbstüberzeugt vom Leder – als Stilmittel der Provokation verständlich, taktisch und auch philosophisch jedoch nicht immer klug. Ihnen fehlt, würde ich vermuten, als »Monist« das Gespür für das »Körnchen Wahrheit«, das in jedem Gegenargument steckt. Vielleicht sehe ich das falsch, zumal Sie ja in diesem 7. Angebot eine sehr sympathisch klingende selbstkritische Einstellung anempfehlen.
»… den schmalen Grat jenseits von Dogmatismus und Beliebigkeit zu meistern.« Zu Ihrer Beruhigung, zwischen Dogmatismus und Beliebigkeit ist ein breiter Grat, denn es ist der Grat der »Mitte«. Diese nimmt statistisch gesehen immer den breitesten Raum ein. Schauen Sie sich ihre relativ harmlosen Mitmenschen an und dann wissen Sie, was ich meine. Selbst unsere politischen Eliten versuchen, sich in der Mitte zu positionieren, um möglichst viele Wähler zu gewinnen.
Ob ethisch oder moralisch, die Masse der Zeitgenossen befindet sich »unter normalen Umständen«, wenn sie nicht unter Druck gerät, in der Mitte und hat konsequenterweise wenig Interesse an Extremen und Idealen, auch nicht an »ethischen Idealen«.
Als Anhänger des Naturalismus sollten Sie wissen, dass die Natur »Ideale« nicht liebt, unter anderem, weil sie der polaren Struktur widersprechen und immer einen Teilaspekt verabsolutieren. Erwarten Sie also von der Verkündigung Ihres »ethischen Ideals« nicht allzu viel Überzeugungs- und Wirkkraft.
Weder hat die Botschaft der transzendental begründeten christlichen Nächstenliebe die Welt verändert, noch wird Ihre vernünftig begründete humanistische Ethik die Welt zu dem »Ort des Friedens und der Gerechtigkeit« umgestalten, den Sie sich mit Ihrem, sorry, »aufgeklärten Primatenhirn« wünschen. Ich fürchte, die Dinge werden sich für die Benachteiligten dieser Welt nur mit Druck und womöglich Gewalt zum Besseren ändern.
Sie müssen sich, denke ich, neben Ihrem eher theoretischen Naturalismus noch an die elementaren Mechanismen der Natur, die sich einfach gegen »übernatürliche« Ethiken wehrt, herantasten und gewöhnen. Wenn Sie nüchtern auf die »Natur des Menschen« schauen, werden Sie etwas entdecken, was Sie vermutlich unter dem Begriff »Sozialdarwinismus« ablehnen »müssen«. Stichworte: das Recht des Stärkeren, der Kampf um Privilegien, Macht und die beste Stellung innerhalb einer Rangordnung, um das beste Futter und Terrain, um die besten und meisten »Weibchen« und – Kooperation nur unter dem Zeichen eines gemeinsamen egoistischen Interesses. Letzteres erkennen Sie an. Alles andere dürfte Ihrem ethischen Ideal eines »vernünftigen, anständigen und gerechten Lebens« widersprechen oder es zumindest relativieren.
Gewiss, auch das instinktive, artgerechte Verhalten in der Natur könnte man als »vernünftig«, das Einhalten der Regeln als »anständig«, und den verdienten Rang in einer Gruppe als »gerecht« bezeichnen. Insofern ist Ihre Ethik gar nicht so »übernatürlich«, eher – entgegen Ihrer Absicht – »aus der Natur geschöpft«. Fragwürdig machen sie erst Verabsolutierungen und überzogene Erwartungen. Die Machtverhältnisse z.B. innerhalb der Gesellschaft, die Konkurrenz und der Kampf um Privilegien werden gewöhnlich nicht mit der Vernunft und ethischen Geboten, sondern mit den »natürlichen« Mitteln und Taktiken geregelt.
Denken Sie an den modernen Sozialstaat. Er ist nicht die späte Frucht der christlichen Nächstenliebe, sondern wurde mit Kampf und Streiks erstritten. In derlei Konflikten macht es keinen Unterschied, ob Sie mit einer transzendental begründeten Moral oder mit einer nur auf Vernunft beruhenden Ethik beschwörend appellieren. Beide müssen sich mit ihrer relativen Ohnmacht gegenüber »Mutter Natur« abfinden.
8. »… bevor du eine Entscheidung triffst. Du verfügst… über ein lernfähiges Gehirn… Achte darauf, dass du… die gleichen rationalen Prinzipien anwendest…« Entscheidungen, gegründet auf »rationalen Prinzipien«? Höre ich recht? Wie passt das zur Leugnung des »freien Willens«? Wenn doch alles im limbischen System entschieden wird und das Bewusstsein dessen Entscheidungen nur mit etwas Verspätung abnicken kann – was für eine Rolle können da die im Präfrontalen Cortex beheimateten »ethischen Wertvorstellungen« und »rationalen Prinzipien« spielen? Haben diese dank des »lernfähigen Gehirns« womöglich doch ein gewisses Mitspracherecht? Gibt es in dem Spannungsfeld zwischen Mandelkern und Cortex womöglich doch einen »Hauch« Freiheit?
Ich wiederhole mich, ethische Empfehlungen abzugeben, ohne dies...
Inhaltsverzeichnis
- Zu diesem Text
- Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Fundamentale Kränkungen, S. 9 ff.
- Der Affe in uns, S. 14 ff.
- Brot für die Welt – die Wurst aber bleibt hier, S. 17 ff.
- Sinn und Sinnlichkeit, S. 24 ff.
- Abschied von der Traditionsblindheit, S. 29 ff.
- Glaubst du noch oder denkst du schon? S. 36 ff.
- Wissenschaft, Philosophie und Kunst, S. 39 ff.
- »Wer Wissenschaft und Kunst besitzt, hat auch Religion«, S. 47 ff.
- Dem imaginären Alphamännchen auf der Spur, S. 55 ff.
- Ethik ohne Gott, S. 65 ff.
- Alte Werte – neue Scheiterhaufen? S. 69 ff.
- Kant versprach den »ewigen Frieden« – gekommen ist Auschwitz… S. 83 ff.
- »Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach«? S. 93 ff.
- Den Eigennutz in den Dienst der Humanität stellen! S. 106 ff.
- »Macht euch die Erde untertan«? S. 120 ff.
- Leitkultur Humanismus und Aufklärung, S. 131 ff.
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