Die Schuld des Schweigens
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Die Schuld des Schweigens

  1. 200 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Die Schuld des Schweigens

Über dieses Buch

Wie Untertanen haben die Deutschen die Machtergreifung Hitlers hingenommen. Sind wir heute konditioniert, unsere Demokratie zu verteidigen? Wir müssen sie leben, damit sie überlebt. Das Wissen macht verantwortlich. Heute, da die Rechtsextremen sich wieder aus ihrem Hinterhalt wagen, sind wir zur Wachsamkeit aufgerufen.Aber auch global wirkende Großkonzerne gefährden die Demokratie. Lobbyisten, politische Berater, Präsidentenflüsterer bringen Gesetzesvorlagen ein und formulieren Handelsverträge, mit denen ihr Einfluss legalisiert werden soll.Ein Blick in das AfD-Parteiprogramm zeigt: diese Partei geht von einem falschen Menschenbild aus.

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Information

Die Situation heute

1.

Verwirrungen um Israels Kriege

Es fällt uns Deutschen schwer, mit Israels Kriegen umzugehen. Unsere historische Schuld an den Juden trübt als ein übermächtiger Golem den klaren Blick.
Israel, der jüdische Staat, wurde als Zuflucht für die Juden konzipiert. So ist der Konflikt zwischen Arabern und Juden nicht nur eine Auseinandersetzung zwischen zwei Religionen. Es geht um das Land, dann um die Legalisierung der Macht in dem an seine Religion gebundenen jüdischen Staat.
Dieser Staat wird nun gerade von islamisch geprägten Staaten und Organisationen erbittert bekämpft. Bei allen Unterschieden finden die Menschen auf beiden Seiten ihre Identität in der Religion. Machtbesessene Staatsmänner scheuen sich nicht, diese religionsbestimmten Kollektive gegeneinander in den Krieg zu führen.
Die Juden rechtfertigen ihre Landnahme (zumindest vor sich selbst) mit ihrer Schrift, der Thora. Die enteigneten Muslime leiden und verweigern diesem jüdischen Staat die Anerkennung. Religiöse Toleranz ist bei diesen Gegebenheiten nicht oder nur begrenzt möglich. Auch der Staat Israel als Demokratie ist mit einer Mehrheit nichtjüdischer Bürger nicht denkbar.
Was nützt die Einsicht, dass in einem säkularen Staat die Lehre von der Nächsten- und Feindesliebe des Juden Jesus Hilfe brächte? Angesichts der tiefen gegenseitigen Ablehnung ist sie einseitig nicht anwendbar.
Wie kam es zu dieser unheilvollen Situation?
Die Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 ist vom Wirken Theodor Herzls, 1860-1904, nicht zu trennen. Dabei hat er für sich im Jahr 1893 eine Konversion zum Christentum nicht ausgeschlossen.
Spätestens die Dreyfusaffäre machte im klar, dass die Juden eben nicht nur als Religionsangehörige, sondern als Rasse ausgegrenzt wurden. Ab 1895 entwickelte er seine zionistische Idee. Im Jahr 1896 veröffentlichte er die Schrift „Der Judenstaat“, fand aber bei seinen Glaubensgenossen zunächst keine Zustimmung. „Wir müssen noch tiefer herunterkommen, mehr beschimpft, angespuckt, verhöhnt, geprügelt, geplündert und erschlagen werden, bis wir für diese Idee reif sind“, schrieb er einem Freund.
Ganz erfolglos blieb er am Ende nicht. Er organisierte den ersten zionistischen Weltkongress (29. bis 31. August 1897) in Basel und wurde Präsident der dort gegründeten Zionistischen Weltorganisation. Er organisierte Landkäufe in Palästina und schuf so wichtige Voraussetzungen für die spätere Staatsgründung Israels.
Schon um die Jahrhundertwende gesellten sich enttäuschte resignierende und idealistische Zuwanderer zu der jüdischen Minderheit in Palästina.
Im hassgeschürten Antisemitismus ab 1933 und nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Trauma der Shoa sahen viele europäische Juden ihre Rettung in der Flucht nach Palästina. Die Juden aus Rexingen11 siedelten schon Ende der Dreißiger Jahre in Palästina und gründeten den Kibbuz Shavei Zion.
Der Staat Israel wurde zur Notwendigkeit. Nicht nur die religiöse Ausgrenzung, sondern auch das rassistische Denken in Europa und die Sehnsucht nach einer religiösen Heimat führte 1948 zur Gründung Israels.
Eine Alternative wäre es gewesen, wenn in Europa Toleranz über Antisemitismus gesiegt hätte. So wäre ein Staat Israel zwar nicht unmöglich, aber auch nicht notwendig gewesen.
Dann hätten von Anfang an weniger Existenzkampf und mehr Toleranz zwischen Juden und Arabern sein können.

11 Ein schwäbisches Dorf bei Horb am Neckar

2.

Die Rolle der Religionen

Die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft ist, auch heute noch mehr oder weniger, Identität gebend. Dies wurde von Mächtigen oft genug missbraucht. Allzu häufig haben sich diese Gemeinschaften auch selbst zum Machtinstrument gemacht.
Welchen Schaden sie dabei anrichteten, ist hier nicht Thema. Für heute und die Zukunft müssen sie ihre Aufgaben neu formulieren und in die Rolle in der sie diese erfüllen wollen, finden. Der moderne Mensch wird die missbräuchlichen begrenzenden Anteile seiner religiösen Identität ablegen, Freiheit und Verantwortung in einer erweiterten neu abgesteckten Identität finden. So kann er sich fehlgeleiteten Kollektiven entziehen.
Gewiss, es macht einsam, eine angewachsene Identität abzustoßen. Es bereichert andererseits, eine Neue zu erkennen und zu formulieren. Im Hinterfragen, Verzichten und Wiederergreifen wird der suchende Mensch, seine Religion, die seine Seele sucht, in einem gestaltenden Prozess finden. Auf diesem Weg ist die Einheit der Religionen, die Hans Küng beschwört erreichbar. Dies, sofern den vielfältigen Bedürfnissen der Menschen auch eine freilassende vielfältige Seelsorge angeboten wird.
Die ethischen Werte in eigener Erkenntnis wahrnehmen, entwickeln und manifestieren, wird zum modernen Dienst an der Schöpfung.
Es bleibt den Kirchen und allen anderen organisierten Religionen, in der Sorge um die Seele ihre Werte anzubieten und dabei die gottgewollte Vielfalt zu akzeptieren.
Im friedfertigen Austausch dürfen sie miteinander in den Wettbewerb treten.
Himmel und Hölle in Anspruch nehmen und Andersgläubige verdammen, dürfen sie nicht. Das wäre Blasphemie, weil Gott die Vielfalt will. Nur in der Vielfalt kann seine Schöpfung gedeihen.
Mit ethnischer und religiöser Zugehörigkeit werden Verfolgungen bis heute begründet.
Wo der Anspruch auf weltliche Macht mit Religion erklärt wird, haben die Religionsgemeinschaften ihre Aufgabe nicht begriffen oder werden von Despoten missbraucht.
Religionsgemeinschaften, die sich missbrauchen lassen, verlieren ihre Berechtigung.
Kollektive sind unvermeidbar, aber auch das Stigma unserer Unvollkommenheit.
Es ist das Dilemma in unserer Zeit. Wir brauchen die Nestwärme des Kollektives, weil wir für die Einsamkeit des Wissenden nicht stark genug sind.
Wir spüren die Einsamkeit von Gethsemane.
Macht ist das Gegenteil von Liebe. Die Autorität der Liebe braucht keine Macht.
In dieser Erkenntnis offenbart sich unsere Unvollkommenheit.
Erst wenn die Menschen aus der reinen Liebe das Richtige tun, werden sie keine übergeordnete Macht mehr brauchen.
Ich träume von der Welt, wo Religionen in friedlichem Dialog sich befruchten, zu den Wegen führen, die Menschen in ihrem Werden gehen.
Wenn sie einmal nicht mehr Werkzeuge der Macht, sondern Dienerinnen der Menschenseelen sind, haben sie ihre neue Aufgabe begriffen.
Die Macht Gottes auf Erden ist durch den freien Willen des Menschen begrenzt.
Trotzdem wirkt Gottes Allmacht im Feld seiner Schöpfung auf spirituellen Wegen und wird sichtbar in den Begabungen und Bedürfnissen, Stärken und Schwächen, mit denen wir bei der Geburt ausgerüstet werden.

3.

Das Schweigen wird zur Schuld

Unser Wahrnehmungsvermögen ist begrenzt. Das macht nachdenklich. Es ist nicht nur die überschwemmende Flut der Nachrichten die uns verwirrt. Es ist auch unsere Bequemlichkeit, die uns verführt.
Zu oft lässt uns das Unrecht am Anderen gleichgültig. Er ist an seinem Unglück selbst schuld, sagen wir und bleiben selbstgerecht, profitieren gar an seinem Schaden.
Die Morde an Migranten durch den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) wurden durch fragwürdige Schuldzuordnungen der staatlichen Organe unserer bequemen Gleichgültigkeit anheimgestellt.
Ein großer Teil der Presse passt sich dem dominierenden Meinungsstrom an oder sucht diesen im Interesse der Mächtigen zu lenken.
Hier zeigen sich die Nachteile der Monopolisierung. Die Medien werden von wenigen Moguln kontrolliert. Es fehlt die breite Vielfalt.
Es wirkt die Macht derer, die sich schon immer als die Feinde der Vielfalt, der Demokratie gezeigt haben. Viel zu viele Journalisten stecken in der Meinungsmühle, wo Erfolg und Einkommen die meinungsbildenden Texte in den Medien bestimmen, als ob die Wahrheit unanständig oder unzumutbar, nicht mehr erstrebenswert wäre.
Wer die Berichte aus den Krisengebieten der letzten Jahre, insbesondere aus der Ukraine und Nahost besonders aufmerksam und kritisch aufgenommen hat, muss zornig werden, weil er sich als manipulierbare Masse entwürdigt sieht.
Die gewählten Politiker handeln in unserem Namen. Wir sind ein Volkskollektiv. Wenn wir diesem Kollektiv zugehören, sind wir für die Aktionen dieser Politiker mitverantwortlich. Diese Verantwortung dürfen wir uns nach der Katastrophe der NS-Diktatur nicht mehr aus der Hand nehmen lassen.
Gleichgültigkeit darf nicht sein!
„Wir sind das Volk“, riefen die Demonstranten in Leipzig, um sich aus dem Kollektiv der Gleichgeschalteten zu befreien. Ihr Erfolg kann uns Mut machen. Als Demokraten haben wir unsere Individualität, auch das Recht auf die eigene Meinung zu verteidigen. Dafür brauchen wir ungefärbte, wahre Informationen, sonst laufen wir Gefahr, uns der falschen Gesinnung schuldig zu machen.
Nach den NS-Verbrechen dürfen wir uns von keiner Macht der Welt noch einmal eine solche Schuld aufladen lassen.
Als verantwortungsbereite Wähler sind wir das oberste Kontrollorgan der politischen Macht. Es ist unsere heilige Pflicht Rechenschaft einzufordern.
Natürlich müssen wir auch unsere „Repräsentative Demokratie“ hinterfragen. Die gewählten Repräsentanten sind auch fremden Einflüssen ausgesetzt. Die Ziele der Lobbyisten können für das Gemeinwohl schädlich sein und unsere Politiker stehen unter dem Druck einer mächtigen Lobby aus Wirtschaft und Kapital.
Deren Ziele sind egoistisch. Außer dem Gewinn kennen sie keine Wegweiser. Ihre Macht ist kaum zu überschätzen, und sie wollen ihre Macht mehren. Wir erleben täglich, wie verantwortungslose Politikern gesellschaftliche Gruppen gegeneinander ausspielen, um Entscheidungsspielraum für ihre Interessen zu schaffen.
In letzter Konsequenz werden uns „alternativlose Lösungen“ vorgesetzt. Für alternativlose Lösungen braucht man aber keine Politiker mehr.
Gewissenlose Machtstrategen nutzen die Alternativlosigkeit zu ihren Gunsten, führen sie sogar herbei um die Gesellschaft unter Druck zu setzen. Wir dürfen dies nicht zulassen, um Herr über unsere Verantwortlichkeit zu bleiben.
Solange Menschenrechte nicht durch Egoismen gefährdet sind, können politische Entscheidungen der Basisdemokratie zugeführt werden. Dafür ist unsere Verantwortungsbereitschaft notwendig.
Die schweizerischen Eidgenossen üben schon, was da möglich ist.
Wir müssen hinschauen, die Regierenden mit demokratischen Mitteln zur Verantwortung ziehen.
Die Globalisierung hätte ethische Werte mitnehmen müssen. Die Profiteure waren schneller.
Es gilt das Recht des Stärkeren.
Dem gegenüber steht die Freiheit, sich für oder gegen dieses Unrecht zu entscheiden.
Diese Freiheit müssen wir aktiv nutzen und verteidigen, gerade gegen gewissenlose Kollektive, in denen zwischen Macht und Verantwortung Lücken klaffen.
Unpopuläre Entscheidungen werden zu Waisenki...

Inhaltsverzeichnis

  1. Hinweise
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Prolog
  4. Schuld
  5. Deutschland im Krieg
  6. Nach dem Krieg
  7. Die Schuld des Werdens
  8. Die Situation heute
  9. Aus der Gegenwart in die Zukunft
  10. Eine Begegnung mit gestern
  11. Impressum