Letzter Kampfeinsatz der K-Kompanie vor Kriegsende im Brückenkopf Lenzen am 23. April 1945
Für die Bekämpfung und Einnahme des Dreieck-Gebietes Lüchow-Dannenberg mit den beiden deutschen Brückenköpfen Dömitz und Lenzen waren drei US-Divisionen vorgesehen (5. US-PzD, 84. US-ID und 29. US-ID).
Beginn des Großangriffs am 21. April 1945 um 6.00 Uhr. Die 84. US-ID erhielt den Gefechtsstreifen bis zum Elbufer zwischen Laase und Schnackenburg.
Nur das 1. und 3. Bataillon war verfügbar. Das 2. Bataillon war in der Stadt Hannover zur Militär-Verwaltung und als Polizeitruppe zurückgeblieben.
Während das 1. Bataillon in Richtung Gorleben / Meetschow vorstieß, übernahm das 3. Bataillon den Gefechtsstreifen auf der rechten Flanke in Richtung Schnackenburg / Gartow.
Am 21. April 1945 wurde auf Regimentsbefehl die K-Kompanie vom 3. Bataillon dem 1. Bataillon als Flankensicherung nach Westen (zwischen den Dörfern Liepe und Dünsche) beigegeben. Jedoch am Abend desselben Tages wurde sie abgelöst durch die 84. gepanzerte Aufklärungs-Einheit, und kam als Reserve in das inzwischen eroberte Gartow. Am Nachmittag des 22. April 1945 wurde die K-Kompanie zum Durchkämmen des Gebietes Wolfsberg und Elbholz eingesetzt, und zog sich nach Erledigung noch vor dem deutschen Nacht-Gegenangriff nach Gartow zurück. Ob sie abgelöst wurde durch die Stabs-Kompanie des 3. Bataillons (headquarters company 3rd Bn) ist nicht bekannt.
Dann erfolgte überraschend der deutsche Nacht-Gegenangriff am 23. April um 1 Uhr 45, der im massiven US-Artilleriefeuer in und vor Restorf im Morgengrauen scheitete. Dieser Gegenangriff hatte zwar die Amerikaner der C- und D-Kompanie aus Brünkendorf, sowie die I-Kompanie aus Pevestorf vertrieben, aber nach dem Scheitern ihres Angriffs hatten sich die deutschen Rest-Einheiten auf der Hochfläche des Höhbecks zurückgezogen.
C-Kompanie (1. Bataillon) war aus Brünkendorf geflüchtet und in alle Winde versprengt, so dass nur noch ein Zug der C-Kompanie in Vietze für einen Gegenstoß zur Verfügung stand. Die I-Kompanie (3. Bataillon) war bis auf einen Zug (19 Mann) aus Pevestorf vertrieben. Die meisten Männer waren bei leichten Minus-Temperaturen durch den sogenannten Restorfer See geflüchtet und deshalb völlig durchnässt und unterkühlt nicht einsatzfähig. Nur insgesamt ein Zug der an der Straße entlang geflohenen (dadurch trocken gebliebenen) Soldaten der I-Kompanie konnten in Restorf für den Gegenstoß eingesammelt werden.
Deshalb mussten die in Gartow befindliche K-Kompanie (3. Bataillon) als Reserve für den Gegenstoß herangezogen werden.
Durch die seit dem ersten Fronteinsatz ab November 1944 (Battle oft he Bulge = Ardennen-Offensive) und besonders bei der Weser-Überquerung (Barkhausen und Eisbergen) erlittenen schweren Verluste der K-Kompanie konnte bis Ende April 1945 die Kompanie-Sollstärke noch nicht wieder aufgestockt werden.
Sollstärke einer US-Infanterie-Kompanie betrug 180 Mann mit 6 bis 8 Offizieren.
Ende April 1945 besaß die K-Kompanie nur noch 85 Mann und 2 Offiziere.
Weniger als 50% der Sollstärke!
Verluste seit November 1944: Gefallene: 4 Offiziere und 104 Mannschaftsgrade
Verwundete: 5 Offiziere und 172 Mannschaftsgrade
Sergeant Allan Wilford Howerton schreibt in seinem Tagebuch zum Einsatz am 23. April 1945 folgendes:
„… Obwohl wir für einen beträchtlich früheren Abmarsch bereit waren, verließen wir Gartow nicht vor 6.30 Uhr am 23. April. Etwa zwei Meilen hinter Gartow befand sich der Ort Restorf, wo die Werfer-Abteilungen der Kaliber 81 mm und 4,2 Zoll (107 mm) Stellung bezogen hatte.
Die Deutschen hatten in der Nacht vorher mit fanatischer Verbissenheit Restorf angegriffen, doch diese Werfer-Leute hatten dem Ansturm der schwerbewaffneten Deutschen standgehalten.
Als wir Restorf erreichten, war das Resultat der schweren Kämpfe klar zu sehen. Gefallene Deutsche lagen überall und mehrere Gebäude waren schwer beschädigt. Die Werfer-Mannschaften frühstückten gerade als wir ankamen und deren Moral schien gestiegen zu sein. Unsere Moral hingegen sank beträchtlich, weil wir an der Reihe waren, die Deutschen aus dem nächsten Ort Pevestorf hinauszujagen.
Unauslöschliche Erinnerungen an diesen Morgen habe ich noch von den gefallenen Deutschen auf den Straßen. Obwohl wir bereits viele Gefallene gesehen hatten, waren diese hier irgendwie aktueller. Weil sie erst kürzlich gefallen waren, schienen sie noch nicht weit von ihrem Todeszeitpunkt entfernt gewesen zu sein. Sterbend in der Dunkelheit des frühen Morgens, ihr Blick vielleicht sogar durch Alkohol getrübt, erschienen sie mir grotesker, als tote Soldaten auf Schachtfeldern gewöhnlich zurückgelassen werden. Hier lagen sie auf den Straßen, als ob sie vor Trunkenheit gestolpert, und nicht imstande gewesen wären, sich wieder zu erheben. Besonders erinnere ich mich an einen Gefallenen. Er lag auf dem Rücken, seine Augen starrten in den Himmel, als ob er hoffte, die aufgehende Sonne noch einmal zu erblicken, bevor er verschied. Einer seiner Arme war im Ellenbogenbereich vom Körper abgetrennt und lag daneben. Der rücksichtlose und äußerst unnötige deutsche Gegenangriff war vereitelt worden…“
Allan Wilford Howerton wird in der Schilderung seiner Eindrücke diesen Gefallenen in Restorf gemeint haben!
Foto: Privat-Aufnahme Lt. Bob Streeter, Zugführer 2. Zug, I-Kompanie, 335. Rgt., 84. US-ID
„… Jetzt lag ein anderes Dorf vor uns und dieses Mal waren wir die Angreifer. Der Auftrag lautete: Rückeroberung von Pevestorf und Überwältigung der deutschen Verteidiger. In Restorf warteten wir auf den Angriffsbefehl.
Es gab eine geringe Verzögerung des Angriffsbeginns und des Abmarsches aus Restorf, weil die Panzer nicht in ihren Ausgangspositionen angelangt waren. Denn wir Infanteristen sollten im Schutz der Panzer vorrücken.
Aber um 10 Uhr begann unser Angriff.
Als wir dann vorsichtig das Ziel Pevestorf aus der Ferne betrachteten, stellte sich uns die Frage, wie wir die eine Meile offenes Gelände hätten überqueren können, ohne dabei abgeknallt zu werden. Unsere Bedenken waren jedoch nicht von langer Dauer.
Der Befehl lautete, nicht vorzugehen, bevor die 81 mm und die 4,2 Zoll-Werfer das Feuer mit allem was verfügbar war, eröffneten.
Als wir dann hinter den Panzern vorwärtsgingen, verschwand unser Ziel in einer Wolke von Staub und Qualm.
Die Werfer-Leute verschossen die Granaten so schnell, wie sie die ergreifen konnten. Plötzlich stoppte das Sperrfeuer der Werfer, wonach sofort die 105 mm –Geschütze begannen, mit einer Flut von Salven das Gelände unweit vor der Kolonnenspitze zu bepflastern.
Mir fiel auf, dass einige Masten der Telefonleitung zwischen Restorf und Pevestorf in Bodenhöhe von Granatsplittern glatt durchtrennt waren. Wodurch die Masten in den Drähten schräg herabhingen. Auch die kahlen Apfelbäume entlang der Straße waren durch Artillerie-Granaten schwer beschädigt worden. Bei einzelnen Bäumen stand nur noch die Stämme, während deren Baumkronen abgehackt waren. Überall neben und auf der Straße sah man die flachen Granattrichter der Brisanzgranaten oder der Werfer-Granaten. Das zeigte, wie heftig das pausenlose Abwehrfeuer unserer Artillerie in der Nacht gewesen sein musste. …“
Straße von Restorf nach Pevestorf
Foto: April 1940, Überflutung durch Hochwasser, Sammlung Schwerdtfeger
„… Nur vereinzeltes Gewehrfeuer vernahmen wir, als wir den brennenden Ort erreichten. Unsere Panzer mit den dahinter vorgehenden Infanteristen bewegten sich langsam auf der Straße vorwärts. Ich selbst als Schreibstuben-Feldwebel gehörte nicht zur kämpfenden Truppe und befand mich in Deckung hinter den letzten der fünf Panzer in der Kolonne. Hinter uns, mit größerem Abstand zur Kolonne, folgten die Trucks mit Munition. Der Wagen...