TEIL 1: GRUNDLAGEN
GLAUBENSSÄTZE
Das Ziel dieses Kapitels ist es, bewusst verstehen zu können, wie innere Überzeugungen entstehen (sowohl positive als auch “negative”) und damit das Inner Game prägen. Zudem sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden wie aus alten, limitierenden Glaubenssätzen neue, positiv bestärkende programmiert und in das Leben integriert werden können. Lerne Glaubenssätze erkennen, positive von negativen zu unterscheiden und sie zu deinem Vorteil zu nutzen.
Laut Definition ist ein Glaubenssatz keine Strategie oder Verhalten. Ein Glaubenssatz ist eine Verallgemeinerung (Generalisierung) über eine Beziehung zwischen Erfahrungen3. Diese Verallgemeinerung ist simpel gesagt ein Satz, der öfters (in Gedanken) wiederholt wird und dadurch irgendwann geglaubt wird; ergo ein Glaubenssatz. Bei der (oft unbewussten) Programmierung solcher Glaubenssätze orientieren wir uns an bestehenden Werten.
Werte haben somit einen sehr großen Einfluss auf unser Leben und sind uns dennoch meist nicht bewusst. Durch die aktive Auseinandersetzung mit unseren Werten (etwa mithilfe des Lebensrades) schaffen wir eine gute Basis dafür, jene Ziele engagiert zu verfolgen, die es uns wirklich wert sind. Werte sind Dinge,
- die uns wichtig sind,
- die uns motivieren,
- die uns sagen, was richtig oder falsch ist,
- die uns sagen, was gut oder böse ist,
- für die wir Zeit und Ressourcen aufwenden.
Werte sind meistens Nominalisierungen und können beispielsweise sein: Freiheit, Ordnung, Offenheit, Kollegialität, Zurückhaltung, Sicherheit, Pünktlichkeit, Unabhängigkeit, Lebendigkeit, Hilfsbereitschaft, Respekt, Freundschaft, ...
Werte beeinflussen unsere Zufriedenheit maßgeblich. Sie bestimmen unsere Kultur und sind Motor beziehungsweise die Initiatoren für unser Verhalten. Selbst Firmen haben bestimmte Werte, egal, ob sie explizit sind oder nicht. Können wir im Einklang mit unseren Werten leben und arbeiten, so geht es uns gut und wir sind zufrieden – und sind der Lage, zum Beispiel in beruflichen Dingen mehr Leistung und Einsatz zu bringen.
Es kommt jedoch auf den Kontext an, denn es gibt globale Werte, die das ganze Leben betreffen und kontextabhängige Werte, das heißt, dass die Werte im Kontext „Beruf und Erziehung" und „Persönlichkeit und Freundschaft" jeweils unterschiedlich sein können. So kann im beruflichen Bereich der Wert „Erfolg" sehr hoch angesiedelt sein, im Bereich Freundschaft, jedoch überhaupt keine Rolle spielen, wo vielleicht eher „Vertrauen" zählt. Dennoch werden sicherlich je Lebensbereich (Kontext) nicht völlig gegenteilige Werte an erster Stelle stehen. Der Mensch hat im Durchschnitt ca. 10 bis 20 aktive Werte, also eine relativ begrenzte Anzahl. Werte sind dabei sehr zeitstabil und „zäh“, sie können nicht einfach von heute auf morgen verändert werden – es sei denn, die Lebensumstände ändern sich dramatisch, wie zum Beispiel nach der Geburt des ersten Kindes. Umso spannender ist es, sich mit seinen eigenen Werten auseinanderzusetzen.
Woran aber nun erkennen, ob ein Wert erfüllt ist? Für den einen mag „Sicherheit“ zum Beispiel bedeuten, dass finanziell genügend Ressourcen vorhanden sind. Für jemand anderen bedeutet Sicherheit, sich immer auf seine Freunde verlassen zu können, und wieder ein anderer Mensch schließt sich am liebsten zu Hause ein, um sicher zu sein.
Oberflächlich sehr ähnlich anmutende Werte können somit völlig unterschiedlich gelebt werden, was sich erst anhand der Kriterien merkbar macht. Deshalb sind Kriterien auch wichtige Indikatoren dafür, ob wir unsere Werte in die Realität umsetzen oder nicht gemäß unseren Vorstellungen leben.
Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften von Glaubenssätzen ist, dass sie nicht wie Verhalten oder Fähigkeiten beschaffen sind, da sie auf einer anderen Ebene der Persönlichkeitsstruktur programmiert sind, die resistenter gegenüber Veränderung ist.
Eines der klassischen Beispiele hierfür ist der Mensch, der glaubt, er sei eine Leiche4. Er isst nicht und geht nicht zur Arbeit. Er sitzt bloß die ganze Zeit über da und behauptet, er sei eine Leiche. Der Psychiater versucht, den Mann davon zu überzeugen, dass er nicht wirklich tot ist. Sie streiten lange über die Frage und schließlich fragt der Psychiater: „Können Leichen bluten?“ Der Mann denkt einen Augenblick lang nach und sagt dann: „Nein. Weil alle Körperfunktionen zum Stillstand gekommen sind, kann eine Leiche nicht bluten.“ Daraufhin meint der Psychiater: „Also gut, dann wollen wir jetzt einmal ein Experiment durchführen. Ich werde eine Nadel nehmen, Ihnen damit in den Finger stechen und schauen, ob er blutet.“
Da der Patient ja eine Leiche ist, kann er nicht viel dagegen einwenden. Der Psychiater sticht ihm also die Nadel in den Finger und der Finger des Mannes fängt an zu bluten. Der Patient schaut sich die Sache völlig verblüfft an und ruft aus: „Verdammt! Leichen bluten tatsächlich!“
Wie du diese Glaubenssätze nun gezielt verändern kannst, hängt vor allem davon ab, in welchem Zusammenhang diese mit anderen Ebenen der Persönlichkeit stehen.
1.1 Bedürfnispyramide nach Maslow
Die Maslowsche Bedürfnispyramide5 (1943) stammt von dem amerikanischen Psychologen Abraham Maslow (1908-1970) und zählt zu den bekanntesten Motivationstheorien.
Sie besagt, dass jeder Mensch von fünf hierarchisch angeordneten Bedürfnissen6 gelenkt wird. Die Basis stellen jene Bedürfnisse dar, die absolut notwendig sind, um zu überleben, während die weiter oben angesiedelten eher in Richtung Selbstverwirklichung gehen.
In der Motivationstheorie7 sind die Begriffe Motivation und Bedürfnis ausschlaggebend. Die Motivation wird dabei definiert als die aktivierende Ausrichtung eines Individuums auf ein Ziel, welche die Beweggründe des menschlichen Verhaltens erklärt. Das Bedürfnis hingegen ist das Verlangen, einen menschlichen Mangelzustand zu beseitigen. Demzufolge leiten sich Motive aus Bedürfnissen ab.
Zu Motiven zählen:
- Ehrgeiz
- Leistung
- Zugehörigkeit (zu einem System oder einem persönlichen Umfeld)
- Macht
Diese können durch die Person selbst (intrinsische Motivation) oder durch ihre Umwelt (extrinsische Motivation) ausgelöst werden.
Quelle: Die fünf Stufen der Bedürfnispyramide8
Die Bedürfnispyramide ist in zwei Bereiche geteilt, das Defizit- und das Progressionsprinzip. Das Defizitprinzip besagt, dass die Motivation zu einer Aktion von unbefriedigten Bedürfnissen gesteuert wird. Sobald das Bedürfnis befriedigt worden ist, ist auch die Motivation verschwunden. Das Progressionsprinzip definiert, dass das hierarchisch niedrigste bzw. unbefriedigte Bedürfnis die Motivation auslöst. Erst wenn dieses befriedigt ist, wird das hierarchisch höhere angestrebt.
Die Bedürfnispyramide ist (im Unterschied zu den neurologischen Ebenen, die im Kapitel 1.3 folgen) in 5 Stufen, welche hierarchisch aufgebaut sind, unterteilt. Zu den physiologischen Bedürfnissen, welche das Überleben sichern, zählen Nahrung, Flüssigkeit, Unterkunft, Sexualität, Schlaf und Sauerstoff. Die Sicherheitsbedürfnisse verkörpern das Verlangen nach Schutz, Stabilität, Struktur sowie Geborgenheit. Nach Befriedigung dieser Bedürfnisse werden die sozialen Bedürfnisse wie Kontakt, Liebe, Zuneigung oder Zugehörigkeit angestrebt. Liebe bedeutet in diesem Sinne „tief verstanden und akzeptiert zu werden“. Sobald die sozialen Bedürfnisse befriedigt sind, treten die Wertschätzungsbedürfnisse auf, diese werden in zwei Kategorien unterteilt: in Achtung durch andere Menschen und Selbstachtung. Zur Selbstachtung zählt das Selbstvertrauen, die Kompetenz, Zulänglichkeit oder auch Freiheit. Achtung durch andere Menschen umfasst Anerkennung, Wertschätzung, Status, Ruf oder Prestige. Die bisherigen Bedürfnisse zählen zu den Grundbedürfnissen bzw. zu den Defizitmotiven, da diese bei Nichtbefriedigung ungünstige Folgen wie Krankheit auslösen können.
Das hierarchisch höchste Bedürfnis ist die Selbstverwirklichung, dieses Bedürfnis verkörpert das Streben nach der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und definiert u.a. auch den Selbstwert.
1.2 So entstehen Glaubenssätze
Um NLP zu lehren bieten sich Metaphern, also Geschichten, an, nicht nur um theoretische Inhalte praktisch darzustellen, sondern auch um auch dein Unterbewusstsein, den emotionalen Part in den Lernprozess miteinzubeziehen. Daher möchten wir gleich direkt mit einer Metapher zum Thema Glaubenssätze starten:
Stell dir vor du hast einen negativen Glaubenssatz in dir identifiziert der logischerweise auch dein Leben beeinflusst. Zum Beispiel:
- “Ich bin klein, schwach und verletzlich!”
Jetzt stell dir vor, dieser Glaubenssatz steht auf einer großen Tischplatte9 geschrieben. Diese Tischplatte ist nur stabil und tragfähig, weil sie von 4 Tischbeinen getragen wird. Die Tischbeine sind die Basis die Begründung für diesen Glaubenssatz, die Art und Weise wie wir Glaubenssätze lernen.
Glaubenssätze werden programmiert durch:
Hier geht es um wichtige Bezugspersonen aus deinem Leben zum Beispiel deine Familie oder andere Personen, die du speziell in deinen ersten Lebensjahren beobachtet hast.
Als Babys sind wir darauf angewiesen schnell Fortschritte zu machen, um zu überleben, indem wir ältere Vorbilder nachahmen. So können ein bestimmter Satz, der immer wieder laut und eindringlich wiederholt wird, aber auch unausgesprochene Gesetzmäßigkeiten, die einfach in einer Familie gelten und die wir durch Mimik, Gestik und bestimmte Verhaltensweisen beobachten aufgenommen und progra...