Verbatim Groupe de travail 1: « L’influence des médias interactifs: une dimension nouvelle? »
Animation du débat: Monsieur Tom Krieps, vice-président du CNP
Intervenants:
Monsieur Wolfgang Hahn-Cremer,
Vorsitzender der Rundfunkkommission in
Nordrheinwestfalen
Madame Judith Egger, Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, München
Monsieur Hans-Jürgen Bucher, Professor der Medienwissenschaften, Universität Trier
Tom Krieps:
Guten Morgen, meine Damen und Herren. Ich danke Ihnen, dass Sie heute Morgen gekommen sind. Ich danke vor allem den Personen, die uns heute Morgen einige Erklärungen geben werden über die neue Dimension der interaktiven Medien. Ich stelle mich vor: Mein Name ist Tom Krieps, ich bin stellvertretender Vorsitzender – Vizepräsident – des Nationalen Programmrats in Luxemburg. Heute habe ich um uns versammelt, hier zu meiner linken Seite, Herrn Wolfgang Hahn-Cremer, Vorsitzender der Medienkommission der Landesanstalt für Medien aus Nordrheinwestfalen. Zu meiner Rechten ist Herr Professor Hans-Jürgen Bucher von der Universität Trier, der dort auch eine eigene Division der Universität leitet über Medienwissenschaften. Mir gegenüber, wegen der modernen Technik, von mir getrennt, leider, (lachend) Frau Judith Egger, von der Europäischen Akademie Bayern... das ist kein Widerspruch an sich, nein? (lachend)... und auch als Vertreterin der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikation. Wie gesagt, ich glaube wir haben ein interessantes Panel an Leuten hier heute Morgen versammelt, ich bin sehr froh, dass wir das heute abhalten können, trotz der politischen, militärischen Zwischenfälle, die es in den letzten 48 Stunden gegeben hat.
Ich weiß, dass viele von Euch andere Sachen im Kopf haben als jetzt heute Morgen über interaktive Medien zu sprechen, aber es ist trotzdem notwendig darüber zu sprechen. Die Aktualität lehrt uns, dass die interaktiven Medien zum Teil eine Rolle spielen. Ich hatte eigentlich vor, vor allem über Internet, natürlich, zu sprechen aber, nach Rücksprache mit Herrn Soisson, der ja der andere stellvertretende Vorsitzende des Programmrates ist, hat er mir vorgeschlagen, einige Worte über Videospiele zu verlieren.
Dies ist nicht uninteressant, denn gestern haben wir in der Zeitung gelesen, dass jetzt im Irak zum Teil die Ausbildung verschiedener Leute, die dort im Einsatz sind, über ganz weitentwickelte Videospiele - wenn man das so nennen kann -funktioniert, wo die richtigen Reflexe, zum Teil ja schon durch Simulation auf dem Computer, nicht nur für die Luftfahrt, also für die Flugzeuge, sondern auch für den Bodenkrieg ausgebildet werden. Es scheint mir ein sehr wichtiges Element zu sein, wenn man über so etwas spricht, wenn man sieht, dass die Anwendungen eines, an sich harmlosen, von Anfang an eher harmlosen, Zeitvertreibs, doch sehr weit gehen können. Und es ist auch für mich wichtig, wenn man über Internet spricht.
Viele Leute sagen, Internet sei auch ein bisschen die „Büchse der Pandora“, wenn man sie öffnet, dann kommen lauter Sachen raus, die eher schlecht sind. Ich glaube, ob es jetzt ein Fluch oder ein Segen ist, die Frage werden wir uns wohl stellen, und ich glaube es ist auch die Frage dieser kleinen Runde heute Morgen. Thema ist ja: Die interaktiven Medien, eine neue Dimension – Fragezeichen. Das heißt, die Frage ist offen, und wie ich glaube, dieses Panel wird versuchen, eine Antwort darauf zu geben.
Ich bin herausgesucht worden, wahrscheinlich, weil ich der jüngste stellvertretende Vorsitzende des Programmrates bin, und dann hat man gedacht, die neuen Medien sind ja was für die jungen Leute. Danke für die jungen Leute (lachend) aber, ich muss sagen, ich gehöre auch nicht zu der Internetgeneration, die ist eigentlich für die noch jüngeren als ich. Aber, jede Zeit hat ihre eigenen Medien.
Gestern Abend haben wir über alte Medien gesprochen, so alt sind diese Medien noch gar nicht. Die ältesten Medien sind ganz klar die Printmedien.
Die sind ja schon seit Gutenberg um uns herum, aber die Funkmedien sind ja eigentlich relativ rezent. Rundfunk vor dem Krieg, Fernsehen erst während des Krieges respektiv nach dem Zweiten Weltkrieg, das ist also alles noch gar nicht so lange her und ich glaube, es wäre ein großer Fehler, zu sagen, dass die neuen Medien die alten Medien ersetzen. Das macht nicht immer sehr viel Sinn. Zum Teil gibt es ja auch da Konvergenzen. Die Frage ist jetzt: Was haben die neuen Medien so spezifisch an sich, dass man heute Morgen darüber reden soll? Ist es die Interaktivität..., die Interaktivität, wenn ich eine Lanze dafür brechen soll, ist ja im Prinzip eine gute Sache. Was man dem Fernsehen oder dem Rundfunk eigentlich über Jahrzehnte lang vorwarf, und ich kann mich daran noch sehr gut erinnern, als ich noch selber im Gymnasium war, war dass das alles sehr passiv sein soll. Sie sehen einen Bildschirm und da läuft was ab. Sie sitzen da, konsumieren, keine kritischen Auseinandersetzungen damit, und man ist selektiv informiert über das, was derjenige, der diese Fernsehanstalt oder diese Radiogesellschaft betreibt, ausstrahlt. Das heißt, man hat nicht die Möglichkeit, etwas nachzufragen. Im Internet ist das natürlich etwas anderes, weil man die Möglichkeit hat, ganz spezifisch nachzusuchen, man kann Fragen stellen, man bekommt auch Antworten. Diese Antworten sind zwar nicht immer die richtigen, das ist ein anderes Problem. Diese Antworten, die sind auch wieder tendenziös, diese Antworten sind auch wieder nicht objektiv... und deshalb stellt sich die Frage, dass auch, was das Internet betrifft, die Medienkompetenz für Jugendliche und Kinder von einer ganz hervorragenden Wichtigkeit ist. Dazu kommt noch, in meinen Augen, dass Medienkompetenz für die neuen Medien noch wichtiger ist als fast für die alten, zwischen Anführungszeichen, Medien.
Stichwort: Kontrolle, und ich meine, wenn man in einem Programmrat sitzt, maßt man sich ja manchmal an, so was auszuüben, auch wenn man da sofort gesteinigt wird. Aber ich sehe die Kontrolle eigentlich sehr schwierig, wenn es über die neuen Medien geht. Weil, wie kann man Internet kontrollieren? Das ist technisch und auch politisch gesehen nicht immer unbedingt eine gute Idee. Deshalb hat ja unser delegierter Minister gestern Abend über den Internetführerschein gesprochen, dass es also da in eine ganz bestimmte politische Richtung geht, dass man sagt, wir müssen den Menschen die Möglichkeit geben, sich mit dem Medium Internet ernsthaft auseinander zu setzen und nicht von dieser Flut von Informationen und anderen Sachen überschwemmt zu werden.
Ich bin der Meinung, dass es keine schlechte Idee ist. Man soll das aber nicht zu viel auf die Erwachsenen hinrichten. Ich bin der Meinung, man sollte schon sehr früh anfangen, weil, das Medium Internet ist auch schon Kindern zum Teil zugänglich. Die technischen Probleme, die für unsere, für meine Generation auf jeden Fall noch zum Teil da waren, gibt es für junge Menschen nicht, das Funktionieren des Internets stellt für sie keine Probleme mehr dar. Jetzt bin ich also der Meinung, dass es von mir aus hervorragend wichtig ist, dass wir da eine neue Herausforderung haben, die zum Teil viel komplizierter ist als mit dem Medium Fernsehen. Fernsehen kann man abschalten. Da kann man sagen, dieser Kanal, das ist der richtige, der andere Kanal ist nicht der richtige. Bei Internet ist das natürlich total unmöglich.
Zensur, wenn man das so will, gibt es nicht, es gibt alles auf Internet, in Amerika gibt es faschistische Parteien, die sich unter der Meinungsfreiheit tummeln und rassistische Parolen abgeben.
In Deutschland wird das ja ganz streng gehandhabt, in Luxemburg auch, in Frankreich auch; man braucht dann bloß nach Amerika auf eine amerikanische Website zu gehen, dann kann man alles, von Faschismus, Rassismus und Fremdenhass lesen, was man will, bis zur absoluten Sättigung. Da können wir in Europa nicht sehr viel daran ändern. Deshalb ist es in meinen Augen wichtig, dass die Medienkompetenz da eine große Rolle spielen muss. Und das ist für mich eine Dimension, die wir heute Morgen vielleicht hervorstreichen sollen. Wir haben drei verschiedene Leute hier, die aus drei verschiedenen Richtungen kommen, Herr Professor Bucher ist aus der Wissenschaft, er hat einen relativ wissenschaftlichen Vortrag vorbereitet, wo wir ein bisschen die Hintergründe sehen werden, Frau Egger kommt aus der politischen Bildung, hat da also auch ihre Ideen und Herr Hahn-Cremer ist natürlich von der Medienanstalt, auch von dem behördlichen Aspekt wird er, glaube ich, einige Hinweise geben können, was wir da tun können.
Dazu kommt natürlich ein großes Problem hinzu: Wir haben ja gestern Abend unseren delegierten Minister gehört und er war der Meinung, dass Medienkompetenz, im Unterschied zu Nordrheinwestfalen, wo das ja in den Kompetenzbereich der Landesanstalt fällt, in Luxemburg nicht unbedingt der Fall sein soll: Ich meine das politische Eisen hier in Luxemburg ist noch warm, wir könnten also heute Morgen versuchen, auch vielleicht da eine Idee zu schmieden, was die Medienkompetenz für die neuen Medien betrifft, dass wir da auch eine Anlaufstelle bekommen.
Frau von Feilitzen, die gestern Abend gesprochen hat, hat das Problem von den Videospielen sehr kurz angeschnitten, scheint mir aber nicht unwichtig zu sein. In Deutschland hat es in Erfurt, in diesem Gymnasium, dieses schreckliche Massaker gegeben und es sieht ja so aus, als sei dies nicht nur aus, sagen wir mal, persönlichen Gründen passiert, sondern auch zum Teil, weil diese Person, die dieses Massaker begangen hat, auch sehr intensiv Videospiele konsumiert hat und da eine Gewaltbereitschaft entsteht, die man auf jeden Fall kontrollieren muss. Es ist so, dass es bis jetzt noch keine wissenschaftliche Studie gibt, was diese Gewaltbereitschaft anbetrifft. Man hat also bis jetzt noch nicht „messen“ können, ob eine große Zahl dieser Videospiele die Gewaltbereitschaft der Menschen steigert. In Japan, und das hat Frau von Feilitzen glaube ich ganz kurz angeschnitten, in Japan ist es bereits passiert, aber die japanische Gesellschaft und die Japaner, was die Gewalt anbetrifft, haben eine andere Auffassung, zum Teil, als wir. Waffen sind in der japanischen Gesellschaft total inexistent, das ist in Europa aber nicht der Fall. Also glaube ich, dass wir hier eine interessante Diskussionsrunde haben werden, es soll hier kein professoraler Ablauf sein, sondern ich wäre sehr froh, wenn ich aus der Runde, die wir heute Morgen haben, Fragen bekommen würden, und ich glaube, dass auch meine Mitstreiter, wenn ich sie so nennen darf, sehr froh wären, darauf zu antworten.
Judith Egger: Neue Medien und politische Bildung
Herzlichen Dank für die Einladung. Wie schon gesagt, mein Name ist Judith Egger, ich arbeite für die Europäische Akademie Bayern, was kein Widerspruch ist (lachend). Europäische Akademien gibt’s in ganz Deutschland, die sind meistens an die Bundesländer geknüpft.
Es gibt die Europäische Akademie Berlin, Schleswig-Holstein, Nordrheinwestfalen usw. Unser Auftrag ist politische Bildung für Jugendliche und Erwachsene in Bezug auf Europa, Europäische Union, einerseits Informationsvermittlung, einer unserer Schwerpunkte sind Studienreisen nach Brüssel, Straßburg und auch nach Luxemburg, natürlich. Des Weiteren gehen wir in Schulen, veranstalten dort Planspiele zu Themen der Europäischen Union und machen auch internationale Projekte, vor allem internationale Jugendprojekte, wo Jugendliche aus Europa die Möglichkeit bekommen sollen, sich zu begegnen. In diesem Rahmen habe ich eine Projektstelle im Augenblick, die gefördert wird vom Arbeitskreis Deutsche Bildungsstätten, der wiederum sein Geld vom Jugendministerium bekommt, zum Thema „Neue Medien und politische Bildung“. Das heißt, meine Aufgabe, im Augenblick, ist es zu versuchen, Projekte zu entwickeln, inwieweit man das Internet, gerade in der europäischen Jugendbildung, sinnvoll einsetzen kann; auch zu überlegen, inwieweit es denn sinnvoll ist, die neuen Medien überhaupt in die politische Bildung zu integrieren. Deswegen habe ich den vorgegebenen Titel auch mal gleich geändert. Es ging ja darum: Die interaktiven Medien, eine neue Dimension? Meine Herkunft ist eben aus der politischen Bildung und die Frage, die sich uns gestellt hat, war, ist es notwendig, diese neuen Entwicklungen, die ja auch gesellschaftlich-politische Auswirkungen haben, in unsere Seminare, Konzepte mit aufzunehmen und wenn ja, wie am besten, was ist da sinnvoll? Ich arbeite in dieser Projektstelle zusammen mit drei weiteren Kollegen aus anderen Bildungsstätten in ganz Deutschland in der Projektgruppe „Neue Medien und politische Bildung“. Dort versuchen wir auch Projekte zu entwickeln. Da werde ich Ihnen später auch noch welche vorstellen. Und dann bin ich eben auch Mitglied der GMK83 und als solche hier auch eingeladen. Die GMK ist ein Dachverband für Medienpädagogen mit einer sehr, ja, interessanten, heterogenen Mitgliederstruktur, es reicht von universitären Mitgliedern über Institutionen, Studenten und eben aber Medienpädagogen aus der Praxis und wir haben dort Ende letzten Jahres eine Fachgruppe gegründet – Internationale Medienpädagogik – die noch sehr am Anfang steht.
Im Augenblick haben wir nur Zielvorstellungen und sind dabei, die Arbeit zu organisieren. Ziel ist es, sich mit anderen Dachverbänden zusammenzutun, erst mal in Europa, dann auch eventuell weltweit, aber wir würden erst mal mit Europa anfangen zu vernetzen und, wenn es geht, Informationsaustausch zu initiieren zwischen Medienpädagogen, eben dann nicht nur in Europa, sondern europaweit, eventuell auch weltweit. Das sind die Zielvorstellungen im Augenblick.
Das Problem bei solchen Fachgruppen ist immer: Jeder macht es neben seiner normalen Arbeit hier, es ist für viele einfach nur ein Zeitproblem, aber wir hoffen, dass das weitergehen wird.
Ich habe meine Ausführung ganz grob in zwei Teile geteilt. Das, was ich Ihnen erzählen will ist einmal, warum überhaupt Internet in der politischen Bildung? Wie legitimiert man das? Es gibt ja immer Leute die sagen, ja, das macht dann Spaß und es wird nur eingesetzt, weil es so ein bisschen ein Köder ist für die Jugendlichen und es ist dann eher eine Mogelpackung, damit man sie wieder dazu bringt, sich mit anderen Sachen zu beschäftigen. Ich denke, es gibt da wirklich Gründe dafür, warum man Internet zum Thema und zum Medium machen sollte.
Und der zweite Punkt wäre dann mögliche Einsatzformen, wie kann man damit ganz praktisch arbeiten, in Seminaren und da würde ich Ihnen gerne auch ein paar praktische Beispiele vorstellen.
Also, zuerst zur Bedeutung des Internets. Da könnte man natürlich ganze Bücher schreiben, sind auch geschrieben worden, das kann man jetzt nur sehr stichwortartig anführen, ich würde aber gerne ein paar Sachen eben erwähnen. Das erste, das Internet ist DAS neue Medium Sie haben vorhin gesagt, das Internet wird sicher die anderen Medien nicht verdrängen oder ersetzen. Aber es verändert sie jetzt schon. Und zwar ganz entscheidend. Alle Medien, alle Zeitungen, alle Rundfunkstationen, alle Fernsehstationen sind im Internet vertreten, thematisieren das Internet in ihren eigenen Produktionen, geben weiterführende Informationen auf ihren Internetseiten, gründen dort „Communities“, machen dort Werbung, Kundenbindun...