
eBook - ePub
Wirtschaft formen
Mit Vorträgen und Aufsätzen aus drei Jahrzehnten volkswirtschaftlicher Tätigkeit
- 268 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Wirtschaft formen
Mit Vorträgen und Aufsätzen aus drei Jahrzehnten volkswirtschaftlicher Tätigkeit
Über dieses Buch
Im vorliegenden Sammelband macht der Autor die wichtigsten, die Zeit überdauernden Vorträge und Ausarbeitungen, die er als Mitarbeiter der Abteilung Volkswirtschaft einer großen bayerischen Regionalbank erstellt hat, einer interessierten Leserschaft zugänglich.
Häufig gestellte Fragen
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Information
Oktober 2003
Markt und Moral - Chancen verantwortlichen Handelns
Markt und Moral (Ethik und Ökonomie) scheint auf den ersten Blick wenig zu verbinden. Mehr noch. Oft genug scheinen sie sich gegenseitig auszuschließen. Dabei war es gerade dies, was die liberale Wirtschaftstheorie an ihren Ursprüngen leisten wollte: die Versöhnung von Eigennutz und Gemeinwohl. Nach Adam Smith löst die Marktwirtschaft beide Fragen am Markt durch die „unsichtbare Hand“ des Wettbewerbs. Indem jeder einzelne Anbieter dem egoistischen (erwerbswirtschaftlichen) Prinzip folgt, aber mit Anderen konkurrieren muss, stellt er zusammen mit den Anderen jenes Güterangebot bereit, das - nach Kosten, Preisen, Qualität und Sortiment - am besten dem Verbraucher (und damit dem Gemeinwohl) dient. Gerechtigkeit ist hier Leistungsgerechtigkeit, das heißt jeder erhält als Gegenwert einen Anspruch an das Sozialprodukt, dem sein Beitrag zum Sozialprodukt entspricht. (Über die „invisible hand“ des Marktes werden alle egoistisch motivierten Handlungen gesteuert und eingebracht in das Gemeinwohl, den Wohlstand und das Wohlergehen aller.) Dieses Vertrauen in die Selbstregulierungskräfte des Marktes beherrscht auch noch die neoliberalen Denker des 20. (und des beginnenden 21.) Jahrhunderts. „The social responsibility of business is to increase its profits“, heißt es bei Milton Friedman klipp und klar, also etwas salopp gesagt: das Gewinnprinzip wird es schon steuern und regeln. Externe Wirtschaftsethik wäre damit überflüssig: „The business of business is business.“
Ist Moral dem Markt also immanent? Schaut man sich die Realität des Wirtschaftslebens an, so ist dies gewiss nicht immer der Fall, wie viele Beispiele zeigen. Selbst die wachsamste Öffentlichkeit scheint in Zeiten hochkomplexer ökonomischer Prozesse und international verflochtener Transaktionen offensichtlich als moralische Kontrollinstanz immer wieder zu versagen. Und auch der Gesetzgeber kann nicht in allen Fällen eine ausreichende Gewährleistung. der wirtschaftlichen Ehrbarkeit bieten. (Ein Verantwortungsbewusstsein jenseits von Soll und Haben ist also gefragt - und zwar auch über die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben hinaus.) Dies muss allerdings keineswegs bedeuten, dass Ethik und Gewinnprinzip zwangsläufig im Konflikt stehen. Wenn etwa der amerikanische Industrielle Howard Hughes behauptet: „Es versteht sich von selbst, dass man nicht zugleich hohe Prinzipien und hohe Gewinne haben kann“, so äußert sich hier ein Denken, das höchstens den kurzfristigen Gewinn im Blick hat. Mit rücksichtslos-aggressiven Geschäftspraktiken, die sich um das gesellschaftliche Umfeld nicht kümmern, lässt sich sicher schnelles Geld machen. Langfristig gedacht, sieht das schon wesentlich anders aus: da sind ethisch fundierte Geschäftspraktiken dem Unternehmensziel Gewinn oft gar nicht so fern.
Von Führungskräften in Wirtschaft (Politik und Gesellschaft) wird die Orientierung an Werten verlangt. In einem von der fortschreitenden Globalisierung der Wirtschaftslandschaft erzeugten immer größeren Konkurrenzdruck werden sie indes immer wieder in existenzielle Dilemmasituationen gestellt. Sie haben es mit Ansprüchen von Kunden, Aktionären, Mitarbeitern, des Staates und der Öffentlichkeit - nicht zu vergessen dem persönlichen Ehrgeiz - zu tun, die in sich und untereinander fast unvereinbar sind. Es gibt aber nicht nur dieses Parallelogramm widersprüchlicher Kräfte und Interessen, sondern auch moralisch fragwürdige Erwartungen an die Unternehmen. Moral und Heuchelei liegen häufig sehr eng beieinander. (In der Ethik gilt das Wort, dass man über den Splitter im Auge des Anderen den Balken im eigenen Auge nicht übersehen soll. Mit anderen Worten: Man muss bei sich selbst anfangen.) Ethische Werte stehen überdies in dynamischen Prozessen, zumal sich nicht nur die Wirtschaft im Laufe der Zeit ändert, sondern auch die Koordinaten (Relevanz und Schärfe) von Ethik und Moral.
Die Arbeit der Führungskräfte steht damit in einem großen Spannungsfeld: Moralische Integrität, Partizipation und Sozialverträglichkeit auf der einen Seite; Kostendruck, Produktivitätssteigerung und Zwang zur Zielerreichung auf der anderen. Mit der Zurückweisung ungerechtfertigter Kritik ist es dabei nicht getan. Die Führungskräfte müssen diese Dilemmata in ihrer täglichen Arbeit aushalten und glaubwürdig bleiben; in Kauf nehmen, dass sie sich im Wettbewerb durch moralisches Handeln gewisse Nachteile einhandeln; mit Kreativität und Einsatz ethischen Prinzipien Geltung verschaffen; geduldig ihr Handeln transparent machen und aufklären. Nur dann werden sie letztlich vor Kunden, Aktionären, Staat und Öffentlichkeit bestehen können.
Wichtiger als Regelungsperfektionismus ist dabei eine gelebte Führungsverantwortung nach den Regeln einer christlichen Moral. Wir brauchen in einer offenen Gesellschaft die alten Sekundärtugenden: Ordnung, Fleiß, Pünktlichkeit; wir brauchen aber mehr noch die Primärtugenden: Unternehmergeist und Kreativität, Zivilcourage, kommunikative Kompetenz und Konfliktfähigkeit. Diese Tugenden erfüllen beides: Sie helfen den Unternehmen, am Markt zu bestehen. Sie helfen ihnen aber auch, angemessen auf die moralischen Forderungen zu reagieren. Die Entscheidung für oder wider ein bestimmtes Unternehmen oder ein bestimmtes Produkt wird immer mehr auch davon abhängen, wie sich die Unternehmen zu ethisch-moralischen Fragen stellen.
Wir brauchen in den Unternehmen Führungskräfte und Mitarbeiter, die beides verbinden: die betriebswirtschaftliche Kompetenz mit ethischer Kompetenz, das heißt den verantwortlich handelnden Unternehmer, der die Auswirkungen ökonomischer Rationalität auf Mitmenschen und Umwelt in Rechnung stellt. Das heißt praktisch: Nicht alles was erlaubt ist, darf man im Tagesgeschäft auch tun. Erforderlich ist die Konsistenz zwischen dem moralischen Anspruch und dem tatsächlichen Verhalten, sonst gibt es ein massives Unglaubwürdigkeitsproblem. Die Selbstheilungskräfte des Marktes, Grundlage der Marktwirtschaft, stärkt man nicht durch den vorschnellen Ruf nach dem Gesetzgeber. Gesetzliche Regelungen zur Sicherung von ethischem Verhalten sind nur (notwendige) Hilfskrücken für Anstand und Moral. Sie sollten klug und zurückhaltend eingesetzt werden. Was wir brauchen ist also kein Gesetzesperfektionismus, sondern ein Kategorischer Imperativ für Führungskräfte und Mitarbeiter in der Wirtschaft. In Ansätzen liegt er bereits vor in den Unternehmensleitlinien und Führungsgrundsätzen, die sich die Unternehmen gegeben haben. Dieser kategorische Imperativ muss folgenden Kriterien genügen:
- Erstens: Moral hat die höchste Stufe der Rationalität zu sein. Sie darf die fachliche Diskussion nicht ersetzen oder abschneiden, sie muss sie beleuchten und ergänzen.
- Zweitens: Normen müssen gelebt werden im Unternehmen, in der Politik und in der Gesellschaft.
- Drittens: Ethik hat mit Folgeeinschätzung zu tun und hält dann auch Sachzwängen stand. Anders ausgedrückt: Nicht das schnelle Geschäft zählt, sondern der nachhaltige Erfolg.
Eine Unternehmenskultur, die sich neben den eigennützigen und ökonomischen auch den gemeinnützigen und gesellschaftlichen Werten verpflichtet, ist gewinnbringend. Denn Ethik heißt ja auch Verantwortung. Und diese Verantwortung wird immer mehr nicht nur auf das Ökonomische allein bezogen. Gerade die außerordentlichen politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen der letzten Zeit haben in einem kaum gekannten Ausmaß Probleme aufgeworfen, die nach übergreifenden Lösungsansätzen verlangen. Der Blick muss über die Grenzen des eigenen Gebiets hinausgehen. Damit wird auch für die wirtschaftlich Verantwortlichen der Ruf nach einem generellen gesellschaftlichen Verantwortungsbewusstsein immer lauter. Ethische Fundierung des Wirtschaftens wird eingefordert. Diese Forderung impliziert, dass das marktwirtschaftliche Handeln, das sich in erster Linie am Gewinn orientiert, allein die Erfüllung ethischer Standards nicht gewährleisten kann.
Ein Weiteres: Ethisches Handeln in der Wirtschaft wird häufig nur aus der Defensive heraus verstanden. Die Unternehmen sehen sich einem Druck der Öffentlichkeit oder der Politik ausgesetzt, dem sie nolens volens nachgeben. Oft muss erst ein Krisenfall eintreten, bis das Unternehmen aktiv wird. Dies ist zu wenig. Gefragt ist bei einem ethisch fundierten Wirtschaften nicht nur das Reagieren, sondern das Agieren mit Phantasie und Innovationsgeist, das aktive Bemühen um innovative Lösungen für ethische Herausforderungen. So können Konzepte entstehen, die auch die Märkte und den Kunden mitzuprägen versuchen. Ethik kann sich so als ein Wechselspiel verwirklichen: Zum einen stehen die Unternehmen unter dem Erwartungsdruck einer zunehmend kritischer und anspruchsvoller werdenden Öffentlichkeit und nehmen so gesellschaftliche Entwicklungen auf. Zum anderen geben sie selbst Impulse an die Gesellschaft zurück, indem sie sich für die Herausforderungen unserer Zeit um innovative und zugleich marktfähige Lösungskonzepte bemühen. Wirtschaftsethik wird damit zur Forderung an das Unternehmen und die wirtschaftlich Verantwortlichen, genauso aber zur Herausforderung an den mündigen Bürger. Ein System gegenseitiger checks und balances also, in dem alle Wirtschaftssubjekte gefragt sind. So kann auf einen Zustand hingearbeitet werden, in dem ethisches Verhalten mehr ist als mit halber Überzeugung betriebene Beruhigung des schlechten Gewissens, in dem es vielmehr zum Wettbewerbsfaktor wird.
Anders formuliert: Beim Handeln in wirtschaftlichen Unternehmungen konkurrieren - wie bei den meisten menschlichen Aktivitäten - mehrere Ziele miteinander. So vor allem das notwendige Streben nach optimaler wirtschaftlicher Effizienz und Gewinnerzielung mit der Verantwortung für die betroffenen und beteiligten Menschen. Darin liegt die zentrale wirtschaftsethische Herausforderung unserer Zeit: in der aktiven Suche nach Feldern, wo sich Ethik und Gewinn verbinden lassen, ohne dass Ethik nur zum Instrument der Gewinnerzielung wird. Wo Ethik also fundiert ist in einem Bewusstsein der gesellschaftlichen Verantwortung des Wirtschaftens, wo sie aber auch die Chance hat, mehr zu sein als nur vage gute Absichten. Diesen Mittelweg zwischen machtloser Moral und instrumentalisierter Moral zu finden, wird sicher nicht immer einfach sein. Ethische Investitionen verlangen heute immer noch Mut bei den Verantwortlichen, denn ihre „Rentabilität“ ist schwer abzuschätzen. Wollen die Unternehmen das Vertrauen der Öffentlichkeit in ihre Tätigkeit sichern, so werden sie diesen Mut heute aufbringen müssen. Überall wo Ethik und Gewinnprinzip in einem direkten Zusammenhang stehen, bieten sich also ebenso große Chancen wie Risiken. Chancen deshalb, weil Ethik im praktischen Wirtschaftsleben wohl nur dann auf Dauer sich wird durchsetzen können, wenn Wege gesucht und gefunden werden, das wohlgemeinte ethisch-moralische Handeln mit den Geschäftszielen zu verbinden. Mit reiner Wohltätigkeit ist kaum jemand geholfen.
Ein Geschäft, ein wirtschaftliches Verhalten darf nicht nur ökonomisch und juristisch vertretbar oder politisch opportun sein, es muss vor allem auch ethisch verantwortbar sein. Soweit sind die Wechselwirkungen zwischen Wirtschaft und Ethik gut nachvollziehbar: Nur wenn die Wirtschaft stark ist, kann sich eine auf Menschenwürde zielende Gesellschaft die Solidarität eines Sozialstaates leisten. Wirtschaftliche Effizienz wird so zu einer Voraussetzung institutionell gesicherter Solidarität. Diese aber wiederum kann nur erhalten werden, wenn soziale Verantwortung der Entscheidungsträger ebenso besteht, wie die Bereitschaft, das Sozialsystem neuen Herausforderungen anzupassen.
Daraus lässt sich eine weitere Grunderkenntnisse destillieren: Ethische Werte sind zeit- und ortsabhängig und eignen sich nicht für platten Populismus. Ethische Prinzipien können keine allgemeingültigen Antworten auf die Frage liefern, was ein Unternehmen letztlich machen darf und was nicht. Ethik - daran sollen wir uns erinnern - ist historisch und kulturell gewachsen auf auch religiös verschiedenen Nährböden. Letztlich sind jedoch allen großen Weltreligionen die g1eichen Grundwerte gemein. Sie in den großen und kleinen Entscheidungen des Lebens und Wirtschaftens zu realisieren, ist tägliche Aufgabe und große Herausforderung zugleich. Sie kann nur aus dem Innersten der Menschen und Unternehmen geleistet und entwickelt werden.
Solche Persönlichkeiten haben Grundwerte oder müssen sie entwickeln. Die Grundwerte sind dabei nicht, wie viel Gewinn wir erzielen wollen oder wie der Umsatz steigen soll. Das Unternehmen, die Persönlichkeit muss wissen, wer sie ist, was sie will, warum es sie gibt, was ihre Aufgabe und Verantwortung ist, was sie mit ihrem Handeln oder auch ihrem Unterlassen bewirkt. Sie muss ein Gewissen haben, eine Ethik entwickeln, die nirgendwo festgeschrieben sein muss, weil es schlichtweg nicht möglich ist, auf alle Fragen die Antworten parat zu haben. Die Unternehmung muss einen Grundwertekatalog haben, der sie sicher macht ethisch zu handeln - gleichgültig, ob es eine europäisch-westlich denkende, eine asiatisch sozialisierte oder ein Unternehmen aus dem moslemischen Raum ist. Und sie muss die Fähigkeit haben, im Zweifelsfall - sowie das jeder Mensch auch mit sich selber ausmacht -.über richtiges oder falsches Handeln nachzudenken und zu diskutieren.
Eine solide ethische Grundlage ist übrigens kein hehrer Selbstzweck. Denn dauerhafte Erfolge sind nicht ohne moralisches Handeln denkbar, nicht ohne ein solches Verständnis im Unternehmen und ohne eine entsprechende Reputation im Markt. Und vor allem verfügen nur Unternehmen, die sich ihrer Ethik sicher sein können, über die nötigen Handlungsmaximen, das Richtige zum angestrebten Erfolg, auch das ethisch Richtige zu tun. Viele Unternehmen sind gescheitert, weil sie keine gemeinsame ethische Grundlage entwickelt oder sie verloren hatten. Vielfach nennen wir das dann „Kultur-Probleme“. Nennen wir es, wie wir wollen: Es geht letztlich immer um die ethische Grundlage einer Gemeinschaft.
Oktober 2002
Alterssicherung
Notwendigkeit der privaten Vermögensvorsorge
Nach zweijährigem Tauziehen wurde im Frühsommer letzten Jahres das vom damaligen Bundesarbeitsminister Walter Riester angestoßene neue Altersvermögensgesetz von Bundestag und Bundesrat verabschiedet. Am 1. Januar 2002 trat seine erste Stufe in Kraft. Was das aber bedeutet – darüber herrscht nach wie vor noch viel Unklarheit.
Was also steckt in der Reform? Was bedeutet sie für die künftigen Rentnerinnen und Rentner? Lassen Sie mich (zunächst) versuchen, die Fakten (kurz und bündig) zusammenzufassen und eine volkswirtschaftliche Bewertung der „neuen Rente“ vorzunehmen. Danach will ich (anhand einiger Beispiele) die staatlichen Fördermöglichkeiten aufzeigen. Es wird dabei, so denke ich, sehr schnell deutlich werden, dass wir alle - ausgenommen diejenigen, die bereits in Rente sind oder kurz vor der Pensionierung stehen - was die Rente betrifft nicht in Ruhe abwarten dürfen, sondern dass wir selbst aktiv werden müssen, wenn im Alter der gewohnte Lebensstandard sichergestellt sein soll.
Versorgungslücken in der Alterssicherung
Das System der Alterssicherung in Deutschland setzt sich bekanntlich aus drei Bausteinen zusammen: den öffentlich-rechtlichen Pflichtsystemen, (vor allem die gesetzliche Rentenversicherung (gRV), die Beamtenversorgung, die Alterssicherung der Landwirte sowie die berufsständischen Versorgungswerke), der betrieblichen Altersversorgung, der wichtigsten freiwilligen Sozialleistung der Unternehmen, sowie der Zusatzversorgung der Arbeiter und Angestellten des öffentlichen Dienstes und der privaten Altersvorsorge, zu der alle Formen der privaten Vermögensbildung gezählt werden, die der Vorsorge für das Alter dienen können (insbesondere die Risikolebensversicherung, die kapitalbildende Lebensversicherung und die private Rentenversicherung). Man spricht hier vom sogenannten Drei-Säulen-Modell. Die größte Last ruht auf der Säule der gesetzlichen Rentenversicherung: Die aus ihr gezahlten Sozialrenten machen fast 80% aller Alterseinkommen aus. Auf Betriebsrenten und die öffentliche Zusatzversorgung entfallen gut 7%, auf die private Vorsorge (nur) etwa 14%. (In den USA beträgt die freiwillige Vorsorge dagegen 42% und in der Schweiz 26% der Alterseinkommen.)
Das Bewusstsein der Notwendigkeit einer zusätzlichen Vorsorge für das Alter nimmt zwar auch in der deutschen Bevölkerung zu. Bei den Angehörigen der jungen Generation sind es jedoch nur 44% (bei den Deut...
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