400 Jahre Glückstadt
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400 Jahre Glückstadt

Festschrift der Detlefsen-Gesellschaft zum Stadtjubiläum

  1. 504 Seiten
  2. German
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400 Jahre Glückstadt

Festschrift der Detlefsen-Gesellschaft zum Stadtjubiläum

Über dieses Buch

Glückstadt feiert 2017 das 400jährige Stadtjubiläum. Anlass genug, die Geschichte der Stadt in Schlaglichtern zu beleuchten, auch wenn Glückstadt im Vergleich zu den mittelalterlichen Stadtgründungen von Itzehoe, Krempe und Wilster nicht besonders alt ist. Aber die Stadt an der Elbe hat eine besondere Gründungs-, Funktions- und Baugeschichte. So wurde Glückstadt als Planstadt mitten in die unbebauten Wildnisse gesetzt, weil der dänische König Christian IV. (1577-1648) einen Hafen mit Zugang zur Nordsee benötigte, denn der königliche Anteil der Herzogtümer Schleswig und Holstein besaß keinen für Seeschiffe geeigneten Nordseehafen. Auch sollte Glückstadt helfen, die Interessen gegen Hamburg zu wahren und es war gleichzeitig als gesicherter Elbübergang für die Ambitionen Christians IV. im Niedersächsischen Kreis wie auch als Rückzugspunkt im Falle militärischer Rückschläge gedacht. Daher war die Stadt von einem modernen Festungsgürtel umgeben. Zugleich wurde mit der Anlage eines repräsentativen Wohn- und Regierungssitzes, nämlich des Schlosses Glücksburg (1629-1631), auch für die Präsenz des Monarchen selbst gesorgt. Im Schloss und am Schloss selbst wirkten bedeutende Künstler, die der mächtige dänische König in seine Residenz holte. Leider überdauerte diese ihren Bauherrn nur 60 Jahre. Als Rest der Anlage blieb der ehemalige Wirtschaftshof direkt am Hafen, auf dessen Gelände heute das Provianthaus steht. Als Toleranzstadt bot Glückstadt vielen Glaubensflüchtlingen ab 1619 als religiöse Freistatt eine neue Heimat. Der Jüdische Friedhof, der zu den bedeutendsten des Landes gehört, erinnert uns an diese Zeit. Zahlreiche Künstler wirkten in Glückstadt im Laufe der Jahrhunderte und es lohnt sich, sich mit ihnen zu beschäftigen. Mit dem Detlefsengymnasium verfügt die Stadt über eine der ältesten Schulen in Schleswig-Holstein und die Primanervereinigung mit den jährlich erscheinenden Primanerberichten stellt in Deutschland eine Besonderheit dar. Glückstadt ist mit seiner historischen Altstadt und der besonderen Stadtanlage, seinem Museum und den erhaltenen Adelspalais ein touristischer Hotspot in den holsteinischen Elbmarschen.

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Information

Jahr
2017
ISBN drucken
9783746015453
eBook-ISBN:
9783746069654

August Twesten (1789–1876),
ein lutherischer Theologe und
Schleiermacher-Schüler aus
Glückstadt389

Joachim Stüben

Wenn man das Online-Lexikon Wikipedia aufruft und als Suchbegriff „August Twesten“ eingibt, dann stößt man auf Artikel über August Detlev (auch: Detlef) Christian Twesten – so der vollständige Name – in mehreren Fassungen. Twesten war lutherischer Theologe, aber auch Philosoph. Die Beiträge sind nicht lang, genügen aber für eine erste Orientierung. Wikipedia bietet Einträge in drei Sprachen: einen auf Deutsch,390 einen auf Englisch391 und einen auf Schwedisch,392 aber keinen auf Plattdeutsch und erstaunlicherweise auch keinen auf Dänisch. Der deutsche Text ist eher biografisch orientiert, der englische eher theologisch, der schwedische liegt dazwischen.
August Detlev Christian Twesten (1789–1876). Quelle: Carl Friedrich Georg Heinrici, D. August Twesten nach Tagebüchern und Briefen. Berlin 1889, Frontispiz. Auch abgebildet bei: Paul Steffen, August Twesten, Barthold Georg Niebuhr und die Familie Behrens in Bordesholm im 18. und 19. Jahrhundert, in: Rendsburger Jahrbuch 2006, S. 202.
In der Theologiegeschichte ist Twesten bis heute als „einer der wichtigsten Schüler“393 und als Amtsnachfolger Friedrich Daniel Ernst Schleiermachers (1768–1834) an der Berliner Universität bekannt, in wissenschaftlichen Bibliotheken mit theologischem Altbestand finden sich nicht selten die „Vorlesungen über die Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche“, Twestens Hauptwerk, dessen erster Band 1826 erschien, das er aber nie vollendete. August Twesten war außerdem der Vater des Juristen und nationalliberalen Politikers Karl Twesten (1820–1870).
Wegen des zeitlichen Abstandes, aber auch infolge gewisser Eigenwilligkeiten in Stil und Begrifflichkeit sind uns heutzutage weder Schleiermachers noch Twestens Texte unmittelbar eingängig. Es lohnt jedoch allemal – ein Interesse an der Theologie- und Philosophiegeschichte des 19. Jahrhunderts vorausgesetzt –, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Dem örtlichen kulturellen Gedächtnis ist offenbar entfallen, dass Twesten in Glückstadt (nicht etwa in Kiel!)394 geboren wurde und hier auch seine erste Ausbildung genoss. Eine Würdigung dieses nicht geringen Sohnes Glückstadts, die über den Umfang von Lexikonartikeln hinausginge,395 gibt es aus neuerer Zeit m.W. nicht. Der für die Entwicklung der evangelischen Theologie im 20. Jahrhundert so bedeutende Karl Barth (1886–1968) sah Twesten offenbar nur als Ziehkind Schleiermachers an; jedenfalls begegnet Twestens Name in Barths Werk über die protestantische Theologie des 19. Jahrhunderts nur an zwei Stellen in dieser Sichtweise.396 Auch in dem theologiegeschichtlichen Alterswerk Helmut Thielickes (1908–1986), bei dessen Konzeption der Hamburger Theologieprofessor nach eigenem Bekunden „von der Kunst des Weglassens reichen Gebrauch machen mußte,“397 taucht Twesten lediglich in dem ausführlichen Kapitel über Schleiermacher im Literaturverzeichnis auf.398 Dafür hat ihm der Historiker Eckardt Opitz in seinem – wie man wohl zu Twestens Zeiten noch hätte sagen dürfen – Bildersaal landesgeschichtlich bedeutender Persönlichkeiten von 1990 ein paar Seiten gewidmet.399
Titelblatt der Druckausgabe des Lehrplans für die Glückstädter Gelehrtenschule, mit persönlicher Widmung des Verfassers an „Herrn Hofrath Petersen.“ Liegeort: Nordkirchenbibliothek Hamburg (Signatur: Mi 5506).
Die nachfolgenden Ausführungen sollen zwar kein dezidierter Fachvortrag sein, sondern allgemein die Erinnerung an eine Persönlichkeit wachrufen, die zumindest in den jüngeren stadtgeschichtlichen Darstellungen nicht vorkommt. Da Twesten sich aber von Berufs wegen zeitlebens mit philosophischen und theologischen Fragen beschäftigte und diese auch in einem bildungs- und kirchenpolitischen Horizont zu reflektieren hatte, sind entsprechende Bezugnahmen – teils auch in vertiefter Form – nicht zu vermeiden. Gelegentliche Erläuterungen im Haupttext wie in den Fußnoten sollen Verständnishilfen bei der Lektüre geben.

I.

Zunächst wollen wir anhand der biografischen Daten eine Skizze von Twestens Leben entwerfen. Dabei werden wir aus Platzgründen nicht alle Stationen erfassen können, sondern uns auf einige interessante Abschnitte konzentrieren. Die reichlich eingestreuten Zitate sollen einen Eindruck von dem Kolorit der zeitgenössischen Quellen und auch der Sekundärliteratur vermitteln.
August Twesten kam am 11. April 1789 als Sohn des Unteroffiziers Johann Twesten und dessen Ehefrau Sophie geb. Stoll in Glückstadt zur Welt.400 Opitz stellt richtig fest, dass „Twesten die sozialen Bedingungen, unter denen er aufwuchs, nicht problematisiert“401 habe. Seinen Kindheitserinnerungen haftet ein sehr anekdotischer Charakter an. Man kann ihnen aber entnehmen, dass er einen strengen Vater und eine liebevolle Mutter gehabt haben muss.402
Twesten besuchte die örtliche Gelehrtenschule, das spätere Königliche und heutige Detlefsen-Gymnasium. Dort gehörte der Rektor dieser Anstalt, Friedrich Heinrich Germar (1776–1868), zu seinen Lehrern. Dieser befasste sich als promovierter Theologe u.a. mit Fragen der biblischen Hermeneutik und des Verhältnisses von Glauben und Wissen; er wird dem jungen Twesten erste Anregungen für spätere Studien auf diesen Gebieten gegeben haben.403 Einer Erläuterung des ab 1805 gültigen Lehrplans aus Germars Feder lässt sich entnehmen, wie der Religionsunterricht in den drei Klassenstufen der Glückstädter Gelehrtenschule seinerzeit – also während Twesten dort lernte – organisiert war: In der Tertia, der Secunda und der Prima gab es pro Woche zwei Stunden Religionsunterricht, dazu in der Tertia noch eine Wochenstunde „Biblische und moralische Erzählungen.“404 Insgesamt umfasste jede Klassenstufe vier Jahre. Die Inhalte des Religionsunterrichts scheinen sehr durch die damals in Holstein noch herrschende Aufklärung geprägt gewesen zu sein. Diese hatte auch in Glückstadt, dem Erscheinungsort der, wie der Landeshistoriker Otto Brandt (1892–1935) mit leiser Ironie bemerkt, „volksbeglückenden ‚Schleswig-Holsteinischen Anzeigen‘“ und „Sitz der Regierungskanzlei und einer starken Garnison“,405 viele Anhänger.
Zur Einführung in das Fach dienten die „Fragen an Kinder. Einleitung zum Unterricht in der Religion“ (Zürich ca. 1770 u.ö.) des schweizerischen Pfarrers Hans Ulrich Irminger (1737–1805) als Lehrbuch. Daran schloss sich ein nicht näher bezeichnetes „Spruchbuch“ an, vermutlich eine in leicht fasslichen Sätzen formulierte Sammlung von Bibel- und Katechismusversen, die in Auswahl auswendig gelernt werden mussten. Dieser Wechsel wiederholte sich in der zweiten Hälfte der Tertia, wie Germar mit gefälligem Blick auf die eigene Leistung anmerkt, „ohne daß theils wegen des jährlichen Zwischenraums, theils wegen der verschiedenen Auswahl Ermüdung zu besorgen ist.“406 In der Secunda folgte derselbe Turnus mit den Unterfächern „Moral“ und „Religionslehre“. Dahinter verbarg sich einmal eine Einführung in die christliche Ethik anhand des Werkes „Lehrbuch der Moral und Religion nach reinen Grundsätzen für die gebildetere Jugend“ (Schleswig 1796, 2. Aufl. 1799 unter leicht verändertem Titel). Der Verfasser war Detlev Johann Wilhelm Olshausen (1766–1823). Dieser der Aufklärung nahestehende, um das Schulwesen verdiente Lehrer, Pastor und Altphilologe war von 1801 bis 1815 Hauptprediger in Glückstadt, so dass Twesten ihn mit Sicherheit persönlich kannte. Der andere Teil betraf „die eigentliche, besonders christliche Religionslehre, ver...

Inhaltsverzeichnis

  1. Über das Buch
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Vorwort
  4. Christian Boldt: Georg Günther Kröll und die Festung Glückstadt – Eine Spurensuche
  5. Ernst-Adolf Meinert †: König Christian IV. (1588-1658) und die Elbmarschen
  6. Merten Kröncke: Die Glückstädter Stadtplanung und Christian IV. – Neue Deutungen
  7. Joachim G. Jacobs: Der Jüdische Friedhof von Glückstadt
  8. Jan-Uwe Schadendorf: Der Schleier ist gelüftet – zur holsteinischen Herkunft der Wiebeke Kruse
  9. Denny Krietzsch: Die Magdeburger Bildhauerschule in Glückstadt – Leben und Wirken Georg Kriebels, Hofbildhauer Christians IV (1583–1645)
  10. Gerhard Köhn †: Das Glückstädter Schloß Glücksburg – Sein Verfall und sein Abbruch um 1700
  11. Sven Wiegmann: Das Provianthaus der Festung Glückstadt
  12. Holger Reimers, Susanne Kreth: Das Provianthaus in Glückstadt. 1705 bis 2013
  13. Gerhard Köhn †: Der Ingenieurmajor Christian Gottfried von Dilleben in der Festung Glückstadt im 18. Jahrhundert
  14. Ulrich Euent: Die Glückstädter Werkstatt des Orgelbauers Johann Matthias Schreiber (1716–1771)
  15. Kay Blohm: Von Glückstadt nach Christiansborg / Ghana
  16. Jan Ocker: Das Herzogtum Holstein in den Jahren 1848–1851. Eine Spurensuche zum Verhältnis von dänischer zu schleswig-holsteinischer Gesinnung im heutigen Kreis Steinburg
  17. Fritz Treichel †: Bedeutende, heute unbekannte Glückstädter
  18. Joachim Stüben: August Twesten (1789–1876), ein lutherischer Theologe und Schleiermacher-Schüler aus Glückstadt
  19. H.-Peter Widderich: Bildende Künstler in und um Glückstadt
  20. H.-Peter Widderich: Der Tiermaler August Schenck (1821–1900) – Ein Glückstädter in Frankreich – Hommage á Geerd Spanjer (1905–1992)
  21. Norbert Meinert: Zur Geschichte der „Vereinigung ehemaliger Primaner“
  22. Reimer Möller: Die Polizeiverwaltung der Stadt Glückstadt in der NS-Zeit
  23. Mareke Habakuck: Es führt ein Weg aus Glückstadt!?
  24. Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt †: Detlefsen-Gesellschaft Glückstadt e.V.
  25. Autoren
  26. Impressum